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Ein besserer Bitcoin, ein besseres Internet

"Lightning_03" von Oregon Department of Transportation via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Einige abgefahrene Krypto-Startups. Die einen wollen den Bitcoin besser machen, die anderen wollen dank der Blockchain das Internet verbessern.  Von Offchain-Transaktionen, Sidechains, einer dezentrale Weltbibliothek und geteilten Internetverbindungen.

Wollen Sie wissen, welches die heißesten Bitcoin-Startups dieses Frühlings sind? Welche Trends es in der Kryptobranche gibt, und welche Großprojekte darauf warten, einmal vollendet zu werden? In diesem Artikel finden Sie eine Handvoll Beispiele. Es gibt, neben diesen, natürlich noch viele mehr.

Das Lightning Network

Eines der Probleme, an die der Bitcoin ganz sicher stoßen wird, ist die Scalability: Solange ein Block nur 1 Megabyte groß sein darf, kann das Netzwerk nur 5-7 Transaktionen je Sekunde abarbeiten. Die Idee, der Bitcoin könne einmal Visa ablösen, wird damit zum Wolkenschloss. Es gibt war schon Vorschläge, die Blockgröße auf 20 Megayte zu erhöhen. Aber dies wird auch nur eine Lösung auf Zeit sein und stößt bereits jetzt auf erheblichen (und nicht immer unberechtigten) Widerstand. Das Bitcoin Lightning Netzwerk soll Abhilfe schaffen. Die Idee ist es, grob gesagt, ein dezentrales System zu schaffen, das Transaktionen über ein Netzwerk von Mikropayment-Channels führt, die nicht auf der Blockchain werkeln. Dabei sollen wohl Bitcoin-Beträge zuerst eingefroren werden, um sie über direkte Payment-Channels zu versenden. Sobald sich der Payment-Channel schließt, werden die finalen Kontostände durch eine Blockchain-Transaktion verfestigt. Das Lightning-Network steht jedoch noch sehr am Anfang. Notwendig, um es einigermaßen (!) sicher zu halten, wäre eine Softfork des Bitcoin-Clienten, die das Maleability-Problem endgültig austilgt.

Blockstream

Ähnlich, aber doch anders ist das Blockstream-Projekt. Auch dieses Projekt setzt an dem Scalability-Problem an. Es schlägt jedoch vor, dieses durch Sidechains zu lösen. „Sidechains sind Blockchains, die miteinander und mit Bitcoin interoperieren und so Liquiditätsengpässe, Marktfluktuationen, Fragmentierungen und Betrug durch alternative Kryptowährungen verhindern.“ Kurz: die Sidechains sollen alles, was Altcoins können, in den Bitcoin einbauen – ohne diesen durch Experimente zu gefährden, aber mit der Sicherheit der starken Bitcoin-Blockchain. Also: Mikropayments, Smart Contracts, vielleicht auch Grid-Computing, Datenspeicher, schnelle Transaktionen und vieles mehr. Wie das funktionieren soll? Die hinter Blockstream stehenden Entwickler – unter denen neben Hashcash-Erfinder Adam Back und Bitcoin Kernentwickler Gregory Maxwell weitere erfahrene Mitentwickler von Bitcoin Core sind – scheinen eine Lösung zu haben, die zumindest theoretisch funktioniert.

Netki

Mit Netki haben wir ein weiteres Projekt, welches den Bitcoin besser machen soll. Das Problem ist diesmal die Adresse: eine Bitcoin-Adresse mit ihren vielen Buchstaben und Zahlen in wirrer Reihenfolge ist so gut wie unmöglich zu merken. Es ist schon eine Krux, sie abtippen zu müssen. Netki möchte nun die Bitcoin-Adresse durch eine weniger zufällige Zeichenfolge wie wallet.bergmann.de ersetzen – so ähnlich, wie die IP-Adressen durch Domain-Namen ersetzt worden sind. Netki nutzt dafür die Namecoin-Blockchain und Secure DNS, um Namen zu speichern und mit Adressen zu verbinden. Mit einem einzigen solchen Namen ist es sogar möglich, verschiedene Kryptowährungen zu empfangen. Theoretisch ist Netki möglich, und durch die Verwendung der Namecoin-Blockchain ist die Gefahr eines Angriffs durch zentrale Systeme gering. Ob sich dieses Konzept jedoch durchsetzen kann, wird davon abhängen, ob auch andere Wallets Netki implementieren. Partnerschaften mit Pheeva, Blockcypher, Changetip und HolyTransaction sprechen dafür, dass dies möglich ist.

