Newsticker

Hyperledger, Bloq und die BigchainDB

Das Rennen hat begonnen und jeder möchte der erste sein, dem der Durchbruch gelingt: Die Blockchain beflügelt die Phantasie in den Chefetagen großer Unternehmen. Das zeigt sich auch in diesen Blockchain News. Mit dabei: die Deutsche Börse, die ASX (australische Börse), PricewaterhouseCoopers, IBM und die Linux Foundation. Das vielleicht spannendste Projekt kommt aber vom Berliner Startup Ascribe.

IBM „voll auf der Blockchain“

Dass IBM mit der Blockchain arbeitet, dürfte mittlerweile bekannt sein. Der IT-Gigant plant sowohl eine Blockchain für das Finanzwesen als auch für das Internet der Dinge. Details sind aber noch nicht bekannt. Nun hat John Wolpert, der bei IBM als „Global Blockchain Offering Director“ tätig ist, auf der „The Blockchain Conference“ in San Franzisko Tacheles geredet: IBM sei „voll auf der Blockchain“ („All in on Blockchain“). Wolpert nutzte seine Keynote-Rede auch, um nicht nur Bitcoin zu dissen – was mittlerweile im Blockchain-Bizz zum guten Ton gehört – sondern auch Ethereum. Die beiden Kryptowährungen seien „First Generation“ Blockchain-Projekte: Versionen eines Konzeptes, die an Unzulänglichkeiten litten, sowohl technologisch als auch in der Vision, und darum für Unternehmen nur beschränkt attraktiv. Vor allem der Drang zu größtmöglicher Dezentralität und die Vorgabe, dass eine Blockchain ganz ohne Vertrauen funktionieren soll, stellt für Wolpert einen logischen Fehler dar.

Mehr Hoffnungen setzt IBM daher auf das Hyperledger-Projekt, das „die besten von allen Ideen“ – auch die von Bitcoin und Ethereum – in einer Lösung verpackt. Dieser Schritt sei notwendig, damit die Blockchain zu einem weitläufig genutzten Protokoll werde.

Hyperledger: 30 Unternehmen treten dem Projekt bei

Das Projekt mit dem originellen Namen „Hyperledger“ wurde von der Linux-Foundation gegründet. Es soll die Blockchain-Technologie vorantreiben, indem es einen offenen Standard für Blockchains definiert und eine offene Plattform schafft, die eine Vielzahl von Anwendungsfällen verschiedener Branchen bedienen soll. Genaueres ist auch hier noch nicht bekannt. Vor kurzem hat die Linux-Foundation die Neuigkeit veröffentlicht, dass 30 ziemlich große Unternehmen mit im Boot sind. Von A bis W:

ABN AMRO, Accenture, ANZ Bank, Blockchain, BNY Mellon, Calastone, Cisco, CLS, CME Group, ConsenSys, Credits, The Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC), Deutsche Börse Group, Digital Asset Holdings, Fujitsu Limited, Guardtime, Hitachi, IBM, Intel, IntellectEU, JP Morgan, NEC, NTT DATA, R3, Red Hat, State Street, SWIFT, Symbiont, VMware, Wells Fargo.

Deutsche Börse arbeitet an Blockchain-Prototyp

Hyperledger ist aber nicht das einzige Eisen, das die Deutsche Börse im Feuer hat. Nachdem bereits die Nasdaq energisch mit der Blockchain experimentiert und auch Euroclear – Konkurrent der Deutsche Börse Tochter Clearstream – ein Blockchain-Paper veröffentlicht hat, hat nun Heiner Seidel, ein Sprecher der Deutschen Börse, erklärt, dass sich auch sein Unternehmen seit einiger Zeit mit der Blockchain beschäftigt.

Allerdings sei man noch dabei, nach dem besten Ansatz zu suchen. „Wie viele andere Unternehmen haben wir zunächst das Potenzial von Bitcoin untersucht und schnell begriffen, dass vor allem die dahnterstehende Technologie relevant ist.“ Die Firmengruppe arbeitet bereits an mehreren Blockchain-Projekten und hat auch schon mehrere Prototypen gebaut, die derzeit im Test sind. Darüber hinaus hat die Deutsche Börse vor kurzem in die Digital Asset Holding von Blythe Masters investiert und wird, wenn es sich anbietet und lohnt, wohl auch Anteile weiterer FinTech Startup erwerben.

ASX: Monopol mit Blockchain irrelevant

Auch auf der exakt anderen Seite der Welt beschäftigt sich die Börse mit der Blockchain. Die ASX – die australische Börse – hat in der Vergangenheit schon mehrfach Interesse an der Blockchain bekundet. Nun hat ihr Chef, Elmar Funke Kupper, eine interessante Bemerkung über regulatorische Vorteile der Blockchain gemacht.

