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Der merkwürdig stabile Bitcoin-Preis

Der Newsrückblick der Woche

Wie so oft sind Nachrichten aus dem Bitcoin-Universum zweischneidig. Die vergangene Woche ist in gleich zwei historische Ereignisse gestolpert: Dell und die BitLizenz. Der Kurs hat die Nachrichten jedoch komplett ignoriert. Vielleicht, weil der Bitcoin-Markt gereift ist, vielleicht, weil die beiden großen Nachrichten zweischneidige Schwerter sind. Eine kleine Nachschau und eine Suche nach Erklärungen.

Falls Sie die letzten zehn Tage im Urlaub waren und internetabstinent gebliebend sind, haben Sie zumindest auf den Bitcoin-Handelsplätzen nicht viel verpasst. Eine Kursentwicklung hat eigentlich nicht stattgefunden; der Preis hat sich entschlossen seitwärts bewegt und dabei alle guten, schlechten, großen und kleinen Nachrichten plattgestampft. Letztendlich sind wir in einem Korridor zwischen 458 und 467 Euro geblieben, was eine Volatilität von nicht mal 1,5 Prozent ergibt.

Ein solches Kursverhalten ist langweilig bis geschäftsschädigend für Daytrader, angenehm für diejenigen, die Bitcoin als Währung verwenden wollen, und grob irritierend für Marktbeobachter. Schließlich brachte die vergangene Woche nicht nur einen, sondern gleich zwei Knaller: Dell akzeptiert Bitcoins und New York gibt die BitLizenz heraus. Beides sind beispiellos große Nachrichten, die eigentlich den Kurs zum Tanzen bringen sollten.

Dell – ein beinah 60 Milliarden Dollar schweres Unternehmen akzeptiert Bitcoins

Mit Dell hat eines der größten Unternehmen der USA den Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert. Der texanische Computerhersteller ist das 51.-größte US-Unternehmen, der drittgrößte globale Computerhändler und der größte globale Monitorverkäufer. Dell macht einen Jahresumsatz von beinah 60 Milliarden und würde damit im DAX unter den Top 20 stehen – noch Bayer, der Deutschen Bahn oder der Lufthansa. Dass ein Unternehmen eines solchen Kalibers Bitcoins annimmt, verleiht der virtuellen Währung eine enorme Legitimität. Dazu kommt noch, dass Dell am selben Tag twitterte, es gebe für Händler derzeit wirklich keinen Grund, Bitcoins nicht zu akzeptieren. Für Bitcoin als Zahlungsmittel ist dies ein Meilenstein.

Die BitLizenz: „Made in New York“ wird zum Qualitätssiegel der Bitcoin-Wirtschaft

Die BitLizenz dagegen bedeutet die bisher höchste Anerkennung von staatlicher Seite. Eine Behörde des Staates New York hat sich die Mühe gemacht, ein Regelwerk auszuarbeiten, das den Handel mit Bitcoins reguliert. Es gibt bald eine offizielle Lizenz, die den Handel mit virtuellen Währungen gestattet. Institutionelle Anleger haben nun die lange ersehnte Rechtssicherheit, und das Label „Made in New York“ könnte dank der Vorschriften für ein Maß an Seriösität und Sicherheit stehen, das Kunden im Bitcoin-Markt bisher nicht gekannt haben. Bei einem durch die BitLizenz regulierten Unternehmen sind die Bitcoin der Kunden so sicher wie in einem Bankschließfach, und im Falle eines Bankrotts gibt es eine rechtliche Prozedur, die dafür sorgt, dass die Gläubiger entschädigt werden.

… und warum reagiert der Preis nicht?

Der Preis hat weder bei der ersten noch bei der zweiten Nachricht mit der Wimper gezuckt. Das ist etwa so, als würde ein Elefant durch den Porzellanladen trampeln ohne dass es Scherben gibt. Man kann hunderte von Erklärungen heranziehen, weshalb; wir listen hier ein paar davon auf:

Der Markt ist gereift. Es gibt viel mehr Börsen, die sich gegenseitig abfedern, es wird mehr und mehr außewrbörslich bei Market-Makern wie Coinbase gekauft, die mit viel mehr Sorgfalt auf Börsen handeln, und die Daytrader professionalisieren sich, was bedeutet, dass sie auch kleinere Gewinne mitnehmen, was zu mehr Preisstabilität führt. Dass zeigt sich etwa daran, dass es bei Bitstamp im Lauf der vergangenen Woche mehrere „dumps“ von rund 1.000 Bitcoin gab, die vollständig vom Markt absorbiert worden sind.

