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Wall Street Ante Portas

New York reguliert den Bitcoin: Die Finanzaufsicht hat angekündigt, zum Ende des zweiten Quartals 2014 ein regulatorisches Rahmenwerk zu verabschieden. Zugleich hat sie Firmen aufgefordert, ab sofort Anträge für den Betrieb einer Bitcoin-Börse einzureichen. In der Wall Street rennt sie damit wohl offene Türen ein.

New York ist die Weltstadt des Geldes, und geht es nach den dortigen Behörden, soll das auch dann so bleiben, wenn die Bitcoin-Revolution Fahrt aufgenommen hat. Die New Yorker Finanzaufseher haben sich im vergangenen Jahr intensiv mit dem Bitcoin beschäftigt; sie haben die Geschäftsführer zahlreicher Bitcoin-Unternehmen vorgeladen, Blockchain-Analysen betrieben und allgemein versucht, sich tief in die Materie hineinzudenken. Nun will der Superintendant Ben Lawsky Ernst machen.

Lawsky hat sich jüngst auf Reddit einem AMA gestellt. AMA steht für „Ask me Anything“, was schlicht bedeutet, dass jeder, der will, eine Frage posten kann, und der Befragte arbeitet sich durch die beliebtesten Fragen durch. Der von der Reddit-Community „Supernintendo“ genannte Superintendant bewies dabei Humor, blieb in seinen Antworten jedoch enttäuschend unkonkret. Immerhin hat er eine klare Grundhaltung gezeigt: Er möchte einerseits Innovationen, die er im Bitcoin durchaus sieht, nicht abwürgen. Andererseits bleibt er im Kampf gegen Geldwäsche hart und will einen Konsumentenschutz etablieren.

Gestern hat die Finanzaufsicht nun bekanntgegeben, dass sie Anträge von Firmen entgegennimmt, die eine Bitcoin-Börse eröffnen wollen. Lawsky sagte dazu: „Die gegenwärtigen Probleme mit Mt. Gox und anderen Firmen zeigen, dass wir Börsen für virtuelle Währungen dringend besser überwachen müssen. Wir brauchen robuste Standards für Konsumentenschutz, Cyber-Sicherheit und Maßnahmen gegen Geldwäsche. Wir arbeiten eilig und umsichtig an den Regeln für legitime Unternehmen, um dafür zu sorgen, dass diese ihre Geschäfte in einer verantwortlichen Weise on-shore betreiben können.“

Firmen können ab sofort Anträge einreichen, um die Erlaubnis zu erhalten, eine Börse für virtuelle Währungen zu betreiben. Die Finanzaufsicht werde die Einreichungen gemeinsam mit den Unternehmen diskutieren und dafür sorgen, dass die von Lawsky genannten drei Bedingungen – Konsumentenschutz, Cybersicherheit und Geldwäsche-Prävention – erfüllt werden. Die Annahme von Anträgen sei ein Schritt in der Entwicklung von Kriterien der Regulierung. Etwas später sollen Anträge von Firmen folgen, die andere Bitcoin-Unternehmen wie Zahlungsdienste gründen wollen.

Die Finanzaufsicht kündigt zudem an, dass sie „nicht später als zum Ende des zweiten Quartals 2014“ die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Branche der virtuellen Währungen verabschieden werde. Lawsky ist wohl klar, dass der Staat New York damit eine Pionierrolle übernimmt, die andere Staaten – sowohl innerhalb der USA als auch außerhalb – inspirieren, aber auch unter Handlungsdruck setzen wird. Es scheint zudem, als stimme sich Lawsky mit der deutschen Finanzaufsicht, der BaFin, ab. Zumindest hat der Superintendant ein Foto von sich mit Elke König, Chefin der BaFin, getwittert: „Privileg, den Nachmittag mit Elke König, Kopf der deutschen Finanzaufsicht BaFin, zu verbringen.“

Erste Bewerber in den Startlöchern

An der Wall Street rennt die Finanzaufsicht damit offene Türen ein. Eine der ersten Firmen, von denen erwartet wird, dass sie die New Yorker Bit-Lizenz beantragen, ist Second Market. Laut Lawsky steht sie wegen der geplanten Bitcoin-Börse bereits in reger Diskussion mit der Finanzaufsicht (mehr zu den Plänen für die Börse hier).

