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Freuen Sie sich, Sie haben eine Währung mehr!

Zu Anglizismen kursieren eigentlich nur zwei Haltungen: Die einen fürchten, Wörter wie Laptop, Benchmark und Burger würden die Reinheit der deutschen Sprache gefährden. Die anderen freuen sich, dass sie ein Wort mehr haben. Ebenso verhält es sich mit dem Bitcoin. Sie können der Meinung sein, der Euro sei der Währungsweisheit letzter Streich und alles, was danach kommt, grundsätzlich abzulehnen. Oder Sie freuen sich, dass es eine Währung mehr gibt.

Natürlich neigen wir zur zweiten Haltung. Wir hegen die Hoffnung, dass der Bitcoin unsere Verhältnisse zum Geld ebenso updaten wird, wie die englischen Leih- und Lehnwörter unsere Fähigkeit, etwas auszudrücken, ohne unsere Zunge zu verknoten. Wir wollen nämlich lieber nicht von Klapp-EDV-Systemen sprechen, mit denen wir im weltweiten Netz E-Briefe schreiben.

Dass man sie nur umständlich ins Deutsche übersetzen kann, ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen der Monorail und dem Bitcoin (c) Claus Bünnagel / pixelio.de

Dass man sie nur umständlich ins Deutsche übersetzen kann, ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen der Monorail und dem Bitcoin (c) Claus Bünnagel / pixelio.de

Welches Potenzial hat der Bitcoin also? Allgemein gesprochen reduziert er die Reibung finanzieller Transaktionen erheblich und kann überall da nützlich sein, wo die Geldströme ins Stocken geraten. Jede Überweisung wird fast augenblicklich registriert und nach rund zehn Minuten bestätigt; da es keine Zwischenhändler gibt, fallen auch keine bzw. nur minimale Gebühren an. Man kann ihn mit der Magnetschwebebahn vergleichen, bei der ein Zug keinen physischen Kontakt zum Gleis hat und sich reibungsfrei bewegt. So, wie eine Magnetschwebebahn nicht auf jeder Bahnstrecke Sinn macht, macht auch der Bitcoin nicht in jedem Geschäftsbereich Sinn. Keiner hat gesagt, dass der Bitcoin den Euro oder Dollar ablösen soll. Es wäre aber doch recht praktisch, wenn er ihn ergänzt. Einige Ideen:

Internationale Transaktionen

(c) Th. Reinhardt / pixelio.de

(c) Th. Reinhardt / pixelio.de

Sei es ein Arbeitsmigrant, der seiner Familie einen Teil seines Lohnes zuschickt, sei es ein Unternehmen, das internationale Einkäufe macht – das Problem, Transaktionen über verschiedene Währungsräume hinweg durchzuführen, trifft den einen wie den anderen. Internationale Zahlungsanbieter wie Western Union verlangen Gebühren von gut zehn Prozent, bei kleineren Beträgen gerne auch mehr. Der Bitcoin kann dieses Problem lösen. Wer ihn nutzt, kann bereits jetzt die Gebühren für Auslandsüberweisungen, sei es in die USA, sei es nach Finnland oder Australien, minimieren und den Zahlungsvorgang drastisch beschleunigen. Vom Tourismus wollen wir mal gar nicht sprechen …

Mikropayment

Ob Videos, Bilder, Lieder oder Texte – das Internet hat vielen Content-Produzenten ernsthafte finanzielle Probleme eingebrockt, die sie noch längst nicht verdaut haben. Dies zeigt das flächendeckende Sterben von Videotheken oder das langsame, aber kontinuierliche Darben der Zeitungen, deren Online-Auftritte zu den allergrößten Teilen defizitär wirtschaften. Das Problem ist oft weniger, dass der Konsument die Inhalte umsonst nimmt, weil er sie umsonst kriegen kann – sondern dass es bisher kaum möglich ist, für Inhalte online zu bezahlen. Versuche einzelner Zeitungen zeigen, dass der Konsument Geiz gar nicht so geil findet, wie befürchtet wird, sondern durchaus bereit ist, für Qualität zu bezahlen. Die ideale Lösung wäre es, Texte, Videos oder Lieder einzeln für Cent-Beträge anzubieten. Bisher ist das aber kaum möglich – die hohen Gebühren machen das Mikropayment kaum rentabel, technischer Aufwand und finanzieller Ertrag stehen in keinem guten Verhältnis zueinander. Der Bitcoin IST hierfür die Lösung.

Sicherheit

(c) Thorben Wengert / pixelio.de

(c) Thorben Wengert / pixelio.de

Der Betrug im bargeldlosen Zahlungsverkehr ist epidemisch. Ob jemand eine Karte stiehlt und per Unterschrift bezahlt oder jemand per phishing-mails Daten erschleicht und damit Online-Einläufe macht – jeder Anbieter von Kreditkarten rechnet einen gewissen Prozentsatz von Betrugsfällen in seine Gebühren ein. Kein Wunder, dass rund 70 Prozent aller Betreiber von Online-Shops bereits Opfer von Betrugsversuchen mit Kreditkarten geworden sind. Mal wird eine Ware bestellt, aber nicht bezahlt, dann werden fiktive Kundendaten angeben oder es wird mit einer geklauten Karte bezahlt. Der Bitcoin würde einen großen Teil dieser Betrugsmaschen unmöglich machen.