Der ASX wird vorgeworfen, ein Monopol auf das Clearing von Wertpapieren in Australien zu haben, und die Regierung erwägt wohl gerade, dagegen vorzugehen. Kupper meint nun, durch die Blockchain löse sich diese Sorge in Luft auf. Während die Regierung mehr als ein Clearing-House möchte, meint Kupper, dass man in Zukunft überhaupt kein Clearing-House mehr brauche – dank der Blockchain. „Wenn das Settlement im gesamten Markt in Echtzeit geschieht, gibt es kein Bedürfnis mehr fürs Clearing.“ Auch wenn ASX noch keine klare Entscheidung gefällt hat, ob sie auf die Blockchain setzt oder nicht – und falls ja, wie – dürfte Kuppers Kommentar einige Mitarbeiter in der Clearing-Abteilung der ASX um den Schlaf bringen.

Jeff Garzik startet Bloq – der erste Blockchain Coder-for-hire service

Jeff Garzik ist in der Bitcoin-Branche wohlbekannt. Der ehemalige Mitarbeiter der Linux-Firma Red Hat ist im Bitcoin Core Team, hat bei BitPay gearbeitet, entwickelt nun Classic mit und hat einmal geplant, einen Bitcoin-Node per Satellit in den Weltraum zu schießen. Vor einigen Tagen hat Garzik nun seine Firma Bloq angekündigt: Der erste „Coder-for-hire-service“, der auf Blockchains spezialisiert ist. Für 3.000 bis 5.000 Dollar können sich Firmen neue Blockchain-Features entwickeln lassen und bekommen einen 24/7 Support.

Die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, die auch mit Blockstream zusammenarbeitet, hat bereits erklärt, den Service von Bloq an seine Kunden zu verkaufen. Dabei hat Garziks Firma bereits erste Kunden – die Bitcoin Firmen Circle, ItBit und KnC – und erwartet, Foxconn zu gewinnen, eine chinesische Technologie-Gruppe, die für iPhones und Selbstmorde bekannt ist. Weiter bestehen Partnerschaften mit Microsoft und Noble Markets. Im Aufsichtsrat von Bloq sitzen unter anderem Nick Szabo und Gavin Andresen.

Ascribe stellt BigchainDB vor: das beste aus zwei Welten

1 Million Lesezugriffe je Sekunde, eine Kapazität von mehreren Petabyte – für eine Blockchain sind das Traumwerte. Das Berliner Startup ascribe – das eigentlich Urheberrechte an digitalen Kunstwerken in die Blockchain schreibt – hat vor kurzem genau dies angekündigt: die BigchainDB verbindet die Vorteile von Blockchains und verteilten Datenbanken. Sie ist dezentral, unmanipulierbar, skaliert weit, hat eine hohe Kapazität, erlaubt einfache Suchfunktionen und mehr.

Erreicht habe ascribe dieses Ziel laut der Webseite der BigchainDB, indem man mit einer verteilten Datenbank begonnen und dann durch mehrere Innovationen Blockchain-Eigenschaften hinzugefügt habe. Die BigchainDB nimmt also die zauberhaften Eigenschaften des Bitcoins – die Dezentralität und die Manipulationsresistenz – aber verzichtet auf die Probleme, die die Kryptowährung derzeit plagen: hohe Latenz, geringer Durchfluss, exponentielle Belastung bei der Skalierung.

Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Wie es genau funktioniert – wie es überhaupt möglich sein kann – ist mir noch nicht klar. Der Code ist jedoch auf github einsehbar, das whitepaper kann auf der Webseite heruntergeladen werden. Wenn die BigchainDB denn kann, was sie verspricht, müssen sich Hyperledger und Konsorten beeilen, etwas vorzulegen.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

2 Kommentare zu Hyperledger, Bloq und die BigchainDB

  1. Es ist klar, dass die Finanzkraken dieser Welt langsam Panik bekommen weil sie irgendwann selbst überflüssig werden könnten und deshalb Aussagen wie „Vor allem der Drang zu größtmöglicher Dezentralität und die Vorgabe, dass eine Blockchain ganz ohne Vertrauen funktionieren soll, stellt für Wolpert einen logischen Fehler dar“ in diesen Kreisen zur Tagesordnung gehören.
    Der der einzig wirkliche USP der Bitcoin-Blockchain (BCBC)economy besteht doch gerade in der Verteiltheit und der darin begründeten Vertrauenswürdigkeit. Diese Eigenschaft als „logischen Fehler“ zu bezeichnen offenbart die anti-demokratische Gesinnung dieser Herrschaften.
    Die BCBC economy wäre die Chance ein weltweites, demokratisches Wirtschaftssystem zu etablieren welches nicht von Individuen, Institutionen und Instanzen missbraucht werden kann.
    Dass es notwendig ist konzeptionelle Schwächen der „Mutter der Blockchains“ zu beseitigen oder zu umschiffen zeigt sich ja deutlich an der Blocksize-Diskussion…
    Es wird spannend welche Grundwerte sich durchsetzen werden.

  2. Mehr Infos über BigchainDB könntet Ihr hier finden:
    https://bigchaindb.readthedocs.io/en/latest/topic-guides/index.html und bigchaindb.com

1 Trackback / Pingback

  1. Blockchain ohne Bitcoin – wirklich? – BitcoinBlog.de – das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von BitcoinBlog.de - das Blog für Bitcoin und andere virtuelle Währungen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen