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Griechenland sagt OXI – Bitcoin-Kurs springt auf 250 Euro

Ihr wisst es vermutlich schon: eine große Mehrheit der Griechen hat im Referendum gegen die „Sparpolitik“ der Geldgeber aus der Euro-Zone gestimmt. Der Bitcoin-Preis ist prompt gestiegen. Offensichtlich etabliert sich die virtuelle Währung als digitales Gold und Notgeld für Krisen.

Natürlich kann man verschiedene Meinungen zur Griechenland-Krise und zum gestrigen Referendum haben. Ich zum Beispiel habe mich gestern zuerst über das griechische OXI zu den EU-Sparauflagen gefreut und dann über die Kommentare von Politikern und Journalisten entsetzt. Aber ich kann nachvollziehen, dass viele das genau andersherum gemacht haben.

Die von ALLEN Seiten manipulierte und mit Meinung aufgeblähte Nachrichtenlage macht es leider schwierig, sich ein fundiertes Urteil zu bilden. Hat Griechenland oder die EU die Verhandlungen abgebrochen? Welche von beiden Seiten hat sich einem Kompromiss verweigert? Was war der genaue Grund? Unternehmenssteuern? Mehrwertssteuern? Sozialhilfe? Renten? Reeder? Russland?

Das Referendum hat nun gezeigt, dass die Griechen ihre Regierung weiter unterstützen und dass sie eine Alternative zum seit 5 Jahren verordneten Sparkurs wollen. Man muss das nicht gut finden – aber man muss es akzeptieren. Genau damit haben aber einige deutsche Journalisten und Politiker offensichtlich maximale Schwierigkeiten, was, finde ich, im besten Fall arrogant-oberlehrerhaft und im schlimmsten Fall wie ein mutwilliges Zündeln an der Bombe wirkt, die Europa zerreissen kann.

Aber es gibt dazu, wie gesagt, verschiedene mögliche Meinungen. Wer will, kann unten in der Umfrage die seine vom Stapel lassen. Wir kommen hier jetzt zum Bitcoin. Denn der feiert einmal mehr seine besten Stunden, wenn anderswo die Decke brennt. Der Dax fällt, der Euro fällt, sogar die Börsen in Asien leiden mit Griechenland, aber der Bitcoin steigt. Er hat allein in den letzten 7 Tagen um 10 Prozent zugelegt. Gestern Abend, etwa um 20 Uhr, als sich das Wahlergebnis in Griechenland abzeichnete, ist der Preis spontan von 235 auf 245 Euro gesprungen.

Gestern abend um 20 Uhr stiegt der Bitcoin-Kurs von 235 auf 245 Euro an. Chart von Bitcoin.de

Gestern abend um 20 Uhr stiegt der Bitcoin-Kurs von 235 auf 245 Euro an. Chart von Bitcoin.de

Warum? Zum einen aus Prinzip und nur deswegen, weil der Bitcoin schon immer eine Wette darauf war, dass das Schuldgeld nicht ewig funktionieren wird und dass das herrschende System von Banken und Staaten das Geld über kurz oder lang kaputtmachen muss. Der Bitcoin ist damit wie Gold: eine Absicherung gegen DIE große Krise und ein Notgroschen, falls das Geldsystem zusammenbricht. Wesentliches Merkmal ist dabei die auf 21 Millionen Bitcoin begrenzte Anzahl.

Im Zuge der Griechenland-Krise wurde aber klar, dass der Bitcoin eine entscheidende Eigenschaft besitzt, die Gold nicht hat: Er ist als Zahlungsmittel gebaut. Man kann mit ihm binnen Sekunden (oder Minuten) Geld über die ganze Welt versenden. Und niemand – kein Staat, keine Bank – kann einen daran hindern. Der Bitcoin wird funktionieren, wenn die Banken schließen, wenn PayPal den Dienst verweigert und wenn Kreditkarten aussetzen. Der Bitcoin ist nicht nur ein Medium, das Werte über die Krise hinweg retten kann – er ist auch ein Medium, um trotz Kapitalkontrollen Geld ins Ausland zu senden und um, ganz allgemein, Geld bequem und effizient zu übertragen, wenn das bisherige Geld scheitert. Er ist also nicht nur ein festgefrorener Notwert wie Gold, sondern ein funktionierendes Geld. Wesentliches Merkmal hierbei sind die Transaktionsfunktion sowie die Dezentralität, die es verhindert, dass etwa Kapitalkontrollen das Geld einfrieren können.

