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10-Monats-Tief voraus

Der Preis ist heute gewiss kein Anlass, um Blumensträuße zu verschenken, aber immerhin erinnert er an zwei kleine Weisheiten. Die letzten sieben Tage begannen damit, dass der Kurs einige Tage bei etwa 370 Euro herum gurkte. Am Montag setzte schließlich ein seichter Abwärtstrend ein, der sich am Mittwoch beschleunigt hat, woraufhin er am Donnerstag auf 340 Euro stürzte. Am Freitag setzte sich das fort, und nun stehen wir bei 320 Euro. So hat der Preis in einer Woche gut 15 Prozent verloren.

7Tageschart

Das an sich ist schon unangenehm,  aber wenn wir uns den langfristigen Chart anschauen, verfinstert sich das Bild noch mehr: Der Bitcoin ist auf ein 5-Monatstief gefallen und kratzt am Tiefpunkt, den der Bärenmarkt im April bei knapp 300 Euro gefunden hatte. Sollte diese Schwelle durchbrochen werden, erreichen wir ein 10-Monatstief, den niedrigsten Preis, seit die Rally im frühen Winter abgewürgt worden ist.

1Jahreschart

Kommen wir zu den kleinen Weisheiten. Der wichtigste Rat für Anlagen in Bitcoin ist, niemals mehr zu investieren, als man bereit ist, zu verlieren. Man sollte es verkraften können, dass sämtliche Bitcoin-Anlagen vollständig verpuffen. Wenn man das beherzigt hat, stört man sich nicht zu sehr an den aktuellen Kursverlusten, sondern nutzt diese vielleicht sogar, um nachzukaufen. Wer diesen Rat dagegen nicht beherzigt hat und nun mit seinem Investment in die tiefroten Zahlen gerutscht ist, kann entweder mit Verlust verkaufen, um die Sache abzuschließen, oder weiter darauf hoffen, dass der Preis langfristig wieder steigt. Das ist die erste kleine Weisheit.

Die zweite ist, dass man wohl mit der Überzeugung brechen sollte, der Bitcoin-Preis würde unvermeidbar und augenblicklich steigen, wenn der Bitcoin mehr genutzt wird. Denn das Gegenteil ist der Fall. Die Anzahl der täglichen Transaktionen ist seit einigen Monaten klar am Steigen. Das können Sie in diesem Chart unverkennbar sehen:

Anzahl Transaktionen

Es sieht so aus, als werde der Bitcoin mehr und mehr benutzt. Bis auf die kurze Spitze anfang Dezember 2013 befinden wir uns sogar auf einem Allzeithoch. Für jeden, der an einer Durchsetzung der virtuellen Währung interessiert ist, ist das eine gute Nachricht. Es läuft.  Wir haben nun mehrere Vermutungen, weshalb dieser Trend keine steigenden Preise mit sich bringt:

  • der Preis vom November ging von einer Nutzung aus, die noch weit über dem liegt, was wir derzeit erreicht haben. Bitcoin ist, trotz der steigenden Nutzung, weiterhin ein „Nischenprodukt“. Der Preis wird oder wurde jedoch teilweise von der Annahme getrieben, der Bitcoin werde zur Weltwährung.
  • es fließen institutionelle Anlagen in die Bitcoin-Wirtschaft, jedoch weniger direkt in Bitcoins als in Startups, die den Bitcoin nutzbar machen.
  • Das Jahr 2014 brachte bisher einige Ereignisse, die für Anleger eher abschreckend sind: Der Zusammenbruch von Mt. Gox, die drängende Gefahr einer 51-Prozent-Attacke durch den Mining-Pool Ghash.io, sowie die Versteigerung der ersten 30.000 Silk-Road-Coins durch das FBI, die daran erinnert, dass noch eine Versteigerung von 140.000 Bitcoins aus dem Besitz von Ross Ulbrich aka Dread Pirate Roberts anstehen.
  • die Miner werfen täglich Bitcoins im Wert mehrere Millionen auf den Markt, um ihre Stromkosten zu decken. Wegen des exzessiven Ansteigens der Hardware werden zudem derzeit anstatt etwa 3.600 Bitcoins am Tag, wie es das Protokoll eigentlich definiert, mehr als 4.000 Bitcoins gefunden.
  • Die überwältigende Mehrheit der Händler, die Bitcoins akzeptieren, lassen diese von BitPay oder Coinbase augenblicklich in Euro konvertieren. Vor einigen Monaten erklärte BitPay, am Tag gut Bitcoins im Wert von 1 Million Dollar zu prozessieren. Wenn man den steigenden Trend sowie Coinbase berücksichtigt, dürfte die Summe derzeit erheblich höher sein. Dies zusammen mit den Minern führt zu einem Verkaufsdruck von mindestens 3 Millionen US-Dollar am Tag. Das geht weiterhin über die Nachfrage hinaus.

