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Satoshi Roundtable endet ohne Ergebnis

Am Wochenende hat der Satoshi Roundtable getagt. In einem Hotel irgendwo in Florida haben sich 75 Bitcoin-Führer getroffen. Die Erwartungen, dass es es endlich eine Einigung hinsichtlich der Blocksize gibt, wurden enttäuscht.

Als Bitcoin-Blogger hat man es nicht so leicht mit dem Wochenende. Denn an den Tagen, an denen anderswo pausiert wird, liefert die Bitcoin-Welt gerne großes Kino. Nachdem am vorletzten Wochenende die Kernentwickler und China das „Hongkonger Abkommen“ abgeschlossen haben, trafen sich nun am Satoshi Roundtable in irgendeinem Hotel in Florida 75 Prominenzen aus der Bitcoin-Welt, um sich endlich zu einigen, wie man Bitcoin skaliert: von den Entwicklern von Core (Peter Todd, Luke Dashir, Eric Lombrezo) und Classic (Gavin Andresen, Jeff Garzik) über Miner (Sam Cole von KnC, Marco Streng von Genesis Minin) zu Wirtschaftskapitänen (Bobby Lee von BTCCHina, Brian Armstrong von Coinbase, Stephen Pair von BitPay) und vielen anderen. Die Veranstaltung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – keine Journalisten, Kameras und Fotos.

An die Öffentlichkeit ist dennoch etwas gedrungen. Einige der Teilnehmer haben in einem reddit-live chat zusammengefasst, was gesagt wurde, ohne jedoch Namen zu nennen. Dies macht meine Zusammenfassung des Roundtables natürlich etwas spekulativ und nebulös. Nach einigen einführenden Vorträgen haben die Teilnehmer sieben Arbeitsgruppen gebildet und in diesen das Blocksize-Thema besprochen. Es gibt kein finales Statement, und die kurzen Schnippsel aus reddit-live bilden keine „Story“. Daher rotze ich sie euch einfach in bullet points hin:

  • Das Scalability Problem schadet dem Bitcoin. Es behindert Wachstum und zeigt ein Governance-Problem, die Community ist gespalten, die Stimmung vergiftet. Investoren und Unternehmen meiden Bitcoin und interessieren sich zunehmend für Altcoins wie Ethereum.
  • Eine Hardfork ist gefährlich und droht, zwei Coins zurückzulassen. Die Core-Entwickler halten 12 Monate für die kürzeste zu verantwortende Zeitspanne für eine Hardfork.
  • Die Miner meinen, dass sie Blöcke bis zur Größe von 8 MB mittragen werden. Die Latenz größerer Blöcke kann jedoch eventuell den Gewinn von Minern (Pools) außerhalb Chinas schaden.
  • Die Core-Entwickler können und sollen den Einstieg in die Bitcoin-Entwicklung vereinfachen.
  • Die User abstimmen zu lassen, wie groß die Blöcke sein dürfen, kann eine gute Idee sein
  • Man kommt sich in den Diskussionen nicht deutlich näher, es wird oft aneinander vorbeigeredet.

Tja. Ich bin mir nicht sicher, was passiert ist, aber irgendwann begann die Anzahl der Transaktionen zu steigen. Mit etwas mehr als 3 Transaktionen je Sekunde ist es bereits den ganzen Tag über dem, was 1 MB Blöcke abarbeiten können. Mittlerweile haben wir mehr als 25.000 unbestätigte Transaktionen mit einem Wert von fast 500.000 Bitcoin und einer Größe von mehr als 30 Megabyte. Bitcoin ist, in diesem Zustand, extrem langsam und nicht wirklich als Zahlungsmittel verwendbar. Es kann sein, dass dies ein Spam-Angriff der „big block“-Partei ist, um eine Hardfork zu erzwingen. Aber es könnten auch legitime Transaktionen sein. So oder so trifft zu, was vermutlich die Miner auf dem Roundtable zu den vollen Blöcken gesagt haben: „Wenn das Netzwerk voll mit Spam ist, und wir haben nicht vor, den Spam zu zensieren, dann ist das Netzwerk immer noch voll.“