Um Illusionen zu verhindern: Der Bitcoin wird Griechenland nicht retten und er wird auch nicht als Notwährung Leben in die griechische Wirtschaft bringen. Dennoch hat die vergangene Woche etwas wichtiges gezeigt, egal wie das Referendum ausgeht: Es schadet nie etwas, ein wenig Bitcoin zu haben, um auf solche Situationen vorbereitet zu sein.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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3 Kommentare zu Griechenland sagt OXI – Bitcoin-Kurs springt auf 250 Euro

  1. Frankfurter Würstchen // 6. Juli 2015 um 18:34 // Antworten

    „Das Referendum hat nun gezeigt, dass die Griechen ihre Regierung weiter unterstützen und dass sie eine Alternative zum seit 5 Jahren verordneten Sparkurs wollen. Man muss das nicht gut finden – aber man muss es akzeptieren.“

    Eine Familie geht zur Bank und leiht sich Geld. Nach einiger Zeit wird es schwierig die Raten zu bezahlen. Man müsste einiges Umschichten, hier und da weniger Geld ausgeben. Aus dem 14 Tage Urlaub wird ein 7 Tage Kurztrip. Könne man manchen, aber der Familienrat beschließt demokratisch einfach nicht weiter zu zahlen. 😉

    Kredite nehmen hat etwas mit Vertrauen und Sicherheiten zu tun, aber es hat nichts mit Demokratie zu tun. Es ist keine Demokratie zu beschließen nicht zu zahlen.

    Und dann Frage dich mal wer hier wen erpresst? Fühlst du dich auch von der Sparkasse erpresst wenn sie auf die Rückzahlung deines Kredites bestehen? Das ist doch absurd! Womit ich natürlich nicht meine, Banken seine Unschuldslämmer. Ganz im Gegenteil.

    Es wurden viele Fehler gemacht, auf beiden Seiten. Nun liegt das Kind im Brunnen. Sinnvoll wäre ein Streckung der Zahlungsziele ohne aber eine Mehrbelastung zu erzeugen, so das Griechenland auch in der Lage ist die Raten zu zahlen. Auch ein kleiner Schuldenschnitt wäre sinnvoll, aber nicht als Signal für neue Verschuldung. Neuverschuldung sollte man nun auch erstmal meiden.

    Und die Geldgeber sollte künftig vorsichtiger sein, wem sie wie viel leihen. Da liegt ihr Fehler, deshalb ist auch ein Schuldenschnitt gerechtfertigt.

    Aber, richtig ist auch. Das Problem liegt viel tiefer. Unser Schuldgeldsystem funktioniert nicht auf Dauer, da Zinsen anfallen, welche nicht durch den aktuellen Geldbestand gedeckt sind. Deshalb muss es immer neue Verschuldungen geben. Deshalb ist die Wirtschaft auf Wachstum festgelegt und kann nicht anders. Darüber sollte man mal nachdenken. Hier liegt auch der Vorteil vom Bitcoin. Man kann nur verleihen, was auch existiert. Zinsen sind gedeckt, bzw. müssen schon im Kreislauf sein.

    • Ach ja, die Frage, wer wen derzeit erpresst. Tja … gestern Nacht habe ich einen Artikel gelesen, der beklagt hat, dass JV sagt „Terrorismus“ und „Erpressung“ und damit, „wohlgemerkt“, die Geldgeber meint. So als könnten diejenigen, die zahlen, grundsätzlich niemals erpressen oder terrorisieren und seien per Definition die Guten.

      Anders gefragt: fühlst du dich von deinem Boss erpresst, wenn er von dir unbezahlte und undokumentierte Überstunden verlangt, damit du künftig weiterhin dein Gehalt bekommst?

      Ok, ist ein schiefes Bild. Die Thematik ist viel zu kompliziert für einfache Antworten. Darum ist es auch so schade, dass man derzeit überwiegend mit einfachen Antworten argumentiert. Schade ist auch, dass man seit fünf Jahren nie etwas davon gelesen hat, was Griechenland eigentlich an Reformen und Aufschwungsversuchen geleistet hat. Ich bin sicher, das ist einiges …

  2. Wenn ich zum Mediblödmarkt gehe und guck mir die Flachbildschirme an, dann kommt ein Verkäufer und fragt mich was ich den bereit bin zu zahlen. Nach einigem hin und her unterbreitet er mir ein „Finanzierungsangebot“ für den richtig krassen 72-Zoller und ich denke mir, „geil! diese 200 Euro monatlich schaff ich schon“ und kaufe das Teil. Nach einem Jahr stelle ich fest, das mit den 200 Euro wird eng, weil wirtschaftlich läuft es doch nicht so gut wie erwartet… so ungefähr lief das mit den „großzügig-solidarischen Krediten“ an Griechenland.

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