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Idealistische und profitable Leaks & die Blockchain für das Gute

Mike Tyson, a Man of the People. Bild von shelbysdrummond via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Diese Bitcoin News der Woche sind voller Sensationen: Ein Informant verkauft angebliche Beweise zum Absturz des malaysischen Flugzeugs MH17 und Box-Legende Mike Tyson himself bewirbt einen Bitcoin-ATM. Der reichste Mann der Erde, Bill Gates, sucht derweil Anwendungen für die Blockchain for Good, während die Winklevoss-Brüder ihrer Börse Gemini ein Stück näher rücken. Viel Spaß!

Lasst uns aber mit einem anderen Thema beginnen. Heute wurde bekannt, dass netzpolitik.org von der Bundesanwaltschaft wegen nichts weniger als „Landesverrat“ angeklagt wird, da sie vertrauliche Dokumente des Verfassungsschutzes geleakt hat, in denen es um die Unterwanderung und Überwachung der politischen Online-Szene geht. Nachdem der Leiter des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, eine Anzeige eingereicht hat, droht den beiden Redakteuren des Blogs droht nun eine „Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr.“

Da ich angenommen hatte, die finsteren Zeiten, in denen man wegen etwas wie Landes- oder Vaterlandverrat eingebuchtet werden kann, seien in der freien Welt vorüber, bin ich einigermaßen schockiert. Und da ich immer nach Gelegenheiten suche, meinen Lesern die Bitcoins aus der Wallet zu locken, möchte ich erneut zu Spenden aufrufen. Nach Medikamenten für Griechenland nun Gerichtsgeld für netzpolitik.org. Glücklicherweise kann man der Redaktion schon lange mit Bitcoins spenden. Für Eilige ist hier die Adresse: 1FMHxhVJo6RREtfaLDVMA1VvoKV1jc12av

Infos zu MH-17 für Bitcoin auf dem Markt

Die einen leaken Informationen aus Idealismus, die anderen aus Profitstreben. Die russische Seite joker.buzz (mit Chrome öffnen und übersetzen lassen!) ist ein Marktplatz für solche Leaks für Geld. „Unser Marktplatz ermöglicht es, das primäre Gut des 21. Jahrhunderts zu monetarisieren – signifikant glaubwürdige Informationen. Wir stehen für die Freiheit der Rede. Der wichtigste Zweck dieses Marktplatz ist es, Informationen des öffentlichen Interesses öffentlich zu publizieren,“ so die Seite.

Seit kurzem bietet joker.buzz extrem brisante und teure Informationen: „Eine solide Reihe von Materialien betreffend den Flug MH-17.“ MH-17 war jenes unglückliche malaysische Flugzeug, das am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur abgeschossen wurde. 283 Passagiere und 15 Crew-Mitglieder kamen ums Leben. Die Ursachen des Absturzes gelten als ungeklärt und wurden zu einem diplomatischen Zankapfel: Während Russland den Rebellen bzw. der Regierung der Ukraine die Schuld gibt, behauptet die Ukraine – und mit ihr die deutschen Medien – dass die Maschine von Russland bzw. von von Russland unterstützten Rebellen abgeschossen wurde. Brisanterweise hat Russland erst vor kurzem ein Veto gegen ein UN-Tribunal zur Aufklärung der Absturzursachen eingelegt.

Auf joker.buzz verkauft nun also eine anonyme Quelle „glaubwürdiges Material“ zum Absturz. Das Material stammt angeblich aus den Untersuchungen einer Privatdetektei und offenbart die Ursache des Absturzes. Der Preis beträgt sensationelle 35.000 Bitcoins, was etwa 10 Millionen Dollar entspricht. Ich maße mir nicht an, in irgendeiner Form zu beurteilen, inwieweit das Angebot glaubwürdig ist.

Auf joker.buzz laufen neben dieser noch vier weitere Auktionen, bei denen die Informationen jedoch „nur“ 100-400 Bitcoin kosten und in denen es wohl um Beweise für Korruption unter russischen Politikern und Geschäftsleuten geht. Zwei Auktionen in der Vergangenheit sind mangels Nachfrage gescheitert. Mehrere vergangene Auktionen sind dagegen geglückt. Darunter ist etwa auch die Mailbox von Mikhail Dvorkovich, dem Bruder von Premierminister Dmitri Medwedew.

