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Handelsblatt-Artikel übertreibt chinesische Bitcoin-Begeisterung

Die lieben Medien ...

Wenn die Qualitätspresse über den Bitcoin schreibt, geht das leider selten gut. Heute hat das Handelsblatt mit dem phantasievollen Artikel „Der Drache giert nach Bitcoins“ aber den Vogel abgeschossen.

An sich sollte man sich freuen, wenn die Qualitätspresse den Bitcoin erwähnt und es dabei nicht um Drogen oder Hacks geht. Dabei wäre auch zu verschmerzen, wenn sich der eine oder andere Irrtum einschleicht. Aber das, was in einer der besten und seriösesten Zeitungen Deutschlands, dem Handelsblatt, heute unter dem Titel „Der Drache giert nach Bitcoins“ veranstaltet wurde, tut weh. Das beginnt schon beim Vorspann:

Die Krypto-Währung mag eine amerikanische Erfindung sein, an der auch die US-Börsen interessiert sind. Doch in China ist die Währung bereits etabliert. Chinesen schaffen zunehmend Kapital in den virtuellen Raum.

Eine amerikanische Erfindung? Hallo? Wie kommt man darauf? Weil die Amis halt so sind, dass sie gelegentlich Kryptowährungen erfinden? Niemand weiß, wer Satoshi Nakamoto ist, und daher weiß natürlich auch niemand, in welchem Land Bitcoin erfunden wurde.

Dass der Bitcoin in China „bereits etabliert“ ist, ist eine recht steile These. Schließlich gibt es in China keine bekannten Kernentwickler, keine nennenswerten Akzeptanzstellen und so gut wie keine Nodes. Aber schauen wir uns mal an, wie der Artikel das begründet.

Er beginnt mit einem Bericht von einer chinesischen Bitcoin-Mine, die pro Monat Bitcoins im Wert von 200.000 Euro erzeugt. Ich nehme mal an, dass das stimmt. Dann kommt aber ein Satz, der es in sich hat:

Hintergrund des einträglichen Geschäfts: Gültige Codes für Bitcoins lassen sich nicht nur kaufen, sondern auch mit mathematischen Methoden ausknobeln.

Ich habe ein Weilchen überlegt, ob die Formulierung „gültige Codes für Bitcoins“ besonders clever oder besonders blöd ist. Am Ende habe ich mich für das zweite entschieden. Es gibt keine „Codes für Bitcoins“. Man könnte zwar Bitcoins überweisen, indem man einen privaten Schlüssel (einen Code) versendet, aber in der Regel werden Bitcoins durch Transaktionen überwiesen. Der Autor hatte vermutlich Codes für Paysafecards oder ein Appstore-Guthaben im Kopf.

Weiter und zu China:

Der Standort der weltgrößten Bitcoin-Mine ist dabei kein Zufall. In China ist die Begeisterung für Bitcoins deutlich größer als in Europa oder den USA, wo nach dem ersten Hype eine gewisse Ernüchterung eingesetzt hat.

Ein einfaches „größer“ hätte wohl nicht gereicht. Wie kommt der Autor darauf, dass die Begeisterung in China gleich „deutlich größer“ ist?

Für acht von zehn Bitcoins bezahlen die Käufer mit Yuan, wie aus einem aktuellen Report von Goldman Sachs hervorgeht. China baut so einen enormen Schatz in der digitalen Währung auf.

Ja, ungefähr 8 von 10 Bitcoins werden in China gekauft. Aber jeder, der sich mit China und Bitcoin beschäftigt, sollte wissen, dass die chinesischen Börsen eine Null-Prozent-Gebühren-Politik fahren und dass darum und nicht aus Begeisterung in China so wild getraded wird. Außerdem bedeutet jeder Bitcoin-Kauf auch einen Bitcoin-Verkauf. Und da die Preise auf Chinas Börsen eher fallen als steigen, darf man sogar annehmen, dass in China mehr Bitcoins verkauft als gekauft werden. Wie dieses China so einen „enormen“ Schatz aufbauen soll, ist mir schleierhaft.

