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Evolution des Menschen durch Bitcoin und Blockchain?

Bitcoin philosophisch

Charles Darwin: Scientific Badass. Bild von CGP Grey via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Volker Baums denkt über einen Artikel der Philosophin Nazomi Hayase nach. Was der Bitcoin mit der Evolution und der DNA zu tun hat und weshalb die Blockchain einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus öffnen könnte.

nach einem Artikel von Nazomi Hayase in CoinDesk

Kürzlich las ich einen Artikel von Nazomi Hayase, einer Schriftstellerin und Doktorin der Philosophie. Sie schreibt über Redefreiheit, Transparenz und Dezentralisierung und bringt die fortschreitende Entwicklung des Bitcoin mit der Evolutionstheorie von Darwin in Verbindung. Das hat mich zum Nachdenken angeregt.

Einfach ausgedrückt sagt Nazomi Hayase, dass Geld eine Buchführung geworden ist, die im Netz programmierbar und dokumentierbar ist. Jeder kann sein eigenes Geld erfinden, wozu er „nur“ eine einfache Skripting-Sprache braucht, was für mich schon mal ein KO-Kriterium ist. Aber lassen wir das Argument gelten: Jeder, der das Handwerkzeug, die Bildung und das Wissen dazu
hat, könnte eine eigene Währung erschaffen und damit eigene gesellschaftliche Werte festschreiben und unterstützen. Damit werden politische Horizonte überschritten, aus Ideologie wird eine neue Handlungspraxis. Der Wunsch dazu, meint Nazomi Hayase, entspringe der menschlichen Natur.

Binäre Doppelnatur im Bitcoin

Dann nimmt Frau Hayase die Kurve zu Darwin und erwähnt nicht nur das bekanntere Werk „The Origin of Spezies“, der Ursprung der Arten, für das Darwin unvergessen in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist, wenn auch bei einigen human designern immer noch und immer wieder umstritten. Sie benennt auch das Werk “The Descent of Men“, der Aufstieg des Menschen, das ich noch nicht kannte (Danke). Mit einem Seitenklick erfahre ich, dass Freud es eines der 10 wichtigsten Bücher genannt hat, die je geschrieben worden sind. The Descent of Men bevölkert die menschliche Ahnenreihe mit Affen und Neanderthalern, die, so der Klappentext, die Sklaverei erfunden hätten. Ja? Ich habe nicht weitergelesen. Ich denke, die darin angerissenen Fächer sind heute in Soziologie, Ökonomie und Pädagogik aufgegangen. Und ich kann ja nicht jedem Armklick und -kick gleichzeitig folgen mit 10 Fingern. Freud hat sicher die Bipolarität von Liebe und Hass als inneren Antrieb der Natur gefallen. Es ist immer leichter, über Tote zu spekulieren als über seinen Tischnachbarn, der hier und jetzt leben muss. Darwin rang um die Anerkennung der höheren Natur des Menschen durch Liebe und Altruismus.

Diese Doppelnatur des Menschen, Bi- oder Ambivalenz, die mit Binärzahlen natürlich zu beschreiben ist, sieht Frau Hayase auch beim Bitcoin am Werk. Einerseits die dunkle Seite der Spekulation, der Gier und der Diebe und Gangster, der auch Polizisten während der Silk-Road-Ermittlungen verfallen sind, und andererseits die Möglichkeit der Befreiung des Menschen aus der selbstgewählten Unmündigkeit der Geld-Abhängigkeit, wie vielleicht Kant sagen würde, wenn er aus dem Königsberger Grabmahl sich beteiligen könnte.

Ich finde es immer noch verdammt erstaunlich, dass wir von etwas sprechen, das es so vorher noch nicht gegeben hat, wenn man nicht die versunkenen Notizsteine der Südseeinsulaner als Buchführung bezeichnet. Global alle lebenden Menschen ins gleiche Buchfile zu nehmen, klingt doch autoritär.

