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Kaputte Börsen, Erpresser und viele tolle Tools

Die Bitcoin News der Woche

A burglar opening a safe that is a computer screen. Bild von: elhombredenegro via flickr.com. . Lizenz: Creative Commons

Auch in dieser Woche war einiges los im Bitcoin-Land. Weniger erfreulich ist, dass wir vom Niedergang zweier Börsen zu berichten haben und dass der Trend, für Erpressungen Bitcoins zu verlangen, langsam um sich greift. Eher neutral ist dagegen der Rücktritt des Direktors der Bitcoin Foundation, Jon Matonis, sowie die Kür des Nachfolgers. Eine weitere interessante Personalie mit viel Erfahrung im US-Establishment ist ein hochbetagter ehemaliger Direktor der US-Börsenaufsicht, der nun Bitcoin-Unternehmen berät. Auch spannend finden wir den Plan einer australischen Stadt, eine Bitcoin-Wirtschaft aufzubauen. Ganz begeistert sind wir schließlich von der Dynamik in der Bitcoin-Szene, die Woche für Woche mehr Tools herausbringt, als wir beschreiben können.

MintPal und Justcoin: Zwei Börsen, die nicht mehr sind

Bringen wir die schlechten Nachrichten hinter uns: Die beliebte Altcoin-Börse MintPal ist nicht mehr. Was genau passiert ist und was Moolah damit zu tun hat, ist verworren, könnte aber dramatisch sein. Ebenfalls verworren ist die Schließung der norwegischen Börse JustCoin. In beiden Fällen gibt es Hacks und ausgetrocknete finanzielle Mittel.

MintPal. MintPal war eine recht beliebte Altcoin-Börse mit einer guten Usability und einem mäßigen Sicherheitssystem. Im Juli wurde MintPal gehackt und um 8 Millionen Vericoin bestohlen. Daraufhin kaufte Moolah, eine britische Payment-Plattform, die Börse und kündigte einen Relaunch an. Nach einigen Verzögerungen ging MintPal unter der neuen Besitzerschaft Anfang Oktober wieder online, allerdings kam es sofort zu Problemen und einige Nutzer hatten keinen Zugriff auf ihren Account. Kurz darauf meldete Moolah Insolvenz an, angeblich, weil die Kosten gestiegen aber die Erlöse gesunken waren.  Alex Green, der Geschäftsführer von Moolah, trat zurück, MintPal schloss wieder, und die Bitcoins vieler User waren irgendwie verschwunden. Dann begann die Schlammschlacht:. Laut den ehemaligen Besitzern von MintPal war bereits der Relaunch von MintPal eine Totgeburt: „Eine buggy Plattform, ein 20-Dollar-UI-Template und fehlende Features.“ Außerdem habe es einen weiteren Hack gegeben und Green sei gedoxed worden – was meint, dass seine wahre Identität enthüllt wurde: Er sei der Serienbetrüger Ryan Kennedy/Gentle. Green antwortete, er habe seinen Namen offiziell geändert, um einen Neustart zu beginnen. Die ehemaligen MintPal-Besitzer meinen dagegen, Green habe von MintPal 4.000 Bitcoins hinterschlagen und würde diese über LocalBitcoins verkaufen. Außerdem haben Sie eine Klage gegen Green eingereicht. Eine Menge Chaos, nicht?

JustCoin. Auch in Norwegen ist nicht alles koscher. Justcoin, eine eher kleine Börse, die neben Bitcoins vor allem für den Handel mit Ripple und Stellar beliebt war, hat vergangene Woche Konkurs angemeldet. Sie hat ihren Kunden per Email mitgeteilt, dass diese bis zum 11. November sämtliche Guthaben abheben sollten. Der Grund sei, dass die Bank von Justcoin die Zusammenarbeit eingestellt habe und keine andere norwegische Bank bereit sei, mit einem Kryptowährungsunternehmen zusammenzuarbeiten. Zufälligerweise war Justcoin aber auch kurz zuvor das Opfer eines Hacks geworden. Als die Börse am 12. Oktober den Handel vorübergehend einstellte, waren bereits 32 Millionen Ripple und 54 Millionen Stellar verschwunden. Mit einem Jahresumsatz von 210.000 norwegischen Kronen – knapp 25.000 Euro – dürfte Justcoin aber kaum jemals Plus gemacht haben und schon gar nicht genügend Gewinn, um den Verlust des Hacks im Gegenwert von etwa 300.000 Dollar zu decken. Einige ehemalige User beklagten sich daraufhin auch, dass sie Probleme bei der Auszahlung hatten, aber dazu wollen wir uns keine Meinung bilden.

