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Vorschlag für geplante Erhöhung der Blockgröße spaltet Bitcoin-Community

Größe der Blöcke. Wie man sieht stoßen sie in letzter Zeit vermehrt an die Grenze von 1 Megabyte. Grafik von WebBtc.com

Es geht los: Gavin Andresen, „Chief Scientist“ der Bitcoin-Foundation, hat einen konkreten Vorschlag eingereicht, um die Größe der Blöcke am 1. Mai 2016 auf 20 Megabyte zu erhöhen. Die einen jubeln, dass damit die Lösung des immer drängenderen Scalability-Problems in Sichtweite kommt – und die anderen werfen Gavin Andresen vor, sich zuviel herauszunehmen.

Gavin Andresen, der als Chief Scientist der Bitcoin-Foundation einer der wenigen ist, die den Zugang zum Altert Key für das Bitcoin Netzwerk haben, hat gestern über github einen Vorschlag eingestellt, wie man ab dem 1. Mai 2016 die Größe der Blöcke auf bis zu 20 Megabyte erhöht. Mit diesem Vorschlag hat Andresen ein schwelendes Thema auf den Plan gerufen und die Gemeinschaft der Bitcoin-Entwickler aufgefordert, dieses endlich anzugehen.

Damit hat er aber auch eine brennende Diskussion ausgelöst, bei der es um nicht mehr und nicht weniger als darum geht, wie die Zukunft des Bitcoins aussehen soll. Als Elite-Währung für große Transaktionen – oder als Alltagswährung für alles. Das gegenwärtige Blocklimit von 1MB bedeutet, dass maximal 4-7 Transaktionen je Sekunde ausgeführt werden können. Für eine Weltwährung ist das definitiv zu wenig; der Einsatz von Bitcoin im Micropayment wie auch im Online-Shopping wird damit grundsätzlich blockiert. Schlimmer noch: der Bitcoin ist damit schon jetzt nahezu an seine Grenzen gestoßen. Mit rund 100.000 Transaktionen am Tag. Dass es schon so weit ist, zeigt die Grafik oben.

Es ist schon längst Zeit, dass sich die Community Gedanken macht, wie sie dieses Problem lösen will. Entweder Gavin Andresens Lösung wird umgesetzt – oder überarbeitet – oder man macht sich und allen anderen klar, dass der Bitcoin keine Altagswährung werden kann.

Der Ansatz von Gavin Andresen ist nun, eine Hard Fork von langer Hand anzukündigen und zu planen. Möglich, dass sein Vorschlag bereits in der nächsten Version von Bitcoin Core eingebaut wird, aber erst am 1. Mai 2016 in Kraft tritt. Dies würde dann bedeuten, dass die Entscheidung für die größeren Blöcke bereits lange vor diesem Datum gefällt werden wird. Eine sogenannte „Hard Fork“ wird dennoch notwendig sein. Ein Update des Bitcoin Clienten, welches größere Blöcke erlaubt, wird dazu führen, dass zumindest zeitweise zwei Blockchains parallel existieren und jeder Bitcoin in zwei Blockchains leben kann. Die eine ist die der nicht upgedateten Clienten. Sie fasst nur 4-7 Transaktionen je Sekunde. Die andere Blockchain, mit dem Update, wird mehrere hundert Transaktionen je Sekunde packen.

Welcher Bitcoin sich dann durchsetzt, wird in einer kolossalen Abstimmung entschieden, in der jeder eine Stimme hat, der einen Bitcoin Clienten betreibt. Entscheidende Stimmen werden aber die Börsen, die Zahlungsprovider und die Entwickler von Light Wallets haben. Auch diejenigen, die viele Bitcoins besitzen, können mitentscheiden, indem sie beispielsweise die Coins der von ihnen unerwünschten Version auf den Markt werfen, so dass deren Preis dahinschmilzt. Möglich ist aber, dass am Ende zwei Bitcoins dastehen und wir über Namen nachdenken müssen. In jedem Fall empfiehlt es sich, vor dem Update alle Bitcoins als Paper-Wallet zu speichern. Auch die, die man in Light-Wallets hält.

Es gibt nun zwei Meinungen zu diesem Thema:

Pro: „Wir müssen die Größe der Blöcke erhöhen, damit der Bitcoin als Währung für alle und für alles zum Zug kommt. Ein Weg in den Mainstream ist nur gangbar, wenn die Blockchain mehr Transaktionen packt. Dass dies die Blockchain größer machen wird, ist kein Problem. Man kann auf leichteren Wallets alte Blöcke löschen, und die Hardware wächst mit Moore’s Law so schnell, dass auch eine mehrere Terrabyte große Blockchain kein Problem für die künftigen Festplatten werden wird. Wir sollten die Blockchain für alles anwenden, was geht, für Nachrichten, Mikrotransaktionen, Smart Contracts und natürlich den ganzen Online-Handel.“

Ich gebe zu, ich gehöre in diese Fraktion. Ich finde, man sollte den Bitcoin verwenden. Wenn er ein Instrument ist, dass uns ein effektives Micropayment ermöglicht, dann soll es so sein. Wenn der Bitcoin ein Zahlungsmittel der geschlossenen Kreisläufe wird, in dem, sagen wir, ein deutscher Maschinenbauer einen argentinischen Designer bezahlt und dieser dann damit seine Miete und der Vermieter Kaffee und Bauarbeiter etc. – dann muss die Blockchain mehr Transaktionen packen. Ich finde nicht, dass der Bitcoin ein Elite-Geld sein sollte. Aber ich möchte euch die anderen Meinungen nicht verheimlichen.