Der Mike-Tyson-Bitcoin-Automat

Box-Schwergewichts-Legende Mike Tyson hat vor kurzem einen überraschenden Tweet an seine fast 5 Millionen Follower gesendet:

Folgt man dem Link, kommt man zur Webseite eines Bitcoin-ATM-Betreibers, der erklärt: „Mike Tysons schnellstes Knockout betrug 30 Sekunden. Der Mike Tyson Bitcoin-Automat verwandelt dein Bargeld in Bitcoins in weniger als 20 Sekunden.“ Gegenüber CNBC sagte bzw. schrieb Mike Tyson dann noch Dinge wie: „Ich bin stolz, Teil der Bitcoin Revolution zu sein … Digitale Währungen werden der Ring für die sein, die Alternativen und finanzielle Freiheit wollen.“Na, wenn das mal nicht eine gelungene Werbung ist.

Wo der ATM ab August aufgestellt sein wird, sagt die Webseite nicht. Sicherlich irgendwo in den USA. Die Firma hinter dem Automaten, Bitcoin Direct LLC, ist bisher eher unbekannt.  Einige der Berichterstatter haben sofort geschlussfolgert, dass alles nur ein Betrug ist (das kann es in der Bitcoin-Welt immer sein!), nicht zuletzt, weil die dahinterstehende Firma nur ein Kapital von 7.000 Dollar angemeldet hat.

Vermutlich aber gelang es jemandem von Bitcoin Direct, Mike Tyson tatsächlich dazu zu überreden, seinen Namen und sein Gesicht für einen ATM herzugeben. Es könnte ja der nächste Foremann Grill werden. Die Bitcoin-Szene fragt sich derweil, ob man Gefahr läuft, dass der ATM einem ein Ohr abbeisst …

Die gute Blockchain für den gute Zweck

Zu Bill Gates, der ja bekanntlich der reichste Mann der Welt ist. Für die einen macht ihn das grundsätzlich gut, für die anderen grundsätzlich schlecht, während sich eine Menge Leute darüber freuen, dass er im Gegensatz zu anderen Multi-Milliardären zumindest versucht, sein riesiges Kapital für das Gute zu verwenden.

Auf virtuelle Währungen bezogen bedeutet das: Niemals Bitcoin, da der schlecht ist, aber immer Blockchain, da sie gut ist. Eine Veranstaltung von Bill Gates Unternehmen Microsoft in New York hat demnach auch nicht erkundet, was man Gutes mit einem freien Geld wie dem Bitcoin machen könnte, sondern wie man mit einer unmanipulierbaren Datenbank – der Blockchain – der Welt helfen kann. Einige Beispiele für Anwendungen, die dabei vorgestellt worden sind:

  • Man nehme die Blockchain-Technologie als autorisierten Medien-Notar. Leute, die etwa Fotos oder Videos haben, die Verbrechen dokumentieren, können diese in eine Blockchain laden. Da die Dateien anschließend nicht mehr verändert werden können, könnten sie vor Gericht eine relativ hohe Aussagekraft haben und helfen, wenn sich Augenzeugen wiedersprechen.
  • Die Verteilung von Wohlfahrtshilfe. Eine Vortragende meinte, die Verteilung der US-Wohlfahrt sei geldtechnisch vor 100 Jahren stehengeblieben, was eine Menge Geld und Zeit koste. Könnte man dafür nicht einfach mal die Blockchain nehmen?
  • Factom erklärte, wie man mit der Blockchain ein Landregister sowie ein Wahlsystem aufbauen kann
  • Der Gründer von OneName beschrieb, wie man mithilfe einer Blockchain offizielle ID-Dokumente herausgeben kann

Wenn ihr mich fragt, ist das alles zwar nicht so geil wie ein freies Geld, aber auch nicht so schlecht und zumindest ein kleiner Einblick in die Chancen, die das Blockchain-Zeitalter bietet.

Die Börse der Winklevoss-Brüder kommt näher!

Zum Schluss haben wir noch zwei im Blockchain-Zeitalter altbekannte Gesichter: Tyler und Cameron Winklevoss. Die beiden haben bereits 2011 kräftig in Bitcoin investiert und dadurch ein kleines Vermögen gemacht. In Sachen Geschäfte setzt sich aber ihr Schicksal fort, dass andere ihre Idee vor ihnen verwirklichen. Mark Zuckerberg kam ihnen mit Facebook zuvor, Barry Silbert hat einen Bitcoin-Fond auf den Markt gebracht, während der Winklevoss’sche ETF noch immer in der Regulierung steckt, und Coinbase hat eine Börse eröffnet, während die von den beiden Zwillingen anvisierte Bitcoin-Börse Gemini noch nicht mal die Regulierungsbehörden erreicht hat.

Nun kommt aber langsam Fahrt in die Sache: Die beiden Brüder haben eine Anmeldung bei der New Yorker Finanzaufsicht eingereicht, um eine Bitcoin-Börse zu betreiben. Vielleicht wird es ja noch was. Man möchte es den beiden wünschen, dass sie die erste Börse mit eigener BitLizenz gründen.

Schönes Wochenende!

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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