E-Books und das digitale Bargeld – die Ansichten gehen auseinander

Sogar eine Kommission des Bundestags findet, dass digitales Bargeld ein Segen für jeden ist, der digitale Güter verkauft. Wir stellen zwei Beispiele für Buchhandel im Internet vor. Eines davon nutzt den Bitcoin, um eine Webseite zum Automaten für ein eigenes Buch zu machen. Das andere ist ein Startup aus Deutschland, das Amazon mit Social-Reading Konkurrenz machen will. Den Bitcoin will dieses aber lieber nicht akzeptieren. Sascha Lobo, der mit hinter dem Projekt steht, verweist auf grundsätzliche Zweifel an der Kryptowährung.
Ich bin neulich auf das Book of Satoshi gestoßen. Ein dickes Buch, dass alles, was Satoshi jemals gesagt hat, zusammenträgt. Ein Muß für alle Satoshi-Fans, und auch sonst für jeden aufschlußreich, der den Bitcoin verstehen möchte. Passend zum Thema kann man das Buch natürlich auch mit dem Bitcoin kaufen. Ohne dass, versteht sich, eine Anmeldung oder sonst irgendwas dergleichen nötig wäre. Klicken – Zahlen – Herunterladen. Wenn Sie sich den Weg über die Homepage sparen wollen, können Sie auch einfach diesem Link folgen.
Die Internetseite als Automat für digitale Güter – so stelle ich mir die Zukunft des digitalen Kommerzes vor. Und wie es aussieht, teilt die Enquette-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Bundestags meine Ansicht.
“Dies würde die Umsatzchancen speziell für Anbieter von Immaterialgütern auf einen Schlag potenzieren.”
In ihrem achten Zwischenbericht (2013) fordert die Kommission die Regierung auf, positiv und ergebnisoffen Forschungsvorhaben zu unterstützen, welche sich mit der Einführung von digitalem Bargeld auseinandersetzen. Denn:
Eine Bezahlung von Waren oder Dienstleistungen kann so anonym erfolgen, ohne dass der Zahlungsempfänger oder die zahlende Person ihre Identität offen legen müssen. Elektronisches Bargeld kann Zahlungsvorgänge vereinfachen, sodass zum Beispiel geringfügige Leistungen (wie zum Beispiel das Anbieten eines Artikels auf einem Blog oder der Onlinepräsenz eines Verlages beziehungsweise eines Autors oder einer Autorin) durch einfachen Klick entlohnt werden können. Dies würde die Umsatzchancen speziell für Anbieter von Immaterialgütern auf einen Schlag potenzieren. Zeitungsverlage oder Autoren, die ihre Artikel im Web anbieten, haben die Chance, dass Rezipierende diese Leistung ohne Aufwand bezahlen können.
Laut der Enquette-Kommission sollte das digitale Bargeld vom Staat herausgegeben werden und man müsse Vorsorgungen treffen, dass die transportfähige Menge begrenzt sei (wie sie es bei Bargeld ist). Der Bitcoin ist nun nicht unbedingt ein Wunschkind der Kommission, aber er ist ein digitales Bargeld. Es könnte also “die Umsatzchancen speziell für Anbieter von Immaterialgüter auf einen Schlag potenzieren.”
Die Fakten sind: Mit Bitcoins kann man in wenigen Sekunden bezahlen, es kostet 0-1%, es gibt keinen Ausfall durch Betrug, und die Zahlungsdienstleister übernehmen das Wechselrisiko ohne Aufpreis. Zudem sind Bitcoin-Zahlungen problemlos und flexibel in jede Homepage einzubinden. Für die Kunden bedeuten Bitcoin, dass sie, egal von welchem Gerät, per Klick bezahlen können, ohne dass sie überhaupt irgendwo angemeldet sind – nicht bei PayPal, nicht bei einer Webseite. Private Daten sind nicht gefährdet, da sie gar nicht im Spiel sind.
Wirklich wahrgenommen wird dieses Angebot allerdings noch nicht. Auch 2014 scheint es in weiter weiter Ferne zu liegen, dass auch nur ein einziger Zeitungsverlag das mit Bitcoin sehr einfach zu realisierende Pay-per-Click-Verfahren in Anspruch nimmt. Es ist klar, dass noch wenige – sehr wenige – Kunden mit Bitcoin bezahlen, aber das würde sich vermutlich ändern, wenn der Bitcoin überall, wo digitale Güter zu kaufen sind, akzeptiert wird. Dafür müssten die, die von ihm am meisten profitieren würden, damit anfangen, ihn als Möglichkeit in den Checkout zu stellen.
Es ist nachvollziehbar, dass sich die großen Zeitungs- und Buchverlage scheuen, (auch) auf ein experimentelles Zahlungsmittel zu setzen. Von einem Start-Up könnte man jedoch erwarten, dass es auch neue Wege geht. Vor allem, wenn es ein so interessantes Start-Up ist wie das in der letzten Woche gestartete Sobooks.de.
