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„Wir sind uns einig, dass man mehr Transaktionen durchlassen muss, aber die Blockgröße zu erhöhen ist einfach keine effiziente Lösung.“

Jonas Schnelli ist einer der fünf Kern-Enwicklern mit Commit Access zum Code. Der Schweizer ist vor allem für die Nutzeroberfläche verantwortlich. Im Interview erklärt er,  warum die Kern-Entwickler das Blocklimit nicht erhöhen wollen, weshalb Core ein Image-Problem hat und warum er auch nach einer 2 MB Hardfork weiterhin am Bitcoin arbeiten würde.

Hallo Jonas, erzählst du mir etwas von deinem Hintergrund?

Gerne. Ich bin 36 Jahre alt, lebe in Basel und arbeite im IT-Bereich. Ich habe keine Hochschulreife, sondern habe mir das meiste selbst beigebracht. Mit dem Entwickeln habe ich vor etwa 26 Jahren angefangen, damals noch auf dem Amiga und C64. Seit ich arbeite bin ich selbständig, ich habe mittlerweile drei Firmen gegründet.

Wie kamst du zum Bitcoin?

Zunächst hat ein Angestellter von mir davon erzählt. Ich dachte zuerst, das ist ja ein komisches Zeug, das war 2011, aber irgendwann dachte ich mir auch, das sieht schon spannend aus. Also habe ich aus Neugier ein bisschen investiert. Als ich dann gesehen habe, wie der Kurs massiv gestiegen ist, hat es mich gepackt. Ich habe mich ins Thema vertieft und ab 2012 die ersten Commits bei Bitcoin Core gemacht.

Du bist einer von 5 Entwicklern mit Commit Access. Wie kamst du dazu?

Ich habe das ganze letzte Jahr quasi in Full Time an Bitcoin Core gearbeitet. Ich habe dafür recht viel Zeit aufgewendet. Ich denke, ich kann schon ganz ordentlich entwickeln, bin aber nicht so übermäßig qualifiziert wie etwa Pieter Wuille. Aber es braucht Leute wie mich, die das System sauber halten und den Überblick behalten. Meine Arbeit in diesem 5er Team ist es ja, die GUI zu prägen.

Hast du mit deiner Arbeit aufgehört, um das in Full Time zu machen?

Nicht ganz. Ich habe die Arbeit eher verschoben, sagen wir es so, ich bin ja selbständig und kann das daher besser einteilen. Ich bezahle meine Arbeit an Core aber quasi selbst, natürlich auch in der Hoffnung, dass es sich auszahlt, aber das ist nicht mein zentraler Treiber.

Was ist dein zentraler Treiber?

Ganz schwierig zu sagen. Ich denke, mich interessiert das System extrem, es ist die Zukunft, ich spüre das, und ich möchte daran teilnehmen und Bitcoin weiterhelfen.

Gibt es eine bekannte Änderungen im Bitcoin Client, die auf dich zurückgeht?

Was offensichtlich ist, sind die Icons, Logos und die HiDPI Tauglichkeit, die gehen auf mich zurück. Ab der nächsten Version wird man Nodes bannen können und weitere Zugriffe stoppen.

Ist das nicht ein Blacklisting?

Hmm, ja, so ähnlich. Ein Blacklisting bannt Nodes nur bei Misbehavious, bei 0.12 kann man Nodes über die IP-Adresse effektiv bannen.

Warum?

Es gibt verschiedene Gründe. Zum Beispiel hat man festgestellt, dass manche Nodes nicht sinnvoll sind, etwa Scanning Nodes oder Nodes, die nur konsumieren oder den anderen vorgaukeln, sie wären Full Nodes.

Aber nochmal zurück zu anderen Updates: Die vielleicht sinnvollste Funktion in 0.12 ist das Max Upload Target. Ein Node verursacht relativ viel Traffic, und sehr viel Traffic geht dabei auf den Upstream. Gemeinsam mit anderen Entwicklern habe ich dann einen Regler konzipiert, um ein Max-Upload-Target zu setzen.

Das klingt super … aber lass‘ uns zu den etwas unangenehmeren Fragen kommen. Wie ist es derzeit, Core-Entwickler zu sein?