Wir haben Sommer. Der Bitcoin-Markt ist weiterhin eher ein Hobby als ein Beruf, und im Sommer geht man in seiner Freizeit lieber raus oder fährt auch mal in Urlaub. Das Volumen auf allen Börsen erreicht in dieser Woche geradezu historische Tiefstände (was angesichts solch großer Nachrichten sehr schräg ist). Dieses Phänomen ist aus anderen Branchen wie den Medien oder der Politik auch als „Sommerloch“ bekannt.

Der Boden ist erreicht. Nach rund 7 Monate der wilden Schwankungen mit klarer Abwärtsneigung hat sich der Kurs auf einem stabilen Niveau eingependelt. Bevor er von dort einen weiteren Anlauf nach oben nehmen kann, muss er sich zunächst vergewissern, dass der Boden wirklich fest ist. Falls nicht droht eine Fortsetzung des Bärenmarktes.

Die vierte Theorie wäre, dass sowohl die Dell- als auch die BitLizenz-Nachricht weder ein klares Kauf- noch ein Verkaufsignal gegeben haben. Die guten und schlechten Aspekte halten sich die Waage.

Denn während die Bitcoin-Akzeptanz durch Dell ohne Zweifel dem Bitcoin als Zahlungsmittel Legimität verleiht, ist sie, wirtschaftlich gesehen, ein Nullsummenspiel. Coinbase prozessiert die Einkäufe und zahlt Dell keine Bitcoins, sondern Euro aus. Wie Coinbase das macht, ist nicht ganz klar. Entweder verkauft der Market-Maker die Bitcoins zum Zeitpunkt der Zahlung durch Bots auf Börsen, oder er balanciert die Beträge durch den Eigenverkauf an seine Kunden aus. So oder so – wenn mit Bitcoins bei Dell etwas bestellt wird, passiert letztlich dasselbe, als wenn jemand seine Bitcoins auf einer Börse verkauft und dann mit Dollar einen Monitor bestellt. Für den Kurs ist die Dell-Akzeptanz als weder eine gute noch eine schlechte, sondern eher gar keine Nachricht.

Und die BitLizenz? Wie schon beschrieben gibt es durchaus Gründe, nicht alles so rosig zu sehen. Die harten Verifikations- und Dokumentationsregeln machen den Bitcoin zu gläsernen anstatt zur privaten Währung; sie werden mit weitgehender Sicherheit verhindern, dass sich innovative Startups bilden, deren Geschäftsidee eine Online-Wallet nötig macht. Die weitgehenden Regulierungsvorschriften, deren Kosten und die verlangten Kapitalreserven werden dafür sorgen, dass eigentlich nur Banken und Fonds oder bereits bestehende Börsen in den Bitcoin-Markt einsteigen können. Die BitLizenz macht den Handeln mit Bitcoins legitim – aber nur für die etablierte New Yorker Finanzbranche.

Es hat also alles einmal mehr zwei Seiten.

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5 Kommentare zu Der merkwürdig stabile Bitcoin-Preis

  1. Kaum ist die „News“ gepostet, rutscht der Kurs auf 454€ ab! Aber im Ernst: Je mehr Akzeptanz und Präsenz in den Medien der BitCoin bekommt, desto besser wird er sich entwickeln. Aktuell sehe ich eher ein Sommerloch im Volumen…

  2. Ich habe schon seit einige Zeit die Preise in meinem Shop auf Bitcoin-Basis umgestellt und seit dem hat sich der Bitcoin-Preis stabilisiert 😉 ^^

  3. Ich hab ja das Gefühl, dem Bitcoin Kurs ist es völlig egal, was in den USA oder Europa passiert.
    Aber sobalt in China ein Sack Reis umfällt, fällt auch der BTC Kurs 😉

  4. Heinz Schumacher // 26. Juli 2014 um 17:49 // Antworten

    Das ist wie mit dem Wetter… das größte Problem waren die großen Kursschwankungen und nun fragt man sich warum ein stabiler Kurs möglicherweise das Ende von Bitcoin bedeuten könnte. Ich würde mal sagen die Zocker sind mit MtGox untergegangen und hoffentlich tauchen sie nie wieder auf.

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