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Diese Woche zeigt, wofür der Bitcoin gebraucht wird

Dakota Dior von Rosalee Rhiadra via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Bitcoin ist nicht nötig, um Kaffee zu kaufen. Er ist aber nötig, wenn die Banken schließen – oder sich weigern, mit einem Zusammenarbeiten. Neben Griechenland hat diese Woche die Erotik-Branche bewiesen, wofür die Welt den Bitcoin wirklich braucht. Außerdem in den Bitcoin News der Woche: der Bitcoin-Kursverlauf sowie ein Service, mit dem man Bitcoins per E-Mail versenden kann – und Euro ankommen.

Griechenland: Bitcoins im Trend

Wenn wir vom Bitcoin reden, reden wir oft davon, wie günstig und sicher und schnell eine Transaktion ist. Tatsächlich zählt aber im Grunde nur eines: der Bitcoin ist dezentrales digitales Geld. Es gibt keine zentrale Stelle, die jemandem verbieten kann, eine Überweisung mit Bitcoins auszuführen. Je mehr versucht wird, den Bürgern die Freiheit über ihr Geld zu nehmen, desto wichtiger wird der Bitcoin.

In Griechenland sind bekanntlich seit Montag Kapitalkontrollen in Kraft. Die Bürger Griechenlands sind damit ihrer Möglichkeiten beraubt, mehr als 60 Euro am Tag auszugeben, Online-Überweisungen ins Ausland vorzunehmen, PayPal und zum Teil auch Kreditkarten zu benutzen. Wie der Spiegel berichtet, nehmen nur noch die großen Supermarktketten Kartenzahlungen an, überall sonst wird Bargeld verlangt. Lieferverträge werden gekündigt, ausländische Waren kommen nur noch schleppend ins Land, den griechischen Müllabfuhren fehlen die Ersatzteile, die sie zuvor in Deutschland bestellt hatten, und einem großen Hersteller von Schokolade geht der Kakao aus, weil der Importeur keine Rechnungen ins Ausland bezahlen kann. Griechenland sei, schließt der Artikel, auf dem Weg in eine Tauschwirtschaft wie in der dritten Welt.

Der Bitcoin ist ein Hilfsmittel, wenn die Freiheit des Geldes eingeschränkt wird. Er ist derzeit die vielleicht einzige Möglichkeit für Griechen, online zu bezahlen oder Geld ins Ausland zu schicken. Der Bitcoin ist aber, auch für Griechenland, kein Wundermittel. Wie sollen Griechen denn überhaupt Bitcoins kaufen, wenn sie keine Überweisungen ins Ausland vornehmen können und nur eine begrenzte Menge des dringend benötigten Bargelds abheben können?

Dennoch stieg das Interesse in Griechenland am Bitcoin sprungartig. Bitcoin.de berichtet, dass sich in den letzten Wochen deutlich mehr Kunden aus Griechenland angemeldet hatten. Dasselbe sagt ein Sprecher von Coinbase oder der Dollar-Börse Bitstamp. Auch google bekräftigt dies:

griechenland_trends

Diese Grafik von google-Trends zeigt den zeitlichen Verlauf der Bitcoin-Suchanfragen bei google über 12 Monate hinweg. Die blaue Linie stellt das Volumen der Suchanfragen aus Deutschland dar, die rote das der Suchanfragen aus Griechenland. Das befindet sich, wie leicht zu erkennen ist, auf einem Allzeithoch. Das Interesse ist also riesig. Dies zeigt sich auch daran, dass die griechische Presse mehr und mehr über Bitcoin schreibt. In einem erst heute erschienenen Artikel des Eleftheros Typos Newspapers wird über den neuen Bitcoin-Rush berichtet – und Oliver Flaskämper von Bitcoin.de gefragt, ob die Anzahl griechischer Kunden wirklich so sehr gestiegen ist.

Auf das Handelsvolumen der einzigen griechischen Börse, btcgreece, hat dies den Charts auf der Webseite zufolge jedoch keinen Einfluss. Deren Gründer, Thanos Marinos, sagt in einem Interview allerdings, die Nachfrage nach Bitcoins sei um 400 Prozent gestiegen. Zu erwähnen ist noch, dass erst vor wenigen Tagen Griechenlands erster Bitcoin-Geldautomat in Athen aufgestellt wurde.

Ein Bitcoin-Startup aus Irland hat bereits auf die Krise reagiert und Spartanroute.com entwickelt. Dieser Service bietet an, griechische Exporte mit Bitcoins zu bezahlen. Dazu müssen sich griechische Exporteure bei Spartanroute anmelden und den Zahlungseingang über das Startup laufen lassen. Anschließend versenden die Exporteure ihre Güter wie gewohnt und erhalten dafür von Spartanroute Bitcoins. So können Griechen Bitcoins bekommen, obwohl sie keinen Zugriff mehr auf ihre Euro haben.

Erotische Dienstleister: Bitcoins, weil sich Kreditkartenfirmen genieren

In dieser Woche hat die BILD-Zeitung online einen netten Bericht darüber gebracht, weshalb Bitcoins die neue Währung der Prostituierten sind. Sie zitiert dabei die Escortdame Liara Roux aus San Franzisco, die von Anfang an auf Bitcoin gesetzt habe. Bitcoins seien, so die BILD, für Escortdamen und Prostituierte attraktiv, weil sie etwas bieten, was bei den Kunden besonders gut ankommt: Diskretion. Ein Escort-Service aus Bangkok (Thailand), der Bitcoins akzeptiert, sagte, so die BILD, sogar, dass Bitcoins in korrupten Städten eine gute Möglichkeit seien, Schmiergelder für Polizisten zu vermeiden.

