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Newsweek: Identität von Satoshi Nakamotos enthüllt?

384319_web_R_K_B_by_Heidi Apel_pixelio.deDie Identität von Satoshi Nakamoto, dem Schöpfer des Bitcoins, ist eines der großen Rätsel der virtuellen Währung. Womöglich heißt es ab jetzt: war. Denn die Newsweek hat einen Artikel veröffentlicht, in dem sie behauptet, Satoshi Nakamoto gefunden zu haben. Der angebliche Bitcoin-Erfinder bestreitet dies jedoch. Mittlerweile hat sich sogar der echte Satoshi gemeldet, um die Enthüllung zu dementieren.

Es gab so viele Spekulationen. Ein kryptographischer Experte nach dem anderen, aus beinah allen Teilen der Welt, wurde verdächtigt, Satoshi Nakamoto zu sein, der wie ein Prophet verehrte Gründer des Bitcoins, der von Anfang an bedacht war, niemals zu viel über sich selbst zu verraten und sich bereits Mitte 2010 zurückgezogen hatte. Wer steckt sich hinter dem Pseudonym? Ein Einzelner oder ein Team? Ein Japaner, ein Amerikaner, oder ein Brite, weil Satoshi britische Wendungen verwendet? Jedes Wort des Bitcoin-Whitepapers und jede Zeile Code wurde auf den Kopf gestellt, um Satoshi zu finden.

Die Newsweek hat heute ihre Printausgabe relauncht. Als Titelgeschichte wartet sie damit auf, das Rätsel um die Identität von Satoshi Nakamoto gelüftet zu haben. Sie liefert zwar keinen wirklichen Beweis, schmückt den Artikel aber mit Bildern von Satoshi Nakamoto sowie seinem Haus aus und nennt seinen Wohnort. Satoshi Nakamoto, Besitzer von anscheinend rund einer Million Bitcoin ist also … Dorian S. Nakamoto. Das „S.“ steht für Satoshi. Ernsthaft. Ein Amerikaner japanischer Abstammung, der 64 Jahre alt ist, in San Bernando, einem Vorort von Los Angeles, California, lebt, einen Toyota Corolla fährt und Vater von Kindern ist. So einfach ist das also.

Die Reporter haben die Einwohner-Datenbanken der Vereinigten Staaten nach Personen mit dem Namen „Satoshi Nakamoto“ durchsucht. Unter den Treffern schien nur einer in der Lage zu sein, so etwas wie den Bitcoin zu erschaffen: Dorian Satoshi Nakamoto hat einen Abschluss in Physik an der California State Polytechnic University in Pomona und hat sowohl bei großen Firmen der Kommunikationselektronik als auch in der Rüstungsindustrie gearbeitet.

Dorian S. Nakamoto hat ein Faible für Modelleisenbahnen. Die Newsweek-Reporter haben auf diesem Weg einen Kontakt zu ihm hergestellt. Als sie das Thema auf den Bitcoin lenkten, brach Nakamoto die Korrespondenz ab. Danach haben die Reporter seine Verwandten ausgehorcht. Das Bild, das sie von Nakamoto zeichnen, ist das eines etwas seltsamen, genialen Mannes, der viel, diszipliniert und intensiv arbeitet, keinerlei Verständnis für Fehler hat, großen Wert auf Privatsphäre legt, es hasst, Steuern zu zahlen und seine Kinder dazu erzogen hat, selbständig zu sein und sich nicht auf den Staat zu verlassen.

In den letzten Jahren habe Nakamoto gesundheitliche Probleme gehabt, was möglicherweise seinen Rückzug aus der Bitcoin-Szene erklären könnte. Er hatte einen Schlaganfall und Prostata-Krebs. Finanziell schien es bei ihm nicht zum besten bestellt, was die Frage aufwirft, weshalb er nicht längst seinen gigantischen Schatz von einer Million Bitcoins zumindest teilweise zu Geld gemacht hat. Nachdem Nakamoto jede Kommunikation mit den Newsweek-Reportern abgebrochen hatte, fuhren diese zu ihm nach Hause. Als sie eintrafen, verständigte Nakamoto die Polizei. Das einzige, was er den Reportern sagte, war, dass er nicht länger im Bitcoin involviert ist und keinerlei Verbindung mehr dazu habe. Dann entfernten die Polizisten die Journalisten.

Falls dies die Wahrheit ist, ist es verstörend, wie banal sie und wie fahrlässig die Newsweek mit den privaten Daten von jemandem umgeht, der vermutlich Bitcoins im Wert vieler Millionen besitzt. Falls es denn stimmt. Denn einen wirklichen Beweis liefert das Magazin trotz plausibler Indizien nicht, und es mutet merkwürdig an, dass jemand, der so viel Wert auf Privatsphäre und Anonymität legt, unter seinem echten Namen auftritt.