Es ist bedauerlich, wenn Unternehmen, die mit Sicherheit ehrlich begonnen haben, auf diese Weise enden. Beide Fälle zeigen jedoch, dass eine Kryptobörse ein sensibles Unternehmen ist, das durch einen Hack in den Bankrott getrieben werden kann. Sie zeigen auch, dass es in diesen Fällen sehr wahrscheinlich ist, dass die Kunden zumindest zum Teil auf ihren Verlusten sitzenbleiben.

Die Bitcoin-Erpresser

Porno-Abmahnungen: Wir bleiben im Zwielicht. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warnt derzeit vor gefälschten Abmahnungen. Diese informierten die Empfänger, dass sie über Seiten wie YouPorn, RedTube, Pornhub oder XNXX raubkopierte Pornos gesehen hätten, und forderten die Zahlung kleinerer Beträge – in Bitcoins. Als „Tipp“, wie man Bitcoins kaufen könne, verlinken die Emails auf angebliche Börsen – die jedoch eher Phishing-Seiten sind, bei denen man sich Malware einfängt. Unterzeichnet sind die Emails von Anwaltskanzleien, die tatsächlich für Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen bekannt sind. Allerdings hat sich zumindest eine dieser Kanzleien bislang offiziell davon distanziert, mit diesem schreiben etwas zu tun zu haben. Falls Sie auch eine solche Email in Ihre Postfach gefunden haben, sollte sie mit Ihr das tun, was man generell mit aus der Luft gegriffenen Forderungen macht: Ignorieren.

Ebola Virus Particles. Foto von:  NIAID via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ebola Virus Particles. Foto von: NIAID via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ebola-Erpresser: Wo wir schon beim Trend der Bitcoin-Erpressung sind: In den hohen Büros der tschechischen Regierung gingen anonyme Emails ein, die damit drohten, in Tschechien den Ebola-Virus freizusetzen, sofern die Regierung ihnen keine Bitcoins im Wert von einer Million Euro überweise. Sie drohten ferner, sie würden im Falle einer Nicht-Reaktion der Regierung eine Kampagne in den sozialen Medien starten, die darstelle, dass die Regierung die Tschechen in Gefahr bringe. Das Ebola-Virus hätten die Erpresser aus Liberia. Die Zahlung solle in drei Paketen erfolgen. Die tschechische Polizei erklärte, die Erpresser nutzten sehr ausgefeilte Methoden, um ihre Herkunft zu verschleiern. Eine Streuung des Ebola-Virus sei aber schon allein aufgrund des kalten Klimas in Tschechien und des gut vorbereiteten Gesundheitssystems unwahrscheinlich.

Personalwechsel an der Spitze der Bitcoin-Foundation

Jon Matonis ist als Direktor der Bitcoin-Foundation zurückgetreten. Ohne genauere Angabe von Gründen sagte Matonis, es sei ein Vergnügen und eine intellektuelle Herausforderung gewesen, die Bitcoin Foundation zu leiten. Er werde weiterhin dazu beitragen, Bitcoin zu verbreiten, allerdings aus dem privaten Sektor heraus. An seine Stelle rückt nun Patrick Murck auf. Murck ist ein Anwalt aus den USA, dessen härtester Fall laut eigener Angabe die Vertretung von Bitcoinica gewesen war. Mit Bitcoin ist Murck schon 2010 in Kontakt gekommen. Als seine Ziele an der Spitze der Foundation nannte er zum einen, die Beziehung zur Community zu reparieren, indem er sich für mehr Transparenz einsetzen werde. Zum anderen werde er an Modellen arbeiten, durch welche die Foundation die Entwicklung des Bitcoin-Protokolls finanzieren könne, ohne auf ein Steigen des Bitcoin-Preises angewiesen zu sein.

Tasmanische Stadt will größte Bitcoin-Ökonomie der Welt aufbauen

Lancester, eine Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern auf der australischen Insel Tasmanien, plant laut Coindesk, zur weltgrößten Bitcoin-Ökonomie zu werden. Laut dem Lancester Plan soll der Bitcoin als Zahlungsmittel über mehrere Stufen der Supply-Chain verwendet werden. Eine der wichtigsten Teile des Plans sei es, die lokale Regierung davon zu überzeugen, Bitcoins für Steuern anzunehmen. Bei der Abwicklung von Zahlungen soll der australische Zahlungsdienst BitPos helfen. Wir glauben das, um ehrlich zu sein, erst, wenn es so weit ist.

Ehemliger Vorsitzender der US-Börsenaufsicht berät Bitcoin-Unternehmen

Arthur Levitt, von 1993 bis 2001 Vorsitzender der US-Börsenaufsicht SEC, steht nun auf den Honorarlisten von Coinbase und Vaurum. Der 83-Jährige hilft den beiden Firmen als Berater, mit den Regulierungsvorschriften in den USA klarzukommen. Er sagte, er hoffe, den Firmen klarmachen zu können, wie wichtig es sei, einen robusten Regulierungsansatz zu wählen. Die intellektuelle Kraft hinter den Bitcoin-Unternehmen sei beeindruckend, doch in Sachen Regulierung und Complience seien die Firmen noch unreif. Wir finden es imposant, dass sich Levitt in seinem doch schon fortgeschrittenen Alter noch auf etwas so Neues einlässt.

