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Preis, Urteil, Allianz und neue Währungen

Die Bitcoin News der Woche

Der Preis hat einen Drang nach oben, der Europäische Gerichtshof schreibt (Bitcoin-)Geschichte, einige US-Branchenkapitäne gründen eine Blockchain-Allianz und BitWala von Bitcoins Berlin erweitern ihr Währungsspektrum auf satte 10 Währungen. Außerdem in den Bitcoin News der Woche: eine kleine Auswahl neuer Akzeptanzstellen.

Über den Preis ist in dieser Woche wirklich nichts Schlechtes zu sagen. Er startete stark und endete stärker. Am vergangenen Sonntag stand der Bitcoin bereits bei beachtlichen 240 Euro. Nach einigem Hin- und Her um die 235 Euro herum traf am Donnerstag dann die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, den Bitcoin von der Umsatzsteuer zu befreien, auf einen ohnehin schon optimistischen Markt. Das Ergebnis: Der Bitcoin verlässt die Woche bei einem Preis von gut 250 Euro.

Der Bitcoin-Kursverlauf im 7-Tages-Chart. Quellen: Bitcoin.de

Der Bitcoin-Kursverlauf im 7-Tages-Chart. Quellen: Bitcoin.de

Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Umsatzsteuerbefreidung des Bitcoins

Wir haben zwar schon darüber berichtet, wollen aber noch mal darauf eingehen. Denn das Urteil des Europäischen Gerichtshofs lässt sich in einer dünnen Meldung leicht unterschätzen.

Auf pragmatischen Ebene bringt das Urteil nun Rechts- bzw. Steuersicherheit: Wer Bitcoins akzeptiert, muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, ob er irgendwann, wenn er die Bitcoins gegen Euro tauscht, noch ein zweites Mal Umsatzsteuer bezahlen muss. Bisher war die „native“ Akzeptanz von Bitcoins, also ohne einen Zwischenhändler wie BitPay, der die Bitcoins gegen Euro tauscht, ein gefährliches Spiel, das potenziell eine Steuernachzahlung nach sich ziehen konnte. Diese Gefahr ist nun vorbei, und europäische Händler oder Freiberufler können ohne weitere Bedenken in jeder Form, in der es ihnen beliebt, Bitcoins akzeptieren. Außerdem stehen Geschäftsmodelle, die den Verkauf von Bitcoins beinhalten, von nun an auf rechtlich sicheren Beinen.

Ebenfalls auf der pragmatischen Ebene bewahrt dieses Urteil Börsen und Marktplätze in Europa davor, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Wenn eine Börse oder ein Marktplatz, wie bisher vom beispielsweise deutschen Finanzamt vorgesehen, eine Umsatzsteuer von 19 Prozent auf die Einnahmen bezahlen muss, während internationale Konkurrenten dies nicht müssen, muss die Börse oder der Marktplatz im Wettbewerb weniger attraktive Kostenstrukturen anbieten und kann so gegen die internationalen Mitbewerber kaum bestehen. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird damit zur rechtlichen Grundlage, um Europa weiterhin zur Heimat international erfolgreicher Bitcoin-Börsen, -Marktplätze und -Wechselstuben zu machen.

Drittens und letztens ist das Urteil ein Symbol: Wenn der Europäische Gerichtshof himself, sagt, dass Bitcoins anderen Währungen, Scheinen und Münzen gleichzusetzen seien, dann anerkennt die höchste juristische Instanz der EU, dass es sich bei Bitcoin um ein Geld handelt. Die Entscheidung ist damit ein wichtiger, ein sehr wichtiger, Schritt zur juristischen Emanzipation und Gleichstellung des Bitcoins gegenüber anderen Währungen. Weiter demonstriert das Urteil, dass das bestehende europäische Rechtssystem auch in Bezug auf den Bitcoin funktioniert und in der Lage ist, das Wachstum der Kryptowährung vor den Zumutungen nationaler Alleingänge zu schützen.

Für die Bitcoin-Branche kann die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes also durchaus als historisch angesehen werden.

BitWala erweitert sein Währungsspektrum

Eine der spannendsten deutschen Bitcoin-Firmen ist sicherlich Bitcoins Berlin. Die Tochterfirma BitWala – aus regulatorischen Gründen in London angemeldet – ermöglicht es, Bitcoins aufs Bankkonto zu versenden. Man gibt die IBAN ein und überweist die Bitcoins. Anschließend wechselt BitWala die Coins in Euronen und schickt diese aufs entsprechende Bankkonto. Sprich: mit BitWala kann man einfach alles mit Bitcoins bezahlen. Seine Bestellung im Internet, seine Miete, etc.