Zugleich startete am Wochenende ein DdoS-Angriff auf Classic-Nodes, es wurde eine Bilderberger-Verschwörungstheorie gegen eine wichtige Firma im Zentrum des ganzen Debakels in die Welt gesetzt, und der Anteil von Classic-Blöcken erreichte 3 Prozent. Dazu eventuell ein andermal mehr. Hier kann ich nur sagen: es war spannend, ist spannend und wird in den nächsten Tagen vielleicht noch spannender.

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34 Kommentare zu Satoshi Roundtable endet ohne Ergebnis

  1. WTF! War das vielleicht der Grund, warum am Wochenende für eine gute Stunde das Internet bei mir nicht ging?!

  2. Falls es sich bei dem hohen Transaktionsvolumen um Spam handelt, könnten aber auch die Gegner von „Big Blocks“ dahinter stecken. Man wird wohl nicht darumherum kommen Mindestgebühren einzuführen. Zum Beispiel 0.0001 BTC (= ca. 4 Cent) pro Transaktion kostet bei 50’000 Spam-Transaktionen pro Tag ca. 2000 Euro. Falls eine Minimalgebühr noch höher ausfallen würde, wird Micropayment (über die Blockchain) nicht mehr möglich sein. Lightning und co. lassen grüssen. Spam-Transaktionen schaden letztlich beiden Lagern. Leider ist es eine Tatsache dass das Bitcoin-Netzwerk durch massiven Spam zum erliegen gebracht werden kann. Vor dem Hintergrund des China-Problems wird Micropayment ohne Settlement-Netzwerk eh nicht machbar sein, daher kann man eine Mindestgebühr auch gleich einführen.

    • naja, man sollte aber auch fragen, ob Bitcoin jetzt gerade wirklich unbedingt Micropayment können muss. Ist ein ziemlich undankbarer Job, das günstig in einer dezentralen Datenbank auf tausenden von Computern von Freiwilligen abzuspeichern. Lohnt es sich, dafür die Konsens-Regeln zu brechen, solange es Leute bzw. Entwickler und Knoten gibt, die das für falsch halten?

      Wozu haben wir denn Altcoins? Man könnte für so etwas perfekt Dogecoins hernehmen. Ich glaube, man muss aufhören, zu fürchten, dass Altcoins auch mal auf eigenen Füßen stehen können. Warum denn nicht?

      Das heißt jetzt nicht, dass man den Bitcoin deswegen für immer bei 1 MB lassen muss. Ich mag größere Blöcke und finde ich richtig, dass ein Druck ausgeübt wird, wenn das Limit erreicht ist, aber ich frage mich auch, ob das Mikropayment, das auch Dogecoin, Ethereum oder Litecoin machen können, es wert ist, dass man den Konsens bricht und womöglich unterschiedliche Versionen der Blockchain zulässt …

      • Jan S // 1. März 2016 um 3:06 //

        Wenn man einen Altcoin zum Prozessieren von Micropayments verwendet, dann kann dieser Altcoin auch große Transaktionen verwerten, was also hindert dann das Ökosystem daran komplett auf diesen Altcoin zu wechseln und Bitcoin hinter sich zu lassen? Welchen Vorteil bringt Bitcoin dann noch?

      • Ja, das ist eine Frage. Wenn ich dazu komme, schreibe ich heute noch etwas ausführlicher über das Thema. Was ich meinte ist, Bitcoin wird nicht kaputtgehen, weil so viele Leute bereit sind, einen Euro je Transaktion zu zahlen, dass Leute, die weniger bezahlen wollen, nicht mehr in die Blöcke kommen. Das wäre so ähnlich wie zu sagen dass Apple kaputt ist, weil die Leute so doof sind, so viel Geld für iPhones zu bezahlen.