Contra: „Wenn wir die Größe der Blöcke erhöhen, dann gibt es für Leute keinen Anreiz mehr, Transaktionsgebühren zu bezahlen, da sie nicht mehr um Plätze in den Blöcken konkurrieren. So wird man langfristig, wenn der Reward zurückgeht, die Miner nicht mehr dafür bezahlen können, die Blockchain zu sichern. All diese Alltagstransaktionen für Kaffee und Kuchen möchte ich gar nicht auf meinem Rechner speichern, das kann man über Offchain-Lösungen machen. Größere Blöcke bedeuten außerdem, dass sich das Mining weiter zentralisiert und immer weniger Leute einen Clienten benutzen.“

Wir gesagt: ich bin für die größeren Blöcke. Ich denke, wenn wir Alltagstransaktionen Drittanbietern überlassen, können wir gleich bei PayPal bleiben. Und ich denke auch, dass Miner weiterhin die Wahl haben werden, Transaktionen ohne Gebühren abzulehnen, und dass sie gerade möglichst viele Transaktionen brauchen, um sich von Gebühren ernähren zu können.

Was meinen Sie dazu?

 

 

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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8 Kommentare zu Vorschlag für geplante Erhöhung der Blockgröße spaltet Bitcoin-Community

  1. Frankfurter Würstchen // 4. Mai 2015 um 19:39 // Antworten

    „Was meinst Du dazu?“
    Ich bin ganz deiner Meinung, der Bitcoin sollte für die alltägliche Bezahlung fit gemacht werden. Auch im Hinblick auf die Bestrebungen des drohenden Verbotes, des einzigen offiziellen Zahlungsmittel, dem Bargeld.

  2. Wenn es um Skalierbarkeit geht, ist der Anastz des Bitcoin Lightning Networks mindestens interessant…
    https://lightning.network/

  3. Die Kontra-Argumentation ist schlichtweg Blödsinn, weil gerade niedrige Transaktionskosten und günstige Gebühren die großen Argumente FÜR Bitcoin sind. Andernfalls kann der Nutzer gleich bei PayPal bleiben.
    Des Weiteren berücksichtigen die Kritiker den Anpassungsmechanismus über den Schwierigkeitsfaktor nicht, denn der Anreiz der Miner bleibt über diesen Mechanismus stets annähernd gleich. D.h. wenn ein Block lediglich 1 Bitcoin an Gebühren einbringt, statt der heute 25 Bitcoin durch den Reward, so wird der benötigte Aufwand zur Blockgenerierung entsprechend auch nur noch 1/25tel sein.
    Das ist so als würde Jemand behaupten, dass es sich nicht mehr lohnt Wasser im kleinen 3 Liter Eimer zu transportieren. Wenn der Eimer jedoch wesentlich näher am Zielort steht, kann es sich eben dann doch noch lohnen.

    Wiegesagt, ohne die niedrigen Gebühren und schnellen Transaktionszeiten würde es für den Bitcoin das Ende bedeuten bzw. er in einer Nische verschwinden. Daher gehe ich davon aus, wird die Entscheidung klar „Pro“ ausfallen, zumal die kleinen Bitcoiner, die dies ja mehrheitlich treffen würde, in einer deutlichen Überzahl sein dürften.

  4. Hallo

    Ich bin fur Pro. Ohne zweifel. Jetzt ist (theoretisch) noch moglich das mit eine, einzende grosse Transaktion die Preis beeinflusst ist. Mit grossere nummer der Transaktionen ist das deutlich verringert. Und ansonsten, ob Bitcoin soll „ballistic“ gehen es muss systemweise genug platz dafur sein. Also, im jederfall bin Ich Pro meinung. Grusse.

    Blaž

  5. Hallo,

    Könnte bitte jemand diesen Satz erklären:
    „Sie fasst nur 4-7 Transaktionen je Sekunde. Die andere Blockchain, mit dem Update, wird mehrere hundert Transaktionen je Sekunde packen.“

    Ich nehme an, daß die Abhängigkeit linear ist, also 7 x 20 = maximal 140 Transaktionen pro Sekunde, oder übersehe ich da was?

    Ansonsten hier noch ein Contra: das Limit (1MB oder 20MB) ist rein willkürlich, es reguliert sich am Ende von selbst, so daß immer das jeweilige Limit nahezu voll ausgeschöpft wird. Ein Jahr später will man dann 200MB. Das ist in etwa so wie mit der Anzahl und der Breite der Autobahnen…

    Peter

    • wenn 200MB später benötigt werden, so wird es eben entsprechend angepasst.
      Was soll der Geiz?
      Wenn Jemand HDTV über Web schaut, da werden noch ganz andere Datenmengen durch die Leitung geschoben.

  6. einfach mal die Pros und Cons nebeneinander auf den Tisch legen … das ist ja mehr Journalismus als Spiegel und faz zusammen!

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