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Teambrella, die dezentrale Versicherung, startet in Südamerika und den Niederlanden

Teambrella nutzt Multisig Smart Contracts, um eine dezentrale Versicherung aufzubauen. Anstatt einer Black Box in Form einer zentralen Anstalt gibt es bei Teambrella Teams, die in transparenten Verfahren darüber abstimmen, ob und wie im Schadensfall ausgezahlt wird. Mit Haustieren in Peru und Argentinien sowie Fahrrädern in den Niederlanden geht Teambrella nun live.

Bitcoin hat als erste P2P-Währung Geld dezentral gemacht. Damit hat ein dezentrales Netzwerk gezeigt, dass es manche Funktionen von Zentralbanken, Banken und Zahlungsdienstleistern übernehmen kann. Diese Revolution hat mit Bitcoin erst begonnen und wird sich, falls sie denn Erfolg hat, noch einige Jahrzehnte durch die Gesellschaft fressen.

Für viele ist Geld aber erst der Anfang. Denn mit Smart Contracts, die die Geldflüsse automatisieren, kann man an sich fast jeden Vorgang dezentralisieren, bei dem Personengruppe über die Verwendung finanzieller Mittel entscheiden. Man kann, anders gesagt, das Konzept der Firma zu weiten Teilen überflüssig machen. Die DAO war eine eindrucksvolle Demonstration, wie man durch Smart Contracts eine komplexe Organisation wie eine Investmentgesellschaft vollständig dezentralisiert. Zwar ist die DAO gescheitert – doch die Idee, die sie symbolisiert, hat erst begonnen.

Eine der interessantesten DAOs ist Teambrella. Das russische Projekt arbeitet schon seit 1,5 Jahren daran, eine dezentrale Versicherung aufzubauen. Dies soll nicht nur Versicherungen günstiger, fairer und transparenter machen, da keine zentrale Black Box mehr im Spiel ist – es soll auch Leuten in der dritten Welt einen Versicherungsschutz bieten, der für diese ansonsten gar nicht verfügbar ist. Dabei verbinden sich die User zu Teams, zahlen Geld ein und einigen sich auf Regeln, wann unter welchen Umständen welche Schadenssumme ausgezahlt wird.

Nun ist Teambrella, die Versicherung ohne Versicherung, mit den ersten Gruppen live gegangen. Laut Entwickler Alex Paperno möchte man zunächst sehen, wie Teambrella in verschiedenen Kontexten und Kulturen funktioniern. „Die ersten Teams sind daher Pioniere; wir wollen besser erkennen, welche Gelegenheiten es für P2P Versicherungsschutz gibt und wie die verschiedenen Communities zusammenarbeiten.“

Daher hat Teambrella für den Start eher Nischen-Themen ausgewählt: So können Katzenbesitzer in Peru und Hundebesitzer in Argentinien zusammen ihre Haustiere versichern, um dafür vorzusorgen, wenn el Wauzi oder la Bello krank werden oder sich verletzen. Die zweite Gruppe, die vor kurzem gestartet hat, widmet sich hingegen einem der vermutlich beliebtesten Diebesgütern Europas: Fahrrädern in den Niederlanden. Die Teammitglieder können ihre Drahtesel fortan ohne zentrale Versicherung gegen Diebstahl versichern.

Screenshot des Demo-Dashboards von Teambrella.

Derzeit sind, erzählt Paperno, in Peru etwa 80 Katzenbesitzer angemeldet, während sich die Teams in Argentinien und den Niederlanden noch aufbauen.

Eigentlich hat Teambrella mit P2SH-Adressen auf Bitcoin begonnen. Die FAQ erklärt auch, dass man bislang nur mit Bitcoin arbeite, da Bitcoin derzeit noch das öffentliche Synonym für Kryptowährungen sei. Man arbeite jedoch bereits daran, auch andere Kryptowährungen aufzunehmen. Der Demo zufolge, mit der man auch ohne eine Team-Einladung zu haben, in das Dashboard reinschauen kann, ist Teambrella jedoch nun auf Ethereum umgestiegen. Zumindest zeigt die Wallet von Teambrella Guthaben und Adressen in dieser Währung an.

Paperno erklärt, warum: „Bitcoin wurde immer mehr zum Problem, als die Gebühren auf bis zu 5 Dollar gewachsen sind, was nicht länger kompatibel mit unserem Modell war. Wenn sich die Situation bei Bitcoin verändert, ziehen wir diese Entscheidung vielleicht zurück, auch wenn wir planen, mit ShapeShift verschiedene Währungen zu integrieren.“

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5 Kommentare zu Teambrella, die dezentrale Versicherung, startet in Südamerika und den Niederlanden

  1. Wie werden, so ohne zentrale Instanz, schlechte Risiken ausgeschlossen und dafür gesorgt, daß sich nur jene versichern können, bei denen das höchstwahrscheinlich nicht notwendig ist? Falls man das nicht tut, dann wird Teambrella niemals mit anderen Versicherungen, die das alle machen, konkurrieren können. Die Ersetzung von Gesetzlichem Zahlungsmittel durch eine Kryptowährung ist weit davon entfernt, ein Geschäftsmodell zu sein.
    らんま

    • Einmal den Link im Text anklicken, um zu sehen, was das Bitcoinblog.de zum ersten Mal über Teambrella geschrieben hat:

      Das Whitepaper skizziert ein Modell, das tatsächlich eine p2p-Versicherung ermöglichen kann. Dabei bilden die Peers Teams, etwa um Autos zu versichern, und stellen Regeln auf, etwa wann bezahlt wird, welche Dokumente einzureichen sind, woher die Mitglieder sind etc. Mehrere Formeln aus der Versicherungsmathematik verbinden Werte wie das Risiko, den durchschnittlichen Schadensfall und den Wert des versicherten Autos. Die Teammitglieder können individuell festlegen, wie viel sie maximal bezahlen, was auch der Wert ist, den andere maximal bezahlen, wenn sie einen Schaden melden. Jedes Teammitglied kann in Relation zu den von ihm bisher ausbezahlten Beträgen über den Umgang mit Schadensfällen wählen. Um in größeren Gruppen den Aufwand für den Einzelnen gering zu halten, kann die Stimme an ein anderes Teammitglied abgegeben werden, das, je nach Teamregeln, einen festgelegten Anteil an den ausgezahlten Beträgen oder Prämien erhält. Solche “pro-voter” können auch freiberufliche Mitarbeiter von Versicherungen sein, die dieselbe Aufgabe übernehmen wie dort in der Schadensregulierung. Sprich: Ein Mitarbeiter einer Versicherung könnte beispielsweise freiberuflich eine Autoversicherung für Menschen in Liberia starten.

      Wer’s noch genauer wissen will, sollte einen Blick ins Whitepaper werfen.

  2. Inzwischen habe ich das Whitepaper gelesen. Da steht tatsächlich nichts weiter drin, als daß alle Regeln den Nutzern überlassen sind. Man kann selbst festlegen wieviel man bezahlen will, das ist gedeckelt mit der Zahlungsfähigkeit und alles weitere muß man extra in Verträgen festlegen. SMART CONTRACTS KOMMEN IM WHITEPAPER GARNICHT VOR! Man kann sein Stimmrecht an andere abtreten, aber auch wieder zurückholen, was der einzige Unterschied zu einem herkömmlichem bürokratischem Wasserkopf ist. (Vielleicht ist das der MultiSig-Teil?) Daher wird auch Teambrella einen bürokratischen Wasserkopf bilden müssen, wenn es auf diese Weise weiterfunktionieren will. Der einzige Unterschied zu einer herkömmlichen Versicherung wird dann sein, daß Zahlungen in Bitcoin abgewickelt werden. Vielleicht auch noch, daß man nicht immer die Summe erhält, die vertraglich vereinbart wurde, weil schließlich noch die Zahlungsfähigkeit als Deckel drin ist. Außerdem scheint noch garnicht berücksichtigt zu sein, daß eine Versicherung von der Finanzaufsichtsbehörde genehmigt werden muß.
    らんま

    • Auf S. 2 steht sehr vieles über P2SH Wallets (M von N). Das ist Multisig und der Kern von Smart Contracts (letzten Endes hat auch die DAO auf Multisigs aufgebaut).

      Teambrella beseitigt nicht den bürokratischen Wasserkopf, der mit der ganzen Schadensregulierung etc. verbunden ist. Es beseitigt lediglich die Versicherungsfirma, da der Wasserkopf auf volontaristischer Basis mit Smart Contracts verwaltet wird. Ob das besser oder schlechter wird, effizienter oder weniger effizienter, ehrlicher oder betrugsanfälliger, muss sich freilich zeigen.

      Die DAO zum Beispiel schien gar nicht in der Lage zu sein, auch nur einen Bruchteil der nötigen Stimmen aufzubringen, die notwendig gewesen wäre, um Geld zu investieren. Aber dank des Hacks konnte man das nicht lang genug beobachten …

      • Funktionieren Smart Contracts auf der Bitcoin Blockchain? Hat man gründlich über Smart Contracts nachgedacht, wenn einem da Bitcoin noch vor Ethereum einfällt, welches doch ausdrücklich für Smart Contracts erschaffen wurde?
        らんま

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