Bitmesh

Nun zu etwas ganz anderem. Zu einer fantastischen Anwendung, die der Bitcoin ermöglichen könnte. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihren nicht genutzten Traffik teilen. Also, Sie verwenden nur einen Bruchteil Ihrer DSL-Bandbreite, geben den Rest davon ab und bekommen dafür Bitcoins. Oder Sie kaufen zusätzlichen Traffic, wenn Sie ihn etwa für einen Download der korpulenteren Art brauchen. Das ist bzw. wird Bitmesh. „BitMesh entwickelt eine Plattform, die es den Leuten erlaubt, ihre Internetverbindung mit peers gegen Bitcoins zu teilen … Der Preis wird auf einem lokalen Marktplatz ausgehandelt, so dass weder ein Vertrag noch eine dritte Partei im Spiel ist. Das Ergebnis wird ein günstigeres, robusteres Internet sein – und Bitcoins in die Hände von mehr Leuten bringen.“ Bis jetzt gibt es aber nur einen Prototyp für einen Raspberry pi. Das System soll wohl auf dem Meshnet aufbauen.

Blockstore

Die Idee, Daten in der Blockchain zu speichern, ist schon länger im Raum, stößt aber immer wieder an das Scalability-Problem. Schließlich muss jeder Client diese Daten ebenfalls speichern, und damit sind wir schnell da angekommen, dass die Blockchain gespamt wird, die Clienten neue Festplatten brauchen und die Datenspeicherung andere Transaktionen in die Warteschleife versetzt. Onename.io schlägt dafür mit dem Projekt Blockstore eine Lösung vor: Anstatt der kompletten Daten werden nur Hashes in der Blockchain gespeichert. Wie genau das aber funktionieren soll, bleibt relativ offen.

Alexandria

Ähnlich, aber ambitionierter ist das Projekt Alexandria. Geplant ist nichts geringeres als „eine open-source dezentrale Bibliothek um Kunst, Geschichte und Kultur zu speichern und zu teilen. Stelle dir eine Plattform wie Youtube, Soundcloud oder Netflix vor – ohne teure Server und Bandbreiten. User können alles publizieren, Videos, Musik, Bücher, 3-D-Print-Rezepte und mehr. Die Publizisten haben die komplette Kontrolle über ihr Werk mit verschiedenen Möglichkeiten, es zu monetarisieren.“ Klingt gut. Alexandria will die Bittorent-Technologie verwenden, um große Datenmengen zu speichern und zu verteilen. Die Florincoin-Blockchain soll eine dauerhafte, öffentliche Datenbank und Zahlungsschicht bereitstellen sowie finanzielle Anreize für die Nutzer der Plattform. Der Florincoin hat den Vorteil, dass man mit einer Transaktion auch Nachrichten versenden kann. Der Bitcoin schließlich soll genutzt werden, um Publizisten durch das Publikum zu bezahlen. Alexandria ist derzeit ebenfalls noch sehr am Anfang und soll durch Crowdfunding finanziert werden.

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2 Kommentare zu Ein besserer Bitcoin, ein besseres Internet

  1. Mehr zu http://maidsafe.net/ fänd ich extrem spannend.

  2. Frankfurter Würstchen // 30. April 2015 um 18:41 // Antworten

    Gute Übersicht, freue mich schon auf tiefere Einblicke in die Entwicklungen. Besonders das Skalieren der Blockchain braucht eine Lösung, die auch sicher gefunden werden wird.

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