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Verbrechen, die mit dem Bitcoin nicht funktionieren

Oft wird suggeriert, der Bitcoin sei eine Währung, die vor allem Kriminellen nütze. Auch wenn Kryptowährungen ohne Zweifel für den Darkweb-Schwarzmarkt wichtig sind und das Betrugswesen in der Szene floriert: Eine ganze Reihe der klassischen Geldverbrechen sind mit einer Kryptowährung wie dem Bitcoin Geschichte. Etwa Kreditkartenbetrug, Kontophishing und Falschgelddrucken.

Kreditkartenbetrug, Automatenskimming, Kontophishing

Sommerzeit ist Urlaubszeit und Urlaubszeit ist die Zeit der Kreditkartenbetrüger. Eine Redakteurin des Bayerischen Rundfunks hat neulich erzählt, wie es ihr ergangen ist: in Thailand mit Kreditkarte im Restaurant bezahlt, dann zuhause ein Anruf der Kreditkartenfirma, ob sie wirklich für ein paar Tausend Euro in einem Waffengeschäft in Bangkog eingekauft habe. Natürlich nicht, die Transaktion wurde blockiert.

Ein Finanzexperte des bayerischen Rundfunks erklärte daraufhin, dass so etwas relativ häufig geschehe. Die Restaurants hätten manipulierte Kartenlesegeräte, bei denen der Magnetstreifen-Scanner die Geheimzahl der Kreditkarte ebenfalls auslese. Zwar sind die Kreditkartenbetreiber mißtrauisch, wenn eine Redakteurin des Bayerischen Rundfunks angeblich in Bangkok Waffen kauft, weshalb sich der Schaden für die Kreditkartenbesitzer oft in Grenzen hält. Aber sofern sich der Betrüger nicht verdächtig macht, sollte man doch seine Kreditkartentransaktionen regelmäßig kontrollieren, um verdächtige Überweisungen rückgängig zu machen. Wenn man es zu spät erkennt, dürfte man auf dem Schaden sitzenbleiben.

Der Betrüger bleibt in der Regel beim Nutzen, während der Verlust sozialisiert wird: Auf die Shopbetreiber, bei denen der Betrüger eingekauft hat, auf den Kreditkartenbetreiber, der den Schaden in die Gebühren für Shops einpreist. Insgesamt beträgt, so Spiegel Online, der Schaden, der innerhalb der EU durch Kreditkartenbetrug zustande kommt, 1,33 Milliarden Euro.  Bei einem gesamten Kreditkartenvolumen von 3,5 Billionen Euro macht dies jedoch nur einen winzig kleinen Anteil aus. In den USA betrugen die Schäden durch Kreditkartenbetrug dagegen 2012 mehr als 11 Milliarden Dollar. Wann immer ein Hacker ein Datenleck von Firmen nutzt und Kundendaten ausspioniert, kann es passieren, dass er auch an die Kreditkartendaten kommt, mit denen dann auf fremde Rechnung bezahlt werden kann. So wurde nach dem amerikanischen Versandhändler Target, dem im Dezember die Kreditkartendaten von 110 Millionen Kunden gestohlen wurden, kürzlich auch UPS Opfer eines Hacks, bei dem vermutlich ebenfalls Kreditkartendaten gestohlen wurden. Die Sicherheit der Kreditkarte liegt überall da in (unsicheren) Händen, wo Sie damit bezahlen.

Die häufigen Betrugsfälle rund um Kreditkarten sind mit ein Grund, weshalb faktisch keine Bitcoin-Börse Kreditkartenzahlungen akzeptiert. Das Zahlungsmittel ist einfach zu unsicher. Wer mit Kreditkarte bezahlt, sendet mehr oder weniger unverschlüsselt seinen privaten Schlüssel. Wenn ein Man-in-the-Middle diesen abfängt oder ein Hacker an die Daten kommt, hat er meist unbegrenzten Zugang zu Ihrem Kredit.

Etwas besser sieht es mit EC-Karten aus. Auch wenn diese dank des PINs nicht so scheunenweit offen stehen wie Kreditkarten, bleiben doch noch zahlreiche Möglichkeiten für Betrüger: Bankautomaten werden mit einer Kamera ausgestattet und manipuliert – das sogenannte Automaten-Skimming -, und es wird mit geklauten Karten per Unterschrift oder im Internet bezahlt. Allein in Deutschland beträgt der Schaden 2012 rund 30 Millionen Euro, so die Welt.