        Wir können jetzt einfach nur sehen, wo das gerade hinführt. Wenn Transaktionen ewig dauern, wird jemand, der eine schnelle Bestätigung will, sich aber nicht leisten kann, Bitcoin nicht verwenden. Wenn Bitcoin zu teuer ist, wird jemand, der kleine Beträge überweist und das auch per PayPal machen kann, das nicht mehr machen. Die Frage ist halt, wie viel verlieren wir dabei, d. h. wie viele Leute werfen wir damit zurück in das alte Geldsystem? Oder, anders gesagt: Was ist es wert, anstatt eine Fiat-Währung wie Euro im konventionellen Banksystem eine freie Währung wie Bitcoin zu verwenden?

        Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es Quatsch ist, die Nutzung auf ~250.000 Transaktionen am Tag einzuschränken. Das Netzwerk verkraftet ohne jeden Zweifel deutlich mehr, ich denke sogar, persönlich, dass wir gar kein Blocklimit brauchen und locker Blöcke von 10-20 MB verarbeiten können. Aber auf der anderen Seite denke ich auch, dass wir zumindest mal schauen können, wo der aktuelle Bedarf steht. Wenn es so wie gestern / heute weitergeht, werden wir sowieso forken, genauso, wenn ein Faucet und ein Online-Kasino nach dem anderen zumachen muss.

      • Jan S // 1. März 2016 um 3:39 //

        Übrigens ist die Umwandlung von Bitcoin von einem Zahlungsnetzwerk zu einem „Settlement“-Netzwerk nicht weniger umstritten und widerspricht dem bisherigen Konsens.

        Was mir bei der ganzen Debatte sauer aufstößt, ist dass die Entwickler zwar technische Experten sein mögen, aber gewiss keine ökonomischen Experten. Die ökonomische Seite in diesem „Bürgerkrieg“ ist mehrheitlich für eine Blockgrößenlimiterhöhung und Beibehaltung des „ökonomischen Konsens“. Hier steht immerhin ein 7-Mrd-Dollar-Markt auf dem Spiel. Die Entscheidung über die Zukunft dieses Marktes den Entwicklern zu überlassen, halte ich für sehr sehr riskant.

      • Die Logik mit dem Dogecoin bzw. Altcoin erschließt sich mir nicht, denn ob die Micropayments in der Bitcoin- oder Dogecoin-Blockchain gespeichert werden kommt doch am Ende aufs Gleiche heraus, d.h. irgendwo irgendwer diese Tx speichern muss.

        Des Weiteren kommt noch die Problematik des ständigen Umtauschs hinzu, was unnötigen Mehraufwand und ggf. Verluste durch Spreads verursacht.

        Deshalb gehören Micropayments sehr wohl in die Blockchain und was die Skalierbarkeit angeht, da muss man ggf. eben andere Lösungen finden, ggf. die Ressourcen verteilen, wie es Beispielsweise Ethereum auch tun muss.

        Ferner sei nur mal erwähnt, dass wir auch dazu bereit sind jede Stunde ca. 65 Jahre an Videomaterial auf Youtube hochzuladen. Dabei ist Youtube nicht die einzige Plattform. 😉

    • Es gibt bereits eine sogenannte „Relay-Fee“, die von jedem Node selbst eingestellt werden kann. Transaktionen, die nicht eine Mindestgebühr („Relay-Fee“) zahlen, werden nicht an andere Nodes weitergeleitet und die Chance, dass diese Transaktionen bei einem Miner landet, sinkt somit.