Der Autor hat aber noch einen Beweis für seine These des Bitcoin-gierigen Chinas:

Die Webseite Fiatleak.com macht den Kapitalabfluss aus Fernost in den virtuellen Raum sichtbar: Am unteren Rand sind die Weltwährungen dargestellt. „CNY“ in gelb steht für chinesische Yuan, die als laufender Strom nach China fließen.

Fiatleak ist vollkommen nichtssagend. Es zeigt nämlich nicht, wie das Kapital von Fiat in Bitcoin flüchtet, sondern es zeigt Trades. Und die könnte man mit demselben Recht als Kapitalflucht von Bitcoin in Fiat werten. Aber macht nix, denn nun kommt es richtig dick:

Nur in Dollar und Euro werden Bitcoins auf vergleichbarem Niveau gehandelt.

Wie kann man nur? Warum macht der Autor mit einer solchen mutwilligen Falschaussage seine These vom Bitcoin-begeisterten China kaputt? Und, vor allem: wie kommt man darauf, dass Euro und Yuan auf vergleichbarem Niveau gehandelt werden? An guten Tagen werden rund 5.000 Bitcoin gegen Euro gehandelt. Das ist etwa ein Prozent von dem, was auf den vier wichtigsten China-Börsen an einem Tag gehandelt wird. Warum … – egal.

Viel spannender ist, dass der Handelsblatt-Autor nämlich weiß, warum die Chinesen so wild auf Bitcoins sind:

Grund für die Gier nach der Bitcoin-Währung sind vor allem die chinesischen Kapitalkontrollen. Für reiche Chinesen ist es schwer, ihr Vermögen außer Landes zu schaffen. Bitcoins bieten sich hier als Lösung an: Ein dezentraler Wertspeicher, den die Behörden nicht regulieren können. Millionenbeträge lassen sich auf einem USB-Stick transportieren oder über das Netz versenden.

An dieser Stelle musste ich vor Wut aus dem Fenster schauen. Ist natürlich eine hübsche Story, mit den bösen Kommunisten und den freiheitsliebenden Chinesen, und auch eine irgendwie plausible Erklärung. Das Problem ist nur: Es gibt genau NULL Hinweise darauf, dass Chinesen Bitcoins zur Kapitalflucht nutzen. Null. Wie Zhang Weiwu schreibt, sind Bitcoins in China vor allem ein Spekulationsgut. Wie … – was – warum verkauft der Autor Spekulationen als Gewissheiten, noch zudem in einem Thema, von dem er offensichtlich nicht sehr viel Ahnung hat? Ein einfaches „vielleicht“ oder „vermutlich“ wäre doch nicht zuviel verlangt gewesen, oder?

Die Story vom Bitcoin als Mittel der Kapitalflucht gibt aber noch mehr her:

Was die internetbegeisterten chinesischen Bürger freut, ist den Währungsaufsehern des Landes eine Last. Eigentlich ist es ihre Aufgabe, die Grenzen wasserdicht zu machen, um Kapitaltransfers zu verhindern. Mit Bitcoins lassen sich die Devisenkontrollen aber umgehen. Genau aus diesen Gründen hat die Regierung schon mehrfach die Überwachung von Bitcoins verschärft.

Und schon wieder haben wir die bösen Kommunisten. Passt wohl einfach zu gut. Nur … hier wird einfach eine Spekulation auf eine Spekulation gebaut. Die chinesische Regierung hat nämlich noch nie etwas zur Kapitalflucht durch Bitcoin gesagt. Sie verlangt lediglich – wie jedes andere Land dieser Welt – von den Börsen, die Kundenidentitäten festzustellen. Bitcoins selbt überwacht sie gar nicht. Logischerweise hat sie daher die Überwachung von Bitcoins auch nicht „mehrfach verschärft“.

Beinah korrekt wäre dagegen der folgende Absatz geworden.

Ende 2013 hat die Zentralbank den Geschäftsbanken verboten, Überweisungen zur Bezahlung von Bitcoins vorzunehmen. Im Frühjahr vergangenen Jahres hat sie ein Dutzend Handelsplattformen schließen lassen.

Ja! Das ist im Grunde richtig. Allerdings hat es den Autor dann wohl doch zu sehr in den Fingern gekribbelt:

Hongkong hat erst vor wenigen Tagen klargestellt, dass Bitcoins als Zahlungsmittel dort illegal sind.