Update: Dorian Nakamoto ging, nachdem sein Haus von einer Horde Journalisten belagert wurde, mit einem Reporter der Associated Press (AP) zum Mittagessen. Ihm gegenüber hat er bestritten, der Erfinder des Bitcoin zu sein. Zugleich hat Satoshi Nakamoto (der echte) im Forum der P2P-Foundation sein jahrelanges Schweigen gebrochen und die Nachricht gepostet, er sei nicht Dorian Nakamoto. Der Betreiber des Forum, Josef Davies-Coates hat per twitter bestätigt, dass sich Satoshi Nakamoto mit der Original-Email eingeloggt habe.

Tja. Die Wahrheit scheint in der Klemme zu stecken. Falls Dorian Nakamoto DER Satoshi ist, dann würde er es wohl bestreiten und in einem Forum posten, dass er nicht Dorian Nakamoto sei. Falls Dorian Nakamoto nicht DER Satoshi ist, würde er es ebenfalls bestreiten … Die Bitcoin-Szene nimmt es mittlerweile mit Humor und sammelt Spenden, um Modelleisenbahnen für Dorian Nakamoto zu kaufen. Ein lustiger Kommentar ist auch der, dass die Newsweek besser mindestens drei Bestätigungen abgewartet hätte, bevor sie die Story publiziert hat. Die Antwort darauf ist, dass die Newsweek „Headline Malleability“ ausgenutzt hat …

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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15 Kommentare zu Newsweek: Identität von Satoshi Nakamotos enthüllt?

  1. Thomas Bensler // 6. März 2014 um 17:27 // Antworten

    wenn ich zB Manfred Müller heißen und in Japan leben würde, würde ich auch zum Schutz meiner Privatsphäre unter genau diesem „Pseudonym“ auftreten 😉

    und was seine ~1Mio BTC angeht … wenn er eine ehrliche Geek-Haut ist, wird ihm dieser (lt. BitCoin-Protokoll völlig korrekte) Besitz wohl moralisch etwas zweifelhaft vorkommen, denn er hat das BitCoin-Protokoll ja selbst geschaffen. Verständlich, dass er das nur höchst ungern antastet. Ein gewisser Kim DotCom zum Bsp würde vermutlich keine Sekunde zögern, das in Unfug wie drölfzig Ferraris umzusetzen.

  2. Werner Müller // 6. März 2014 um 18:34 // Antworten

    Wieso banal ? Dachten Sie der Bitcoin wurde von Gott erschaffen ?

  3. Ein Mann, „der sechs Kinder zur Welt gebracht hat“.
    Ja, so lieben wir Satoshi.

    • jo, genau DAS fand ich auch das beste an diesem post.. 🙂

    • Ja, wenn Satoshi die Kinder zur Welt brachte, wäre das noch das grössere Wunder als die Bitcoins!

      Wunder über Wunder, mich wundert gar nichts mehr.

  4. 1 Million Bitcoin… da wurden schon Menschen und deren Familienangehörige für weniger Geld gequält und umgebracht. Tut mir echt leid für Ihn, dass seine Adresse jetzt raus ist… Auch wenn er es selber garnicht sein sollte.

  5. Das ist Unfug.

  6. Newsweek… einfach nur abstoßend soetwas! Die Privatsphäre dermaßen mit Füßen zu treten 🙁

    Schäm dich Leah McGrath Goodman…

  7. Eine Nachricht von Satoshi: Message from Satoshi Nakamoto

    Davon unabhängig war der Bericht über den Aufenthaltsort absolut verantwortungslos.

  8. "I am not Dorian Nakamoto!" // 7. März 2014 um 7:24 // Antworten

    seht mal wer sich hier nach 5 Jahren mal wieder meldet, und was er sagt:
    http://p2pfoundation.ning.com/m/discussion?id=2003008%3ATopic%3A9402

  9. AP EXCLUSIVE: MAN SAID TO CREATE BITCOIN DENIES IT // 7. März 2014 um 11:14 // Antworten
  10. Dass unser „Satoshi“ paranoid an kleinste Details gedacht hat, sehe ich als unbestritten. Dass er immer unerkannt bleiben wollte, ist in dem Geschäft mehr als verständlich. Er wäre nicht der erste geniale Kopf, der von den US-Geheimdiensten ausgeschaltet wird. Dass er dann so dämlich ist und ihm kein anderer Name als Pseudonym einfällt, als der, der in seinem Ausweis steht, ist völlig ausgeschlossen. Das kann jedenfalls nur eine dämliche Paparazzo-Tusse glauben. Paparazzis sind ja dafür bekannt, dass sie in ihrem Stalking-Rausch keinerlei Grenzen in jeder Hinsicht mehr kennen. Man braucht in der Geschichte nicht zurück bis zu Lady Diana. Auch auf der Jagd nach Bildern von Justin Bieber hat sich erst einer von einem Auto über den Haufen fahren lassen. Das lässt ungefähr abschätzen, wie groß die Nuss im Kopf solcher Typen sein dürfte und wie ernst man diese „Enthüllung“ nehmen darf 😉

  11. Selbst wenn er es tatsächlich ist, sollte auch die Presse eine gewisse Privatsphäre berücksichtigen. In diesem Fall steht es ja nicht mal fest. Etwas mehr Menschlichkeit darf man auch von Medien erwarten.

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