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Automaten für alle!

Zukunft

"God and Mammon - A shrine and some vending machines in Fukuoka." Von 邰秉宥 auf flickr.com. Lizenz Creative Commons 2.0

Während man früher ein Kartenlesegerät oder einen Münzwechsler gebraucht hat, um einen Automaten zu betreiben, tut es heute ein Internetanschluss und ein QR-Code. Zumindest, wenn der Käufer mit Bitcoins bezahlt. Die virtuellen Währungen und das Internet der Dinge versprechen eine Renaissance des Automatenwesens – und eine Fülle von Anwendungen, die bisher nicht möglich waren. Geschehen ist freilich bis jetzt noch nichts dergleichen.

Dish, ein riesiges US-amerikanisches Satelliten-Pay-TV-Unternehmen, hat vor etwa einem Monat angekündigt, im Herbst Bitcoins zu akzeptieren. Auch wenn noch nichts darüber bekannt ist, was das Unternehmen mit der virtuellen Währung vorhat und es vermutlich auf die wenig inspirierte Variante hinauslaufen wird, Bitcoins so zu behandeln wie Fiat – spekulieren wird doch wohl erlaubt sein.

Also: Dish stellt Receiver bereit, die bei den Kunden zuhause am Fernseher bzw. an der Antenne hängen und Kanäle übertragen, die teilweise frei und teilweise kostenpflichtig sind. Bezahlt wird üblicherweise durch ein Abo. Nehmen wir mal an, Dish würde versuchen, mit dem Bitcoin Bezahlmodelle einzurichten, die es so bisher nicht gab. Zum Beispiel könnte der Receiver einfach einen QR-Code oder eine Adresse anzeigen, auf die man dann bezahlt, um einen Film oder einen Kanal freizuschalten. Der Receiver müsste lediglich mit einem Server kommunizieren, der Bescheid gibt, wenn eine Transaktion angekommen ist, und aus einem schnöden Empfangsgerät wäre, schwuppdiwupp, ein Verkaufsautomat geworden.

Dish und die spekulativen Receiver zeigen das Potenzial des Bitcoins für das Internet der Dinge. Denn bei einem Gerät, das in Haushalten steht, ist es so gut wie ausgeschlossen, Geld über Münzen oder Kartenlesegeräte anzunehmen. Aber auch die sonstigen Selbsbedienungsautomaten, die in der Weltgeschichte unterwegs sind, von Toilettenhäuschen bis zu Zigarretten-, Getränke-, Parkschein-, Kondom-, Chips- Kaffee- und weißderTeufelwasfür Automaten, würden durch den Bitcoin wesentlich einfacher funktionieren. Keine Münzen, die man wiegen, lagern und abholen muss, kein Kartenlesegerät, das zu kaufen und einzubauen ist, kein Zahlungsanbieter, der die Kartenzahlungen prozessiert und dafür Gebühren verlangt, keine Möglichkeit, Betrug zu verüben.

Diese Vorteile mögen sich bei den typischen Automaten – Fahrkarten, Zigarrettenautomaten, Getränkeautomaten etc. – in Grenzen halten. Hier sind Gebühren, Einrichtung und Wartung zwar höher als eine Bitcoin-Anwendung, aber im Großen und Ganzen nur unwesentlich. Interessant wird die Überlegung, wenn man das Internet der Dinge hinzudenkt, also die technologische Kernvision dieser Tage, dass künftig Millionen und Milliarden von Dingen mit dem Internet verbunden sind und, etwa durch die Kombination von sparsamen Transistoren und Solarpanels, unabhängig von externen Stromquellen arbeiten können. Mit dem Bitcoin werden diese Dinge, sobald sie ans Netz angeschlossen sind, ohne ein weiteres technisches Update zu Verkaufsautomaten. Alles was sie brauchen wäre ein QR-Code, der nicht mal auf einem Display angezeigt werden muss, sondern beispielsweise eingraviert sein kann.

Ein paar Beispiele? Jedes Haus könnte etwa durch eine simple Außenleitung von Strom und Wasser dieselben gegen Kleinbeträge im Vorgarten anbieten, etwa damit Reisende sich erfrischen und ihr Elektroauto aufladen (Da auch Strom und Wasser an das Netz angeschlossen sind, würden diese über denselben Server gesteuert, der auch die Bitcoin-Transaktionen annimmt). Jemand anderes könnte solarbetriebene Lampen aufstellen, die einem eine Lichtung im Wald oder dergleichen gegen eine geringe Gebühr erhellen. Oder: Elektrogeräte wie Kühlschränke, Computer werden nicht mehr verkauft, sondern gegen einen winzigen Betrag hergegeben, und der neue Besitzer bezahlt dann je Nutzung eine geringe Gebühr. Auf diese Weise könnte es zum Geschäftsmodell werden, Geräte kostenlos zu verteilen und zu profitieren, wenn es von irgendjemand anderem an irgendeinem Ort benutzt wird.

Ob das nun wirklich zu wünschen ist, ist eine andere Frage – genauso wie ob meine Fantasie ausreicht, um die Folgen der Idee „Automaten für alle“ auszumalen. Aber es zeigt, dass virtuelle Währungen wie der Bitcoin als programmierbares Geld mit der natürlichen Heimat Internet mehr sind, als nur ein Ersatz für herkömmliches Geld.

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1 Kommentar zu Automaten für alle!

  1. Heinz Schumacher // 26. Juli 2014 um 17:58 // Antworten

    Ich denke die Automaten werden sich nicht durchsetzen – wozu auch? Mein Geld ist auf einem Konto bei einer Bank. Wenn ich Bitcoin benötige hole ich an einem Automaten Fiat-Money ab um es dann einige Straßen weiter in einen Bitcoin-Automaten zu stecken. Dort bekomme ich dann einen Wallet QR-Code den ich zuhause am PC einscanne um Bitcoin auf mein Wallet zu bekommen. Danach gehe ich wieder in die Stadt um mit den Bitcoin eine Cola oder einen Tee zu bezahlen…? Dabei hätte ich auch gleich die Bitcoin aus dem Netz ziehen können.

1 Trackback / Pingback

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