Ein evolutionärer Sprung, der von unten kommt und die Menschen verbindet

Die Dezentralität ist die ursprungliche Daseinsform des Menschen auf verschiedenen Kontinenten, vielleicht mehrmals entstanden aus verschieden Ahnenreihen. Und es gibt keine Regierung, die allen anderen überlegen oder auch nur übermächtig wäre, auch wenn es manchmal so aussieht im Imponiergehabe. Also müssen sich doch verschiedene Länder, Währungen und Gesellschaftsstrukturen mit und gegen einander vertragen lernen. Das Beste, was wir haben, ist Uno, Weltbank, Währungsfond und die langen Arme der Zentralbanken aller Länder.

Jetzt aber soll es einen evolutionären Sprung geben, der von unten kommt und die Menschen verbindet. Das ist ein sehr kühner Gedanke, der hier geschmiedet, und eine sehr kühne Entwicklung, die hier antizipiert wird (Grüße).

Digitale Seltenheit – und davon reden wir – stellt den Wert des Kapitals wieder her gegen vergeudete Reproduzierbakeit. Das ist meine Skepsis, falls ihr sie raushört, und nicht von Frau Hayase. Die Philosophin zitiert aber Leute wie Moyer: „Watching Open Source destroy Capitalism and how capitalism is based on scarcity“, wir schauen zu, wie Open Source den Kapitalismus zerstört und die Art, wie der Kapitalismus auf Knappheit basiert.

So einfach scheint der Weg auf die nächsten gesellschaftlichen Hochhäuser in Dubai aber nicht zu sein. Jetzt sollten erst einmal die Hütten dran sein und sich mit mobile money aufladen lassen.

Die Blockchain als krebsfreie Zellteilung

Es wird spannend, die kommenden Entwicklungen live zu beobachten als Ringen um Fortschritt. Sei die ideologische Spaltung von Kapitalismus und Sozialismus aufgehoben im 3. Weg im Bitcoin und in der Blockchain! Beide Prinzipien sind darin enthalten, das der endlosen und möglichst schnellen Verbreitung von Dateien und Berechnungen, die um den Globus gejagt werden, wie auch das selektive Wettbewerbsprinzip, das nur der schnellste und beste Rechner die meisten Gebühren einsammeln darf sowie die 25 neuen Bitcoins, solange die Grenzmenge noch nicht erreicht ist. Nicht traurig sein, nicht verzagen, einfach weiter rechnen. Das faire Spiel beginnt von vorn zum Nutzen aller. Ohne eine unfaire Verdoppelung kopierter Werte und Namen durch die Hüter der Ahnenreihe, die dafür eine elektronische Lösung gefunden zu haben. Dafür kann man Satochi und Co nur gratulieren. Ob sie die Weltprobleme Hunger, Klimaschutz und Unterentwicklung mit lösen? Es sei zu hoffen.

Nun kommt der kühne Vergleich von Frau Nazomi Hayase, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Zunächst vergleicht sie die Blockchain mit einer krebsfreien Zellteilung und Blöcke mit der menschlichen DNA. Dann schließt sie daraus, dass unsere technische und wissenschaftliche Entwicklung in unserem mathematischen Denken und Erfinden des Bitcoin, eben auch durch diese DNA Struktur hergerufen, eine höherer Entwicklung des Menschen fördern muss. Ein wirklich kühner Gedanke der fast zu schön ist, um wahr zu sein.

Wenig greift tiefer in unsere Wirtschaft ein als die Form des Geldtransports

Ich selbst würde die Entwicklung der Blockchain übertragen und diese Art, logisch zu denken, auch in der Biologie und Medizin verankert sehen, als Weiterentwicklung dieser Wissenschaften, damit sie auf neue Beine gestellt werden können, um die Krebsentwicklung besser zu verstehen und zu heilen. Es liegt sicher ein intellektueller Fortschritt in der Raffinesse Blockchain & Bitcoin, in dieser neuen Währungs- und Wertentwicklung und dessen Austauschformen. Deshalb bin ich überzeugt, diese Fähigkeiten könnten andere Fächer beeinflussen und damit natürlich unsere gesamte Kultur, Natur und Gesellschaft. Wenig greift tiefer ein in unsere Wirtschaftsform als die Formen des Geldtransport.