Es geht so, natürlich ist momentan viel los. Meine Meinung ist, dass wir eine technische Auseinandersetzung haben, zu der es verschiedene Meinungen gibt, aber gleichzeitig gibt es auch verschiedene Meinungen, wo Bitcoin politisch hin soll. Alle haben dasselbe Ziel – ein dezentrales System mit möglichst großer Kapazität zu erschaffen.

Ein wichtiger Punkt in der Debatte ist auch der Pragmatismus, das sitzt, denke ich, im Kern des Problems. Einige Leute möchten kurzfristig eine Lösung, während andere langfristiger denken.

Pragmatisch wäre es demnach, die Blockgröße zu erhöhen?

Ja, aber ich bin da skeptisch. Die Lösung ist zu einfach und das Problem ist, dass Bitcoin nicht linear skaliert. Wenn man die Blockgröße erhöht, steigt die Belastung des Netzwerkes quadratisch, da jeder Node jede Transaktion kennen muss. Mein Grundproblem ist, dass sich die Anzahl von Nodes bereits jetzt reduziert. Bitcoin ist nicht mehr als das Netzwerk von Full Nodes, und die haben schon jetzt eine hohe Belastung durch Traffic und CPU. Je größer die Blöcke, desto schwieriger ist es, eine Full Node zu betreiben.

Ich habe dazu eine Parallele im Kopf. Hier in der Schweiz gibt es ein paar schöne Seen und Flüsse, die Leute haben Wege drumherum herum gebaut, weil es schön ist, drumherum zu laufen. Dann haben sie Straßen gebaut, und mittlerweile haben wir 2-3-spurige Straßen und auch Zuglinien um die Seen herum. Das kann man meiner Meinung nach mit der Blocksize zu vergleichen: Man macht, ohne nach Alternativen zu suchen, das einfachste, nämlich größere Straßen zu bauen, und das hindert uns daran, bessere Lösungen zu machen.

Was wäre eine bessere Lösung?

Zum Beispiel Seggregated Witness von Pieter Wuille. Wenn wir die Signaturen entfernen, können wir in einen Block doppelt so viele Transaktionen wie bisher reinbringen. Für diese Lösung hätten wir fast 100 Prozent Konsens, weil alle sie gutfinden.

Ich habe gehört, dass kritisiert wird, dass es kompliziert ist und viel Arbeit von Wallet-Betreibern und Börsen verlangt.

Ja, das stimmt. Es ist anstrengender. Einfacher ist es immer, größere Straßen zu bauen. Eine Parallele ist es mit dem SMTP-Protokoll für E-Mails. Es wurde auch nie grundlegend verändert, sondern einfach aufgebohrt, mit Erweiterungen wie ASMTP, SPF etc. Das Protokoll wurde nie grundlegend so angepasst, dass es effizienter ist, sondern es wurden pragmatische Änderungen implementiert.

Aber E-Mails funktionieren doch ganz gut?

Ja, aber wenn du von E-Mail sprichst, sprichst du oft von Gmail. Es ist kaum dezentral, wenn du eine E-Mail schreibst, du hast kaum einen eigenen SMTP Server, und du bist angewiesen auf eine Instanz, die E-Mails empfängt und weitergibt. Wenn wir wollen, dass das Bitcoin-Protokoll langfristig dezentral überleben soll, dann müssen wir jetzt bereit sein, tiefere Eingriffe vorzunehmen.

Langfristig führt aber kein Weg daran vorbei, die Blockgröße zu erhöhen?

Warum? Selbst wenn wir die Blockgröße auf 20 MB erhöhen, passen viel weniger Transaktionen durch als durch Visa. Mit einer immensen Blockgröße wäre es vielleicht möglich, ein weltweites Zahlungssystem für den Endkunden herzustellen, aber eine Full Node in diesem Umfeld zu betreiben wird extrem schwierig, auch in fünf Jahren.

Was sind die Alternativen?

Etwa das Lightning-Netzwerk. Es wäre eine zu einfache Skalierung für ein dezentrales System, wenn wir jede Zahlung auf der Blockchain haben. Ich denke, es muss Subsysteme wie Lightning geben, wenn wir eine Massen-Nutzung haben wollen.