Nein, hat es nicht. Es gab einen Politiker, der nach dem von den Medien maßlos überdramatisierten MyCoin-Betrug ein Verbot vorgeschlagen hat, aber glücklicherweise sind auch in China Vorschläge von Politikern und Gesetze nicht dasselbe.

Anschließend folgen einige weitgehend korrekte Absätze über die Situation in den USA. Zum Ende des Artikels trumpft der Autor aber noch einmal richtig auf:

Die größte Bitcoin-Plattform des Landes, OKCoin, hat zum chinesischen Neujahrsfest 1,6 Milliarden Dollar in Bitcoins verschenkt, um auf sich aufmerksam zu machen – der Staat hat still gehalten.

1,6 Milliarden Dollar. Wirklich? Das wären rund 6 Millionen Bitcoin gewesen. Hätte niemandem in der Redaktion auffallen können, dass diese Zahl „ein bißchen“ groß ist? In Wahrheit waren es 1,6 Millionen Dollar. Aber man darf sich ja mal um den Faktor tausend verrechnen oder vertippen. Bei einem Artikel, der 10.000 Fehler hat, macht das den Braten auch nicht mehr fett.

P.S.: Gute Infos zur chinesischen Bitcoin-Politik findet ihr in den lesenswerten Artikeln von Zhang Weiwu.

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25 Kommentare zu Handelsblatt-Artikel übertreibt chinesische Bitcoin-Begeisterung

  1. Bitte alle Beschwerde einreichen. So einen Müll darf man sich echt nicht bieten lassen!!!

    Da bekommt man ja vor Ärger fast einen Herzinfarkt.

  2. LOL

  3. Ein journalistischer Totalschaden.
    Dabei hätte es so schön sein können.

  4. Oh Gott! Danke für den Artikel! Ehrlich gesagt ist da mein erster Impuls laut zu lachen. Erstens über den Handelsblatt-Artikel aber auch wegen dieser sehr sauberen Demontierung! 😉 Unterm Strich: Bitcoin hat zum Glück auch noch in China sehr viel Potential und die Medien haben zum allergrößten Teil einfach noch seeeehr viel Nachholbedarf. Wird dann schon noch.

    Danke für diesen sehr unterhaltsamen Blog-Artikel! Hab keine Lust mich beim Handelsblatt zu registrieren, aber man sollte diesen Artikel eigentlich dort verlinken.

  5. „…bedeutet jeder Bitcoin-Kauf auch einen Bitcoin-Verkauf…. darf man sogar annehmen, dass in China mehr Bitcoins verkauft als gekauft werden…“ – made my day 🙂

  6. Die Bundesbank glaubt auch, das über 60% der Bitcoins von Chinesen gehandelt bzw. besessen werden. Das sich auf den China-Börsen, wegen der nicht vorhandenen Gebühren, die ganze Welt rumtreibt kapieren die Dinosaurier der Finanzwelt nicht. Wie auch so vieles andere, was im Neuland so passiert.

    Eigentlich sollte man über solches Unwissen lachen, das Dumme ist nur, daß ausgerechnet mächtige und reiche Leute mit solchen Falschinformationen versorgt werden und den Schmarrn auch noch glauben.

  7. Guter Artikel! War sehr amysant zu lesen. Nur die folgende Stelle habe ich entweder nicht verstanden, oder ist fasch:

    Nur in Dollar und Euro werden Bitcoins auf vergleichbarem Niveau gehandelt.

    Wie kann man nur? Warum macht der Autor mit einer solchen mutwilligen Falschaussage seine These vom Bitcoin-begeisterten China kaputt? Und, vor allem: wie kommt man darauf, dass Euro und Yuan auf vergleichbarem Niveau gehandelt werden? An guten Tagen werden rund 5.000 Bitcoin gegen Euro gehandelt. Das ist etwa ein Prozent von dem, was auf den vier wichtigsten China-Börsen an einem Tag gehandelt wird. Warum … – egal.

    Der Autor stellt ja eine Beziehung zwischen EUR und USD her. Wie kommen Sie da auf EUR und CNY?
    Es ist eh nicht ganz klar was mit „vergleichbarem Niveau“ gemaint ist: ich nehme mal an das ist die Summe der genhadelten BTC/Tag. Dann wäre der Bezug zu den 4 größen chinesischen Börsen aber irrelevant. Bitte um Klärung!

