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Virtuelle Währungen unter dem Schirm der Königin

Täuschend echt: Queen Elisabeth mit den Prinzen Charles Philip im Wachsfigurenkabinet von Madame Tussauds. Bild von Axel Schwenke via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die Sonne geht nicht unter im (ehemaligen) britischen Weltreich. Schatzkanzler Osborne twittert über virtuelle Währungen, in London kann man Immobilien mit Bitcoins kaufen, ein Derivate-Markt bietet Bitcoin-Futures, Kenia bekommt eine Börse und ein Bitcoin-Startup aus Hannover einen Preis. Das sind die Themen dieses Newsrückblicks der Woche.

Stellen Sie sich für den Anfang mal vor, Wolfgang Schäuble würde twitter benutzen und per tweet verbreiten, dass er virtuelle Währungen gut fände. Unmöglich? Herzlich willkommen in Europa, wo zwischen zwei Ländern nicht nur Meilen, sondern auch Welten liegen. George Osborne, Schatzkanzler seiner Majestät Queen Elisabeth II von England, hat vor kurzem folgendes getwittert:

Zu deutsch: Gut, dass die Bank of England sich mit virtuellen Währungen beschäftigt, denn das Vereinigte Königreich soll von neuen Fintech-Startups profitieren.

Hintergrund ist, dass die Bank of England ein Dokument veröffentlicht hat, das in der Bitcoin-Medienszene gleich mit „Bank of England findet Bitcoin toll“-betitelt verbreitet wurde. Dabei erwähnt der 50-seitige Bericht nur einmal den Bitcoin, und da auch noch in Klammern. Und zwar heißt es:

Das Aufkommen privater digitaler Währungen (wie der Bitcoin) hat gezeigt, dass es möglich ist, Werte sicher zu prozessieren ohne einer dritten Partei zu vertrauen. Während die existierenden privaten digitalen Währungen ökonomische Fehler haben, die sie volatil machen, könnte die distributive Buchhaltungstechnologie, auf denen ihr Zahlungssystem beruht, große Versprechen in sich tragen. Dies führt uns zur Frage, ob Zentralbanken selbst eine solche Technik nutzen sollten, um digitale Währungen herauszugeben.

Spielt die Bank of England also mit dem Gedanken, ein Bitpound herauszugeben? Vielleicht. Das Dokument meint, dass man digitale Währung als Settlement zwischen Banken verwenden könnte, oder auch außerhalb des Finanzwesens. Allerdings gibt es noch viele Frage zu Sicherheit und Regulierung zu klären.

Eine interessante Idee – aber nur auf einer Seite angerissen und reichlich verschwommen. Bis private Miner Bitpounds erzeugen können, scheint es also noch ein weiter Weg zu sein. Aber die Technik weckt Interesse.

Immobilien und Derivate

Wir bleiben jedoch in London. Das Londoner Büro von RE/MAX, ein Franchise-Unternehmen  mit weltweit 96.000 Immobilien-Maklern, akzeptiert via GoCoin Bitcoins, Litecoins und Dogecoins. Das heißt: Sie können Ihre Immobilie in London mit virtuellen Währungen kaufen. Die Nachricht wurde von Coindesk erstmals verbreitet und von GoCoin via twitter und Facebook bestätigt.

Und noch eine News aus London, der Welthauptstadt der Finanzen: Cryptofacilities hat einen Bitcoin-Derivate-Markt gestartet. Gründer des Marktes ist der ehemalige Goldman-Sachs Manager Timo Schlaefer. Die Plattform bietet sogenannte Forward contracts zum Dollar-Preis des Bitcoin an. Damit können Trader oder Händler sich gegen die Volatilität des Bitcoin absichern oder von künftigen Preissprüngen profitieren.

„Unsere Forwards sind vermutlich das einfachste und effektivste Werkzeug, um sich vor der Volatilität des Bitcoins zu schützen,“ so Kogründer Jean-Christophe Laruelle gegenüber dem Wall Street Journal. Möglich, dass sich so etwa Zahlungsdienstleister vor Kurseinbrüchen schützen. Möglich auch, dass ein Forward-Markt langfristig zu mehr Stabilität führt und es mehr Händlern erlaubt, Bitcoins direkt zu akzeptieren

Eine weitere Bitcoin-Börse für die dritte Welt

Endlich mal eine Gelegenheit, das tollste Tier der Welt zu zeigen: Ein Elefant im Amboseli National Park in Kenia. Bild von Diana Robinson via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Endlich mal eine Gelegenheit, das tollste Tier der Welt zu zeigen: Ein Elefant im Amboseli National Park in Kenia. Bild von Diana Robinson via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Im weiteren, zumindest im historischen Sinne, bleiben wir auch mit dieser News im Vereinigten Königreich. Denn es geht um die Börse Igot aus Australien, ein Land, das 1770 zu britischem Besitz wurde und trotz der Unabhängigkeit von 1931 weiter Teil des Commonwealth ist und als solches als offizielles Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II. nennt. Igot expandiert nun auf einen anderen Kontinent, nämlich nach Afrika. Genauer gesagt nach Kenia, das von 1895 bis 1963 britische Kolonie war. Igot hat eine Börse in Kenia eröffnet und nutzt das populäre M-Pesa-Zahlungssystem, um Geld auf die Konten der Börsen zu schieben. M-Pesa ist ein in Kenia wahnsinnig beliebtes System, um mit dem Handy zu bezahlen, was angesichts der dünnen Banken- aber hohen Handydichte ausgiebig genutzt wird. Entwickelt wurde M-Pesa übrigens von der kenianische Mobilfunkfirma Safaricom und dem Mobilfunkgiganten Vodafone, welcher, Überraschung, ein britisches Unternehmen ist.

