Die größte Transaktion aller Zeiten
In dieser Woche erfuhr der Bitcoin den bisher härtesten und hartnäckigsten Stresstest: Eine mysteriöse Quelle hört nicht auf, die Blockchain mit Mikrotransaktionen zu spamen. Ob Test oder Angriff – die Transaktionsflut zeigt, wie stabil der Bitcoin ist – aber auch, welche Grenzen ihm derzeit gesetzt sind. Deutlich gestiegen ist in dieser Woche nicht nur die Anzahl von Transaktionen, sondern auch der Preis. Außerdem akzeptiert Uber den Bitcoin nicht, was irgendwie auch eine kleine Nachricht wert ist.
Stresstest oder Angriff?
Seit vier Tagen wird das Bitcoin-Netzwerk mit zehntausenden von Mikrotransaktionen gespamt. Wer dies aus welchem Grund macht ist nicht bekannt. Möglich, dass es coinwallet.eu ist, ein Walletbetreiber, der vor kurzem das Netzwerk im Zuge eines sogenannten Stresstests geflutet hat und danach ankündigte, einen weiteren Stress-Test zu starten. Allerdings sind die Intentionen von coinwallet vollkommen unbekannt. Weshalb sollte ein Startup tausende von Dollarn ausgeben, um das Bitcoin-Netzwerk in Stress zu versetzen? Merkwürdig ist auch, dass sich coinwallet überhaupt nicht zur derzeit ablaufenden Transaktionsflut geäußert hat und damit die Chance auf einen Marketing-Effekt verschenkt. Daher gehen viele auch davon aus, dass es sich um einen Angriff bzw. einen Test eines Angriffs handelt und keinen Stresstest. Von wem auch immer, für welchen Zweck auch immer.
Klar ist jedoch, dass dieser Angriff der bisher härtste und hartnäckigsten ist. Bereits vier Tage in Folge gibt es am Tag zwischen 180.000 und 200.000 Transaktionen, während permanent 10.000 bis 40.000 unbestätigte Transaktionen darauf warten, in die Blockchain aufgenommen zu werden. Wer derzeit Bitcoins versendet, braucht entweder viel Geduld oder muss bereit sein, rund 10 cent an Gebühren zu bezahlen, um es in den nächsten Block zu schaffen.
Um mit dem Spam und Staub aufzuräumen, hat der chinesische Mining-Pool F2Pool sämtliche anfallenden Transaktionen in eine einzige Transaktion gepackt. Diese wundervolle Überweisung ist die bislang größte Transaktion, die jemals im Bitcoin-Netzwerk prozessiert wurde. Sie “wiegt” 999 Kilobyte. Schauen Sie sich doch mal hier an – aber fragen Sie mich nicht nach den technischen Details.
Bitcoin XT: mit den Füßen über Blocksize abstimmen
Während sich zeigt, dass das Bitcoin-Netzwerk trotz Stresstest bzw. Angriff in der Lage ist, Transaktionen zeitig auszuführen, sofern diese nur die entsprechenden Gebühren haben, brachten die letzten Tage ein anderes unangenehmes Ergebnis zu Tage: Es scheint, als könne das Bitcoin-Netzwerk nur 200.000 Transaktionen prozessieren. Eigentlich sollten es ja 5-7 je Sekunde sein, doch da gehäuft große, kumulierende Transaktionen auftreten, liegt diese Rate erheblich tiefer.
Auch wenn dieser Tagessatz an Transaktionen derzeit nur in Extremsituationen wie in diesen Tagen ausgefüllt wird – eine Transaktionsgrenze von 200.000 am Tag ist definitiv zu wenig. Die Rufe nach einer Erhöhung der Blockgröße auf zumindest 8 MB werden so selbstverständlich lauter. Schließlich wäre ein Angriff wie dieser mit 8 MB Blöcken 8x so teuer – und der Bitcoin könnte am Tag 1,6 Millionen Transaktionen verarbeiten. Von den Kern-Entwicklern, die sich zu diesem Thema einigen müssen, hört man jedoch nichts. Das Scalability-Problem scheint brachzuliegen.