    • Der Bezug im Artikel war, dass, nur in Dollar und Euro Bitcoins auf (mit Yuan) vergleichbarem Niveau gehandelt werden. (selbst wenn man nur Dollar und Euro vergleichen würde – das kann man nicht. Der Euro-Handel ist winzig …)

  8. Der Irrtum liegt darin, dass Qualitätspresse mit Qualitätsberichterstattung gleichgesetzt wird.
    Die Vermittlungstätigkeit der Börsen, die das gehandelte Gut Bitcoin nicht in die Hände bekommen weil (von eventuellen Gebühren abgesehen) Fiat-Währung und Bitcoin direkt vom
    Käufer zum Verkäufer wandern, ist sowohl einem Journalisten als auch den sogenannten Mächtigen und Reichen schwer zu erklären. Selbst ein Goldbarren kann nicht in Deutschland mit Euro gekauft einige Minuten später in China gehandelt und nach weiteren Minuten in den USA in US$ getauscht werden.

  9. Ist ja echt arm und peinlich für eine Finanzblatt. Hat jemand einen Leserbrief oder ähnliches abgeschickt? Das und die Reaktion darauf würde mich interessieren…

  10. Liebe Bitcoiner,

    danke für das ausführliche Feedback! Ich bin der Autor des betreffenden Artikels.
    Zunächst möchte ich um Nachsicht bitten. Als Auslandskorrespondent ist man zwar in gewissem Sinne Experte für sein Land, aber leider nicht Experte für alles, was in diesem Land vor sich geht. Ein Studium der Sinologie gibt einem nur wenig an die Hand, das zum Verständnis von Bitcoin wichtig ist.

    Meine Grundaussage möchte ich dennoch verteidigen. Die Begeisterung für Bitcoin ist in China tatsächlich immer noch ausgesprochen hoch. Ich finde, das lässt ich aus vielen Quellen belegen. Diese aktuellen Charts finde ich ziemlich aussagekräftig.
    http://bitcoincharts.com/charts/volumepie/

    Daher weiß ich jetzt nicht so recht, warum die Grundthese „erfunden“ sein soll. Der Vorwurf in dem Blogeintrag lautet: Der Artikel führt die Leser in die Irre. Wirklich?

    Von der Motivationslage der chinesischen Käufer glaube ich dagegen einiges zu verstehen. Das 20. Jahrhundert hat den Chinesen viele Wechselfälle der Geschichte beschert – da bleibt immer ein gewisses Misstrauen, wie es weitergeht. Daher das Bedürfnis, seine Geldanlage auch auf Standbeine außerhalb des Yuan zu stellen.

    Kapitalflucht aus China ist ein reales Phänomen, auch wenn Bitcoin nur einen winzigen Anteil davon gibt. Dass es für jeden Kauf einen Verkauf gibt, versteht sich von selbst. Auch bei Berichten über den Aktienmarkt weisen wir nicht jedes Mal darauf hin. Viele Käufe bedeuten dennoch hohe Nachfrage. Was die Vermittlungstätigkeit von Handelsplattformen angeht – auch das versteht sich von selbst. Der Börse Frankfurt gehören auch nicht die Aktien, die dort den Besitzer wechseln. China ist hier aber wegen der Kapitalkontrollen ein Sonderfall. Yuan lassen sich nur an ausgewiesenen Sonderhandelsplätzen und innerhalb einer Quote tauschen. Die Yuan-Käufe (und die ihnen gegenüberstehenden Verkäufe, wie beim Aktienmarkt) dürften also eine ziemlich innerchinesische Angelgenheit sein. Es hat ja jetzt auch nicht jeder ausländische Bitcoin-Enthusiast ein Yuan-Konto bei einer chinesischen Bank.

    Wir wenden uns zudem an sehr breite Leserschichten und gerade beim HB auch manchmal auch noch an netzferne Zielgruppen. Da sollte es nicht so technisch werden, und auch um Expertenformulierungen machen wir eher einen Bogen. Wenn es um andere Fragen geht, etwa Fraktionskämpfe in der Kommunistischen Partei, ist vielleicht der eine oder andere hier seinerseits für eine Vereinfachung dankbar. Andererseits müssen wir vieles in einem Satz möglichst kurz erklären – beispielsweise die Tatsache, dass sich Bitcoin schürfen lassen. Das leuchtet dem, der herkömmliches Geld gewöhnt ist, schließlich nicht unmittelbar ein.