Sollte man nicht dennoch so viele Onchain Transaktionen wie möglich ermöglichen?

Das ist das, was wir heute machen. Core ist aber der Meinung, dass die Blockgröße von 1 MB zusammen mit Maßnahmen wie Segregated Witness vorerst ausreichend ist. Die meisten bei Core vertreten die Meinung, dass die Erhöhung der Blockgröße auch kurzfristig keine Lösung ist.

Aber doch besser als gar keine Lösung?

Dazu muss man das Problem definieren. Das Problem dürfte sein, dass Transaktionen etwas kosten, und es kann auch sein, dass man sechs Stunden warten muss, bis eine Transaktion bestätigt ist. In dem Sinne ist es kein Problem, sondern es dauert halt länger und wird teurer. Mit teurer meine ich vielleicht 6 Cents anstelle von 2 Cents.

Aber wenn die Transaktionen dauerhaft über der Kapazität liegt, dann steigt die Anzahl unbestätigter Transaktionen doch ins Unendliche?

Es gibt immer noch viele Blöcke die <500kb liegen. Wenn aber alle Blöcke voll sind, dann werden einige Transaktionen unökonomisch und kosten eben einen Dollar. Wir sind uns einig, dass man mehr Transaktionen durchlassen muss, aber die Blockgröße zu erhöhen ist einfach keine effiziente Lösung.

Fürchtet ihr nicht, dass ihr mit dieser Einstellung die Unterstützung der Community verliert?

Das ist schon passiert. Die Community ist gespalten. Viele Argumente sind verquer, etwa getrieben von Verschwörungstheorien über Blockstream. Die Skalierbarkeit ist eine technisch hochkomplexe Angelegenheit, und wenn da jeder mitdiskutiert, führt das schnell dazu, dass vielen Beiträgen die technischen Grundlagen fehlen.

Ich denke aber schon, dass Core ein Image-Problem hat. Wir arbeiten jetzt daran, einen bessern Auftritt hinzulegen. Die User sehen sich eben als User, sie denken, mehr Transaktionen sind gut, aber die Langzeitfolgen müssen auch berücksichtigt werden, und das muss Core besser vermitteln.

Derzeit bahn sich eine Dezentralisierung der Entwicklung an mit alternativen Clients wie XT, Unlimited und Classic. Wie findest du diese Entwicklung?

Das finde ich super. In Open Source sind alternative Anwendungen immer gut, grundsätzlich finde ich Bitcoin Classic und Bitcoin Unlimited super, wäre da nur nicht ein Hardfork ohne Übereinstimmung der Entwickler mit dabei. Man darf aber eines nicht verwechseln: Code Forks sind gut, aber bei diesen Clients wird eine Hard Fork der Chain mitgeschmuggelt, was bedeutet, dass man eine neue Cryptocurrency erzeugt. Wenn man ohne Consens die Blockchain spaltet, gibt es einen Altcoin, auf der einen oder anderen Seite. Wenn wir annehmen, XT hätte 80% der Unterstützung, dann wären die 20% Core-User auf einer Altchain. Und das zu machen, ob es jetzt gut oder schlecht ist, ohne Konsens, ohne die volle Unterstützung der Community, das ist sehr gefährlich und kann sogar zum Tod von Bitcoin führen.

Hätte Core das verhindern können?

Ja, ein Kompromiss wäre etwa gewesen, wenn wir gesagt hätten, wir implementieren eine kleine Erhöhung der Blocksize. Wir haben ja diese zwei Konferenzen zum Scaling gemacht, daraus haben wir gezogen, dass es unsere Art ist, durch Segregated Witness mehr Transaktionen durchzulassen. Das ist zwar komplexer, aber technisch die bessere Lösung.

Zu XT muss ich aber auch sagen, dass dabei viel an der Person Mike Hearn hing. Er hat mit seinem Pragmatismus bei Core angeeckt und wurde dort rausgewürgt. Und Mike ist nicht die Person, die das kaschieren kann, daher hat er auch versucht, etwas gegen Core aufzusetzen. Das ist da in jedem Fall auch eingeflossen.

Und wie ist das bei Gavin Andresen und Jeff Garzik?

Bei ihnen ist es anders. Classic ist eine berechtigte Fork. Was mich daran eben stört, ist, dass Classic eine Hardfork machen will. Mich beunruhigt aber auch sehr, dass da Firmen im Hintergrund sind, wie Coinbase, die natürlich sehr kapitalistisch orientiert sind. Eine Hard Fork ist etwas sehr gefährliches, und ich finde es kritisch, dass dahinter Firmen stehen.

Ich nehme an, Coinbase möchte eben ein Umfeld schaffen, um künftig weiter wachsen zu können. Du hast ja auch gemeint, dass die Blockstream-Verschwörungstheorien quatsch sind …

Ja, dann sollte ich wohl auch an keine Verschwörungstheorien mit Coinbase glauben, da hast du recht.

Nehmen wir mal an, Classic würde sich durchsetzen. Würdest du dann dort mitmachen, oder wäre das für dich das Ende?

Nein, ich bin es gewohnt, mich anzupassen, meine Meinung ist mir schon wichtig, aber wenn ich sehe, dass meine eigene Meinung von den anderen Meinungen diffundiert, beharre ich nicht auf ihr.

Das wäre also nicht der absolute Bruch?

Nein, ich habe mich in Bitcoin verliebt, kann das aber von meiner eigenen Natur trennen. Ich habe kein Problem, über meinen eigenen Schatten zu springen. Was ich will ist, Bitcoin besser zu machen.

Zum Ende möchte ich noch über Zensur sprechen. Es wurde ja oft kritisiert, dass sich Core nicht genügend von der Zensur auf einigen Bitcoin-Medien distanziert hat. Wie siehst du das?

Die Zensur stört mich auch. Aber wir sind jetzt dabei, uns zu distanzieren. Wir haben jetzt eine eigene Webseite und wollen uns von bitcoin.org, reddit und bitcointalk entfernen. Das ist ein Resultat aus der Zensur und der Moderation, die uns zu weit ging. Zum Teil habe ich Verständnis dafür, da die Community mehr politisch als technisch getrieben ist, was die Gefahr einer Hardfork erhöht, aber ich sehe auch, dass Zensur nichts bringt. Bitcointalk zum Beispiel, das von diesem berüchtigten Moderator geleitet wird, war schon immer das wichtigste Medium für alle Diskussion. Heute wird es von der Core Community nicht mehr genutzt. Die wichtigsten Diskussionen finden im IRC-Channel statt.

Jonas, danke dass du dir die Zeit genommen hast.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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21 Kommentare zu „Wir sind uns einig, dass man mehr Transaktionen durchlassen muss, aber die Blockgröße zu erhöhen ist einfach keine effiziente Lösung.“

  1. Vielen Dank für das Interview!! Es ist wichtig, auch mal eine Meinung aus dem Core-Zirkel zu haben. Die Argumentation klingt auch sehr schlüssig und Jonas Schnelli kommt sehr sympathisch rüber. Vor allem die Betonung, dass er eine Meinung hat, die aber keine unumstößliche Ideologie ist, stimmt positiv.
    Und wo er recht hat, hat er recht. Ein weltweites Zahlungsnetzwerk, das komplett auf der Blockchain aufbaut, wird in absehbarer Zukunft nicht mit einer nenneswerten Anzahl Nodes realisierbar sein. Von daher will man ein modulares System mit der Blockchain als stabilem Backbone forcieren. Die daraus vermutlich resultierende Fork, ist nicht schön. Aber es bleibt zu hoffen, dass es zumindest eine heilsame Erfahrung wird, die man nicht öfter braucht.
    Momentan würde ich für Ende des Jahres auf einen Bitcoin mit 2MB Blocksize + Segregated Witness tippen, was immerhin das vierfache Volumen von heute wäre…

    • Die Hardwarevoraussetzungen zum Betrieb eines Netzwerks in der Dimension von VISA mögen heute absolut abschreckend sein, jedoch ist der Bitcoin noch meilenweit davon entfernt diese Dimensionen zu erreichen. In 20 Jahren könnten die Voraussetzungen dagegen lächerlich erscheinen. Das Bitcoin-Protokoll deswegen jetzt zu verkrüppeln, halte ich für kurzsichtig. Lösungen wie das Lightning Netzwerk existieren bis jetzt nur theoretisch und müssen sich in der Praxis erst beweisen. Bis dahin wird den Bitcoin aber kaum noch jemand nutzen können, wenn die Blockgröße nicht angehoben wird.
      Falls die Blockgröße irgendwann doch mal unerträglich groß wird, kann diese durch einen erneuten Fork oder besser durch Soft-Limits limitiert werden (so wie es Bitcoin Unlimited postuliert).
      Die meisten Nutzer betreiben zudem schon heute keine Full-Node, sondern nutzen SPV-Wallets wie Electrum und Multibit oder Webwallets, einfach weil es kaum vernünftige Gründe gibt, eine Full-Node zu betreiben. 5000 Nodes machen letztendlich das Netzwerk nur geringfügig sicherer als z.B. 500 Nodes.

  2. „grundsätzlich finde ich Bitcoin Classic und Bitcoin Unlimited super, wäre da nur nicht ein Hardfork ohne Übereinstimmung der Entwickler mit dabei. Man darf aber eines nicht verwechseln: Code Forks sind gut, aber bei diesen Clients wird eine Hard Fork der Chain mitgeschmuggelt, was bedeutet, dass man eine neue Cryptocurrency erzeugt“

    Bitcoin Classic, Unlimited (und z.T. XT) haben sich doch erst entwickelt, weil die Core-Entwickler in der Frage der Blockgröße komplett kompromislos blieben. Natürlich gibt es daher keinen „Entwicklerkonsens“. Die Formulierung, dass da ein Hardfork „mitgeschmuggelt“ wird, finde ich absolut daneben. Sie deutet an, dass die Entwickler der Clients den Code, der zum Hardfork führen könnte, irgendwie verschweigen würden. Das ist im Falle von Classic und Unlimited aber bisher das einzige Feature der Clients, welches sie von Core unterscheidet und womit sie auch aktiv werben.

    Ich verstehe letztendlich die große Angst der Core-Entwickler vor einem Hardfork nicht. Ist eine große Mehrheit (die sich jetzt im Fall von Bitcoin Classic andeutet) dafür, so ist die Gefahr, dass es nach dem Fork zwei Bitcoins gibt, sehr gering. XT und Classic geben nach Aktivierung des Hardforkcodes der Minderheit genügend Zeit um upzugraden. Sollten dennoch weiterhin Miner bei der alten Blockchain bleiben, so würden aufgrund der hohen Schwierigkeit nur wenig neue Blöcke produziert werden, womit die alte Kette quasi tot wäre, da neue Transaktionen kaum noch bestätigt würden.

    Die Taktik der Core-Entwickler möglichst viele Änderungen als Softfork durchzuführen, schwächt dagegen die Sicherheit des Netzwerks, weil alte Nodes die neuen Regeln nicht kennen und ihnen Transaktionen nach den neuen Regeln als korrekt vorgegaukelt werden.

  3. Dass er vor einem Hardfork warnt und dass dieser das Ende des Bitcoins (wie wir ihn kennen) bedeuten kann, ist vollkommen korrekt.
    Leider sagt er nicht WARUM das so ist, nämlich weil das 21 Millionen Coin Limit damit in Gefahr ist. Und das zu erhalten ist doch allgemeiner Konsensus, oder?

    Sonst wird ein paar mal ruck zuck geforkt und wir haben auf einmal 100 Mio bitcoinähnliche Coins im Umlauf, die alle im Wert unterhalb der Litecoins liegen. Ok, auch davon geht die Welt nicht unter, vielleicht sind die dann sogar auf Centniveau preisstabil und mit Bitcoin1
    bis Bitcoin10 kriegt man auch genug Transaktionen durch. ABER: Die Core Entwickler sind nunmal Bitcoin verpflichtet und damit auch dem 21 Millionen Coins Limit und nicht irgendwelchen Bitcoin ähnlichen Altcoins (auch wenn die technisch 10x besser sein mögen).

    Was er ausserdem nicht gesagt hat: Selbst wenn man die Blockgrösse auf 2MB oder 8MB erhöht, so ist das keine Garantie dafür, dass die Miner die Blocks voll machen. Alles in der Bitcoin Welt soll Leute, die nach den Regeln spielen begünstigen, aber die Miner kommen
    besser weg, wenn sie kleine Blocks erzeugen und sich nur auf die momentan 25 BTC Reward konzentrieren. Das wurde bei der Entwicklung nicht vorausgesehen und liegt u.a. daran, dass so viele Miner hinter der grossen Firewall in China mit bescheidenen Internetverbindungen sitzen. (Hier hatte Mike Hearn recht.) Bei grösseren Blöcken generieren sie vielleicht noch eher leere Blöcke.

    Ok IBLTs könnten helfen, man muss aber bedenken, dass sich sicherlich keine Protokolländerung zuungunsten der chinesischen Miner durchsetzen lässt
    – gegen den Willen dieser Miner.
    Somit bringen 2MB oder 8 MB Blocks keinen wesentlichen Vorteil, sondern nur den Nachteil eines Hardfork, siehe oben. SegWit löst auch nicht das Minerproblem, aber
    kommt zumindest mit einem Softfork aus und es bleibt bei 21 Millionen Coins.

    • Ne die Anzahl der Coins pro Blockchain bleibt gleich. Du hast dann aber 2 blockchains bzw. 2 cryptowährungen. Wenn das passiert würden viele wohl erstmal ihre coins in beiden netzwerken verkaufen da sie nicht wissen welches sich durchsetzt und welches verdrängt wird. Daher hätte so eine aufspaltung auf jedenf fall erstmal einen crash zur Folge.

      • Genau das hatte ich auch gemeint, man hat dann X Chains und wer vorher 10 BTC hatte, kann die nun theoretisch in jeder Chain ausgeben, sofern sie weit genug gesplittet sind. Und alle sind/waren irgendwie Bitcoin, aber nun doch ein Altcoin. Dass die alte Chain stirbt ist eher
        unwahrscheinlich, denn die Difficulty wird sich wieder anpassen, da Blocks der neuen Chain ja als ungültig gelten und somit nicht mehr die längste Kette bilden. Und die Benutzer und Miner werden sicherlich nicht ihre Coins in der alten Chain löschen, sie werden eher versuchen sie zu Geld zu machen, also entweder halten, es könnte ja sein, dass der neue Coin auf das falsche Pferd setzt oder (panik-)verkaufen.

        Dass ein Hardfork zu einem Kurscrash führt, ist extrem wahrscheinlich, denn das Limit der 21 Mio Coins war ja bisher auch die stärkste Triebfeder aller Spekulanten. Und mit Spekulanten meine ich nun eigentlich jeden, der Coins hält, denn der spekuliert – nicht nur die bösen Banker.
        Zwar hat der Kurs nichts mit der Technik zu tun, aber da die Bitcoin Entwickler
        vermutlich selbst Bitcoins halten, ist es schon in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse einen Hardfork zu vermeiden.

      • An „Anonym im Netz“ (Kann auf Ihren Post irgendwie nicht direkt antworten):

        „Dass die alte Chain stirbt ist eher unwahrscheinlich, denn die Difficulty wird sich wieder anpassen, da Blocks der neuen Chain ja als ungültig gelten und somit nicht mehr die längste Kette bilden“

        Das ist nur richtig, wenn die Hashrate auf beiden Blockchains annähernd gleich ist. Im Fall von Classic und XT wird der Chainfork aber erst ausgelöst, wenn eine Mehrheit der Miner (bzw. der Hashrate) Unterstützung für die neue Chain signalisieren. Ab dem Chainfork würde somit nur ein Bruchteil der früheren Hashrate auf der alten Chain minen, sodass aufgrund der hohen Schwierigkeit nur wenig Blöcke produziert werden (deutlich langsamer als im 10-min-Takt (durchschnittlich)). Die Schwierigkeit passt sich erst alle 2016 Blocks an. Wenn nur noch wenig Miner auf der alten Blockchain minen, so wird es ewig dauern 2016 Blöcke zu finden, demnach erfolgt auch die Schwierigkeitsanpassung wenn überhaupt erst nach langer Zeit. Bis dahin werden die meisten vernünftigen Leute und Dienste aber auf die neue Chain gewechselt haben, da nur auf dieser zuverlässig Transaktionen bestätigt werden. Die Coins der alten Chain (nach dem Fork) werden somit nur noch von einem Bruchteil des Systems akzeptiert und somit nahezu wertlos. Da die Miner Kosten haben, werden sie demnach das Mining auf der alten Chain einstellen und auf die neue Blockchain wechseln.