Aber wir scheinen erst am Anfang damit zu stehen, es auf breiter Basis zu verstehen und zu diskutieren. In diesem Sinne herzliche Grüße aus der sokratischen Plauderkiste. V.B.

P.S.: Nur die perfekteste aller Welten könnte sich nicht mehr verbessern lassen. Deshalb habe ich Schwierigkeiten mit dem Begriff „Satoshis perfect market“. Also weiter drüber nachdenken. Gesellschaftlich sind wir davon noch weit entfernt. Aber wenigsten die Mathematik stimmt, oder? Und erst der Begriff „currency of abundance“, Weltwährung des Überflusses, acht Stellen hinter
dem Komma zum kleinsten Wertaustausch bestimmt. Erstaunlich diese Frau. Ebenfalls nachdenken. Ich muss mal meiner DNA ne Chance geben und für mich handeln lassen, obs dem Verstande und dem Gemüte hilft…?

P.P.S.: da es beim letzten Artikel von Volker Baums angefragt wurde – Sie können natürlich an ihn spenden. Überweisen Sie einfach einen Betrag in gewünschter Höhe an die Bitcoin-Adresse 12RjrdDE3vMfSK8U9GxZpGsPdNuNbuLHow (CB)

Über Christoph Bergmann (2561 Artikel)
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5 Kommentare zu Evolution des Menschen durch Bitcoin und Blockchain?

  1. Viele verwechseln leider immer wieder Kapitalismus mit Korporatismus.

  2. Gerhard: volle Zustimmung dazu. Einen schönen Text zu dieser Begrifflichkeit findet man hier:

    http://derintellektuelle.blogspot.de/2015/04/nur-noch-der-kapitalismus-kann-uns.html?m=1

    Zum artikel:

    Descent of man wäre der abstieg des Menschen. Aufstieg ist im englischen ascent.

    Insgesamt wirkt der Artikel auf mich etwas wirr aber vielleicht muss ich ihn einfach nochmal mehr “in ruhe” lesen.

    An dieser stelle trotzdem einmal vielen dank für ihre artikel die ich immer mit Interesse lese

  3. origin of species, not spezies. Alles Bluna oder was?

  4. Die Blockchain bedeutet eine Weiterentwicklung des Internets.
    Angefangen hat es mit der Steintafel und Höhlenmalereien, wodurch Menschen anderen Menschen Informationen weitergeben konnten. Die Reichweite an Informationen war jedoch stark begrenzt und diese Sache nicht für den schnellen Informationsaustausch geeignet. Eine Steintafel zu transportieren war ziemlich unpraktisch 😉
    Also nutze man später Papierähnliche Materialen, wie Pergament, auf denen man Informationen wesentlich leichter erzeugen und transportieren konnte. Auch die Reichweite wurde dadurch stark erhöht, hatte jedoch immer noch den Nachteil, dass größere Entfernungen teils Wochen der Informationsübertragung dauerten, somit der Wert der Informationen mit zunehmender Entfernung unbrauchbarer wurde.
    Die nächste Entwicklung waren Telegrafen bishin Telefon, wodurch man das Problem der Reichweite lösen konnte. Doch damit kam man nur bedingt über Ländergrenzen hinaus, weil die Durchleitungsstellen unter zentraler Kontrolle gestellt und die Gespräche entsprechend verfolgt werden können. Thema Vorratsdatenspeicherung.
    Also folgte das Internet, womit Gespräche verschlüsselt und in Datenpakete verpackt weltweit verschickt werden können. Zwar kann man geheimdienstlich eine Vielzahl an Informationen entschlüsseln und somit wieder verfolgbar machen, doch ist es wesentlich schwieriger einen Datenverkehr als Telefonverbindungen zu überwachen.
    Ferner bietet das Internet die Möglichkeiten, fragwürdige Informationen unbemerkt verbreiten zu können, siehe Wikileaks oder die Snowden-Enthüllungen, ohne das Internet könnten viele Dinge wesentlich leichter vertuscht werden.