      Bei Reddit las ich heute einen interessanten Post, der sich mit den Spam-Kosten beschäftigt hat. Angenommen, ein Spammer möchte das Netzwerk mit vielen Transaktionen zuspammen. Dafür muss er pro Transaktion eine bestimmte Gebühr zahlen. Reguläre Nutzer müssen eine etwas höhere Gebühr zahlen, da ihre Transaktionen sonst nicht bestätigt werden. Durch diese Erhöhung der durchschnittlichen Gebühr werden die Gebühren des Spammers aber zu niedrig, um bestätigt zu werden. Er kann nun schrittweise seine Gebühren anpassen, um das Gebührenniveau weiter zu erhöhen. Bleibt er dabei unter der neuen Mindestgebühr, werden seine Transaktionen nicht bestätigt und er hat sogut wie keine Kosten. Somit hat er das Netzwerk belastet, die Mindest- und die Durchschnittsgebühren erhöht und dabei kaum Bitcoins bezahlen müssen, da seine Transaktionen verworfen worden.

    • Gutes Beispiel Tony! Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass eine einzelne Website soviel Kapazität haben wird. Bei Facebook ist es ja ähnlich, da werden auch Millionen an Fotos/Videos jeden Tag hochgeladen. Natürlich kann man das jetzt nicht direkt auf Bitcoin übertragen, da Youtube/Facebook zentrale Systeme sind, aber es zeigt, dass man die technische Entwicklung nicht unterschätzen darf. Wer weiß, vielleicht können wir in 15 Jahren mit Bitcoin mehr Transaktionen On-Chain bewältigen als VISA.

  3. Man braucht keine Mindestgebühr. Miner sollen einfach Blöcke von hoher zu niedriger Gebühr pro Byte füllen und fertig. So ist das schon immer gedacht gewesen. Einfache Profitmaximierung.

    Ich verstehe auch nicht, warum Miner 0-Fee Transaktionen machen. Weiß das jemand? Ist das „public service“?

    Außerdem verstehe ich nicht, warum Wallet Softwares standardmäßig Gebühren zahlen und es sehr schwer ist, eine 0-Fee Transaktion zu senden. Im Moment kommt man fast immer mit 0 Gebühren durch. Wozu also zahlen?!

    • Bis zur Core Version 0.12 gab es einen (freiwilligen) Bereich von soweit ich weiß 50 kB, der für „Transaktionen hoher Priorität“ vorgesehen war. Diese Transaktionen mussten keine Gebühren zahlen. Eine Transaktion hat dann eine hohe Priorität, wenn eine hohe Summe gesendet wird und wenn die Bitcoins lange nicht bewegt wurden. Dies sollte wohl die Liquidität erhöhen und Bitcoin als Zahlungsmittel attraktiver machen. Dass dieser Bereich jetzt entfernt wurde, zeigt wieder, dass die Core-Entwickler Bitcoin drastisch ändern wollen.

      Miner werden hauptsächlich durch die Blockbelohnung bezahlt (zur Zeit noch 25 BTC). Die Summe der Transaktionsgebühren pro Block waren/sind dagegen vernachlässigbar gering (zur Zeit oft weniger als 0,5 BTC) und es kostet die Miner nichts, wenn sie viele Transaktionen bestätigen – also auch Transaktionen, die keine Gebühren zahlen. Durch die Transaktionsbestätigungen unterstützen sie das Netzwerk und machen Bitcoin als Zahlungsmittel interessanter, wodurch der Kurs steigt und somit auch die Miner wieder direkt profitieren. Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem das Netzwerk nicht mehr wachsen kann. Mal schauen, wie der Markt darauf reagiert.

      Ich denke, es ist ein großer Fehler, Bitcoin von einem Zahlungsnetzwerk zu einem „Settlement“-Netzwerk umwandeln zu wollen, solange keine alternativen Techniken existieren, welche die Aufgabe der „einfachen Zahlungen“ übernehmen können. Welchen Sinn hat ein „Settlement“-Netzwerk, wenn dafür keine Anwendungen existieren?

      • Servus!

        Wenn ich mir die Diskussionen so ansehe, kommt es mir stetig vor, dass sich jeder gegenseitig noch mehr Panik und Aufregung hochstillisieren lässt. Ich finde es auch etwas respektlos dem Bitcoin (als eine der größten Errungenschaften seit Jahrzehnten) gegenüber, wenn man ihn auf die Fähigkeit zur Durchführung von Micropayments reduziert.