Sobooks.de sagt Amazon den Kampf an – verzichtet aber lieber auf Bitcoins
Sobooks hat sich letzte Woche mit der vollmundigen Ankündigung präsentiert, Amazon aufmischen zu lassen. Hinter dem ersten deutschen Portal für Social-Reading stehen Christoph Kappes und Sascha Lobo, der Autor und Kolumnist über Digitales. Also, sobooks: Man muss sich anmelden – auch mit Facebook möglich – und kann dann direkt im Browser E-Books lesen. Außerdem kann man seine Kommentare in die Bücher kritzeln und allerlei anderes soziales machen. Nennen wir es doch den Lesesaal des 21. Jahrhunderts.
Bisher ist die Bücherauswahl bei Sobooks etwas dünn. Gut vertreten sind Sachbücher zu Digitalem und der Piratenpartei, aber auch Kulturgeschichtliches und Krimis und mehr. Dazu kommen noch Titel, die zunächst nur bei sobooks zu haben sind. Einen davon kann man umsonst lesen: “Das neue Spiel” des Bloggers Michael Seemann. Das Buch ist durch Crowdfunding bereits finanziert worden. In ihm geht es um den Kontrollverlust durch das Internet, also um die immer weiter ausgreifende Überwachung des Netzes durch die Geheimndienste. Wer nur ein paar Seiten darin liest, wird sich gruseln. Wussten Sie, dass Big Data in der Regel nur vier Geopositionen braucht, um ihre Identität zu berechnen? Urrrg.
Angesichts eines solchen doch prominent platzierten Titels und Sascha Lobos vielen lesenswerten Entsetzenskolumnen über die NSA-Überwachung war ich guter Dinge, dass sobooks auch Bitcoins akzeptieren würde. Schließlich kann man so immerhin eine der Kameras, die einen durchs Netz geleiten, abschalten, und als Nebenprodukt sparen sich Autore und Verlage einige Prozente. Win-Win-Win?

“Book sale loot” von Ginny. Lizenz: Creative Commons
Nö. Bisher funktioniert der check-out nur mit PayPal oder Kreditkarte. Also habe ich auf dem Blog von sobooks nachgefragt, ob man Bitcoins akzeptieren werde und wenn nein weshalb? Prompt habe ich eine Antwort von Sascha Lobo erhalten, und ich glaube, er hat sich in ihr zum ersten Mal öffentlich über den Bitcoin geäußert.
Zum einen erklärt Lobo, dass man vorhabe, die Zahlungsmöglichkeiten zu erweitern. PayPal sei ein “schmerzender Punkt” in Sachen Privatsphäre (Kreditkarten nicht?), wie überhaupt das gesamte Payment im Netz “noch immer Schmerz oder Scherz” sei, je nachdem, von welcher Seite man es betrachten wolle.
Ok, schön gesagt. Wäre das nicht ein fast schon zwingender Grund, Bitcoin zu akzeptieren?
Nochmal nö. Das ist derzeit nicht angestrebt. Sascha Lobo findet den Bitcoin zwar theoretisch spannend, hegt aber praktisch betrachtet “große Zweifel” an diesem Zahlungskonzept. Leider rührt er nur ganz ganz oberflächlich an diesen Zweifeln. Sie beruhten darauf, “dass das Sicherheitskonzept manipulierbar erscheint. Diese Ansicht ist vor allem aus der Historie von Bitcoin heraus entstanden, insbesondere aus dem kompletten Mt. Gox-Debakel (ja, ich empfand das damals als Debakel).” Das war’s. Verblüffend, oder?
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Bargeld zeichnet sich dadurch aus, das man es in die Hand nehmen kann. Das trifft nur auf Münzen und Scheine zu.
moment -> ahh… also mein paperwallet fühlt sich wertiger als als jeder euro schein hier…
“Auch 2014 scheint es in weiter weiter Ferne zu liegen, dass auch nur ein einziger Zeitungsverlag das mit Bitcoin sehr einfach zu realisierende Pay-per-Click-Verfahren in Anspruch nimmt.”
http://bitcoinblog.de/2014/07/25/die-taz-mochte-bitcoins/
Die taz nimmt doch bitcoins. Euer eigener Artikel 🙂
Ja, ist bekannt. Allerdings nimmt sie Bitcoins nur als Spende an und das nicht mal beim Start der “Pay-Wahl”. Von den Möglichkeiten ist das noch weit entfernt …
Auch Lobo kann sich nicht über alles informieren und ist bei manchen ein reiner Schlagzeilenleser. Offensichtlich auch bei Bitcoin.
Wäre schön wenn sich Sascha Lobo noch etwas genauer informieren würde und dann eine fundierte Meinung publizieren. So scheint mir das Verständnis doch noch etwas mager zu sein. Natürlich ist die Usability von Bitcoin noch nicht da wo sie sein könnte. Aber dass das Sicherheitskonzept manipulierbar ist? Hä, ich versteh nur Bahnhof.
eieiei, sascha lobo. der junge mann hat wohl ein paar coins bei gox liegen gehabt als es explodiert ist. nunja. und dann ist man natürlich angepupst. oder sascha lobo hat einfach nur überhaupt keine ahnung.