Wann und ob dieser Trend gebrochen wird, ist schwer zu sagen. Sobald Händler die eingenommenen Bitcoins behalten, anstatt sie direkt zu verkaufen? Wenn 2016 die nächste Reward-Ära vor der Türe steht, und nur noch halb so viele Coins gemined werden wie heute? Wenn die institutionellen Anleger richtig in den Bitcoin einsteigen und ein Bruchteil des Kapitals, das Gold fixiert, in den Bitcoin fließt?

 

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Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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14 Kommentare zu 10-Monats-Tief voraus

  1. Danke für dieses Artikel.

  2. Guter Artikel. Einfach mal nicht in die ganze Kurs-induzierte Panikmache einsteigen, sondern auf dem Teppich bleiben. Wie ein erfahrener Läufer hat Bitcoin einen kraftvollen Start in den letzten 3 Jahren hingelegt und pendelt sich jetzt auf das Tempo ein, mit dem es den Marathon laufen wird.

  3. Eventuell findet sich die Ursache der aktuellen Turbulenzen unter den aktuellen diesbezüglichen Tweets:
    http://bitcoinjetpack.com/

  4. Investiert Bitcoins in Gusseisen – die besten Pfannen von Shuldays Shop 🙂

    • Hallo, das ist ja interessant. Was zeichnet Ihre Pfannen denn von den Pfannen aus, die man z. B. im Real kaufen kann?

      • Ersmal massives Gusseisen – Temperatur gleichmässig verteilt, sie sind unbeschichtet (d.h. keine Angst vor Messerkratzen), funktionieren auf jedem Herdart (Gaz, Elektro, Ceran, Induktion), jede Pfanne wurde bei 1700 Grad gegossen und ist Unikat. Niedriger Preis = gleiche le creuset kostet das dreifache. Ausserdem unterstützt ihr mit dem Kauf ukrainische Wirtschaft (die Pfannen werden in der Ost-Ukraine gegossen). Die Pfannen kommen quasi aus dem Kriegsgebiet. Das ist der Unterschied.

  5. Jaja, diese „Geld und Zaster“-Webseite ist ja so glaubwürdig, was den 0-Wert von Bitcoins angeht. Vor allem, mit der Bitcoin-Donate-Adresse darunter 🙂

  6. Also ich habe keine Probleme Bitcoins in meinem Shop zu akzeptieren 😉 Wenn Bitcoin = 0 wert ist – tauscht doch es gegen hochwertige Gusseisenpfanne (= 100 Euro wert). Ich habe sogar meine Preise an Bitcoins gebunden und habe kein Problem damit, dass zur Zeit der Kurs nach unten gegangen ist. Ich weiss, dass es nur worübergehend ist.

  7. Kursverfall voraus, was tun?
    Auch neue »Währungen« werfen die alten Fragen auf. Also: Sichern, aussteigen oder was?

    Kurssicherungsgeschäfte werden für die Anbieter von Waren und Dienstleistungen uninteressant sein. Die Kurssicherung erfolgt hier mittels Umtausch des BTC in eine konventionelle Währung.

