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Investitionen und Pleiten in einer Woche des Crashes

"Miner's Cabin" von jar() via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Selbstverständlich steht diese Woche ganz im Zeichen des Crashes. Daher reden wir in unserem Newsrückblick noch ein wenig darüber und vertiefen es mit einigen Statistiken. Aber wir wollen Ihnen auch nicht weitere Krisen ersparen, die angesichts der fallenden Kurse nicht allzu überraschend sind: Eine Pleitewelle zieht durch die Mining-Industrie. Außerdem ist Bitstamp wieder online, Russland geht gegen Bitcoin-Websites vor und BitReserve bekommt Asche von Investoren. Es gibt, mit anderen Worten, mal wieder eine Menge zu berichten.

Wie schon beschrieben gab es in dieser Woche einen handfesten Crash, der den Preis unter eine sensible Marke geschleudert hat. Es gab zwar seitdem eine kleine, spitze Erholung, die den Preis von einem Tiefpunkt von 150 Euro auf 190 katapultiert hat, aber das macht, blöd gesagt, den Brei nicht fett und den Crash nicht weniger heftig.

Gleichzeitig war der Tag des Crashes ein Tag enormer Aktivität des Bitcoin-Systems: Auf den Börsen wurde gehandelt bis zum Anschlag, das Handelsvolumen war mit etwa 1,5 Millionen Bitcoin innerhalb eines einzigen Tages so hoch wie niemals zuvor (Quelle: Daten von bitcoinity.org), und auch die Anzahl der täglichen Transaktionen hat mit mehr als 107.000 ein neues Allzeithoch erreicht (Quelle: blockchain.info).

In dieser Konstellation tritt eine Ironie des Bitcoin-Ökosystems schillernd zutage: Je tiefer der Preis, desto effektiver das System – zumindest, wenn man die Kosten errechnet, die das Netzwerk je Transaktion verursacht. Mit Kosten ist hier der Ertrag gemeint, den die Minern täglich dafür in Bitcoin erhalten, dass sie die Blockchain bestätigen. Und wenn nun der Preis extrem niedrig, aber die Anzahl der Transaktionen extrem hoch ist, dürften, Sie werden es erraten, die Kosten je Transaktion besonders niedrig liegen. Nämlich bei 6,70 Dollar. Relativ gesehen – als Prozent des Transaktionsvolumens – betragen die Kosten je Transaktion nun nur noch 0,8 Prozent. Das ist ein beinah historisch tiefer Wert.

Von daher, es ist nicht alles schlecht. Euphemistisch gesprochen tritt die schon erwartete Konsolidierung der Fundamentalwerte mit diesem Crash beschleunigt ein.

Der Mining Industrie geht’s eher schlecht

Rechthaber sind, das ist wissenschaftlich bewiesen, die glücklicheren Menschen, wenn auch nur dann, wenn sie wirklich recht haben. Mich macht es nicht unbedingt glücklich, dass ich zumindest mit einer meiner Prophezeiungen für das Bitcoin-Jahr 2015 voll ins Schwarze getroffen habe: Die (Cloud-)Mining-Industrie wird in Probleme schlittern.

Wie sehr, hat sich in dieser Woche gezeigt: Cex.io, vor einigen Monaten noch der größte Mining-Pool der Welt, hat das Cloudmining eingestellt. Aus dem einfachen Grund, weil sich beim aktuellen Preis Cloud-Mining nicht mehr lohnt. Die Strom- und Wartungskosten fressen die Gewinne. Angeblich braucht Cex.io einen Preis von mindestens 320 Dollar, damit sich das Minen in der Cloud wieder lohnt. Das dürfte, wie es derzeit aussieht, noch ein Weilchen dauern.

Von solchen Problemen träumt Cointerra. Der vor eineinhalb Jahren mit sehr viel Gedöns gestartete Hersteller von Asic-Minern, der im Lauf des vergangenen Jahres auch Cloud-Mining-Lösungen angeboten hat, ist pleite. Laut Coindesk wird Cointerra von einem Data Center in Utah auf 1,4 Millionen Dollar wegen nicht gelieferter Leistung verklagt. Cointerra-Geschäftsführer Ravi Iyengar hat kurz darauf gegenüber Coindesk zugegeben, dass die Firma pleite ist. Guthaben im Wert von mehr als 4 Millionen Dollar sind eingefroren.

