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Bitcoin Classic: noch ein neuer Client

Es kommt immer mehr Bewegung in die Blocksize-Debatte. Jonathan Toomim und Gavin Andresen haben „Bitcoin Classic“ vorgestellt – und haben dafür bereits die Unterstützung großer Miner.  Classic möchte die Blocksize sofort auf 2 MB erhöhen und die weitere Entwicklung des Protokolls gemeinsam mit den Usern abstimmen. Core dagegen distanziert sich von der Zensur in Bitcoin-Medien und stimmt für eine Dezentralisierung der Bitcoin-Entwicklung.

Zuerst XT, dann Unlimited und Bitpay Core, und jetzt Classic – die Landschaft der Bitcoin-Clients wird langsam unübersichtlich. Während Bitcoin Core nach wie vor die dominante Umsetzung des Protokolls ist, poppt derzeit eine Alternative nach der anderen auf.

Hinter Bitcoin Classic stehen zwei bekannte Personen aus der Bitcoin-Szene: Jonatham Toomin hat erst vor kurzem eine Umfrage unter den chinesischen Minern gemacht und dabei herausgefunden, dass diese 2 MB Blöcke unterstützen. Gavin Andresen, ehemaliger Chefentwickler, Chef-Wissenschaftler der Bitcoin Foundation, Autor von BIP101 und Co-Entwickler von XT dürfte jedem bekannt sein, der hier gelegentlich mitliest.

Bitcoin Classic nimmt den Code von Bitcoin Core und ändert ihn zunächst nur minimal: die maximale Größe der Blöcke wird auf 2 MB erhöht, wodurch unter einer entsprechend hohen Zustimmung der Miner eine Hard Fork eingeleitet wird. Vermutlich wird die Hardfork ausgelöst, wenn eine Supermehrheit von 75% der Miner auf Bitcoin Classic umgestiegen sind. Bislang haben Toomin und Andresen mehrere große Miner auf ihre Seite ziehen können – Marshall Lang, Bitmain, Antpool, BW.com, Haobtc.com, Genesis Mining – sowie die beiden Börsen Coinbase und OKCoin. Zugleich fordert Classic auf, über github, twitter und reddit auf, Unterstützung zu demonstrieren.

Im Gegensatz zu anderen alternativen Clients hat Bitcoin Classic noch kein weiteres Programm für die Zukunft. Wenn man die Zustimmung der Miner hat, soll geforkt werden, um zu demonstrieren, dass Hard Forks möglich sind und dass es eine Bitcoin-Entwicklung außerhalb von Core gibt. Bitcoin Classic soll also zum Eisbrecher werden.

Was danach passiert soll wohl zumindest teilweise demokratisch entschieden werden. Über eine consider.it-Implementierung können die User abstimmen, wohin die Reise gehen soll. Also welche Vorschläge anzunehmen und welche abzulehnen sind, welche Grundsatz-Strategien zu führen und welche Prinzipien zu erhalten sind. Die Entwickler von Classic, Andresen und Toomin, sind jedoch auch offen für die Konzepte von Bitcoin Unlimited und BitPay Core.

Bitcoin Classic könnte das Zentrum der Gegenbewegung gegen Core werden und eine neue Ära einer dezentraleren, demokratischeren Bitcoin-Entwicklung einleiten. Auf den Core-treuen Bitcoin-Medien von Theymos, insbesondere auf r/bitcoin, macht sich derweil leichte Panik breit. Wie stets wurde ein Thread über Bitcoin Classic gelöscht, da jeder alternative Client mit konsens-kritischen Änderungen, so die offizielle Politik, als Altcoin gilt und Offtopic ist. Was natürlich an den Haaren herbeigezogen ist. Nicht gelöscht wurde hingegen ein Thread von Kernentwickler Luke-jr, in dem dieser Bitcoin Classic als Altcoin beschimpft. Nachdem sich Eric Vorhees (ehemals Satoshi Dice, heute Shapeshift) über die Zensur beschwert hatte, wurde auch sein Thread gelöscht. Kurz darauf wich ein Moderator des Forums von der offiziellen Linie ab, stellte den Thread wieder her und wurde als Moderator entlassen.

Dass Bitcoin Classic sein Forum nicht im ebenfalls von theymos kontrollierten Forum bitcointalk ansiedelt, sollte sich von selbst verstehen. Das Forum soll stattdessen auf bitco.in eingerichtet werden.

Core selbst bemüht sich derweil, ebenfalls auf Distanz zu den Medien von Theymos zu gehen und einen dezentraleren, freieren Ansatz zu fahren. Anstatt wie bisher auf bitcoin.org – ebenfalls im Besitz von Bitcoin-Medienimperator Theymos – vorgestellt zu werden, richtet Core derzeit eine eigene Webseite ein, um seine Sicht auf die Dinge in der Bitcoin-Welt darzulegen. In einem kürzlich veröffentlichten offenen Brief hat Core erklärt, dass sie Softforks gegenüber Hardforks bevorzugen, zu ihrem Plan für die Kapazitätserhöhung stehen und es begrüßen, wenn sich die Entwicklung der Clients dezentralisiert: „Am Ende des Tages kann das Bitcoin Core Entwickler Team nicht entscheiden, was die Konsensregeln von Bitcoin sind. Stattdessen entscheiden es die User, die an Bitcoin teilhaben, durch die Wahl der Software, die sie benutzen.“

Damit wäre schon mal ein Konsens darüber da, wie man einen Konsens erreichen kann.

 

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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5 Kommentare zu Bitcoin Classic: noch ein neuer Client

  1. Hauptsache wir haben am Ende nicht 4 verschiedene Bitcoin(s) die am Ende nix mehr Wert sind.

    mfg

  2. Werner Müller // 13. Januar 2016 um 19:20 // Antworten

    Interessanter Artikel, vielen Dank. Wenn ich Bitcoin verwenden würde, würde ich Ihnen etwas zukommen lassen, aber ich habe leider nur Euro.

  3. Hier nochmal die Links wo man selbst seinen Senf dazu geben darf

    https://bitcoinclassic.consider.it/
    und
    https://bitcoin.consider.it/

  4. @WernerMüller dann ändern Sie dies und kaufen Sie ihre ersten Bitcoin. Ist recht einfach.

  5. Bisher habe ich mich noch nicht an das Thema Bitcoins gewagt. Werde den Blog aber mal weiter verfolgen und mal sehen was kommt.

    Viele Grüße & weiter so

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