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Die Bitcoin Revolution beginnt im Kopf

Kourion Theater auf Zypern. Bild von senza senso via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Kurzer Erfahrungsbericht eines MOOCs Kryptowährungen der University of Nicosia von einem, der vor 1950 geboren ist.

Volker Baums, ein Bitcoin-Fan im fortgeschrittenen Alter, hat bei einem Online-Kurs an der Universität von Zypern mitgemacht. Ich bin stolz, an dieser Stelle einen begeisterten Erfahrungsbericht eines weltoffenen Mannes zu veröffentlichen, der kurz vor der Rente steht und sich kluge Gedanken über die Gesellschaft und die Blockchain gemacht hat.

Von Volker Baums

Was ist ein MOOC? Es ist keine neue Tierart, kein Mobbing und auch kein neuer viraler Betrug, sondern eine neue Lernform für alle, die kein Geld ausgeben, aber vom Computer aus zuhause lernen wollen. Ausgeschrieben und übersetzt heisst es „Massive Open Online Course“, für jeden: „offener hammerleichter Kurs, zu segeln im Geiste der Wissenschaften.“

Sie sehen, ich gehe ziemlich frei mit der Übersetzung um. Online kennt jeder, Open auch, als Leuchtschild an der Kneipe oder am Shop, und massiv können Sie als geballte Ladung Wissen oder Know-How verstehen, in diesem Fall über Bitcoin und die Blockchain.

Der Kurs kostet keinen Satoshi, lediglich das Fortsetzungs-Onlinestudium für den Master of Science in Digital Currency kostet etwas. Bezahlen können Sie das in Bitcoin. Die erste Universität, die dieses Angebot eröffnet hat, ist die University of Nicosia auf Zypern mitten im Mittelmeer zwischen 4 Windrichtungen.

Die universale Buchführung des 3. Jahrtausends

Die Geschichte dieses Kurses ist natürlich auch in die Blockchain, die neue universale Buchführung des 3. Jahrtausends, eingeschrieben und wird für alle Absolventen, Erdenbürger und Interessierte einsehbar sein, wenn sie einmal gelernt haben, diese Buchführung zu lesen und zu verstehen.

Das Paradies im Mittelmeer hat Volker Baums nur virtuell besucht. Aphrodite's Rocks, Cyprus. Bild von Colin Moss via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Das Paradies im Mittelmeer hat Volker Baums nur virtuell besucht. Aphrodite’s Rocks, Cyprus. Bild von Colin Moss via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ich für meinen kleinen Lebensteil zwischen 1 und 100 Jahren schreibe mir zugute, dass ich irgendwie die Nerven und den Weg fand, mich dort virtuell umzuschauen. Bereut habe ich es nicht. Im Gegenteil, ich war froh, Herr Andreas Antonopoulos und Herrn Antonis Polemitis locker im Sessel einmal die Woche live vor der Kamera sitzen zu sehen, während sie auf englisch über das plauderten, was als power point einmal die Woche Lerninhalt war.

Der Kurs dauerte 3-4 Monate. Die persönlichen Lehrer waren, wie gesagt, Herr Polemitis (AP) und Herr Antonopoulos (AA). AA darf der Master of Bitcoin genannt werden, entsprechend seines wunderbaren, lesens- und lernenswerten Buches „Mastering Bitcoin“. Ob es auf Deutsch schon zur Verfügung steht, weiss ich nicht. Im Kurs jedenfalls konnte es kostenfrei runtergeladen werden. Gewusst wie. Für Sie ist das vielleicht selbstverständlich, aber für mich war es das ebenso wenig, wie dass sich Menschen in Foren anmelden, um Gruppen zu bilden, in denen sie gemeinsam lernen oder gemeinsam Verbrechen planen.

Gegeneinander zusammen an der Blockchain ziehen

Herr AP ist mehr der Ökonom für den globalen Überblick über die Entwicklung des Geldes, von der Steinzeit auf Hawai, bis zum Mittelalter und der Neuzeit. Sämtliche Texte, die zum Thema Bitcoin und Kryptowährungen von der amerikanischen und europäischen Zentralbank jemals verfasst worden sind, waren in den Literaturverzeichnissen per Mausklick abrufbar, sozusagen auf der Spitze Ihres Zeigefingers. Auch das war für mich nicht selbstverständlich.