Ein weiterer Kandidat ist die Kooperation von Perseus Telecom und Atlas. Perseus Telecom ist ein Anbieter von Hochgeschwindigkeits-Verbindungen für Börsen. Die Firma wird Verbindungen zu Anti-Geldwäsche-Netzwerken einrichten, um den Bitcoin-Börsen dieselbe Sicherheit zu garantieren, wie sie die größten Aktienbörsen der Welt gewährleisten, und vermutlich wird Perseus das High-Frequency-Trading in die Bitcoin-Welt bringen. Der Geschäftsführer Jock Percy sagte, er sei im Gespräch mit einigen der größten Namen unter Hedge Funds und multinationalen Investmentbanken, die besser früher als später damit beginnen wollen, mit Bitcoins zu handeln.

Atlas dagegen ist eine in New York und Hong Kong beheimatete Bitcoin-Börse, die zwar von Leuten von der Wall Street betrieben wird und mit den höchsten Standards wirbt, aber offensichtlich derzeit zumindest in den USA noch in der Testphase ist. In jedem Fall ist nichts über sie bekannt, und sie tritt in keinster Weise als preisbildende Kraft auf. Ihr Ziel sei es, ein globales Netzwerk für Finanzinstitute zu errichten, das es diesen ermöglicht, Bitcoins und alternative Währungen zu handeln.

Ob es einem nun gefällt, dass die Wall Street in den Markt eindringt, oder nicht; und ob man findet, es sei für die Zukunft einer als Alternative gedachten Währung gut, dass die, die das alte Geldwesen beherrschen, nun auch die Welt der virtuellen Währungen entern – es sieht aus, als sei der Einmarsch der Wall Street nicht zu verhindern. Sobald die Regulierung in New York steht, wird wohl die Hölle ausbrechen. Der Sommer wird heiß werden.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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18 Kommentare zu Wall Street Ante Portas

  1. Der Bitcoin wird die Welt verändern, nur halt nicht so, wie sich mancher erhofft. Auf dem Weg dahin ist die Frage: Erschafft der Bitcoin eine ganz neues Geldsystem, oder ändert er das bestehende? Für das erstere dürften zu wenige Leute da sein, die auf eine Trennung harren. Im zweiten Fall führt kein Weg an der Wallstreet vorbei. Wenn da der Bitcoin als Bombe einschlägt und durch sein Nutzung als Zahlungsmittel Bankengewinne dauerhaft pulverisiert, wäre das ein sehr schöner Erfolg für den Bitcoin und weit mehr als man, realistisch betrachtet, noch vor zwei Jahren hätte erwarten können.

    • Heinz Schumacher // 14. März 2014 um 10:25 // Antworten

      Es gibt auch noch den dritten Fall – nämlich das Bitcoin alle anderen Währungen obsolete macht. Dann möchte ich mal die Wallstreet spucken sehen… Wie wahrscheinlich das ist wird sich zeigen.

      • Der Bitcoin wird niemals das Bargeld ersetzen. Schon alleine deswegen nicht, weil nicht jeder ein benötigtes Gerät hat.

        Und von Volumen wollen wir ja mal noch gar nicht reden. Man stelle sich mal das Facebook/WhatsApp-Geschäft in Bitcoin vor…

        Das Bezahlen eines einzigen ICEs mit Bitcoin wäre eine Woche lang Thema in allen Foren.

        Der ganz große Wertetauschen ginge erst bei Parität. 1Cent 1Satoshi

  2. Ich sehe BTC weiterhin als reines Spekulationsgut.
    Das ich Long also steigende aber auch short also fallende
    Kurse trade.
    Mein Werkzeug … siehe meine HP

    • Unser foreneigener Meister Haustroll ist jedenfalls noch nicht verhungert.

