Zuviel DDoS, zuviele Anwälte – Coinkite schließt
Coinkite, eine Bitcoin-Plattform mit zahlreichen Optionen, stellt in 30 Tagen den Betrieb ein. Die Entwickler wollen sich künftig anderen Bitcoin-Projekten widmen. Das Ende von Coinkite zeigt jedoch ein grundsätzliches Problem vieler Bitcoin-Plattformen.
Dass man sein Scheitern auch positiv sehen kann, beweisen die Entwickler von Coinkite. Die Macher der nach eigenen Angaben “führenden Bitcoin Plattform” kündigen das Ende von Coinkite so euphorisch auf ihrem Blog an, dass man meinen kann, sie freuen sich tatsächlich darüber. Unter dem Titel “Time to be your own bank” – Zeit, deine eigene Bank zu sein – erklären sie, weshalb die Webwallet abgewickelt wird:
Ein zentralisierter Bitcoin Service zu sein bedeutet eine Menge Aufmerksamkeit von Staatsdienern und anderen, finanziell gut ausgestatteten Nervensägen. Fakt ist, wir stehen unter DDoS-Angriffen, seit dem ersten Monat nach dem Start – nun also seit mehr als drei Jahren. Dazu kommen noch die vielen, harten Dollar, die wir in die Taschen unserer Anwälte gestopft haben, damit diese unsere Kunden vor deren eigener Regierung beschützen. Das ist nicht der Job, den wir machen wollen.
Coinkite ist – oder war – tatsächlich eine bemerkenswerte Plattform mit einem bemerkenswerten Spektrum an Features. Im Kern eine Online-Wallet, in der man bequem Bitcoins speichern und versenden kann, bietet Coinkite auch an, Multi-Sig-Adressen zu erstellen, Hardwarewallets wie ledger zu unterstützen, Zahlungen automatisch weiterzuleiten, den Account mit einem Terminal zu verbinden und das Konto per API zu benutzen. Kostenlos war nur eine Basis-Wallet zu haben. Wer mehrere Wallets mit erweiterten Funktionen möchte, muss bezahlen.
Es wäre möglich, dass einfach nicht genügend Kunden für eine Wallet bezahlen, so dass sich der große Aufwand – Entwicklung, Anwälte, Datenzentren – nicht rechtfertigt. Die wenigsten Online-Wallets verfügen über solide Geschäftsmodelle, einzig blockchain.info scheint mit der Kombination aus Charts und Wallet sowie der Finanzierung durch Werbung einigermaßen gut zu fahren. Auf der anderen Seite wäre aber auch denkbar, dass die Coinkite-Entwickler aus genau dem Grund aufhören, den sie nennen: Weil sie keine Lust haben, sich mit Anwälten zu beschäftigen; weil die New Yorker BitLizenz (und die kommende EU-Regulierung) ihnen das Leben noch schwerer machen wird; weil der Betrieb einer Online-Wallet immer bedeutet, Kundengelder zu verwalten und für diese zu haften. Darauf hat, verständlicherweise, nicht jeder Lust.
Ein wenig Schönrednerei wird aber doch dahinterstecken, wenn die Coinkite-Entwickler schreiben: “Es ist Zeit, dass wir uns darauf fokusieren, Bitcoins wahres Potenzial zu erfüllen und Individuen und Unternehmen zu ermächtigen, ‘ihre eigene Bank zu sein’.” Konkret werden sie sich auf mehrere Hardware-Projekte konzentrieren, unter anderem Opendime, eine Wallet oder eine Art Münze (das wird nicht ganz klar), sowie auf einen Server für Hot Wallets.
Für Leute, die derzeit noch Coins auf den Wallets von Coinkite haben, heißt es nun: raus hier. Zunächst läuft noch alles wie gewohnt weiter, außer dass sich keine neuen Kunden registrieren können. In zwei Wochen wird der Zugang über TOR sowie die APIs eingestellt. Nach 30 Tagen werden alle Accounts gezwungen, ihre Guthaben abzuziehen. Wie das Team mit den danach verbleibenden Guthaben umgehen will, ist noch etwas unklar. Auf der einen Seite soll ein manueller Prozess eingerichtet werden, um die Bitcoins auszuzahlen, auf der anderen Seite muss sich Coinkite davor schützen, von Betrügern ausgeräumt zu werden. Besser ist es daher, man bucht die Beträge gleich ab.
Das ist wirklich schade. Wieder etwas weniger Bitcoin im Web. Nur gut das die Jungs sich nicht unterkriegen lassen wollen und immerhin dem Bitcoin treu bleiben.
Ich denke, die Problematik welche genannt wird, kann man sehr gut verstehen.