    Über das Aussitzen entscheidet die Risikobereitschaft des Eigentümers und dessen Eigenschaft als Gewerbeteibender oder Privatmann. Aussitzen ist in Erwartung eins nur vorübergehenden Kurseinbruchs sinnvoll. Wer weiter fallende Kurse erwartet, sollte seine BTC zeitnah einwechseln. Ansonsten gelten für private und gewerbliche Besitzer zumindest steuerlich unterschiedliche Gesichtspunkte.

    Wer privat coins hat, sollte bei unsicheren Kursaussichten an die steuerliche Spekulationsfrist denken. Liegt der aktuelle Kurs unter den Anschaffungskosten, wird der bisherige Buchverlust mit dem Verkauf realisiert. Der entstehende Spekulationsverlust kann mit Spekulationsgewinnen verrechnet werden. Bei einem Verkauf außerhalb der Spekulationsfrist entfällt der Steuervorteil. Im Zweifelsfall ein Argument für den Verkauf.

    Anders sieht es bei Gewerblichen aus. Wer fallende Kurse erwartet, sollte natürlich auch hier aussteigen.

    Wer auf Kurserholung setzt, kann einen zusätzlichen Steuervorteil mitnehmen. Zahlung in BTC stellen beim Erhalt eine Einnahme dar. Die Folgen einer Kursänderung hängen von der Gewinnermittlungsart ab. Ein Kursverfall wirkt sich nur im Fall der Bilanzierung aus. Kleine Händler werden aber nicht bilanzieren, sondern eine Einnahme-Überschussrechnung machen. Da bleibt ein Kurssturz ohne Auswirkungen.

    Die Steuerwirkung kann aber auch hier gezielt herbei geführt werden und den Schaden mindern. Hierzu können die BTC aus dem betrieblichen in den privaten Bereich überführt werden.

    Entnahmewert ist der aktuellen Kurswert. Der ursprünglich höhere Wert der erhaltenen BTC wird auch bei der EÜ-Rechnung abgeschrieben und senkt Gewinn und Steuern. Für den nun im Privtatvermögen gehaltenen Coin gelten die Regeln des Privatvermögens. Unter weiteren Voraussetzung bleibt die spätere Kurssteigerung im Privatvermögen steuerfrei. Sie gewinnen doppelt: Der Verlust im Betriebsvermögen wird steuerwirksam, der Gewinn im Privatvermögen bleibt steuerfrei.

    Das Steuersparmodell ist ein zweischneidiges Schwert. Steigt der Kurs, kann der Gewinn im Privatbereich steuerfrei bleiben. Fällt der Kurs weiter, senkt das den betrieblichen Gewinn nicht mehr. Die mögliche Steuerersparnis geht verloren. Dann sind wir wieder oben beim Kursverfall im Privatbereich. So hat selbst die virtuelle Münze zwei Seiten.

    P.S.
    Die genauen steuerlichen Auswirkungen unterscheiden sich im Einzelfall und sind nur beispielhaft dargestellt.

  8. gusseiserne pfannen sind geil, da ohne teflon. Da sich das teflon in viele hochgiftige substanzen beim erhitzen auflöst sind die normalen pfannen krankmacher. hatte genausowas gesucht, lustig, dass ich es bei bitcoin.de finde.
    PS: ich mag den macher dieser seite immer noch nicht, da er meine fragen hier einfach ignoriert hat….

  9. Ein wichtiger Grund wurde noch vergessen: „Willy Bot“, der Handelsroboter, der auf MtGox Ende 2013 durch ständige Käufe (ohne dass wirklich USD dahinter standen) den Kurs künstlich nach oben getrieben und damit wahrscheinlich die November-Blase erst verursacht hat. Der MtGox-Preis war zu dieser Zeit ständig deutlich über den Preisen aller anderer Exchanges. Weil es kein vom Markt verursachter sondern ein manipulierter Preis war.

    Jetzt gibt es MtGox und Willy Bot nicht mehr, und der Preis findet zu seinem natürlichen Equilibrium zurück. Nicht schlagartig, sondern von spekulationsbedingten Gegenbewegungen begleitet. Es ist gut möglich, dass am Ende dieser Korrektur der Kurs erst bei unter 200 USD wieder einen Boden finden wird, also auf dem Niveau, bevor „Willy Bot“ in Aktion trat.

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