Mike Hearn, der nicht zu den Kernentwicklern gehört, aber etwa BitcoinJ geschrieben hat, ist einer der größten Anhänger von Gavin Andresens Vorschlägen zur Erhöhung der Blockgröße. Er hat bereits angekündigt, Gavins Entwurf in dem von ihm programmierten Clienten zu integrieren. Wer nun XT anstatt Core betreibt, stimmt daher bereits jetzt für größere Blöcke. Allerdings hängt die Anzahl von XT-Knoten bei rund 150, während es gut 6.000 Core-Knoten gibt. Auf dem XT-Blog kündigt Mike Hearn an, in den nächsten Tagen einen Patch einzubauen, der vor Spam-Transaktionen schützt. Ein Update, das größere Blöcke ab Januar 2016 erlaubt, soll eventuell nächste Woche integriert werden.
Wer mit einem XT-Knoten also mit den Füßen zum Blocksize-Thema abstimmen möchte, sollte allerdings gewarnt sein: Sofern bis Januar 2016 keine Einigung unter den Core-Entwicklern steht, wird XT eine Hard Fork einleiten, welche die auf XT gespeicherten Bitcoin zu XT-Coins anstatt zu Bitcoins macht. Also immer schön eine Paperwallet machen, nur wenige Bitcoins mit XT speichern und diese möglichst wenig bewegen.
Preis: steigt weiter
Einen Einfluss auf den Bitcoin-Preis hatte der Stresstest bzw. der Spam-Angriff nicht. Im Gegenteil: Nachdem der Kurs wegen des griechischen Referendums am Montag und Dienstag nach oben gesprungen ist und er anschließend seitwärts lief, hat er sich heute noch einmal ans Herz gefasst und ist von 245 Euro auf 260 Euro gestiegen. Im Wochenverlauf entspricht dies einem Plus von mehr als 12 Prozent.

7-Tages-Kursverlauf. Quelle: Bitcoin.de
Zu erwähnen sind zum Preis noch zwei Dinge:
Erstens ist der Preis im Verlauf der letzten 30 Tage auf den Dollar- und Eurobörsen um 25 Prozent gestiegen – aber auf den Renminbi-Börsen um 30 Prozent. Das Ergebnis ist, dass ein Bitcoin auf den chinesischen Börsen um rund 30 Dollar teurer verkauft wird. An sich ein sehr bullisches Signal.
Zweitens ist der ETN Bitcoin XBT auf der Börse Nasdaq Nordic derzeit der am meisten gehandelte ETN. Auf der deutschen Börse Tradegate, wo der XBT seit zwei Tagen ebenfalls gehandelt wird, scheint die Nachfrage auch anzuziehen: Allein heute wurden schon 637 Anteile verkauft, was immerhin gut 3 Bitcoin entspricht. Das ist natürlich noch nicht viel, aber es ist ein erster Schritt. Auch dieses zunehmende Interesse der Börsianer an Bitcoin-Papieren ist ein sehr bullisches Signal.
Uber akzeptiert keine Bitcoin. Genau wie google und apple.
In dieser Woche gab es das Gerücht, der umstrittene Taxi-Vermittler Uber würde bald Bitcoins akzeptieren. Laut einem angeblichen Screenshot vom Chat mit dem Support arbeite Uber bereits an der Bitcoin-Integration. Als coindesk bei der Firma nachfragte, stellte sich jedoch heraus, dass die Geschichte eine Ente war. Der Screeenshot war eine Fälschung.
Anschließend poppten spaßige Meldungen auf, dass auch google oder apple Bitcoins akzeptieren würde, belegt durch lustig-trashige Ideen von Support-Chats.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende!
Ich liebe Ihren Optimismus. Der XBT Umsatz auf Tradegate betrug heute insgesamt 1000 €.
Ich würde das als absurd bezeichnen. Ich mach mir jetzt den Spaß und kaufe 100 Stück um 120,- €. Vermutlich wird mir das niemals wieder jemand abkaufen, aber schnurz, soviel Spaß muss sein.
Steter Tropfen und so weiter. Habe ich Sie also schlussendlich doch zum Bitcoin-Käufer gemacht 🙂