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Die taz möchte Bitcoins

Hoppla: Seit zwei Tagen kann man die taz auch mit Bitcoins unterstützen. Die Berliner Zeitung hat bereits vor einigen Jahren einen neuen Weg gewählt, um ihre Leserschaft offensiver zu Spenden zu bewegen: Bevor man einen Artikel liest, muss man anklicken, ob man bezahlt oder nicht. Die Paywahl nennt die taz dieses Modell, und den Berichten zufolge spült es der Zeitung recht erfolgreich ein monatliches Trinkgeld im fünfstelligen Bereich in die Kasse. Nun sind in wenigen Tagen satte 11 Bitcoins nachgerückt. Die taz akzeptiert die virtuellen Münzen übrigens auf eine erfrischend native weise.

Man kommt nicht umhin, mit leichter Sorge zu registrieren, dass die Information an sich im Internet zwar blüht und gedeiht wie Unkraut auf Steroiden, aber der professionelle Journalismus eher eingeht. Wenn alles umsonst ist und die Redakteure und Autoren nur durch die schmalen Werbemargen bezahlt werden, haben sie kaum noch Zeit, gründlich zu recherchieren und eloquent zu formulieren, bevor sie den nächsten Artikel rausschleudern, der hoffentlich so viele Klicks wie möglich macht. Von daher ist es nicht nur im Interesse einzelner Personengruppen mit exotischen Berufen wie Reporter oder Redakteur, sondern maßgeblich für eine demokratische Zukunft der gut informierten und kritischen Öffentlichkeit, dass die Verlage und Publizisten Wege finden, ihre Leser dazu zu überreden, ihnen einen finanziellen Beitrag zukommen zu lassen.

Die taz fährt recht gut damit, ihre Leser zum Spenden zu bewegen, was vielleicht daran liegt, dass die Zeitung als maßgebliche Stimme eines recht homogenen Publikums im grün-liberal-linken Neobürgertum mit Hang zu politisch korrektem Luxus wirkt. Die oft gut betuchten Leser lieben eben ihre unersetzbare taz. Die „Paywahl“ fordert seit 2011 offensiv dazu auf, etwas zu bezahlen und bringt seit dem Start konstant monatlich fünfstellige Beträge ein, was, so die Redaktion, längst nicht ausreiche, um taz.de zu betreiben, aber doch zu einer wichtigen Säule der Finanzierung geworden sei.

In diesem Monat dürfte die taz sich über einen hübschen Kapitalregen freuen. Seit zwei Tagen haben die Leser die Möglichkeit, Bitcoins zu spenden, und es sind bereits mehr als 11 Bitcoins eingetrudelt. Also beinah 5.000 Euro. Operativ geht die Zeitung den denkbar einfachsten Weg: Sie zeigt eine Adresse inklusive QR-Code. Was braucht man mehr?

Der Vorteil für die taz ist, dass mit Bitcoins anonym und ohne Anmeldung gespendet werden kann. Angenehmerweise verzichtet die Zeitung darauf, die Bitcoin-Akzeptanz in irgendwelche weltanschauliche Kontexte oder politische Wagenburgen einzubetten, sondern nimmt ihn als das, was er ist: eine weitere Zahlungsmöglichkeit, die ihre eigenen Vor- und Nachteile hat und eventuell mehr Leute motiviert, zu spenden. Für mich persönlich sind Bitcoins die einzige Option, der taz einen Kleinstbeitrag zukommen zu lassen, wenn ich etwa mal wieder in der charmanten Kolumne der Kriegsreporterin lese. Denn wenn ich einen Artikel öffne, will ich lesen und mich nicht bei meiner Online-Bank einloggen. Daher sollte das Bezahlen so schnell wie möglich gehen.

Schade ist allerdings, dass die Option, mit Bitcoins zu bezahlen, nicht eingeblendet wird, wenn sich die Paywahl vor einen Artikel schiebt.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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4 Kommentare zu Die taz möchte Bitcoins

  1. 11 Bitcoin sind keine 50.000 Euro

  2. Na, da ist wohl das Komma inder Euphorie etwas verrutscht: 11×450 ~ EUR5.000,-

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