        Ja, es gibt derzeit ein Scalability Problem und ich versuche das auch garnicht unter den Teppich zu kehren. Aber man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen! Ich zahle genau 0,000075 BTC an Gebühren, bei nahezu jeder Transaktion – auch wenn mir immer ein Pop-Up entgegenspringt – und es ist noch keine einzige davon unbestätigt liegen geblieben. Im Gegenteil, die Transaktionen wurden sogar als „High-Priority“ behandelt. Wenn Ihr’s mir nicht glaubt, dann probiert es doch selber mal aus 😉

        Und dafür, dass es dem Bitcoin (oder genauer dessen Kurs) so schadet, zeiht der Markt ganz schön an! Ich kann natürlich nicht zu den Statistiken in dem Artikel stellung beziehen, was die unbestätigten Transationen betrifft, aber ich hatte bis jetzt noch kein einziges Problem.

        MfG., BIOS

      • Der Mempool meiner Bitcoin-Node ist 44 MB groß, d.h. es bräuchte 44 volle Blöcke (und damit ca. 7,3 h) um alle Transaktionen zu bestätigen – vorausgesetzt, es kommen keine neuen hinzu. Das System ist voll! Die Transaktiongebühren werden steigen. Transaktionen werden langsamer bestätigt. Das System wird teuer und unzuverlässig. Und das wird jeden Tag schlimmer werden. Aus ingenieurstechnischer Sicht ist es extrem gefährlich, ein System am Limit zu halten.

        Ich reduziere Bitcoin nicht aufs Micropayment. Aber durch die derzeitige Situation werden viele Anwendungen, welche man mit Bitcoin durchführen könnte, unökonomisch. Dadurch wird Bitcoin auf ein „Settlement“-System reduziert, für das es so gut wie keine Anwendungen momentan gibt.

        Ich merke nicht, dass der Markt „anzieht“. Der Kurs bewegt sich seit Wochen mehr oder weniger seitwärts. Im Gegenteil, es fließt Kapital in Altcoins wie Ethereum…

  4. Es ist nicht der Fall, dass Bitcoin ohne größere Blöcke nicht mehr nützlich ist. Es fallen dann nur nach und nach Use Cases weg je höher die Gebühren steigen. Es bleiben immer use Cases übrig.

    Ich bin sehr für eine Erhöhung der Kapazität, damit wir auch die niedrigwertigen Use Cases behalten können! Dennoch ist BTC natürlich schon jetzt fähig, auf dauer nützlich zu sein.

    Ich habe mehr und mehr den Eindruck, die Miner verzögern die Erhöhung, weil sie das Lighning Network nicht wollen. Wenn das breit genutzt wird, dann sinken die Fees ja auch sehr kleine Beträge. Dann haben wir einen echten „Commodity“ Gebührenmarkt. Jeder BWLer weiß, dass ein solcher Markt nahe 0 Gewinne für die Verkäufer abwirft.

    • Was ich ja auch nicht ganz verstehe, warum muss man unbedingt einen Kaffee, ein Packerl Tschick oder eine Magazin mit Bitcoin zahlen? Ganz ehrlich, zahlt irgendjemand von euch mit seiner Bankkarte solche Dinge? – Ich zahle sowas immer in Bar.

      • Hm … gute Frage … und wie es aussieht ist das der Kern der Diskussion … erinnert mich aber auch an die Leute, die sagen, „warum muss man denn Alkohol trinken, um Spaß zu haben?“ … wenn jemand das Bedürfnis hat, sein Packerl Tschick mit Bitcoins zu bezahlen, und jemand anderes dann sagt, nö, das muss nicht sein, wir erhöhen die Gebühren, dann ist das in gewisser Weise eine Zensur, meine ich …

      • Ja, es gibt Leute, die auch kleine Beträge mit EC-Karte zahlen. Ich persönlich zahle meistens bar, wenn der Betrag unter 5 € liegt. Bei allem darüber zücke ich lieber die Karte. Aber ich habe auch Freunde, die so gut wie kein Bargeld mehr mit sich mitschleppen.