Die erwähnte Begleitdame aus San Franzisko hat auf ihrer Webseite zudem einen Guide für Kunden geschrieben, wie man Bitcoins benutzt. Der Blogbeitrag wurde extrem oft von einschlägigen Seiten rebloggt und geliked, was dafür spricht, dass das Interesse des ältesten Gewerbes der Welt am Bitcoin breit gestreut ist. Anlass des Blogbeitrags von Liara Roux war übrigens, dass MasterCard, Visa und American Express nicht länger Zahlungen für backpage.com annehmen, was, so der Blogbeitrag, für viele sex worker eine unangenehme Situation sei, da ihr Geschäft oft heftig von backpage.com abhängig sei.

Backpage.com ist eine Art Internetverzeichnis, das auch erotische Dienstleistungen bewirbt und vermittelt. Ein Sherif des Bezirks Cook in Illinois hat nun einen Brief an MasterCard und Visa geschrieben und diese aufgefordert, keine Zahlungen für backpage mehr anzunehmen. Der Sherif ging bereits vorher gegen Sex-Arbeiter vor, die über backpage ihre Dienste beworben hatten. MasterCard und Visa kamen dem Ansuchen des Sherifs nach. Damit bleibt für backpage nur noch die Möglichkeit, Werbung gegen Bitcoins zu verkaufen. Insgesamt verdient die Seite durch Werbung 9 Millionen Dollar je Monat.

Damit wird Bitcoin tatsächlich mehr und mehr zum bevorzugten Zahlungsmittel des erotischen Gewerbes.

Reagiert der Preis auf die steigende Nachfrage?

Der Preis hat in der vergangenen Woche heftig reagiert. Nachdem er Montag-Morgen noch bei 224 Euro stand, stieg er Montag und Dienstag – unmittelbar nach dem Inkrafttreten der griechischen Kapitalkontrollen – auf knapp 240 Euro an. Anschließend kam es jedoch zu einer Korrektur, die den Preis auf aktuell 230 Euro gedrückt hat.

7-Tages-Chart. Quelle: Bitcoin Kursverlauf von bitcoin.de

7-Tages-Chart. Quelle: Bitcoin Kursverlauf von bitcoin.de

Der Juni endete damit jedoch mit einem kräftigen Plus, nachdem der Preis Anfang Juni noch bei etwa 205 Euro hing.

30-Tages-Kursentwicklung. Quelle: Bitcoin Kursverlauf von bitcoin.de

30-Tages-Kursentwicklung. Quelle: Bitcoin Kursverlauf von bitcoin.de

Eine weitere Statistik, die in dieser Woche neue Höhepunkte gefeiert hat, war die Anzahl der täglichen Transaktionen. Diese erreichten am 1. Juli mit mehr als 150.000 ein neues Allzeithoch, nachdem in den letzten Wochen bereits mit vier Spitzen über 130.000 neue Rekorde gesetzt worden sind.

Anzahl täglicher Transaktionen im 2-Monats-Verlauf. Quelle: blockchain.info

Anzahl täglicher Transaktionen im 2-Monats-Verlauf. Quelle: blockchain.info

Die 60-Tages-Kurve zeigt nur ungenügend, wie stark die Nutzung des Bitcoins tatsächlich ansteigt. Deutlicher ist die 1-Jahres-Kurve:

Anzahl täglicher Transaktionen im 2-Monats-Verlauf. Quelle: blockchain.info

Anzahl täglicher Transaktionen im 2-Monats-Verlauf. Quelle: blockchain.info

Während Anfang des Jahres noch eine Transaktionsanzahl von mehr als 100.000 am Tag rekordverdächtig war, sind mittlerweile Werte von 110.000 bis 130.000 eher normal.

Mit BitWala kann man jetzt Bitcoins per E-Mail versenden – und der Empfänger erhält Euro

Zuletzt haben wir noch ein phantastisches Angebot von BitWala, um Bitcoins zu nutzen. BitWala ist ein Service von Bitcoins Berlin, mit dem man Rechnungen mit Bitcoins bezahlen kann. Die Rechnungsbeträge werden anschließend in Euro gewechselt und auf das Konto des Empfängers überwiesen. Mit EmailPay führt BitWala nun die Option ein, einfach Bitcoins an eine E-Mail-Adresse zu überweisen. BitWala fragt dann den Empfänger per E-Mail nach seiner IBAN und überweist Euro. Nützlich ist die Option vor allem, wenn man die IBAN von jemandem, dem man Geld überweist, nicht kennt. Oder wenn man es zu eilig hat, um eine IBAN einzugeben.

Über Christoph Bergmann (2638 Artikel)
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2 Kommentare zu Diese Woche zeigt, wofür der Bitcoin gebraucht wird

  1. Das älteste Gewerbe hatte bisher immer einen guten Riecher für erfolgreiche Innovationen. So kommt der Bitcoin wohl auch im Mainstream als Währung an. Schön. 🙂

  2. …sollte man jetzt aber, bei aller Euphorie, nicht Olgas Luden auf der Herbertstraße ungefragt als Schuldbegleichung anbieten. Die Nerven liegen doch, bei der momentanen Hitze, selbst bei den innovativsten Avantgardisten ein wenig blank 😉 kleiner Scherz!!!

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