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IBM will in kommenden Monaten seine eigene Blockchain veröffentlichen

Close-up of several rusty metallic chain links wrapped around a wood log with the bark partially wearing off. Bild von: Horia Varlan via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Langsam wird es offiziell: Die International Business Machines Corporation (IBM) hat angekündigt, demnächst eine eigene Blockchain zu veröffentlichen. Die seit einem Jahr entwickelte abgewandelte Bitcoin-Blockchain soll Online-Verträge aller Art sichern und damit vor allem der Finanzbranche eine neue Infrastruktur verschaffen. Was bislang jedoch noch fehlt, ist eine Währung.

Das Motto der Industrie zum Bitcoin lautet derzeit bekanntlich etwa: „Bitcon Pfui, Blockchain Hui“. Auch die Firma IBM, die sich bereits seit 2013 mit dem Bitcoin und der Blockchain beschäftigt, macht da keine Ausnahme: „Die Blockchain, als eine Technologie, ist extrem interessant und faszinierend,“ meint Arvind Krishna, Senior Vizepräsident von IBM Research. Der nicht ausgesprochene Teil des Satzes  sagt „Anders als der Bitcoin, ist die Blockchain …“

Vermutlich hat IBM realisiert, dass Geld ein zu heikles Thema ist. Vor allem, wenn es um ein freies, nicht-staatliches Geld wie den Bitcoin geht. Dazu sind die Risiken der Volatilität und der staatlichen Regulierung einfach zu hoch. Revolutionen mögen sexy sein, aber sie sind jenseits von PR-Slogans nichts, wofür sich ein großes Unternehmen interessiert. Stattdessen macht der IT-Konzern, was IT-Konzerne eben machen – er nutzt neue Technologien um der Technologie willen und vielleicht, weil es einen Markt dafür geben könnte.

Seit mehr als einem Jahr erforscht IBM bereits die Blockchain. Schon im Januar hat der Konzern angekündigt, in der Adept-Technologie für das Internet der Dinge die Blockchain zu verwenden. Die neue Blockchain, über die nun das Wall Street Journal berichtet, ist hingegen ein eigenständiges Projek. Sie soll vor allem dazu dienen, sicher im Internet Verträge zu erzeugen und auszutauschen. Möglich wäre es mit dieser Blockchain auch, dass Banken Bank-zu-Bank-Transaktionen verwalten oder Unternehmen und Banken internationale Handelsverträge sichern und automatisch ausführen.

Dazu hat IBM also eine eigene Version der Bitcoin-Blockchain gebaut, in der jedoch das für den Bitcoin wichtigste Element – das Währungstoken – fehlt. Die Herausforderung für IBM ist es derzeit noch, ein System zu bilden, in dem jeder partizipieren kann, während es gleichzeitig Spam verhindert oder minimiert. Wie genau das gehen soll, ist noch unklar, nachdem die offensichtliche und bewährte Lösung – eine virtuelle Währung – wohl nicht in Frage kommt. Stattdessen steht im Raum, ob die Blockchain nicht durch ein Konsortium von Unternehmen gesichert wird.

IBM möchte den Code für die Blockchain open source veröffentlichen. Das Unternehmen zeigt wie kein zweites großes Technologie-Unternehmen Interesse an der Blockchain und tritt dafür öffentlich ein. Richard Gendal Brown erforscht etwa für IBM UK Innovationen im Bankwesen durch die Blockchain. Sein Blig gendal.me ist eine der hintergründigsten Infoquellen über die Verbindung von Bitcoin, Blockchain und Finanzwesen.

IBM ist auch Teil der britischen Initiative Innovate Finance, die von Premierminister David Cameron persönlich wärmstens unterstützt wird. Innovate Finance bringt etablierte Finanzakteure, neue Start-Ups und Technologiekonzerne zusammen, um jene finanziellen Innovationen zu entwickeln, die Großbritanniens Status als Weltzentrum des Finanzwesens auch im 21. Jahrhundert erhalten sollen. Darunter sind auch eine Reihe von Bitcoin- bzw. Blockchain-Startups.

Während IBM also sehr offen für die Blockchain, für Finanzinnovationen und für Open Source ist, scheint das Unternehmen von öffentlichem Mining und freien Währungen nicht allzu viel zu halten. Die Blockchain von IBM könnte damit entscheidend für den weiteren Weg der Blockchain werden: Gelingt es IBM, die Währung aus dem Konzept Blockchain zu entfernen und wird damit die Blockchain-ohne-Währung zum neuen Standard? Oder wird IBM an der Aufgabe scheitern, und auch künftige Blockchains werden mit einer Währung verbunden werden, die von jedermann gemined werden kann?

Hobby-Miner werden auf die zweite Variante hoffen.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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4 Kommentare zu IBM will in kommenden Monaten seine eigene Blockchain veröffentlichen

  1. Ist das nicht quasi Ethereum, was IBM da bauen will?

    • Genau das war auch mein Gedanke beim lesen…Aber es macht den Anschein, dass die Leute von IBM keinen Plan haben.

  2. Bitcoin ist Blockchain. D.h. eine Blockchain hat keinen Wert, wenn sie nicht entsprechend mit Leben erfüllt wird. Bislang ist es so, dass 95% aller „Lebensenergie“ sich auf den Bitcoin fokussiert, weil er entsprechend auch einen solch hohen Wert in sich birgt.

    Selbst das neue System „Ethereum“ kann diese Lebensenergie bislang nicht ansatzweise bieten und wird zu hoher Wahrscheinlichkeit erstmal ein Nieschendasein fristen, weil sich die Neuentwicklungen vorzugsweise auf die Bitcoinblockchain fokussieren, weil man damit mit Abstand das breiteste Publikum erreicht.
    Ebenso wird es auch mit einer IBM-Blockchain laufen, es wird ebenfalls nur ein Nieschendasein fristen und nicht annähernd die Lebensenergie erfahren, wie sie Bitcoin erfährt.

    Das ist wie mit eBay, da kann man als alternative Plattform noch so gut und innovativ sein, eBay wird allein wegen der gigantischen „Lebensenergie“ weiter dominieren, weil es als Händler, Kunde, Konsument, etc. attraktiver ist bei eBay zu kaufen oder zu verkaufen, wo man 1mio. und mehr Konsumenten erreicht als bei der eigentlich günstigeren Alternative, wo man nur 10000 Konsumenten erreicht.

    Ferner kommt hinzu, dass Bitcoin Open-Source ist und einem dynamischen Anpassungsprozess unterliegt. D.h. man ggf. Bitcoin zu Ethereum macht, wenn dies notwendig werden würde.

    Meiner Meinung nach ist der Blockchain-Zug längst abgefahren.

    • Stimme Ihnen voll zu. Grosse Innovationen kommen selten von grossen Unternehmen…Innerhalb dieses Gigantums sind zu viele Player, die sich immer in den Vordergrund drängen wollen.

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