        Wie Christoph schon sagte… Ich werde dir nicht vorschreiben, wie du Dinge bezahlst und ich möchte nicht, dass du mir vorschreibst, wie ich Dinge bezahle (solange das natürlich technisch machbar ist). Solange es einfach und unkompliziert ist, wieso sollte man dann nicht elektronisch zahlen können. Bargeld ist heutzutage kaum noch zeitgemäß und verursacht imense Kosten (ich bin aber niemand, der Bargeld abschaffen möchte 😉 ).

  5. Ja, zugegeben das finde ich natürlich auch Arrogant wenn von Seiten der Entwickler, dass hier „drübergefahren“ wird.
    „tobi“ hat das bereits auch in seinem Post erwähnt, dass es ja möglich ist Slots in den Blöcken für solche Anwendungsgebiete zu reservieren. Und bei den Kriterien für die Gebührenberechnung wäre es viel sinnvoller den relativen Überweisungsbetrag mit einzurechnen. Um zu verhindern, dass sich Miner u. Nodes darüber hinwegsetzen, müsste diese Gebührenberechnung auch Teil der Consensus-Rules sein.

    Man müsste überhaupt die Verhältnismäßigkeit bei der Priority komplett überarbeiten. Weil es viele Transaktionen mit hohen Beträgen auch nicht automatisch als High-Priority behandelt werden müssen. Speziell wenn diese in Online-Stores abgewickelt werden – wohingegen bei Zahlungen in Geschäften dies auch mit kleinen Beträgen schnell von statten gehen muss!

    MfG.,
    BIOS

  6. Das geniale an Bitcoin ist, dass sich niemand moralisch verhalten muss, damit es funktioniert. Die Maximierung des Eigennutzen ist völlig ausreichend. Es ist nicht nötig, irgendwelche Transaktionen als Prio oder nicht-Prio anzusehen. Ich vermute, dass solche Regelungen mit der Zeit verschwinden, wenn die Miner hauptsächlich aus Fees bezahlt werden und nicht wie jetzt aus den Blockgewinnen. Dann wird man sich keine Sonderreglungen mehr leisten wollen.

    Außerdem sind „wohltätige“ Prio-Transaktionsquoten auch eine Form der „Zensur“, weil sie zu Lasten anderer Transaktionsgruppen gehen.

    BTC interessiert sich nicht für moralische und subjektive Werturteile, welche Transaktionen fördernswert sind. Es gibt nur den Eigennutzen auf lange Sicht. Ich sehe hierbei auch kein Problem.

    Insbesondere ist es falsch, die Gebührenstruktur in den Konsensregeln festzulegen. Niemand hat die Kompetenz, zu entscheiden, welche Transaktionen weltweit fördernswert sind und welche nicht. Moralische Werte sind völlig subjektiv und schwanken erheblich zwischen Ländern (Beispiel Todesstrafe, vergleiche Deutschland, USA und islamische Länder. Es kann kaum weiter auseinander gehen).

    • Die 0-Fee-Transaktionen waren und sind kein Teil der Konsensregeln (bzw. die Gebührenhöhe allgemein). Jeder Miner hatte in der Vergangenheit und auch jetzt die Möglichkeit frei zu entscheiden, ob er 0-Fee-Transaktionen mit in einen Block aufnimmt. Die oben erwähnten reservierten Bereiche für High-Priority-Transaktionen waren eine Standardeinstellung, konnten aber komplett deaktiviert werden.

      Ich stimme dir zu, dass niemand das Recht hat zu entscheiden, welche Transaktionen „wertvoll“ sind und welche nicht. Deswegen muss die Blockgröße angehoben werden, um keinen künstlichen(!) Gebührenmarkt entstehen zu lassen. Die Miner können dann frei entscheiden, welche Transaktionen sie in einen Block aufnehmen und welche nicht.