    Wer meiner Berichterstattung folgt (zu 95% übrigens nur in Print und in der App zu lesen; leider) der weiß, dass ich großen Respekt vor der Kommunistischen Partei habe und ihr durchaus nicht platt die Schuld an allem im Land gebe. Sie hat praktisch im Alleingang die Milleniumsziele zur Armutsbekämpfung verwirklicht.

    Was die Erfinder/Entwickler von Bitcoin angeht — vor Jahren habe ich mal in einem Blogeintrag wegen des Names angenommen, es müsse ein Japaner sein, und viele empörte Mails bekommen, es handele sich in Wirklichkeit um einen Amerikaner, der bloß einen japanischen Namen als Pseudonym verwendet. Ich bitte um Aufklärung.

    Wie gesagt, in der Hoffnung auf Verständnis
    Finn Mayer-Kuckuk

    (Derzeit in der Kohleprovinz Shaanxi auf den Spuren des herkömmlichen Bergbaus unterwegs)

    • Lieber Herr Mayer-Kuckuk,

      vielen Dank für Ihre Meldung hier. Ich bin sehr beeindruckt über ein so offenes und ausführliches Feedback.

      Es kann sein, dass ich mit meiner Kritik an Ihrem Artikel übers Ziel hinausgeschossen und ins Polemische abgeglitten bin. Ich wollte niemals sagen, dass Sie den Leser in die Irre führen, schon gar nicht absichtlich. Falls es so klingt, tut es mir leid. Die Überschrift “erfindet” ist daher wie Sie sagen tatsächlich nicht richtig und wird geändert.

      Ich glaube, meine Kritik an Ihrem Artikel bezog sich vor allem darauf, dass er Dinge als Fakten präsentiert, die keine Fakten sind, sondern Vermutungen. Sie sagen, die Kapitalflucht sei als Motiv klar, während alles, was ich bisher von chinesischen Bitcoinern gehört habe, auf eine exzessive Privatspekulation a la Adlerholz und Knoblauch hindeutet.

      Auf den chinesischen Börsen handeln übrigens meines Wissens nach auch Nicht-Chinesen, die versuchen, Bitcoins zu vermehren und dann abzuziehen, um sie auf anderen Börsen in Euro oder Dollar zu wechseln. Die chinesische Börsendaten gelten als wenig vertrauenswürdig (eine Zeitlang haben sich die chinesischen Börsen gegenseitig beschuldigt, das Volumen zu fälschen), und die 0% Gebühren dürften das Volumen faktisch verfälschen, indem derselbe Bitcoins durch Bots sehr oft gekauft und verkauft wird. Die Markttiefe ist bei den Dollarbörsen zum Beispiel ein gutes Stück tiefer, was darauf hindeuten könnte, dass größere Beträge dort “tatsächlich” den Besitzer wechseln.

      Satoshi Nakamoto … man weiß schlicht nicht, wer er ist. Vielleicht ein amerikaner, vielleicht ein Japaner, vielleicht ein Brite, vielleicht … – man weiß es nicht.

      Ihrem Statement zur KP kann ich nur zustimmen. Ich habe genau das, was Sie zu den Milleniumszielen sagen, schon so oft in Diskussionen geäußert, in denen China auf die Menschenrechtsverletzungen reduziert wird. Nun tut es mir leid, Ihnen einen Narrativ unterstellt zu haben, den Sie offensichtlich gar nicht vertreten.

      Wie gesagt: meinen Respekt für Ihre Rückmeldung hier (und vor allem für Ihre Berichterstattung aus China).

      Alles Gute

      Christoph Bergmann

  11. Ich habe noch einen weiteren Fehler gefunden.

    24.840.000€ Bitcoin pro Monat!!!!!

    Es werden 25 Bitcoin alle 10 minuten generiert.
    Ein Monat = 30 Tage. 30 Tage x 24 Stunden = 720 Stunden.
    60 Minuten/10 Minuten = 6 x 25 Bitcoins= 150 Bitcoins pro Stunde!
    720 Stunden x 150 Bitcoins = 108000 Bitcoin pro Monat.