Und ein drittes, wieder aufgrund eines Berichtes von Coindesk: Mining ASICs Technologies (MAT) aus Maastricht ist ebenfalls bankrott. Der Hersteller von SHA-256- und Scrypt-Minern hat wohl vorbestellte Miner gar nicht, viel zu spät und nicht den Versprechungen entsprechend ausgeliefert. Es gab viele Betrugsvorwürfe, und teilweise wurde auch behauptet, dass die von MAT angekündigte Partnerschaft mit der deutschen Firma Dream Chip Technologies nur eine Erfindung ist. Ich habe auch über MAT geschrieben und stand dafür in Kontakt mit dem Geschäftsführer. Die Kooperation mit Dream Chip wurde mir durch eine Pressemitteilung auf der Webseite der deutschen Firma bestätigt.

Man könnte zu all dem noch das Fiasko des Cloudminers HashProfit hinzufügen, muss man aber nicht. Solange die Difficulty des Netzwerks weiterhin auf einem Höchststand ist und der Preis auf einem Tiefpunkt, lohnt sich Mining nur noch in Ausnahmefällen – und schon gar nicht in der Cloud.

Russland verbietet Bitcoin-Webseiten

„Man könnte denken, dass Russland mit einem kollabierender Rubel, einem fallender Ölpreis und den Handelssaktionen anderes zu tun hätte, als sich um den Bitcoin zu kümmern,“ schreibt engadget.com. Ist aber wohl nicht so, und man könnte die politologische Theorie aufstellen, dass sinnlose Verbote für Regierungen denselben prokrastinatorischen Stellenwert einnehmen wie Staubsaugen für Studenten oder der Facebook-Account für Bürohengste. Macht die deutsche Regierung gerade auch vor, indem sie „Quängelware“ verbieten will. Aber zurück zu Russland: Das Land hat 5 Bitcoin-Webseiten verboten, darunter bitcoin.org, das bitcoin wiki, eine Börse aus London und die russische Seite coinspot.

Nun aber zu guten Nachrichten. Kaum zu glauben, aber die gab es in dieser Woche auch.

Bitstamp wieder online

Nur wenige Tage, nachdem Bitstamp wegen eines massiven Hacks den Service eingestellt hat, ist die Plattform wieder offen. Laut eigener Angabe hat Bitstamp innerhalb weniger Tage das System von einem sicheren Backup auf komplett neuer Hardware neu aufgesetzt und auf Amazon Web Service gehostet. Außerdem hat Bitstamp mithilfe von Bitgo das Hot Wallet als Multi-Sig neu eingerichtet, um zu verhindern, dass es erneut gehackt wird. Als Geste der Entschuldigung gegenüber den Kunden hat Bitstamp darüber hinaus für eine Woche – bis zum 17. Januar – die Gebühren ausgesetzt. Das ist, für diese kurze Zeit, eine beachtliche Leistung. Allerdings bleibt weiterhin unklar, wie der Hack geschehen ist.

BitReserve bekommt 9,6 Millionen Dollar

Es mag ein seltsamer Zeitpunkt sein, aber: BitReserve hat seine zweite Investitionsrunde abgeschlossen und 9,6 Millionen Dollar bekommen. In der ersten Runde hat das Startup bereits 2,9 Mio. Dollar erhalten. Damit steht BitReserve finanziell sehr gut da – allerdings braucht das Unternehmen definitiv viel Geld. Denn das Modell von BitReserve nimmt die Vorteile des Bitcoins – die schnelle und private Transaktion – und entledigt sich der Nachteile – die heftigen Kursschwankungen.

Zunächst funktioniert BitReserve wie eine herkömmliche Online-Wallet: Man erstellt einen Account und überweist Bitcoins drauf. Dann aber kann man diese Bitcoins in „BitMoney“ umwandeln – man kann sie als Währung seiner Wahl halten. Um die Bitcoins in Dollar umzuwandeln, bezahlt man eine Gebühr von 0,45 Prozent. Bei Euro ist sie, soweit ich weiß, ein Stückchen höher. Um zu demonstrieren, dass man die notwendigen Mittel hat, stellt BitReserve einen Echtzeit-Solvenz-Bericht auf der Webseite bereit, der anzeigt, welche Reserven BitReserve hat.

 

 

 

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2 Kommentare zu Investitionen und Pleiten in einer Woche des Crashes

  1. Genesis Mining ist wohl auch pleite. Mein letzter Payout ist Wochen her. Ich laufe da nicht hinterher waren nur 3 MH Scrypt, also nur Spielgeld. Dennoch war das ganze abzusehen.

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