      • Der Gebührenmarkt ist immer insofern „künstlich“ (besseres Wort: geplant) als dass jede Blocksize-Entscheidung zu einer anderen Gewinnhöhe für die Miner führt. Wenn die Blocksize in der Praxis unendlich ist, dann ist es für Miner rational, jede Transaktion mit 1 Satoshi Fee aufzunehmen. Folglich zahlen alle genau 1 Satoshi, weil sie wissen, dass Miner die Transaktion immer noch aufnehmen werden. Die Miner kriegen dann so gut wie nichts.

        Wenn man die Blocksize beschränkt, entweder durch Protokoll oder durch Kartell der Miner, entsteht Knappheit, welche zu Gewinn führt.

        Es gibt keinen „natürlichen“ Gebührenmarkt (bzw. keinen mit nennenswerten Gebühren). Die Höhe der Gewinne entsteht immer aus Blocksize oder Kartell.

        Ich halte es für die Community für das beste, wenn die Gebühren minimiert werden. Insofern unterstütze ich jede Kapazitätserweiterung, sofern sie ausreichend sicher ist.

      • „Wenn die Blocksize in der Praxis unendlich ist, dann ist es für Miner rational, jede Transaktion mit 1 Satoshi Fee aufzunehmen.“

        Das ist auf den ersten Blick richtig, aber vergisst, dass bei größeren Blöcken die „Orphanrate“ steigt. Würden die Miner also jede Transaktion in ihre Blöcke aufnehmen, so würden sie bei entsprechender Anzahl riesige Blöcke produzieren, die sich sehr langsam im Netzwerk ausbreiten. Dadurch besteht für andere Miner die Möglichkeit in der gleichen Zeit kleinere Blöcke (mit weniger Transaktionen) zu produzieren, die sich schneller ausbreiten und somit in die Blockchain aufgenommen werden. Der Riesen-Block des ersten Miners wird verworfen. Dadurch entsteht ein natürliches Gleichgewicht aus idealer Blockgröße und Transaktionsgebühr.

      • Ja, es entsteht ein Gleichgewicht, welches aber sehr klein sein dürfte, sobald die optimierte O(1) Blockübertragung implementiert ist. Mir fehlt gerade das Fachwort.

      • Du meinst IBLT. Ich habe mich da noch nicht umfassend zu informiert, als dass ich jetzt etwas produktives dazu sagen könnte, aber zunächst scheint mir dein Einwand gerechtfertigt, also ich kann ihn nicht widerlegen 🙂

        Generell wäre es auch überlegenswert, von POW auf POS zu wechseln, wenn die Blockbelohnung vernachlässigbar wird (so wie es Ethereum plant). POS hat den Vorteil, dass man keine großen Resourcen benötigt, um einen Block zu generieren. Die Gebühren für Transaktionen könnten also gering bleiben, ohne dass Miner pleite gehen.
        Der Bottleneck ist immer noch die Bandbreite, mit Nutzung von IBLT dürfte dann aber die Verteilung der Blöcke kein Problem sein. Der Großteil des Traffics besteht heutzutage ja schon aus den einzelnen Transaktionen und nicht aus den Blöcken. Mittels Relay-Fee kann jede Node individuell einstellen, welche Transaktionen (mit einer bestimmten Gebühr) weitergeleitet werden und dadurch festlegen, wieviele Transaktionen die Internetverbindung verkraften kann. Dadurch kann sich wiederum ein natürlicher Gebührenmarkt entwickeln.

        POS ist aber natürlich auch umstritten.

  7. Beispiel für Kartell: Die Blocksize ist unendlich und die Miner sagen kollektiv, dass sie mindestens 2 Satoshi wollen. Dann werden alle 2 Satoshi zahlen und die Miner haben ihren Gewinn durch das Kartell verdoppelt.

    Wenn die Miner sagen: Wir wollen 10€, dann werden nur noch wenige Transaktionen kommen. Also müssen die Miner einen Mittelweg bei den Gebühren wählen.