    108000 Bitcoins x 230€ = 24.840.000€

    Sie schreiben 200.000 Euro das währen also 0,805 Prozent.

    Seit wann sind 0,805 Prozent ein großer Teil?

    Richtig wehre aber wohl 10.000.000€ oder mehr.

    • Nur in Kürze: In der Mine hat der Ertrag im Laufe der Zeit stark abgenommen. Ich glaube auch, keiner auf dem Planeten verfügt über genug Rechenkraft an einem Platz, um 10 Millionen Euro im Monat zu generieren. Dann würde ja keiner mehr was anderes machen. ;.)

  12. Hallo Herr Bergmann,

    umgekehrt arbeiten wir gerade daran, meine Kinken auszubügeln. (Milliarden/Millionen… wie peinlich… sorry dafür. War wohl ein Artikel zuviel in der betreffenden Woche.)

    Ich unterstelle übrigens Kapitalflucht als Motiv, weil man in China mit Bitcoin kaum etwas bezahlen kann. Während mir Rakuten in Japan auch Bitcoin als Zahlungsweg anbietet, sind Taobao oder JD.com aus den genannten Gründen der rechtlichen Unsicherheit weit davon entfernt.

    Den Anstoß zu dem Artikel hat übrigens folgender lesenswerte Beitrag aus der China Daily gegeben: http://usa.chinadaily.com.cn/opinion/2015-03/19/content_19850123.htm.
    Auf die Möglichkeit von extrenen Spekulationen, die die Beträge hochtreiben, wird darin hingewiesen, aber wirklich harte Zahlen und Belege gibt es offenbar nicht. Ich weiß dagegen aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schwer es ist, sich nennenswerte Mengen Renminbi zu beschaffen. Oder ein Konto in China zu eröffnen. Alle meine Umtäusche werden beispielsweise in einer Datenbank in Verbindung mit meiner Passnummer erfasst. Ab einem Limit von 50000 Dollar im Kalenderjahr kann ich als Privatmann bei der Bank mehr wechseln. Überweisungen ins Ausland erfordern Papierkram. Da frage ich mich, wie die Bitcoin-Spekulanten denn an die Yuan für die Trades kommen, wenn die nur alle außerhalb Chinas am PC sitzen?

    Also, ich war sicher vielerorts ungenau, aber ich kann dem Leser halt auch nicht im zweiten Absatz mit „Hash“ kommen. Ich hoffe, dafür hat auch der Fachmann Verständnis.

    Ich hoffe auf weiteren produktiven Austausch! Wenn ich darf, frage ich nächstes Mal bei Ihnen nach, wenn ich mir unsicher bin.

    Herzlich
    Finn Mayer-Kuckuk

    • Hallo Herr Mayer-Kuckuk,

      Sie dürfen sich sehr gerne an mich wenden, wenn Sie eine Bitcoin-spezifische Frage haben. Am besten an christoph.bergmann@mailbox.org. Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen!
      Speziell zu Bitcoin und China kann ich Ihnen nur die Artikel nahelegen, die Zhang Weiwu geschrieben hat, der für eine kurze und glückliche Zeit mein China-Korrespondent war. http://bitcoinblog.de/tag/zhangweiwu/ – nicht mehr ganz aktuell, aber ein großes Lesevergnügen, das für mich selbst mit zum Informativsten gehört, was ich je über China gelesen habe (aber ich bin beileibe kein Experte) und auch das beste ist, was dieses blog bietet.

      Was Sie über den Kapitalverkehr nach China schreiben klingt so, als sei da wirklich ein großer Bedarf nach Bitcoin da.

      Rakuten akzeptiert übrigens gar nicht in Japan Bitcoin. Ich glaube, zuerst in den USA, dann in Dtl und Österreich. Von Japan war noch gar nicht die Rede …

      Ich glaube, ich bin über Ihren Artikel stellvertretend für einen gewissen Frust mit den Medien hergefallen …

      Viele Grüße

      Christoph Bergmann

  13. Hallo Herr Mayer-Kuckuk,

    schön dass Sie Stellung genommen habe. Zu Ihrer Frage wie ich Renminbi an der Börse bekomme: Ich überweise meine in Euro/USD gekaufen Bitcoins dorthin und erhalte somit beim Verkauf den Wert in Yuan.

