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Sind Bitcoiner sexy?

Anna Kurth (32) veranstaltet den Bitcoin-Mädchenabend in Berlin, der das weltweit erste Bitcoin-Treffen nur für Frauen ist. Wir haben mit ihr über das Verhältnis von Frau, Mann und virtueller Währung gesprochen. Dass dabei auch Klischees zur Sprache kommen, ist beabsichtigt. Warum finden Mädels den Bitcoin weniger spannend als Jungs? Ist es arg schlimm, als Frau auf ein Bitcoin-Meetup zu gehen? Und nehmen Frauen virtuelle Währungen anders wahr als Jungs?

Hallo Anna. Es gibt ja viele Schreckensberichte, dass es ganz fürchterlich ist, als Frau auf eine Bitcoin-Konferenz zu gehen. Ist es wirklich so schlimm?

Ich kann nur für den Berliner Stammtisch sprechen, und da ist überhaupt nichts schlimm. Klar, es gibt viel mehr Männer als Frauen, ich schätze, 8:1 oder 10:2. Aber das Meetup ist angenehm gestaltet, man ist in einer Kneipe, steht am Tresen und unterhält sich in Zweier- oder Dreiergruppen. Ich glaube, das macht sehr viel aus. Wenn ich mir vorstelle, ich würde mit acht Männern am Tisch sitzen und ich werde etwas gefragt und alle Augen sind auf mich gerichtet – da fühle ich mich auch nicht mehr so wohl. Ich kann mir vorstellen, dass einige andere Meetups deswegen etwas abschreckend auf Frauen wirken.

Du veranstaltest ja den Bitcoin-Mädchenabend. Ist die Stimmung dort anders?

Na klar (lacht), es ist halt ein Mädchenabend. Das ist wie wenn Mädchen Germanys Next Topmodel anschauen und gemeinsam drei Flaschen Sekt dabei leeren. Wahrscheinlich redet man auf dem Mädchenabend über dieselben Sachen wie auf dem Stammtisch, aber die Stimmung ist anders. Gelöster und entspannter, würde ich sagen. Unter Männern sind Frauen oft gehemmt, sie haben Angst, dass sie ausgelacht oder für blöd gehalten werden, wenn sie was fragen. Von Frau zu Frau kann man da sehr viel offener sein.

Schade, dass das notwendig ist …

Ja, aber das ist die Natur des Menschen, da kann man niemandem einen Vorwurf machen. Das Männer-Frauen-Ding gibt es schon seit Jahrtausenden, das wird sich nicht über Nacht erledigen. In manchen Situationen fühlt man sich in getrenntgeschlechtlichen Gruppen eben wohler. Daher machen wir auch den Bitcoin-Mädchenabend. Allerdings soll das keine Dauerlösung sein, sondern Frauen dabei helfen, den Einstieg zu finden.

Warum ist der Frauenanteil in der Bitcoin-Szene so klein?

Ich frage mich, ob er das wirklich ist. Es gibt gar nicht so wenig Frauen, ich bin mit vielen aus der ganzen Welt in Kontakt, mit Frauen, die Charity machen oder ein eigenes Business haben. Es kann sein, dass man die Frauen einfach weniger sieht, weil Frauen im allgemeinen und vor allem im Geschäftsleben weniger laut sind. Aber insgesamt ist der Bitcoin natürlich schon ein Männerding. Die hauptsächlichen Aspekte sind finanzieller und technischer Natur, und da sind Männer einfach mehr vertreten. In der IT, im Investment und Banking, aber auch in libertären Kreisen. Schwer zu sagen, warum das so ist.

Haben die Frauen, die sich für den Bitcoin interessieren, besondere Interessen? Blöd gesagt – sind sie nerdiger als andere Frauen?

(lacht) Ich habe vorhin auf Wikipedia den Nerd nachgeschlagen. Erstens haben Nerds ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Interesse an der Erlangung von Fach- oder Allgemeinwissen. Das trifft auf mich zu. Ein zweiter Punkt sind angeblich Mängel in der emotionalen Zugänglichkeit, das trifft mich nicht. Der dritte Punkt ist sehr interessant: Nerds bewegen sich bevorzugt in offenen sozialen Netzwerken, die nur eine geringe soziale Kontrolle auf sie ausüben. Das trifft voll auf den Bitcoin und auch auf mich zu. Und schließlich mögen Nerds Science-Fiction, was ebenfalls auf mich zutrifft. Damit hätte ich drei von vier Bedingungen erfüllt. Also ja, vielleicht muss Frau etwas nerdiger sein, um den Bitcoin interessant zu finden.