        Übrigens gab es in der Vergangenheit schon unbeabsichtigte Chainforks, die auch nicht zum Untergang des Bitcoins geführt haben. Und diese Forks waren nicht geplant und vorhergesehen, trotzdem haben alle Miner rational reagiert und die alte Blockchain absterben lassen (auch wenn sie in einigen Fällen dadurch Geld verloren haben).

  4. Zitat: „Blockgröße erhöht, steigt die Belastung des Netzwerkes quadratisch“?!

    Das ist, denke ich, falsch. Die Belastung des Netzes steigt linear mit der Blockgroesse.

  5. Das Problem ist das Bitcoin von seiner Natur her kein Bezahlsystem ist sondern ein Wertaufbewahrungssystem. Das ist nicht das selbe…

    • Es war nie einfacher Werte von einem Ort der Welt an einen anderen zu schicken und das Ganze dazu noch schnell, günstig und ohne auf eine dritte Partei vertrauen zu müssen – für mich ist Bitcoin damit ein Bezahlsystem (so wie es Satoshi auch geplant hat). Wer etwas anderes aus Bitcoin machen will, soll sich eine neue Cryptowährung suchen!

    • Blödsinn mann kann es für beides nutzen und das mache ich auch. Ich habe schon so einiges gekauft mit bitcoin. Außerdem wenn man es als wertspeicher benutzt kann man wenn man es wieder ausgeben möchte anstatt in euro zurück tauschen in ein paar Jahren an jeder Ecke einfach ausgeben. Versuch das mal mit Gold… Viel Spaß dabei. Und bitcoin zu wechseln zu euro wird viel zu umständlich. Außerdem werden viele Geschäfte die Einsparung durch bitcoin Zahlung an den Kunden als Rabatt an die Kunden weitergeben.

  6. Hardfork macht mir Angst.

    Bitcoincblog weiterhin hochqualitativ. Danke Christoph Bergmann.

  7. Die Grundidee hinter Bitcoin ist, nicht laenger einem manipulierenden Wirtschaftssystem schutzlos ausgeliefert zu sein.

    Wenn man jetzt „Wirtschaftlichkeit“ im weitesten Sinne in den Vordergrund stellt , passt das Ganze nicht mehr zusammen.

    Schnelligkeit oder Sicherheit, Wertschoepfung oder Werterhaltung, nur eines kann Prioritaet haben.

    Es geht beim Bitcoin nicht um Profit, auch und gerade, wenn man zur Zeit Profit damit macht.
    Wenn und wo er auch auftritt, der Profit ist nur ein netter Nebenefekt.
    Es geht nicht um Kurzfristiges, es geht um Langfristiges.

    Lasst euch bitte nicht schon wieder zum 1000ten mal von der Gier blenden.
    Dises hier koennte so viel groesser sein, als blosse Wertabbildung.
    Wir koennten die Definition von Werten vielleicht wieder in die eigenen Haende kriegen.

    ..auf das man als Praesident mit seltsamen Vorhaben wieder im offenen Verdeck herumfahren kann..

    PS: Wenn ihr auf hirnlosen Profit steht: Heckler und Koch gibt Anleihen heraus mit 9 Prozent Dividente, halbjaehrlich!
    ..Stueckelung 100.000 Euro Jaja, die Eintrittskarten.

    • Heilige Sch…! Mit Waffen verdient man wohl derzeit richtig viel …

    • Volker Nowarra // 22. Januar 2016 um 9:00 // Antworten

      *** triple like *** 🙂
      und solange Geld um die Welt wandern kann, und Waffen den Platz frei bomben, und alles mit Schuldgeld (Dollars, Euros, …) bezahlt ist, ticken hier die Leute aus wenn die Menschen aus den zerbombten Gebieten einen sicheren Hafen (bei uns) suchen…
      Wenn man also mal unter Gerechtigkeit, Nachvollziehbarkeit und anderen ethischen Massstäben Bitcoin betrachtet… ziemlich viele intrinsische Stärken von Bitcoin. Aber das hat ja nix mit Profit zu tun. Die meisten sind auf dem Bitcoin Zug, um schnell Kohle zu machen, was?

