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Drohnen-Whistleblower: Bankkonten und Kreditkarten eingefroren

Finanzielle Repression

"Drones attack" von thierry ehrmann via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

In der letzten Woche gingen vier Whistleblower aus dem US-Militär an die Öffentlichkeit. Die vier Männer berichteten aus dem Inneren des US-Drohnenprogramms. Ihre Aussagen zeigen, was passiert, wenn man das Töten zum Computerspiel macht. Kurz nach ihrer öffentlichen Verlautbarung wurden die Bankkonten und Kreditkarten der vier Whistleblower eingefroren. Ein Fall, der einmal mehr demonstriert, weshalb der Bitcoin notwendig ist.

Kapitalismus ist, wenn die Whistleblower ihre Geheimnisse vor der Premiere eines Filmes enthüllen und wenn auch die Kritik am System in eine kapitalistische Kampagne eingebunden werden muss. Vier Ex-Soldaten der US-Drohnenflotte sind vergangene Woche an die Öffentlichkeit gegangen, weil sie über die Zustände hinter den Kulissen des Drohnen-Kriegs nicht länger schweigen wollen – während zur selben Zeit der Drohnen-kritische Dokumentarfilm „Drones“ anläuft, in welchem zwei der vier Whistleblower ebenfalls zu sehen sind.

Motivation des öffentlichen Whistleblowings der vier Ex-Soldaten war, dass „wir zu der Erkenntnis gekommen sind, dass die unschuldigen Zivilisten, die wir töten, nur die Gefühle des Hasses anfeuern, die den Terrorismus und Gruppen wie den IS hervorgebracht haben, während sie zu einem fundamentalen Rekrutierungs-Werkzeug werden, ähnlich wie Guantanamo Bay. Die Regierung und ihre Vorgänger haben ein Drohnenprogramm aufgebaut, das eine der verheerendsten Kräfte für den Terrorismus und Destabilisierungen rund um die Welt ist.“ So die vier Whistleblower Michael Haas, Brandon Bryant, Cian Westmoreland und Stephen Lewis in einem offenen Brief an Barack Obama.

Die Regierung, sagen sie, belüge die Leute über die Effektivität des Drohnenprogramms. „Es ist gut darin, Leute zu töten – aber eben nicht die richtigen Leute.“ Sie berichten ferner von extremer Verschwendung, Mismanagement und Misbrauch von Macht.

In der folgenden Pressekonferenz erzählen die Whistleblower, was sie in der US-Drohnen-Brigade miterlebt haben. Die Piloten sind oft ehemalige Computerspiele-Süchtige, die Einführung ins Programm ist wie ein Computerspiel, und auch das Töten durch die Drohnen läuft ab wie in einem Shooter. Unter den Piloten werden Alkohol und Drogen missbraucht. Synthetisches Marijuana hilft dabei, durch die Drogentests der Army zu kommen. Manche Drohnenpiloten steigern sich in einen Blutrausch hinein und sind gierig danach, zu töten. Wenn Kinder über den Bildschirm laufen, nennen die Piloten sie „Terroristen mit einer lustigen Größe“ (fun-sized-terrorists). Die Tötung von Kindern und Zivilisten wird verdrängt oder rationalisiert, jede Rakete, die trifft, wird gefeiert und applaudiert, ungeachtet, wen sie getroffen hat.

Dass sich gleich vier Ex-Piloten öffentlich gegen das Drohnenprogramm stellen, ist ein bisher einzigartiger Vorgang. Fast ebenso einzigartig ist, dass mitten aus dem Militär heraus die Anschuldigung kommt, die Aktionen des Militärs selbst schaffen den Nährboden für den Terrorismus und die Fanatisierung muslimischer Gruppierungen. Der Vorgang fällt in eine seit einiger Zeit geführte Diskussion darüber, ob die Kampfdrohnenkrieg den Krieg dehumanisieren und Staaten mit aufbauen können, die eine absolute militärische Kontrolle über ihre Bevölkerung ausüben.

Für die US-Regierung scheint der Vorgang aber vor allem empörend zu sein. Jede Art von Geheimnisverrat aus dem US-Staatsapparat ist eine potenzielle Straftat. Wer Geheimnisse enthüllt, muss befürchten, sein Leben zu zerstören. Dass es dennoch immer wieder Leute gibt, die ihr Schweigen brechen, ist dem Engagement der Einzelnen zu verdanken – und Personen wie Jessely Radack, die die Whistleblower als Anwältin betreut.

Radack hat nun vor kurzem getwittert, dass die Kreditkarten und Bankkonten der vier eingefroren sind. Damit bekommen die Whistleblower, noch bevor ein Strafprozess in Gang gesetzt wurde, die Folgen ihres Handelns zu spüren. Anders als Staaten müssen sich Finanzunternehmen nicht rechtfertigen, wenn sie die Beziehung zu einem Kunden beenden. Wie schon bei wikileaks stellt eine Blockade durch Banken und Zahlungsdienstleister eine Art Vorhut der US-Regierung dar, um Whistleblower ohne Prozess zu sanktionieren.

Der Ratschlag via twitter an Radack ließ nicht lange auf sich warten: Man solle Spenden in Bitcoins für die Whistleblower sammeln. Besser wäre es natürlich gewesen, die Whistleblower hätten sich im Vorfeld bereits mit Bitcoins eingedeckt.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
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2 Kommentare zu Drohnen-Whistleblower: Bankkonten und Kreditkarten eingefroren

  1. yep, the map is first 1984, then brave new world. – Try to act surprised.
    God bless us.

  2. wird ein solches System wie z.B. der Bitcoin nicht heute als Standartwährung übernommen, wird morgen die Welt untergehen. Relativ. (c)Zeitgeist

1 Trackback / Pingback

  1. Wochenrückblick Whistleblowing – unsere Medienauswahl (KW-48/2015) | Whistleblower-Netzwerk

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