Herrn Antonopoulos kann dagegen bewundernswert klug, einfach und klar beschreiben und erklären. Etwa den Bitcoin Core, das rechnende Herz des Bitcoin. Mit ihm verdienen die B-Schürfer alle 10 Minuten 25 Bitcoin, indem sie gemeinsam, mit, für oder gegeneinander zusammenarbeiten. Ja, gegeneinander zusammen. Ich denke, das stärkt die Gemeinschaft der ehrlichen Bitcoiner, die Double-spending vermeiden und aufdecken wollen und sich gegen Denial of Service Attacken und anderes wehren müssen.

Während des Kurses können Sie mit jedem der Teilnehmer Kontakt aufnehmen. Und sie bekommen auch nach der Darstellung der Wochenthemen eine kleine Gelegenheit, selbst schriftlich sich zu vorausgewählten Fragestellungen zu äußern oder nachzufragen. Die Online Assistenten sind verdammt klug und wahnsinnig nett, sodass es eine Riesenfreude war, sich ans Herz zu fassen und jemanden persönlich um die Sache B anzusprechen und zu fragen.

Neues Denken über Vertrauen und Nicht-Vertrauen

Die B-Gemeinschaft begleitet den B-coin seit etwa 6 Jahren. Ein Kind käme erst in die Schule, der Bitcoin aber hat es gleich in die Uni geschafft und wurde ein Markt mit starken Investitionen und speziellen Asic-Rechnern mit Venture Capitalisten und Angle Investoren und Startups. Diese neuen Firmen finden in dem Kurs auch Erwähnung, genauso wie Altcoins und andere Nutzungen der Blockchain, wie proof of existence von Dateien und Verabredungen vielerlei Arten. Alles Dinge, die, wie ich finde, ein neues Denken über Vertrauen voraussetzen.

Am Ende dieser wöchentlichen Einzelthemen gab es immer ein Quiz, d.h. einen Multiple-choice Fragebogen, in dem man die Qual der Wahl hatte, sich für 1, 2 oder 3 richtige Antworten zu entscheiden. Wie viele genau richtig waren, stand in der Frage oder in der Sachaussage oben, und der kluge Knobler konnte schon über Wahrscheinlichkeiten einen Treffer landen und damit zum Abschlusstest der gleichen Art zugelassen werden.

Laut Statistik über die bisherigen Kurse haben etwa die Hälfte der Teilnehmer am Abschluss teilgenommen und etwa 20 Prozent haben bestanden. Aber auch die pure Teilnahme wurde schriftlich bestätigt und ist für immer in der Blockchain, dem Geschichtsbuch der Kurteilnahme, verewigt, falls die nächste Sintflut die Menschheit nicht überwältigt oder die Zivilisation durch eine DDOS-Attacke niedergeritten wird.

Ich hoffe ich habe ihre Neugier geweckt, meine Aussagen auf der website der University of Nicosia online zu überprüfen. Sie kriegen den Schlüssel C, um zu entscheiden, ob A ich oder mein Freund/Gegner B Recht hat, wenn wir uns nicht einigen.

Irgendwie scheint mir für all das ein neues Denken über Vertrauen und Nicht-Vertrauen nötig, was ein altes Menschenproblem darstellt und im Kurs über das Byzantinische Problem eingeführt wird. Der Bitcoin und seine Könner und Versteher bieten für das alte Problem eine neue, zeitgemäße, technische, teilautomatisierte Lösung für das Internetzeitalter an.

Also aufpassen und nachlesen. Opi-return heisst nicht, der Opa kommt nach Hause, sondern ist was für Könner und Experten.

Was Marx nicht geschafft hat, vielleicht schafft es der Bitcoin

Ich selbst habe mich in der 2. Hälfte meiner Lebenszeit, die jetzt ins 3/3 geht, zum Ehrenbürger des Ehrenamtes ungelöster Probleme ernannt. Geboren bin ich vor 1950, am Ende des 2. Weltkriegs. Meine Weltzeit habe ich lange als Analphabet gefüllt, der nicht gelernt hat, zu programmieren, sondern es lediglich vom Handschreiber zum Tastendrücker gebracht hat. Vielleicht war das mit ein Grund, dass ich mich auf den Weg gemacht habe, das e-Geld zu verstehen – und die Einmaligkeit und Knappheit der Lebenszeit.