Richtig spannend ist eine Ankündigung der Firma in dieser Woche: BitWala nimmt 10 weitere Währungen auf. GBP, CHF, DKK, NOK, SEK , CZK, PLN, HUF, HRK, USD. Ja, richtig gelesen: Man kann nun also mit Bitcoins Geld auf beliebige Bankkonten in Großbritannien, der Schweiz, Dänemark, Norwegen, Schweden, Tschechien, Polen, Ungarn, Kroatien und in weitere Länder senden. Obwohl US-Dollar akzeptiert werden, darf die USA aus rechtlichen Gründen kein Ziel sein.

Jörg von Minckwitz erklärt auf Nachfrage, wie hoch die Gebühren sind: „Im Moment sind unsere fees noch relativ hoch. 15 euro pro Überweisung und 0.5%. Egal welche der Currencies, da das für uns alles internationale Transaktionen sind. Wir werden aber bald in der Lage sein die Stück für Stück zu senken. Am Ende wird alles auf 0.5% fallen, aber derzeit können wir es noch nicht anders anbieten.“

Den Remittance- oder Geldwechselmarkt wird BitWala damit wohl nicht revolutionieren (obwohl 0,5 % + 15 Euro bei größeren Beträgen relativ günstig ist). Ich denke aber auch nicht, dass dies das primäre Ziel ist. BitWala wird eher zu einer Meta-Bank, zu einem Kanal, der es dem Bitcoin erlaubt, so zu funktionieren wie Euro – oder ein Stückchen besser. Die Plattform ist perfekt für diejenigen, die kein Bankkonto haben. Nun ist sie noch ein Stückchen perfekter.

Blockchain-Alliance: Die Bitcoin-Überwacher

Bekanntlich sagt man heute gerne Blockchain anstatt Bitcoin. Auf r/bitcoin entstand in dieser Woche das Meme, einfach alles umzuetikettieren: wo früher Bitcoin draufstand, klebt nun die Markte Blockchain. Den Anstoß gab ein tweet von Ryan X. Charles, Kryptoentwickler, der ehemals für Reddit ein Kryptosystem einführen wollte, aber überraschend gefeuert wurde

https://twitter.com/ryanxcharles/status/656335192995426304

Zu Deutsch: „Akzeptierst du Bitcoins?“ „Mensch, mein Bank hört zu – frag doch so was nicht.“ „Akzeptierst du die Blockchain?“ „JA! Das sind dann 0,25 Blockchains.“

Hernach poppten auf r/bitcoins Posts auf, die den Bitcoin beispielsweise in Blockchain-Shares, also Anleihen an der Blockchain, umschrieben. Geld ist eben doch nicht so neutral, wie es sein sollte, vor allem wenn es so revolutionär wie der Bitcoin ist. Eine Technologie hingegen, und sei sie noch so revolutionär, darf hingegen beanspruchen, strikt neutral zu sein. Daher klingt Blockchain derzeit für Investoren, Gesetzgeber und Banken harmloser, unverfänglicher und erfolgsversprechender.

Etwas in der Art mussten sich das Coin Center sowie die Chamber of Digital Commerce, beide aus Washington D.C., gedacht haben, als sie die Blockchain Alliance gegründet haben, ein „Öffentlich-Privates Forum, um kriminelle Aktivitäten auf der Blockchain zu bekämpfen.“ (public-private forum). Jerry Brito vom Coin Center kündigte die Initiative an:

„Bitcoin ist, wie die E-Mail, ein offenes Web-Protokoll. Dies bedeutet, dass jeder ins Netzwerk einsteigen kann. Das schafft Gelegenheiten für Leute, die zuvor keinen Zugang zu Finanzmärkten hatten, und es öffnet eine Welt von wohltuender, erlaubnisfreier Innovation. Es bedeutet jedoch auch, dass Kriminelle das offene Netzwerk für illegale Aktivitäten nutzen können – so wie Kriminelle heute E-Mails benutzen.“

Egal welche Technologie die Kriminellen nutzen – die Polizei wird sie verfolgen. Anders als bei der E-Mail haben sich nun mehrere vor allem amerikanische Vertreter der Bitcoin-Wirtschaft zusammengetan, um die Polizei dabei zu unterstützen. Brito: „Es ist im Interesse aller – Polizei, Wirtschaft und die unter uns, die die Technologie offen und frei halten wollen – sicherzustellen, dass die Ermittler verstehen, wie die Technologie funktioniert, was gemacht werden kann und was nicht, und welche Chancen und Grenzen sich für ihre Ermittlungen ergeben. Daher haben wir die Blockchain Allianz gegründet, ein Forum für Polizeiermittler und Regulierer, um Fragen zu stellen, Informationen zu teilen und technische Hilfe von der Bitcoin-Industrie zu bekommen.“