Gehen Frauen anders an eine digitale Währung heran?

Ja, auf jeden Fall. Männer reden gerne über die difficulty beim Mining, die täglichen Preise, oder davon, dass der Bitcoin das Byzantinische Problemding löst. Das finde ich nicht soo spannend. Was mich und viele andere Frauen dagegen begeistert, ist diese Möglichkeit des Internationalen. Wir tauschen uns zum Beispiel mit einer Frau, Alakanani Itireleng in Botswana aus, die dort für Bitcoin Fußarbeit macht. Sie geht durch die Dörfer und erklärt den Frauen, wie sie mit Bitcoins Zahlungen empfangen können. In vielen afrikanischen Ländern haben wenig Leute ein Bankkonto, und Frauen dürfen nur mit der Genehmigung ihrer Männer eines eröffnen. Da hat der Bitcoin schon Potenzial für mehr Unabhängigkeit der Frauen. Das zum Beispiel ist ein Aspekt, mit dem sich Frauen sofort identifizieren und zu dem sie einen emotionalen Zugang bekommen.

Was hindert Frauen derzeit daran, sich auf den Bitcoin einzulassen?

Ganz oft ist es die Art der Präsentation. Vielleicht sollten die Männer das anpassen. In Deutschland sind die Medien sowieso eher negativ, und wenn dann noch jemand den Bitcoin vorstellt und dabei nur über Technik und Finanzen redet, ist das nicht so anziehend. Ich weiß, es ist nicht leicht, das Thema Bitcoin für jeden ansprechend zu präsentieren, aber was man immer machen kann, ist die eigene Leidenschaft dafür zu vermitteln. Wenn sich jemand begeistert, dann hat er mich viel eher, als wenn er einen technischen Vortrag hält. Zum Beispiel die Tatsache, dass da ein System ist, in dem jeder selbstbestimmt und unabhängig agieren kann – das finde ich interessant. Oder dass der Bitcoin ein System ist, in dem kooperiert wird, weil alle an derselben Blockchain ziehen. Das macht den Bitcoin sogar geradezu weiblich.

Ok, letzte Frage: Sind Bitcoiner sexy?

Ja, wenn man die nimmt, die auf Grund der Qualitäten des Systems Bitcoiner sind. Ich lasse mal die raus, die meinen, sie könnten ein schnelles Geld machen, es gibt eine bestimmte Sorte Frau, die einen Mann mit Geld wollen, aber für die meisten ist ein Mann, der den Wunsch hat, die Welt zu verbessern, attraktiver.

Der nächste Bitcoin-Mädchenabend findet am 22. Oktober statt. Weitere Infos in der Facebook-Gruppe. Wer mehr Fragen an Anna hat, kann einfach eine Mail an sie schreiben.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

8 Kommentare zu Sind Bitcoiner sexy?

  1. ein interessierter nutzer // 7. Oktober 2014 um 17:37 // Antworten

    wann und wo findet dieser stammtisch statt?

    • Der reguläre Stammtisch findet jeden ersten Donnerstag im Monat im Room77 in Kreuzberg statt.

  2. Name (required) // 7. Oktober 2014 um 18:49 // Antworten

    nice 🙂

  3. die_wahrheit // 7. Oktober 2014 um 22:31 // Antworten

    wie soll dass dann in der Praxis mit dem Bitcoin für die afrikanische Frau laufen?

    bekommt die dann ein Iphone oder legt sie sich ihre Paperwallet unters Kopfkissen?

    • Mehr Infos zu Bitcoin in Afrika und der Arbeit von Alakanani findest Du zB unter bitcoinladybotswana.com

  4. An Handys gibt es keinen Mangel, eher noch beim Netzzugang, aber Google arbeitet schon dran.

    http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/itu-sieht-fuer-2014-mehr-handys-als-menschen-a-886373.html

    http://de.wikipedia.org/wiki/Project_Loon

  5. Anna, an welche Adresse kann ich meine Bitcoinspende richten? 😉

    • Hi Tony, habe Deinen Kommentar heute erst gesehen. Das ist aber sehr nett, da sag ich fein Danke und werde die Spende zu einem gemeinnützigen Zweck einsetzen: Drinks für die Bitcoin-Mädels bei unserem nächsten Treffen am Mittwoch!
      1BsLsayQnB9hXxBBzwv2aR8Deui3LXA8pX

1 Trackback / Pingback

  1. Celebrating the First Anniversary of Berlin's Bitcoin Mädchenabend

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