Pey bekommt Sonderpreis

Die Sonne geht einfach nicht unter im Reich von Königin Elisabeth. Auch unsere letzte Nachricht des Newsrückblicks der Woche bleibt, historisch gesehen, auf britischem Gebiet. Denn wie jeder weiß war auch die deutsche Stadt Hannover von 1714 bis 1837 Teil des britischen Reiches, da die britische Königsfamilie in Personalunion über die beiden Königreiche geherrscht hat. Nun – in Sachen Bitcoin macht Hannover schon länger von sich reden, weil das Startup Pey aus dem Co-Working-Haus Edelstall eine ziemlich große Handvoll Händler überredet hat, mit dem selbstgebauten Zahlungssystem Bitcoins zu akzeptieren. Hannover bekam so den vermutlich längsten Bitcoin-Boulevard der Welt, mit gut 20 Akzeptanzstellen in der Innenstadt. Pey hat nun beim Hannoverschen Startup-Impuls-Wettbewerb einen Sonderpreis bekommen. Laut t3n sorgte Gründer Ferrer Rivero für einen Lacher im Publikum, als er sagte, durch den Bitcoin könnten Banken umgangen werden. Lustig war das, weil der Wettbewerb von der Sparkasse Hannover gesponsort worden war.

Das britische Weltreich ist nicht umsonst für seinen Humor bekannt. Daher ende ich diesen Newsrückblick aus dem Reich von Königin Elisabeth mit einer Reiseempfehlung für Briten nach Deutschland: Wenn Sie nachts bei leeren Straßen ein Auto an einer roten Ampel halten sehen – erschrecken Sie sich nicht. Das ist kein Verbrecher, das machen in Deutschland alle so. Schönes Wochenende!

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8 Kommentare zu Virtuelle Währungen unter dem Schirm der Königin

  1. Name required // 27. Februar 2015 um 15:50 // Antworten

    Der letzte Absatz ist überflüssig, weil unlustig. Ansonsten recht informativer Artikel.

    • Ich fand den letzten Satz sehr lustig 🙂 Das tragische ist, dass er leider wirklich stimmt.

    • Ich fands es auch witzig 🙂 die wartezeit ist unnötig und an einigen ampeln wird man regelrecht provoziert, wobei man sich gleichzeitig fragt wo der umweltgedanke bleibt 😉

      • Der Vorteil, wenn immer alle bei rot halten, ist, dass auch jeder bei grün bedenkenlos fahren kann.

        In Frankreich sollte man niemals Nachts einfach bei grün fahren, da kommt garantiert ein Vollpfosten der bei rot drüberbrettert, weil ja die mit grün gucken, ob einer bei rot durchfährt und deswegen anhalten.

        Verkehr(te) Welt.

      • freiheit // 2. März 2015 um 15:04 //

        @Eddi:

        Genau die Einstellung „ich bin im Recht und muss deshalb nicht aufpassen“ hat übrigens dazu geführt das bei der Einführung des Zebrastreifens die Unfälle mit Fußgängern signifiant zugenommen hatten.

        Interessant wäre mal zu vergleichen, wo passieren mehr schwere Unfälle: In Deutschland, wo jeder ohne Rücksicht bei Grün auf sein Recht pochend fährt oder in Frankreich, wo man auf den anderen Rücksicht nimmt und nicht nur weil Grün ist durchrast.

        Ich glaube es war auch in London, dort gab(gibt?) es mal einen Versuch: In einer Straße wurden alle Verkehrsregeln aufgehoben, nur eine hatte noch Gültigkeit: Nehmt Rücksicht und passt Gegenseitig auf euch auf. Es gab nur noch einen Verkehrsraum für alle: Fußgänger, Fahrradfahrer, Auto, LKW. Folge: die Durchschnittsgeschwindigkeit ging zurück die Unfälle aber auch: es gab schlicht keinen mehr.

        Ich bin natürlich nicht gegen alle Regeln, aber oft scheint mir weniger Regeln und mehr Menschenverstand angebracht.

      • Neurotizismus, Angst vor Menschen, Asexualität —> Wir bist Deutschland

  2. Sprachfanatiker // 28. Februar 2015 um 2:05 // Antworten

    Ich muss mal ehrlich sagen, dieser bestimmte Artikel „der“ vor dem Wort „Bitcoin“ ist mir zu wider. Das stößt beim Lesen der Texte hier ziemlich auf. Ist ja manchmal OK, bspw in „der Bitcoin ist auf Talfahrt“ aber doch nicht so:
    „Das Aufkommen privater digitaler Währungen (wie der Bitcoin) hat gezeigt, dass…“

    Das klingt grauenhaft. Auch wenn es um Akzeptanzstellen geht: Bitte überlegen Sie mal, ob sie einen Artikel verwenden würden, wenn es um Euros ginge.

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