  8. Weder quadratisch noch linear, sondern abhängig von der Anzahl an Nodes die sich gegenseitig überprüfen oder?

  9. Das Limit der Blockgrösse ist ein ständiges Damoklesschwert betreffend Aufsplittung der Blockchain. Der Vorschlag von BitPay kann dieses durch ein SoftLimit entfernen. Meines Wissens werden schon heute absichtlich kleinere Blöcke geminet, dies würde sich zwar zukünftig nicht ändern, aber zumindest wäre es dann offiziell. Wenn die Miner das System aufrecht erhalten wollen, werden sie das SoftLimit entsprechend hoch ansetzen damit die anstehenden Transaktionen ausgeführt werden können. Wenn das System durch grössere Blöcke an seine physikalische Grenze stösst werden die Miner die Gebühren zurecht erhöhen, spätestens dann rückt Lightning (falls dies jemals kommt) in den Fokus.

    Die Entwickler aber gehen in Richtung eines „absoluten Limits“ möglicher Transaktionen, welches auch mit SegWit irgendwann erreicht wird. Die Frage die wir uns stellen sollten lautet: Wollen wir uns die Grenze möglicher Transaktionen (via Blockchain) durch die Entwickler oder durch die Physik aufzwingen lassen?

    Falls ich mich richtig erinnere hat Satoshi selbst ein oberes Limit von 32 MB erwähnt. Eventuell sollte man dieses in BitPay’s Vorschlag als oberste Grenze implementieren. Das Damoklesschwert wird dann irgendwann in Zukunft wieder da sein (vielleicht), aber bis dahin daurert es noch sehr lange.

  10. Edward Menning // 20. Januar 2016 um 12:36 // Antworten

    In einem Satz:

    Groessere Bloecke gefaerden, heute und auch noch in naher Zukunft, die weltweite Dezentralitaet des BitcoinNetzes – ohne groesstmoegliche Dezentralitaet ist Bitcoin nichts anderes als eine Bankengruppe.

    Wir sollten alles tun, um die Bloecke moeglichst weltweit massenkompatibel zu halten.

  11. Name required // 20. Januar 2016 um 12:55 // Antworten

    Man könnte auch eine Art Plug-In-System erschaffen, bei dem Altcoins wie Fastcoin, Mooncoin, Litecoin übernehmen, sobald die BTC-Blockchain zu voll wird. Ähnlich wie das Merged-Mining von Litecoin, nur eben darauf gemünzt, dass eine zu volle Transaktions-Queue von den Minern der anderen Coins abgearbeitet wird, falls nötig. Das würde auch dem ganzen Cryptocurrency-System mit den Altcoins als Ergänzung zum Bitcoin noch mehr Sinn geben. Dezentralisierung ist wieder einmal das Stichwort.

  12. Eine HardFork ist nicht gefährlich, sondern etwas, was noch öfter passieren wird und auch nicht weiter schlimm ist. Dies gehört schlichtweg zu einem dezentralen Open Source – System dazu und ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.
    Angenommen BitcoinXT würde sich als Fork durchsetzen, so würde dies dazu führen, dass selbst strikte Gegner von BitcoinXT am Ende BitcoinXT verwenden werden, u.a. weil die Alternative, der faktische Totalverlust sehr viel schmerzhafter ist als die eigene Ideologie.

    Bitcoin ist zudem alles Andere als ein wirklich überzeugendes Wertaufbewahrungsmedium. Im Gegenteil, bedingt der hohen Entwicklungsdynamik ist es viel zu unsicher große Werte auf Dauer in Bitcoin aufzubewahren und sicher zu glauben. Dazu sind Edelmetalle wesentlich besser geeignet, da sie keiner hohen Entwicklungsdynamik unterliegen und selbst in 100 Jahren einen ähnlichen Stellenwert behalten werden. Bitcoin eignet sich daher primär als Transaktionssystem, z.B. um Werte, Verträge, uvm.

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