Ein Altcoin für die DNA, ein besonderer Blockexplorer und mehr

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch eine ganze Reihe neuer Entwicklungen aus dem Kryptowährungsuniversum vorstellen:

  • Syndicoin möchte Verlagen helfen, ihre Inhalte zu monetarisieren. Das Konzept ist dabei, dass die Leser erst im hinterher für Artikel bezahlen, falls sie ihnen gefallen haben. Mit Syndicoin haben Verlage damit keinerlei Einschränkungen.
  • „Mach ein Backup von dir selbst und nutze dafür Bitcoin“ – so die Webseite von Genecoin. Wer sich anmeldet, bekommt ein DNA-Sampling-Kit per Post zugeschickt. Genecoin sequenziert dann die Daten und spielt sie in die Bitcoin-Blockchain ein. Verrückt? Ja, definitiv. Aber falls es ernst gemeint ist, könnte dies mit zum Grund werden, dass die Bitcoin-Blockchain einmal Weltkulturerbe wird. Was wir sowieso angemessen fänden.
  • Fragen Sie sich auch öfters mal, welche Personen oder Firmen hinter den vielen Adressen stecken, die täglich durch die Blockchain huschen? Mit dem Walletexplorer können Sie beobachten, welche Transaktionen die bekannten Firmen aus dem Bitcoin-Universum durchführen. Wie genau die Jungs dahinter Adresse und Firma zusammenbringen, ist nicht ganz bekannt, aber der Walletexplorer könnte eine Fundgrube der Transparenz werden und zum Hilfsmittel von Ermittlungsbehörden. Oder, andersherum, zum Sargnagel der Privatsphäre, falls das Modell weiter um sich greift.
  • Und zuletzt wäre da noch BitID, ein Projekt, das noch sehr beta, aber genauso vielversprechend ist: Ein Modul, dass es Webseiten erlaubt, Anmeldungen mit einer Bitcoin-Adresse entgegenzunehmen. Noch ist es von Nutzerseite recht kompliziert, da man zunächst eine Nachricht mit seinem privaten Schlüssel signieren muss. Aber wenn es erst einmal Teil von Wallets ist, wird BitID dem Bitcoin eine Funktionsschicht mehr auferlegen, und, vielleicht noch besser, den Vorgang des Bezahlens ohne Anmeldung weiter vereinfachen.

Das war’s mit dem Newsrückblick der Woche. Wir hoffen, es hat Ihnen gefallen. Falls Sie uns für die vielen wertvollen Infos ein kleines Dankebit zukommen lassen wollen, freut sich diese Adresse auf Input: 1BvayiASVCmGmg4WUJmyRHoNevWWo5snqC. Jeder Satoshi wird dafür verwendet, dieses Blog besser zu machen. Versprochen.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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4 Kommentare zu Kaputte Börsen, Erpresser und viele tolle Tools

  1. Name (required) // 31. Oktober 2014 um 23:29 // Antworten

    tolle zusammenfassung…

  2. Jürgen Schwarz // 3. November 2014 um 22:17 // Antworten

    Launceston, nicht Lancester, das dachte ich mir schon beim Lesen des Artikels, und der Klick auf den Link hat es bestätigt. Nach Hobart immerhin die zweitgrößte Stadt Tasmaniens, und wirtschaftlich wegen der Fährverbindung zum „Festland“ wichtig. Vielleicht wird es ja was – man sollte die Tassies nicht unterschätzen.

  3. blablabla@blablabla.de // 3. November 2014 um 22:17 // Antworten

    Zum Thema „tolle Tools“ würde ich noch auf Proof-of-Existence verweisen. Denn bisher war es nur möglich, zu beweisen, dass eine Information (Bild/Dokument/Idee) nicht FRÜHER als zu einem bestimmten Zeitpunkt angefertigt wurde (man denke an die Fotos Entführter mit der Tageszeitung). Mit der Blockchain ist es nun auch möglich, stichfest zu beweisen, dass etwas nicht SPÄTER als ein bestimmter Zeitpunkt angefertigt wurde.
    Wann das nützlich sein könnte, kann ich mir noch nicht ausmalen… aber es wird nützlich sein! Allerdings finde ich die 5mBTC auf proof of existence.com ziemlich überteuert. Geht das billiger?

    • Patente? Urheberrechte?

      Zum Preis: Mal abgesehen davon, dass 5 mBTC eigentlich billig für eine solche Dienstleistung ist – jeder kann was in die Blockchain reinschreiben.

      Gute Nacht 🙂

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