Auch das Online-Banking ist nicht restlos sicher. Trotz Password und 2-Faktor mittels mTan finden Betrüger Mittel und Wege, die Konten unbedarfter Nutzer leerzuräumen. So wird durch eine Phishing-Mail das Passwort ausspioniert und gleichzeitig durch einen Trojaner das Smartphone, das die mTan empfängt, befallen. Der Schaden betrug allein in Deutschland 2012 noch 13,6 Millionen Euro laut Statista.

Es ist natürlich auch möglich, dass ein Betrüger sich durch einen Keylogger Zugang zur Wallet verschafft. Aber gute Onlinewallets oder mittelmäßige Sicherheitsvorkehrungen des Systems (Anti-Virenprogramme, Anti-Malware-Programme, keine unbekannten Mails mit Anhang öffnen, Dateien nur von sicheren Seiten downloaden) sind in der Regel genug, um Bitcoins relativ sicher zu verwahren. Ein systemisches Risiko, wie mit Kreditkarten, gibt es nicht, da eine Transaktion niemals den privaten Schlüssel sendet, sondern diese nur mithilfe von jenem signiert. Dieser Punkt ist wichtig, da er Bitcoin-Transaktionen von sämtlichen anderen Überweisungen unterscheidet: Konten, Kreditkarten und EC-Karten nutzen das Pull-Verfahren: Eine Überweisung bedeutet hier das Recht, sich Geld abzuholen. Bitcoins dagegen funktionieren nach dem Push-Verfahren: Eine Überweisung überweist das Geld tatsächlich. Für die Sicherheit und Effizienz von Transaktionen ist ein Push-Verfahren ein großer Schritt nach vorne.

Blüten

Wenn Kryptowährungen digitales Bargeld sind, dann haben sie gegenüber analogem Bargeld einen entscheidenden Vorteil: Sie sind nicht zu fälschen. Überhaupt nicht und kein bißchen, maximal für zehn Minuten, bis die Transaktionen in den nächsten Block eingeht und von dem Miner geprüft wird.

Euroscheine und -münzen können dagegen schon gefälscht werden. Trotz aller zunehmenden (und teuren) Sicherheitsmaßnahmen wie Wasserzeichen, Hologramm, Sicherheitsfaden, Mikroschrift, Stichtiefdruck, Farbwechsel beim Kippen und mehr. Laut der Europäischen Zentralbank wurden im ersten Halbjahr 2014 331.000 Blüten aus dem Verkehr gezogen. Im deutschen Zahlungsverkehr wurden im selben Zeitraum 24.623 falsche Euroscheine registriert. Der Schaden in Deutschland hat etwa 1,5 Millionen Euro betragen, in der EU betrug er 2013 rund 16 Millionen. Wie hoch die Dunkelsumme ist, ist allerdings unbekannt. Laut Schätzungen der Zentralbanken kommen je Millionen Scheine auf die Schweizer Franken 10, auf Euro 50, auf Dollar 100 und auf Britische Pfund 300 Blüten.

All dies bedeutet nicht, dass Bitcoins besseres oder saubereres oder sichereres Geld sind. Es bedeutet aber, dass die Meinung, Bitcoins seien als Geld nützlich für Kriminelle, nur eine Seite der Geschichte ausleuchtet. Denn Bitcoins haben auch Eigenschaften, die gerade für Bekämpfer von Kriminalität äußerst reizvoll sein sollten.

 

 

 

 

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

4 Kommentare zu Verbrechen, die mit dem Bitcoin nicht funktionieren

  1. Wikipedia weiß es auch // 25. August 2014 um 18:13 // Antworten

    Bangkok, nicht Bangkog:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bangkok

  2. Guter Artikel und ein interessanter Aspekt. 🙂

    Wenn man unbedingt Kritik üben möchte, dann hier: „Auf die Shopbetreiber, bei denen der Betrüger eingekauft hat, auf den Kreditkartenbetreiber, der den Schaden in die Gebühren für Shops einpreist.“ Stimmt nicht so ganz, am Ende zahlt immer und alles der Endkunde. Die Schäden werden sowohl vom Shopbetreiber, als auch vom Kreditkartenunternehmen eingepreist. Genau wie bei den Steuern, kein Unternehmen zahlt Steuern, Steuern sind ganz einfach Kosten die im Produkt/Dienstleistung stecken. Immer wieder Lustig dies einem Gewerkschaftler zu erzählen. *fg*

  3. Heinz Schumacher // 28. August 2014 um 11:34 // Antworten

    Das gesamte Giralgeld wird aus dem Nichts geschöpft und ist somit Falschgeld auf das auch noch Zinsen verlangt werden. Bitcoin kann nicht aus den „Nichts“ geschöpft werden. und eine Verzinsung ist ebenfalls nicht ernsthaft möglich.

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