Währungsstabilität

Hyperinflation? Mit dem Bitcoin nicht möglich (c) Erich Keppler / pixelio.de

Hyperinflation? Mit dem Bitcoin nicht möglich (c) Erich Keppler / pixelio.de

Zugegeben, die These ist etwas gewagt. Aber es hat seinen Grund, weshalb Bitcoins derzeit in Argentinien so begehrt sind. Der argentinische Peso geht durch eine steile Inflation, und die Menschen sehnen sich nach einer international gedeckten Währung. Als vom Dollar unabhängige Währung, deren Wert von keiner einzelnen Volkswirtschaft abhängt, könnte der Bitcoin in inflationsgefährdeten Ländern eine äußerst sinnvolle Rolle spielen: Nämlich als Werkzeug, um das Kapital der Menschen zu stabilisieren. Denn wenn eines sicher ist, dann dass der Bitcoin niemals eine Hyperinflation erleidet. Es ist unmöglich, ihn willkürlich nachzudrucken. Genau genommen ist der Bitcoin das einzige serielle Objekt der Welt, vom dem feststeht, dass seine Anzahl eine bestimmte Zahl (21 Millionen) niemals überschreiten wird. Nicht falsch verstehen – wir schätzen die Druckerpresse der Zentralbanken als finanzielles Instrument sehr. Aber die Geschichte hat wieder und wieder gezeigt, wohin ihr exzessiver Gebrauch führen kann. Um wem schadet es, wenn es noch eine Währung gibt, die von diesem Risiko unberührt bleibt?

Own-Banking

Das Kerngeschäft der Banken ist es, Kredite zu vergeben, große Einlagen sicher zu verwahren und Zinsen auszubezahlen. Die Rolle, welche sie bei der wirtschaftlichen Entwicklung gespielt haben und immer noch spielen, ist kaum zu überschätzen. Die industrielle Revolution – die Wiege der gegenwärtigen Industrie – hätte es ohne die Banken nie gegeben.
Der Bitcoin konkurriert nicht mit den Banken, auch wenn dies manchmal suggeriert wird. Im Gegenteil – er spielt ihnen in die Hände. Einerseits kann er ihnen das Leben einfacher machen, wenn sie mit den oben genanten Problemen – Betrug, Mikropayment, internationale Transaktionen – zu kämpfen haben. Andererseits macht der Bitcoin ein Service-Angebot der Banken unnötig, das für diese meist eher eine Last ist: Die Verwaltung kleiner Beiträge sowie die Abwicklung sicherer, alltäglicher Transaktionen. Das „Online Banking“ bedeutet für jede Bank einen enormen informationstechnischem Aufwand, generiert aber kaum Gewinne und ist für den Nutzer oft umständlich und immer langsam. Mit dem Bitcoin kann jeder kleine Beträge auf dem eigenen Wallet verwalten und überweisen. So gut wie kostenlos und in Echtzeit

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

3 Kommentare zu Freuen Sie sich, Sie haben eine Währung mehr!

  1. Martin Burrows // 24. Oktober 2013 um 11:04 // Antworten

    Die englischen Eigennamen sollten niemanden klaren Verstandes stören: Ich nenne meinen englischen Bekannten mit dem Vornamen „John“ ja auch nicht Johannes. Störend emfinde ich die üblichen Verwässerungen deutschen Sprachgutes durch floskelartige wörtliche Übersetzungen wie „es macht Sinn“ von „it makes sense“. Sowas ist im Deutschen einfach nur blanker Unsinn !
    Zu welcher der beiden Meinungen gehöre ich denn da nun ?? 😉

    Der Vergleich mit dem Monorail hat auch so seine Tücken, denn es könnte suggerieren, das das implementieren von Bitcoin-Verbindungen ähnlich aufwendig und teuer wäre wie der Ausbau eines ICE-Streckennetzes, was eher nicht der Tat entspricht, wie ja später unten im Artikel klar wird.

    Der Teil über das Own-Banking zeigt auf, wie es möglicherweise Banken der Zukunft handhaben könnten. Für diese wäre es ein Vorteil. Junge neue Banken könnten so operieren. Ob die „Big Banks“ der Gegenwart mit ihrer „to big to fail“-Attitüde diesen Wandel ohne Schmerzen vollziehen werden halte ich jedoch für fraglich, da viele dort nicht mehr wissen wie man auf ehrliche weise Geld verdient.

    Ansonsten jedoch interessanter Artikel !

  2. ich finde man sollte immer offen gegenüber neuem sein.ein bisschen skepsis kann jedoch nie schaden.vor allem,wenn es um ein zumindest für den markt vollkommen neues produkt wie den bitcoin geht.es gibt nur wenige tests oder testberichte zum bitcoin,viele spekulative zukunftsszenarien machen die runde und keiner weiß genau wo es hingehen soll oder wird.ps alleine schon durch die englische bezeichnung ist es überhaupt möglich den bitcoin international glaubhaft zu etablieren oder?

  3. Hallo zusammen,

    Bitcoin erfährt in den letzten Monaten keine positive Presse. Der Gründer ist angeblich mit einem Großteil der Gelder verschwunden. Es stellt sich heraus, dass die Werte zu hoch angesetzt wurden. Wie soll das bloß weitergehen.

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