Würde sich höchstwahrscheinlich tobend im Grabe drehe und wenden: Karl Marx. Bild von Pierre Wolfer via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Würde sich höchstwahrscheinlich tobend im Grabe drehe und wenden: Karl Marx. Bild von Pierre Wolfer via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Beim Nachdenken über einmalige Zahlungen für menschliche Handlungen, genannt die Gerechtigkeit eines Berufslebens über die Rente hinaus, ist mir klar geworden, dass das Verfallsdatum für einen Joghurtsbecher und für ein menschliches Leben ebenso ein einmaliges Herkunftsdatum festlegt, wie die Transaktions-ID für einen Bitcoin. Damit wird alles in der Menge aller anderen auffindbar, wie ein unfälschbares Gut, dass Sie in Form von gültigen Transaktionen in Registern finden können. Das Zeitproblem hat mich angesprochen und interessiert, und so habe ich virtuell N = Nicosia gefunden, wie ich finde eine schöne Art, die Welt mit Gerechtigkeitsgedanken neu zu betrachten. Was Marx nicht geschafft hat, vielleicht schafft es der Bitcoin, kurz gesprochen für einen 68er.

Ich habe an dem Kurs vor allem den Verlust der Angst vor dem Neulernen genossen und die Bestätigung, dass mein Schulenglisch noch gut genug ist, um 75 % von fertigen Fragen zu beantworten, die von Maschinen ausgewertet werden und von freundlichen, hilfreichen und netten Menschen zusammengestellt wurden, die ihre Intelligenz freigiebig zur Verfügung stellen, wenn du klug fragen kannst.

Ganz im Unterschied zu meinen Schullehrern, die mit Misstrauen und Glasaugen und Lederhänden in die Schule kamen und die Dir Angst machen konnten, ohne dass sie es wollten, einfach nur, weil sie Kriegsversehrte waren. Ich bin in einer „Vaterlosen Gesellschaft“ aufgewachsen, wie es der Zeitanalytiker Mitscherlich beschrieben hat. Die Väter schwiegen und die Mütter suchten neue Rollen, nachdem der Schutt des Krieges verräumt war. Dann hatte ich nach, in und während der Studentenrevolutionen der 70er das Thema Relevanz in einem Psychologiestudium erlernt und die Orte besucht, wo Häuser besetzt waren und Rudi Dutschke erschossen und Andreas Baader gewohnt hat. Berlin, geteilt, geeint und immer Weltstadt.

Töchter, wenn ihr etwas erben wollt, dann müsst ihr Bitcoin lernen!

Sei’s genug damit für heute. Ich habe einen Schweigeberuf gelernt und einen Sprechberuf. Wie ein Arzt, Anwalt oder Pfarrer ist auch ein Psychotherapeut oft sprachlos nach außen und interessiert nach innen. Nur so kann die Oberfläche der Gesellschaft einen vagen Glanz behalten. Auch die stillen Revolutionen und die des Einzelnen.

Aber ich freue mich sehr darauf, die technischen, ökonomischen und persönlichen Revolutionen eines neuen e-Zeitalters zu verfolgen und halte den Bitcoin und die Blockchain, das doppel-B, für eine der besten und wichtigsten Entwicklungen des 3. Jahrtausends. Nicht die Drohnen, vielleicht aber auch die Nano Krebsbehandlungen.

Es ist schwer, den Fortschritt der Menschheit zu verfolgen. Und es ist nicht nur ein kleiner Schritt auf den Mars, sondern ein großer. Also versuche ich, neugierig zu bleiben und meine alte Lernangst zu vertreiben, ganz wie ich es immer meine Patienten gelehrt habe: durch Annäherungslernen, copying behavior. Und ich habe meinen Töchtern gesagt, wenn ihr etwas erben wollt, also auch hier das Thema der Lebenszeitbegrenzung der Transaktionen, dann müsst ihr was über Bitcoin lernen, denn wenn ich etwa hinterlasse, dann werden es ein paar Bitcoins sein. Papa was a rolling stone, die müsst ihr euch dann holen können.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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5 Kommentare zu Die Bitcoin Revolution beginnt im Kopf

  1. Sehr gutes Entertainment. Danke dem 68er

  2. kann der Gastautor hier viellecht eine BitCoin-Adresse zum „liken“ hinterlassen? thx

  3. durchlaufe auch gerade den MOOC und das Master Studium dazu, wirklich interessant wie es auf andere wirkt.

    Opi-return -> da war wohl OP_RETURN gemeint 🙂

  4. In ein paar Jahrzehnten werden wir mehr wissen über diese Revolution

  5. Gehört das schon zu „Planet Werde“?

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