    • Hallo Tom,

      Sie befinden sich in China und haben hier ein Konto, richtig? Dann ist das natürlich kein Problem, Sie sind dann ja unter praktischen Gesichtspunkten Chinese. Die Unterstellung einer amerikanischer Experten ist jedoch, dass Bitcoin-Spekulanten im Ausland auch in Yuan handeln. Das scheint mir nicht so leicht zu sein. Bitte korrigieren Sie mich, falls ich daneben liege.

      fmk

      • blubblibla // 9. April 2015 um 3:02 //

        Man benötigt kein reguläres Bankkonto, das in CNY geführt wird.

        Sie führen in Ihrem Artikel ja unter anderem FiatLeaks als Quelle an. Dort wird jeder Trade, der auf einer chinesischen Börse ausgeführt wird, mit CNY angegeben.

        Einfaches Beispiel:

        1. Ich melde mich als Deutscher bei einer chinesischen Börse an.
        2. Ich überweise Bitcoins dorthin.
        3. Ich verkaufe die Bitcoins dort.
        4. FiatLeaks zeigt einen Handel BTC->CNY an.
        5. Ich kaufe dort wieder Bitcoins.
        6. FiatLeaks zeigt einen Handel CNY->BTC an.
        7. Ich ziehe die Bitcoins wieder ab.

        Und schon haben wir laut FiatLeaks Bitcoins die in Renminbi gehandelt wurden, obwohl weder ein Chinese noch ein chinesisches CNY-Konto bei einer Bank im Spiel waren und ich die ganze Zeit in Deutschland war.

        Und die chinesischen Börsen sind bei Tradern auf der ganzen Welt beliebt, da dort wenig bis gar keine Gebühren anfallen. Von dahre zweifle ich an, das der Anteil an Bitcoins, die scheinbar in CNY gehandelt werden wirklich ausschließlich von Chinesen gehandelt werden.

        Es gibt meines Wissens keine zuverlässigen Zahlen, nach denen man die Beliebheit des Bitcoins in einem Land anhand der eingesetzten FIAT-Währung messen kann.

        Daher würde mich noch interessieren, welche Zahlen Goldman Sachs ihrem Report zu Grunde legen, den Sie in Ihrem Artikel erwähnt haben.

        Auch die Bundesbank behauptet übrigens auch, daß die Chinesen 66% Anteil am Bitcoin-Markt haben. Diese Aussage dürfte ähnliche falsche Ausgangszahlen als Basis haben.

        Bestenfalls die chinesischen Börsen haben einen hohen Anteil am Markt. Welcher Nationalität deren Kunden angehören, da hätte ich gerne erstmal belastbare Zahlen dazu. FiatLeaks ist hierfür jedenfalls keine belastbare Quelle.

  14. umgekehrt arbeiten wir gerade daran, meine Kinken auszubügeln?

    Wiso ist Ihr Artikel den bis heute noch nicht korrigiert??

    • blubblibla // 9. April 2015 um 3:37 // Antworten

      Dann noch meine Anmerkungen zu Christophs Kritikpunkten:

      * Die Krypto-Währung mag eine amerikanische Erfindung sein

      Gut, daß keiner weiß wer Satoshi Nakamoto ist und damit die „Erfindung“ keiner Nationalität zugeordnet werden kann sollte geklärt sein.

      * Der Standort der weltgrößten Bitcoin-Mine ist dabei kein Zufall.

      Soweit richtig, nur liegt das nicht an der Begeisterung der Chinesen für den Bitcoin sondern am billigen Strom und den billigen Arbeitskräften. Wie bei vielen anderen Produken auch…

      Nachdem ich davon ausgehe, das auch die chinesischen Farmen ihren Strom in Landeswährung bezahlen müssen, könnte auch dies ein Grund für die „Begeisterung“ der Chinesen für Bitcoins sein. 😉

      * Gültige Codes für Bitcoins

      Laß ich als Erklärung für technisch weniger versierte Personen durchgehen. Auch wenn ich es eigentlich nicht mag, jemanden etwas „falsch“ zu erklären, nur weil man Angst hat, er könnte es sonst nicht verstehen. Ich überleg mir mal, wie man das einfach und dennoch richtig erklären könnte…

      * Grund für die Gier

      Kann ich nicht wissen, war nie in China und habe ehrlich gesagt auch so meine Probleme, die Mentalität dort zu verstehen. Dort ist irgendwie alles anders. 😉 Wenn ich von dem ausgehe, was ich aber bisher dazu gelesen habe und mir von Leuten erzählt wurde, die schon in China waren, würde ich Christoph zustimmen, die Chinesen zocken einfach gerne mit Bitcoins.

