Terroristen rufen angeblich zu Spenden in Bitcoin auf

Sky News hat am Montag getitelt, dass ein mit ISIS verbundenes Blog dazu aufruft, mit Bitcoins für den Dschihad zu spenden. Damit könne man die finanzielle Kontrolle durch die westlichen Regierungen umgehen, da Transaktionen nicht nachzuvollziehen seien. Da reichlich unklar ist, welchen Nutzen Terroristen im Irak von Bitcoins haben sollen, sollte die Relevanz der Nachricht nicht überschätzt werden. Dennoch wollen wir Ihnen die Geschichte nicht vorenthalten.
Zunächst die Story: Ein Blog, das angeblich von der medialen Abteilung der Terrororganisation Islamischer Staat (ISIS) betrieben wird, ruft laut Sky News Muslime im Westen dazu auf, Bitcoins zu spenden. Es erwähnt das DarkWallet, das künftig Transaktionen zusätzlich verschleiern soll. ISIS ist eine Terrororganisation, die zunächst gemeinsam mit Al’Quaida im Iraks gekämpft hat, sich aber mittlerweile von Al’Quaida abgespalten hat. Vor kurzem hat ISIS die irakische Ölstadt Mossul erobert. Ihr Anführer Abu Bakr al-Baghdadi hat ein Islamisches Kalifat ausgerufen, das über den Irak, Syrien und darüber hinaus herrschen soll. Allerdings besteht ISIS wohl nur aus ein paar Tausend Mann. Sagen zumindest die Medien.
Die Fragen sind: Wahrheit oder Ente? Und was bedeutet es?
Sky News verlinkt nicht zur Originalquelle. Auf reddit wurde natürlich flugs postuliert, dass das Blogpost oder der Artikel eine Fälschung sei. Von Banken oder Politikern, die etwas gegen den Bitcoin haben. Ein Poster lebt laut eigenen Angaben im mittleren Osten und leitet eine Sicherheitsfirma; er meinte, der Beitrag sei in Terminologie und Sprache unauthentisch und klinge eher so, als habe jemand aus westlichen anti-muslimischen Medien abgeschrieben.
Mir steht es nicht zu, darüber zu urteilen. In einem anderen reddit-post habe ich aber den Link zum Blog gefunden. Das “Magazin” läuft auf wordpress, ist spartanisch, und hat bisher nur zwei oder vier Artikel veröffentlicht. Sie finden es hier. Das den Bitcoin betreffende Post wurde mittlerweile gelöscht – was irgendwie seltsam ist, da der Rest noch online ist – aber man kann es noch im Google-Cache finden. Ich finde, es klingt authentisch, aber das nur, weil es kryptisch ist und blumig und zum Teil arabische Begriffe verwendet.
“Möge Allah die Nutzung von Bitcoins beschleunigen”
Der Autor ist angeblich von Al-Hayat, einer englischsprachigen Propaganda-Organisation von ISIS. Er schreibt, dass die muslimischen Brüder unter der Herrschaft der “Kafir”-Währungen leiden, was soviel bedeutet wie “Währung der Ungläubigen” (bzw. Gottlosen). Die Kafir-Währungen stammen von den westlichen Staaten, die mit den durch sie eingenommenen Steuern ihre “mörderischen, unterdrückerischen Militärapparate” betreiben. Für islamistische Gruppierungen sei dies ein Dilemma: Um terroristische Maßnahmen auszuführen, müssen sie Kafir-Geld nutzen und damit ihre Feinde unterstützen.
Das System der Kafir-Währungen, so der Autor, habe die Spenden für den Dschihad, den heiligen Krieg, ausgetrocknet. Zwar könnten manche unglaublich reichen Araber das System umgehen, doch die Mehrheit der Muslime könne keine Spenden an Mudschaheddin leisten, ohne dass die Regierungen der feindlichen Staaten dies mitbekommen würden. Eine mögliche Lösung seien Bitcoins. Mithilfe von Tools wie dem DarkWallet könnten Muslime aus den “Vereinigten Staate, Großbritannien, Südafrika, Malaysia, Sri Lanka oder woher auch immer” Millionen von Dollar in die Taschen der selbsternannten Gotteskrieger schicken. Diese würden die Bitcoin dann in die von ihnen gewünschte Währung konvertieren. Das Post schließt mit dem Wunsch, Allah möge die Nutzung von Bitcoins beschleunigen.
Soweit das Post, das mittlerweile gelöscht ist. Dass eine virtuelle Währung wie der Bitcoin nicht nur das Interesse von Spielern, Neugierigen, Unternehmern und Idealisten weckt, sondern auch die Begehrlichkeiten von Kriminellen, sollte keine Überraschung sein. Das ist nicht schön, ist aber bei allem so. Terroristen nutzen auch twitter und facebook und emails und das Internet, ohne dass es deswegen verboten wird (und wenn es ein Staat dennoch verbietet, gilt er als unterdrückerisch).
Aber funktioniert es? Könnten Muslime aller Welt – falls sie es denn überhaupt wollen – anonym Bitcoins an ISIS spenden, um das Islamische Kalifat zu unterstützen? Könnte der Remittance, also die internationale Bezahlung, ausgerechnet beim Terrorismus funktionieren?