    • Heinz Schumacher // 14. März 2014 um 10:27 // Antworten

      Spekulation bleibt das was es ist – die Hoffnung, das andere für mein Geld arbeiten. Satoshi war klug genug das auf Dauer zu verhindern.

  3. Gerhard Fischer // 13. März 2014 um 16:26 // Antworten

    Ich rufe die idealistische Bitcoin-Community auf:
    Werft eure Perlen (eure BTCs) nicht vor die Säue (die Wallstreet-Haie)!
    Wenn diese Psychopathen zuviele von unseren Perlen bekommen, werden sie damit wieder die Welt unterdrücken wollen.
    Behaltet eure Perlen solange ihr nur irgend könnt, und ihr werdet mit steigenden Kursen belohnt werden.
    Seid euch bewusst, dass jedem Kopf der Welt eigentlich nur 3 Bitcoins moralisch zustehen. Wer mehr hat, sollte sie für karitative oder ökologische Zwecke ausgeben.
    Die Zukunft unseres Planeten ist auch in eure Hände gegeben, bleibt stark!

    • Das habe ich schon vor 2 Wochen in Forum geschrieben und nich gefragt wieso so viele Ihre BTC gleich wieder verkaufen. Habe denn Aufruf zum Sparen an der Bitcoin-Community zum 1 mal nach dem Kaurs fall von Dezemer 13 gemacht, nur leider ohne Erfolg!

      Ich kann Dir nur Recht geben, BTC Sparen!

    • Heinz Schumacher // 14. März 2014 um 10:30 // Antworten

      Das ist Unfug. Last Euch für Eure Arbeit in Bitcoin bezahlen, damit der Bitcoin in Rotation kommt. Bitcoin ist nicht dazu geschaffen worden um ihn zu bunkern oder um damit Spekulationsgewinne zu erzielen.

      • Rik8119 // 16. März 2014 um 4:39 //

        Leider sind Bitcoins jedoch viel besser zum spaaren und spekulieren geeignet als staatliches Geld, da keinerlei Wertverlust durch Inflation droht. Zusätzlich gibt es theoretisch keinerlei Kosten Bitcoins zu lagern was Bitcoins zu spaaren noch attraktiver macht.

        Herr Nakamoto mag etwas faszinierendes und einzigartiges geschaffen was unsere Welt für immer verändern wird, den Kern des Gerdsystems hat er jedoch nicht durchschaut.

        Geld das zum Handel genutzt werden soll muss einer Art Wertverlust unterliegen, da es sonst keinen Anreiz gibt sein Geld auszugeben (-> Bitcoin). Inflation ist eine Möglichkeit einen solchen Anreiz zu geben. Gesamtgesellschaftlich führt Inflation jedoch zu explodierenden Kosten (exponentiellen Geldwachstum). Eine viel Bessere Möglichkeit diesen Anreiz zu erzeugen ist Demourrage. Hier bleibt die Geldmenge gleich, gespaartes Geld wird jedoch mit der Zeit weniger (das Geld wird laufend umverteilt – es bleibt im Fluss). Wer hierzu mehr wissen will sollte sich Freicoin ansehen (Meiner Meinung nach der einzige Altcoin mit einer wirklichen Neuerung).

        Der Handel an der Börse ist für das Prinzip Bitcoin uninteressant. Diese werden lediglich verknappt und somit teurer was alle Bitcoiner da draußen freuen dürfte. Zugleich wird hierrmit eine Legitimation geschaffen, welche der größten Gefahr (Verbot von Bitcoins) entgegenwirkt.

        Fazit: Bitcoins an der Börse = toll! Wer mehr wissen will: Freicoins.