Dass das nicht bei jedem gut ankommt, versteht sich. Gavin Andresen, Kernentwickler mit Neigung zu großen Blöcken, meinte, die Szene sei in gespalten: die einen, die die Behörden und Regulierer ignorieren; und die anderen, die versuchen, sie aufzuklären. „Ich denke, in Kontakt mit ihnen zu treten ist die beste Strategie. Es wird sicherlich noch mehr Fehlschläge wie die BitLizenz geben, aber im Großen und Ganzen denke ich, dass jede positive Interaktion mit den Ermittlern und Regulierern hilft, deren Bild von Bitcoin zu verschieben, von ‚das ist böse und muss beseitigt werden‘ zu ‚das ist eine innovative Technologie, der man erlauben sollte, zu wachsen‘.“

Bruce Fenton hingegen antwortete Gavin Andresen, dass er zwar ebenfalls für ein Engagement im Kontakt mit Regulierern sei, aber nicht den Sinn der Blockchain Alliance sehe. „Meine Befürchtung ist, dass diese Agenturen, mit denen sie zusammenarbeiten, generell bereits eine böse Vergangenheit haben, und dass sie nicht diejenigen ansprechen, die Recht setzen oder regulieren … sondern nur diejenigen, die es durchsetzen. Daher kann auch die beste Überzeugungsarbeit sie nicht dazu bringen, sich zu entspannen oder die Politik zu ändern.“

Anzunehmen ist in jedem Fall, dass die beteiligten Börsen und Wallet-Dienstleister – u.a. Kraken, BitStamp, Coinbase, ItBit, Circle – sehr bereitwillig mit den Ermittlern zusammenarbeiten werden. Um, wie es Brito sagt, die Freiheit der Kryptowährung zu erhalten, schränken die Akteure die Freiheit der Kryptowährung ein. Mal sehen, ob der Tausch gutgeht.

Neue Akzeptanzstellen

Wie bei den meisten Bitcoin News der Woche stelle ich am Ende noch einige neue Akzeptanzstellen auf. Neu bedeutet, dass ich sie erst heute in den tiefen Weiten des W-W-W gefunden habe.

Zocken

Der Spiele-Gigant G2A akzeptiert nun auch Bitcoins. Auf G2A gibt es viele viele Schlüssel für Spiele zu kaufen.

Beleuchtung

Wer Leuchtmittel welcher Art auch immer sucht, wird auf plentino.de fündig werden. Beim Checkout darf man schon mal seine Wallet bereithalten.

Kleidung

Für die schöne Schale gehen wir mal wieder in die Niederlande. Dort kann man bei piazza-intimi.nl und der Tochtermarke tricomode.nl intime Mode – für das Schlafzimmer, für unter die Kleidung, fürs Baden, sowohl für Frau als auch Mann – ganz einfach mit Bitcoin bestellen. Ab einem Bestellwert von 125 Euro wird kostenlos nach Deutschland geliefert.

Lotto

Lotto bis zum Umfallen kann man auf multilotto.com spielen. Bezahlen geht auch mit Bitcoin.

Server

Wer einen virtuellen Server mieten will, findet bei noez.de eine kleine Auswahl. Seit neuestem kann man den Server auch mit Bitcoins bezahlen.

Dates

Zuletzt kommen wir zu den wirklich süßen Dingen des Lebens: den Dates. Bei Sugardaters.de findet jedes Töpfen sein Deckelchen usw. Sowohl Töpfchen als auch Deckelchen können nun auf der Plattform mit Bitcoins bezahlen.

 

Über Markus Städler (23 Artikel)
Ist freier Journalist und Autor. Er beschäftigt sich überwiegend mit technologischen und wirtschaftlichen Themen. Seit er Ende 2013 den Bitcoin kennengelernt hat, ist die Kryptowährung sein absolutes Lieblingsthema geworden.

2 Kommentare zu Preis, Urteil, Allianz und neue Währungen

  1. Schöner Rückblick auf eine ereignisreiche Woche! 🙂
    Mit dem Urteil des EuGH sollte die Liste der Akzeptanzstellen wohl enorm wachsen in den nächsten Wochen/Monaten.

  2. Hatte sich der BitcoinPreis wochenlang bei 200 – 210 Euröchen gependelt, sollten ma jetzt abwarten wo sich der Preis hinbewegt. Sollte der BTC-Preis die 300$ durchbrechen, werden wir den Preis bei 350-360$ sehen…
    Ich sehe den Preis ungefähr bei 460-500$ bis Frühling 2016.
    Happy Trading 😉

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