      * China/Honkong verbietet den Bitcoin

      Dazu möchte ich etwas erklären. Gerade China hat mit seiner bisherigen Bitcoin-Politik (verbieten, doch nicht, vielleicht ein bischen) ausserhalb Chinas für Aufregung gesorgt. Das liegt sicherlich daran, daß die Aktionen der chinesischen Regierung vollkommen falsch in der westlichen Welt ankamen, denn wirklich verboten hat man den Bitcoin ja nie. Das führt allerdings dazu, das Ausser-Chinesische-Bitcoiner irgendetwas in der Art von „Land XY verbietet Bitcoin“ nicht mehr hören können. In den meisten Fällen sind solche Meldungen nämlich einfach komplett falsch. Die chinesische Situation haben sie ja richtig dargestellt, aber mit Hongkong genau so eine falsche Aussage getroffen, die nun wirklich keiner mehr hören will. 😉

      * OKCoin, hat zum chinesischen Neujahrsfest 1,6 Milliarden Dollar

      Also, im Blog von OKCoin steht „10 million RMB“, sind leider doch nur 1,6 Millionen USD. Also hat Christoph richtig gerechnet. 🙂

      • Name required // 9. April 2015 um 13:31 //

        Zum Thema „gültige Codes“ kann man es einfach ganz leicht wie folgt erklären:
        Jede bitcoin-Adresse (oder Litecoin, Mooncoin etc.) besteht aus einem Schlüsselpaar, und zwar dem öffentlichen und dem privaten Schlüssel. Wer den privaten Schlüssel besitzt, kann die auf der zugehörigen öffentlichen Adresse lagernden (und via Blockchain einsehbaren) bitcoins „verwalten“, also weiterversenden auf eine andere öffentliche Adresse. Danach kann nur noch derjenige diese Anzahl an bitcoins verwalten, der den zugehörigen privaten Schlüssel für die Empfangs-Adresse besitzt. Der private Schlüssel weist jemanden also als Besitzer aus. Von daher ist es auch so wichtig, diesen geheim zu halten, weil jeder der den privaten Schlüssel kennt, Zugriff auf die zueghörigen Coins auf der öffentlichen Adresse hat. Der private Schlüssle ist also eine Signatur, die jemanden als Besitzer der Coins ausweist. Als „Verwaltungssoftware“ um diese „Überweisungen“ durchzuführen, wird eine Wallet benötigt. Hiermit kann man Schlüsselpaare erzeugen oder auch einfach private Schlüssel importieren, womit man dann die zugehörige öffentliche Adresse kontrollieren kann.

        Wenn man das Alles also in herkömmlichem „Bankersprech“ erklären müßte, wäre der öffentliche Schlüssel wohl die Kontonummer und der private Schlüssel die Kombination aus EC-Karte, Kartenleser und PIN/TAN. Die Wallet ist also nur die Software, welche diese Schlüsselpaare und das damit verbundene Vermögen verwaltet, also quasi die Bank.

        Das Mining hingegen ist ein Verbund aus Kontrolleuren oder auch Buchhaltern, die die von den Wallets initiierten Transaktionen prüfen und bestätigen und für diese Leistung schließlich geldwerten Vorteil als Ausgleich für die Rechenleistung erhalten – also neu erschaffene Coins.

  15. hier mal alle blog-einträge wo fefe das handelsblatt erwähnt:
    http://blog.fefe.de/?q=Handelsblatt

  16. @Name required : sorry, aber die Erklärung ist viel zu lange, da gibt der Normalo Leser auf,
    ich finde Codes als für jeden verständliche Ersatzbezeichnung durchaus legitim.

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