        VG Rik

  4. Das wird ein spannender Sommer…

  5. „Seid euch bewusst, dass jedem Kopf der Welt eigentlich nur 3 Bitcoins moralisch zustehen.“

    meinst sicher 3 Satoshi also 0,003 Bitcoin pro Erdling! -)

    wenn ich so rechne bin ich echt schon gut dabei xD

    • Heinz Schumacher // 14. März 2014 um 10:31 // Antworten

      Ein Satoshi sind 1/100.000.000 BTC….

    • Heinz Schumacher // 14. März 2014 um 10:35 // Antworten

      Man fragt sich womit Spekulanten dann noch spekulieren können, wenn jeder seine 0.003 Bitcoin hat. Ihr wisst ja – Bitcoin kann man durch keinen Trick der Welt duplizieren, wie man das bei Fiat Money fast beliebig kann. In Bitcoin können keine „Blasen“ entstehen und deswegen gibt Spekultion auf Deur keinen Sinn

      • Gerhard Fischer // 14. März 2014 um 21:45 //

        Ja richtig: Bitcoins sind dazu da, um sinnvolle, qualitativ wertvolle Dinge dafür einzutauschen. Die Dollars der Spekulanten sind eigentlich nichts Sinnvolles. Warum nicht? Weil man damit das Wertsteigerungspotential der BTCs aus der Hand gibt. Dieses wollen die Wallstreet-Haie abschöpfen und ich traue ihnen nicht über den Weg, dass sie damit etwas Sinnvolles im Sinne des Planeten anfangen werden. Das traue ich der heutigen Bitcoin-Community eher zu.
        Sorry für den Rechenfehler: Ich meinte 0.003 BTC pro Kopf, das sind immerhin 3 Mio Satoshis (spätere weitere Stückelungen nach unten sind sicherlich kein grosses technisches Problem).
        Da ich davon ausgehe, dass BTCs langfristig im Mittel immer nur steigen werden glaube ich, man sollte sie nur für unbedingt notwendige Dinge ausgeben. ZB wenn man die Bitcoin-Wirtschaft fördern will und das für notwendig hält, ist das eine sinnvolle Investition.
        Langfristige Verbindlichkeiten in Bitcoins können aber tödlich sein. Das sind zB Kredite in BTC oder langfristige Arbeitsverträge in BTC: die zukünftigen Zahlungen könnten sich als unfinanzierbar erweisen! Siehe Mt.Gox.
        Deshalb wird es Fiat-Währungen weiterhin geben. In Fiat können Gehälter weiterhin steigen und steigen und die Gewerkschaften glücklich machen. Ansonsten müsste ja für jede kollektivvertagliche Gehaltserhöhung ein anderer Kollektivvertrag gekürzt werden. Das wäre die Logik der begrenzten BTCs und das geht politisch nicht.
        Bis alle Menschen die Logik der Begrenzheit verstanden haben, wird es noch viele Mt.Gox geben.

      • Duplizieren kann man sie nicht, aber wie man in der Vergangenheit schon oft gesehen hat, kann man sie verlieren (vergessene Passwörter etc.), so dass sie im Laufe der Zeit immer weiter schrumpfen dürften!?

  6. Hier spricht Bruce Fenton zum Thema Wall Street/Regulierung in Texas letztes Wochenende. Lohnt sich! https://www.youtube.com/watch?v=3DbMeir-rLg&feature=youtube_gdata_player

  7. so nach dem motto der der btc gehört keinem da führen wir den devisen hochfrquenzhandel für den btc ein natürlich reguliert, scheint doch was da an geld zu machen zu sein damit. kurz zusammengefasst:

    Firmen können ab sofort Anträge einreichen, um die Erlaubnis zu erhalten, eine Börse für virtuelle Währungen zu betreibener.. sei im Gespräch mit einigen der größten Namen unter Hedge Funds und multinationalen Investmentbanken, die besser früher als später damit beginnen wollen, mit Bitcoins zu handeln.

    der bitcoin davon abgesehn das er keine währung ist demnächst bei NYSE Euronext 😉

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