Die Antwort ist eher nicht. Zum einen sind Bitcoins im Irak und in Syrien weitgehen nutzlos. Und das sind eben die Kerngebiete von ISIS. Beide Länder sind in Sachen Internet eher schlecht aufgestellt, es gibt keinen bzw. keinen bekannten Handel mit Bitcoins. Ein Tausch gegen regionale Währungen ist bestenfalls in sehr geringem Umfang möglich und es gibt keinen einzigen (bekannten) Händler, der Bitcoins akzeptiert. Ich glaube, man kann in Dubai eine Pizza essen und im Iran Schuhe bestellen. Mit Zigarretten, Schmuck oder Knöpfen könnte ISIS mehr anfangen als mit Bitcoins.
Weniger anonym als Bargeld, aber anonymer als Banküberweisungen
Aber anonym wären die Bezahlungen trotzdem? Jein. Wie schon hier geschrieben, sind Bitcoins ein nicht perfektes Mittel um Geld zu waschen. Zum einen ist meist eine Identität notwendig, um Dollar gegen Bitcoins zu tauschen und umgekehrt. Insbesondere um größere Mengen Bitcoins zu verkaufen, müssten die Terroristen unbedingt ihre Identität enthüllen. Und auch trotz der Verwendung von Mixern oder dem DarkWallet ist es keinesfalls sicher, dass die Transaktion nicht rückwirkend auf die Sendenden zurückfällt. Die Frage ist auch, wie die Sender an eine Bitcoin-Adresse kommen. Sie auf einer Internetseite auszustellen, ist auszuschließen, denn dann könnten die Spender gleich eine Banküberweisung an die amerikanischen Geheimdienste machen. Sie per Email mitzuteilen, wäre wohl auch bei den meisten Providern zu gefährlich. Es wäre natürlich möglich, eine Internetseite einzurichten, die per Klick eine neue Adresse generiert, aber das bedürfte weitgehender Computerkenntnisse sowie einen Bitcoin-Server – und ob das Internet im Irak überhaupt schnell genug ist, um einen solchen zu betreiben, ist fraglich.
Bitcoins sind weniger anonym als Bargeld, aber anonymer als Banküberweisungen. Für Terroristen im Irak oder in Syrien sind sie derzeit jedoch weitgehend nutzlos. Um nützlich zu werden, müssten Bitcoins zu einer echten Weltwährung auftsteigen, die überall akzeptiert würde. Befürchtungen, dass der Terrorismus durch Bitcoins finanziert werden, gehen daher von einem Status der Bitcoin-Wirtschaft aus, die, falls jemals, in ferner Zukunft erreicht wird.
Falls es sich beim Autor des Posts also wirklich um einen Vertreter von ISIS und nicht um einen Betrüger oder eine Ente handelt – ein Spendenaufruf wie dieser dürfte kaum mehr als einen absolut unerheblichen Betrag zum Dschihad leisten. Dennoch sollte sich die Gesellschaft damit beschäftigen, dass solche Möglichkeiten wenn nicht heute dann in mittlerer oder ferner Zukunft gegeben sein könnten. Ob sie nun Bitcoins oder Litecoins oder Darkcoins heißen – virtuelle Währungen bzw. digitales Bargeld sind ein Phänomen, das technisch möglich und mittlerweile nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist und es mit sich bringt, dass dem Staatswesen ein Stück der Kontrolle über das Geld entgleiten wird. Es werden Entscheidungen fällig sein, wie die Staaten damit umgehen, und solche Entscheidungen müssen auch worst-case-Szenarien wie die Finanzierung von Terroristen bedenken. Eine Kriminalisierung wäre jedoch der falsche Weg, da sie nicht nur die positiven Aspekte virtueller Währungen beschneiden, sondern auch den Handel von den regulierbaren Börsen und Marktplätzen in den unregulierbaren Untergrund verlagern würde.
warum sollten sie das tun? nach westlichen medien angaben hat die ISIS über eine halbe Milliarde US $ aus der Irakischen Bundesbank geraubt. Sie verkaufne jetzt Rohöl. Der Bitcoin wäre dagegen ja eher Almosen. Sehr merkwürdig das ganze.
Lol….isis = CIA/NSA -> was für ein Witz. Diese Terroristen sind nichts anderes als die Bengasi, die asad los werden wollten um den islamischen Schmelztiegel noch weiter anzutreiben…
Die wahre Übersetzung der News ist also: FBI sucht weitere Bitcoins zum versteigern….
Pf, SkyNews ist keine glaubwürdige Quelle.
Als Teil des Massenmedien-Sprachrohrs für die Finanzeliten ist es klar, dass der Bitcoin durch solche Enten in ein schlechtes Licht gerückt werden soll. Eigentlich ist es ein gutes Zeichen: der Bitcoin wird von der Zentralbank-Zins-Diktatur als echte Alternative gefürchtet. Es ist ein Hinweis darauf, dass die Souveränität von freien Völkern eine Chance hat und früher oder später unaufhaltbar ist (trotz diktatorischen Eingriffen wie bei der PBOC).