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Der Bitcoin fordert die staatliche Kontrolle des Geldes heraus. Er ist kein unartiges Kind, sondern falsch geboren.

China: Zentralbank vs. Bitcoin-Börsen

Was will der Herr wirklich?

Im Oktober 2013, als der Bitcoin noch weniger als 200 Dollar wert war, habe ich die kommende Blase vorhergesagt – wie auch die Einstellung unserer Regierung:

„In China haben wir eine extrem zentralisierte Macht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Regierung den Bitcoin auf dem Markt erlaubt, wenn er ihre Aufmerksamkeit erregt, ist so hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Regierung Schulden in Bitcoin aufnimmt.“

Es war zu erwarten, dass die Reaktion der Regierungsorgane nicht wohlgesonnen ausfällt. Auch die Börsen haben damit gerechnet. FxBTC, eine der ersten und nun geschlossenen Bitcoin-Börsen in China, operierte ohne einen Firmennamen oder eine Adresse oder Telephonnummer zu nennen. Ich habe sie im vergangenen Jahr angeschrieben und nach Informationen gefragt, und sie haben geantwortet: „Du fragst nicht, wir antworten nicht. Wenn du uns vertraust, können wir Geschäfte machen. Du weißt, was ich meine.“ Auch die anderen Börsen sind vorsichtig. BtcTrade, eine der fünf großen Börsen, war etwa in Kanada registriert.

Gegen Ende Oktober 2013 setzte sich jedoch die Gier gegen die Furcht durch. Die Börsen krochen aus dem Schatten, um sich mit Venture Kapital zu versorgen. Der Star war BTCChina.

Wird die Regierung Bitcoin für den Staatsfeind halten oder für das unartige Kind, das zu erziehen ist? BTCChina hat auf das zweite gesetzt. Sie haben die Risiken abgewogen und zwei Dinge getan:

1. BTCChina hat bereits im Dezember Vorschläge für eine Selbstregulierung präsentiert und versucht, Gespräche mit den Behörden zu führen.

2. In einem präventiven Zug hat BTCChina versucht, eigenhändig die Marktfluktuation zu beeinflussen, also den Markt zu zähmen. Ihre Maßnahme war es, Liquiditätsrabatte einzuführen.

(cc) Jason Wesley Upton / flickr.com

(cc) Jason Wesley Upton / flickr.com – Creative Common License 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/

Liquiditätsrabatte sind eine Maßnahme, um unkontrollierte Preissteigerungen auf dem Wertpapiermarkt zu verhindern. Sie helfen, überschäumenden Blasenbildungen zu vermeiden. Jedesmal, wenn ein Objekt gehandelt wird, wird es teurer, da es eine Gebühr gibt. Dies schafft einen Druck auf den Preis, zu steigen, und je häufiger gehandelt wird, umso höher steigt der Preis. BTCChina entschied sich, Gebühren von Händlern zu erheben, die Preis-Fluktuationen durch Market-Order erzeugt haben, und diese Gebühren an Händler weiterzugeben, die den Preis halten durch Limit Order. Diese Methode wird Liquiditätsrabatt genannt und sie funktioniert.

BTCChina macht mit dem neuen Feature keinen Profit. Jeder Yuan, der bezahlt wird, geht an einen anderen Trader. Die Methode erwies sich allerdings als zu kompliziert für die meisten Trader, weshalb sie als Versuch angesehen wurde, Geld von den Usern zu kassieren. BTCChina verlor rasch Marktanteile an Huobi, die „Feuercoin-Börse“, die fast augenblicklich „Null Gebühren für immer“ ankündigte und zur größten Börse der Welt wurde. Fairerweise muss man sagen, dass BTCChina, in der Absicht, die Gunst des Herrn zu gewinnen, soweit gegangen ist, die Marktführerschaft abzugeben – sie wurde auf dem Teller präsentiert. Wegen des Wettbewerbs kann eine einzelne Börse den Markt jedoch nicht beruhigen. Aber können es alle, wenn sie sich zusammenschließen?

Das ist der Hintergrund der Ankündigung der Selbstregulierung der fünf großen Börsen. Wenn der Herr Harmonie will, soll er sie bekommen. Können wir nun leben?

Wenn unser Herr wollte, dass ein Markt beruhigt und reguliert wird, dann würde er es sagen. Er hätte es jederzeit in den vergangenen vier Monaten verlangen können, aber er hat geschwiegen und BTCChinas Versuch, den Markt zu zähmen, ignoriert. Wenn man gründliche die Berichte liest, wird man erkennen, dass die PBOC niemals von Regulierung gesprochen hat. Ja, anstatt, wie es üblich ist, die CBRC anzuweisen, die Bankkonten der Börsen zu schließen – diese Kommission ist für solche Aufgaben zuständig – hat die PBOC selbst den direkten Befehl dazu gegeben. Das bedeutet: Er ist final, da er von der höchsten Ebene kommt. Irgendjemand weit oben in der Hierarchie will nicht, dass der Bitcoin existiert.

Der Erfolg des Tricks, den Willen des Herrn zu erkennen, hängt davon ab, wer du bist. Der Bitcoin basiert auf der Idee der Dezentralität. Er fordert die staatliche Kontrolle von Geld heraus. Das macht ihn nicht zu einem unartigen, sondern zu einem falsch geborenen Kind.

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Zhang Weiwu ist ein chinesischer IT-Unternehmer, der seit zehn Jahren mit deutschen Unternehmen handelt und sich seit zwei Jahren mit dem Bitcoin beschäftig. Die virtuelle Währung ist für ihn die größte Erfindung dieser Dekade. Er sucht aktiv nach Gelegenheiten und Partnern für Bitcoin-Geschäfte. Er ist über linkedin zu erreichen.

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Über Zhang Weiwu (7 Artikel)
Ist unser Korrespondent aus China. Der IT-Unternehmer ist immer auf der Suche nach Geschäftspartnern und gibt unseren Lesern einen Blick hinter die Kulissen der chinesischen Bitcoin-Szene.

6 Kommentare zu Der Bitcoin fordert die staatliche Kontrolle des Geldes heraus. Er ist kein unartiges Kind, sondern falsch geboren.

  1. Grimmelshausen // 11. Mai 2014 um 14:53 // Antworten

    Kann mir bitte jemand die Hard Facts zusammenfassen damit ich das Gedönse nicht lesen muss? Danke.

  2. all das wird nicht helfen … BTC hat fertig ! short bis keiner mehr Interesse hat … damit shorte ich _____

  3. Der Meistäär lebt noch. Trollali und Trollala.

  4. AHA!! Nachdem die Börsen brav Bericht erstatten – wem auch immer – werden sie anschließend verbannt.
    Also wohl DOCH ein China ohne BTC ?!

  5. thomasfranken2013 // 12. Mai 2014 um 16:37 // Antworten

    Hochinteressant, die chinesische Sicht der Dinge.
    Totalitärer als China geht es ja wohl nicht. („Volks“-Republik China)
    BTC wird wohl in China keine Chance haben.
    Aber die Musik wird eh in den USA gespielt, China war nur ein erfolgloses Intermezzo.
    Kein Grund ,zu shorten

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