    Es ist nicht möglich, die Blocksize-Debatte ohne Ökonomische Betrachtung zu führen. Es ist nicht rein technologisch.

    • Siehe zunächst meine Antwort oben.

      Sollte sich ein Minerkartell bilden und die Gebühren künstlich anheben, so wäre der Anreiz für (neue) Miner größer, entgegen dem Kartell auch Gebühren von 1 Satoshi anzunehmen. Sie hätten damit die Transaktionsgebühren von 2 Satoshis und von 1 Satoshi und würden mehr Gebühren kassieren als das Kartell.

      • Dieses Aspekt habe ich übersehen und er ist korrekt. Es gibt aber folgendes Gegenargument: Wenn fast sämliche Hashpower (95%?) am Kartell teilnimmt, dann sind die meisten Blöcke vom Kartell gemined. In diesem Zahlenbeispiel würde mal also im Schnitt 20 blöcke warten müssen, um mit einem Satoshi durchzukommen.

        Aber Du hast da Recht. Selbst bei großer Teilnahmerate am Kartell hat es wenig Zweck.

        Das ist eine positive Erkenntnis. Ich hatte mir wegen Kartellen schon ein wenig Sorgen gemacht.

        Die Idee mit dem Spam produzieren steht aber noch. Spam zwingt *alle* Miner, höhere Preise zu verlangen, sofern die Blocksize nicht unendlich ist.

      • Die 95+% für ein Kartell wäre ein Extrembeispiel. Aber das stimmt natürlich.
        Je weiter die Gebührenforderung des Kartells und die vom restlichen Markt „gewünschten“ Gebühren auseinander driften, desto größer ist der Anreiz aus dem Kartell auszuscheren. Also wegen Kartellen mache ich mir keine Sorgen 🙂 … Mit dem Spam hast du natürlich Recht, aber solange genug freie Kapazität da ist, dürfte es für einen Spammer teuer sein, eine Spamattacke durchzuführen. Im Falle von 1-MB-Blöcken ist eine Spamattacke aber mittlerweile trivial und günstig für den Spammer.

    • Du hast es oben ja schon gesagt: „Das geniale an Bitcoin ist, dass sich niemand moralisch verhalten muss, damit es funktioniert. Die Maximierung des Eigennutzen ist völlig ausreichend.“

      Dies trifft auch auf den freien Gebührenmarkt zu.

      • Ich drücke die Daumen! Effiziente Märkte sind ein wunderbares Werkzeug. Die Herausforderung ist es, wirklich die Vorbedingungen für einen effizienten Mark herzustellen (z.B. keine Kartelle, vollständige Information, usw.).

      • Genauso sehe ich das auch.
        Es macht echt Spaß mit dir zu diskutieren. Vielen Dank 🙂

      • Dito.

  8. Es bleibt bei größeren Blöcken ja noch das Problem des ausschlusses von Nodes mit zu geringen Ressourcen. Nachdem ja aber heutzutage fast jeder mehr als einen PC/Laptop hat könnte man ja einfach ein Virtuelles Laufwark in seinem Heimnetzwerk generieren. Nur da wäre es praktisch, wenn es Clients gäbe die dies auch unterstützen.
    Denn jeder von euch kennt das, ihr habt einen Laptop mit 60%, eine externe HDD mit 40% Auslastung und in Summe kommt da eine Menge Speicherplatz zusammen die nicht ausgelastet ist. Da wäre es doch ökonomisch im 21ten Jhdt. diese über euer Heimnetzwerk in ein VHD Image zusammenzufassen u. für die Speicherung der Blockchain zu verwenden. -Also Cloud Computing in eurem privaten Netzwerk quasi.

    Wenn man möglichst viele Geräte u. Speicher mit aufnimmt kommen da schon ein paar TB zusammen u. das sollte für eine Zeit lang reichen 🙂

    MfG., BIOS

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