    Nach dem Internet folgt nun die Blockchain, die dem Menschen nun ermöglicht, sich von diversen zentralen Instanzen lösen zu können. Kontensperrungen, Limitierungen an Geldabhebungen, usw. sind nun nicht mehr möglich. Zudem ist der Anwender nun auch nicht mehr von Währungssystemen oder Banken abhängig, sondern kann seine Tauschgeschäfte weltweit selbst tätigen.
    So kann er Beispielsweise über das Internet mit Jemandem aus Guatemala chatten oder skypen und durch die Blockchain kann er nun auch noch Handel betreiben oder diverse Projekte im Ausland direkt ohne Mitverdiener unterstützen. Und da denke ich kann man durchaus den philosophischen Teil anbinden, denn dadurch rücken Menschen auf der ganzen Welt definitiv enger zusammen und können mit wesentlich mehr Freiheit agieren.

    Um mal ein Beispiel zu nennen, wenn man Heute ein T-Shirt kauft, kauft man es für 15€ bei C&A, H&M, usw. Was hinter diesem T-Shirt steckt, wo es produziert wird, was jene Produzenten daran verdienen, all dies bleibt dem Käufer eine Blackbox. Stattdessen gehen die Klamotten durch verschiedene Zwischenhändler, Importeure, usw., welche fleißig mitverdienen.
    Mit Blockchain und Bitcoin wird es jedoch möglich, sein T-Shirt direkt aus China oder Bangladesh für 5, statt 15€ kaufen zu können. Die Näherinnen werden dadurch am Ende mehr Geld kassieren, weil der lange Rattenschwanz an Zwischenhandel entfällt und der direkte Kontakt dazu führen wird, dass Menschen bereit sind, vernünftige Bedingungen zu sichern. Man kann dies in etwa mit dem Trend zu Hofläden vergleichen, da ist der Konsument tendenziell wesentlich stärker dazu bereit mehr Geld zu bezahlen, als wenn er Waren anonymisiert im Supermarkt kauft.

    Zum Schluss noch ein Wort zum Thema Kapitalismus, Kapitalismus ist bislang stets die effektivste Form der Ressourcenverteilung und Organisation gewesen, was aber nicht bedeuten muss, dass Kapitalismus des Weisheits letzter Schuss gewesen ist.
    Kapitalismus hat auch große Nachteile, weil er u.a. dazu führt, dass sich den Renditeziel und der Umsatz- und Gewinnsteigerungen Fragen der Ökologie und Vernunft hinten anstellen müssen. Jemand der am Triopf des Umsatzes hängt, der wird keine Produkte entwickeln, welche ewig haltbar, günstig, aufrüstbar und reparierbar sind. Ergo werden Sollbruchstellen eingebaut und die Haltbarkeiten gezielt limitiert. OpenSource ist da eine Sache, welche für mehr Nachhaltigkeit sorgen könnte, welche den Unternehmen einen großen Teil der Umsatzzwänge nehmen könnte.

  5. Hi, ich und viele tausende User bekommen leider die folgende Fehlermeldung auf allen und damit auch dieser WordPress Seite 🙁 Was hat WP da schon wieder kaputt gemacht und schließt Euch von den Surfern im Netz mehr und mehr aus:

    “Lost?
    Our server sentries tell us you probably shoudn’t be here. Maybe you’re lost?
    If you’re sure this is the place you’re trying to go, please contact us and we’ll be happy to help.”

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