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Panama Papers: Geldflucht braucht Bitcoin nicht

HDR - Panama City, Panama. Bild von Matthew Straubmuller via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Man hört, die EU und Europol und das FBI seien besorgt über den Aufstieg von Kryptowährungen. Die Panama-Papers zeigen, wie unnötig dies ist. Denn die Reichen dieser Erde verstecken schon jetzt gigantische Vermögen vor den Staaten. Falls überhaupt würde Bitcoin die Verhältnisse auf den Kopf stellen.

Anfang dieser Woche hat ein internationales Rechercheteam die ersten Resultate aus den Panama Papers veröffentlicht. Die “Papers” sind 2,6 Terrabyte an Daten oder 11,5 Millionen Dokumente aus der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama, die der Süddeutschen Zeitung vor gut einem Jahr zugespielt wurden. Bei der Kanzlei haben Personen und Firmen aus aller Welt Briefkastenfirmen eröffnet.

Der bisher größte Datenleak der Geschichte offenbart, so die Süddeutsche Zeitung, “wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, Fifa-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet.”

Unter den Personen, die in Briefkastenfirmen verwickelt wurden, sind zahlreiche Staatsoberhäupter. Etwa der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, der chinesische Staatschef Xi Jinping, der isländische Ministerpräsident Sigmundur Gunnlaugsson und Argentiniens Präsident Mauricio Macri. Auch der Fußballstar Lionel Messi und Fifa-Präsident Gianni Infantino hatten eine Briefkastenfirma auf Panama. Zahlreiche Banken standen in regem Kontakt zu Mossack Fonseca: die britische HSBC allein hat 2300 Briefkastenfirmen eröffnet, auch die Credit Suisse, die UBS, die isländische Landsbanki, die Commerzbank, die HSH Nordbank, die Hypovereinbank sowie die Deutsche Bank haben zugegriffen. Spuren führen zudem nach Nordkorea, in die iranische Ölwirtschaft, nach Pakistan und zur Familie des malaysischen Regierungschef Najib Razak. Noch nicht namentlich genannt sind die 3.000 US-Firmen und Personen, unter denen auch 29 Milliardäre aus der Forbes-Liste sein sollen. Verrückt.

Wieviel Steuern über solche Briefkastenfirmen eingespart wurden, ist nicht bekannt. Schätzungen zufolge verbergen die Reichen und Superreichen dieser Erde 7,6 Billionen Dollar – oder 8% des gesamten Reichtums der Erde – in Steueroasen wie Panama. Die Leaks von Mossack Fonseca sind damit nur die Spitze des Eisbergs. Wer angesichts der Panama Papers nach einem Verbot von Kryptowährungen schreit, um Geldwäsche und Steuerflucht zu verhindern, lenkt von den echten Problemen ab.

Die Kollegen von btc-echo.de sind sogar der Ansicht, dass die Blockchain eine Lösung sein kann. Sven Wagenknecht fragt, “was wäre, wenn sich jedes Unternehmen und damit auch jede Briefkastenfirma über ein Blockchain-Verzeichnis registrieren müsste?” Theoretisch würde das funktionieren und Steueroasen wie Panama hinfällig machen, da Staaten sich in der einen zentralen Datenbank über jedes Unternehmen informieren könnten. Die Blockchain könnte damit zu einem Teil einer Lösung im Kampf gegen Steuerflucht werden, die, da sind sich alle einig, nur global gefunden werden kann. Ob das aber realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt …

Bitcoin.com hingegen nimmt die Panama-Paper zum Anlass, über die Privatsphäre von Bitcoin zu schreiben. Denn während tausende Steuerflüchtige über konventionelle Wege ungeschoren davonkamen, wurden die ersten Verbrecher bereits durch Blockchain-Analysen festgenommen (siehe die Geschichte über die betrügerischen US-Ermittler). Bitcoin-Transaktionen sind von Natur aus pseudonym, können aber durch gewisse Operationen anonymisiert werden. Der hinsichtlich der Panama Paper entscheidende Fakt ist: je größer die Summe, desto schwieriger das Verschleiern in der Blockchain. 200.000 Bitcoin zu “waschen” ist beispielsweise geradezu unmöglich, während man fünf bis sechs Bitcoins ganz gut verstecken kann.

Bitcoin bietet Privatheit für die Masse und Transparenz für Unternehmen, die Reichen und die Verbrecher. Das ist das genaue Gegenteil der gegenwärtigen Situation, in der die Reichen und Mächtigen sich davor drücken können, für die Gewinne ihrer Firmen einen fairen Anteil an Steuern zu zahlen. Während, auf der anderen Seite, von den Massen mehr als 50 Prozent des Einkommens genommen wird.

Diesem Argument lässt sich nicht viel hinzufügen. Ein Skandal wie die Panama Papers wäre mit Bitcoins kaum möglich gewesen.

Über Christoph Bergmann (2695 Artikel)
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13 Kommentare zu Panama Papers: Geldflucht braucht Bitcoin nicht

  1. So eine Frechheit , einfach sein Eigentum vor den Räubern zu verstecken.
    Kein Briefkasten ist illegal! 😉

  2. da wurde wohl die Büchse der Pandora geöffnet ;9

    mfg

  3. Lügenpresse // 7. April 2016 um 13:45 // Antworten

    Warum werden nicht die Personen+Firmen aus dem Westen genannt?

    Soviel zu Lügenpresse…., aber Putin hat schuld. Neutraler Journalismus geht anders.

    • Meinen Sie von mir oder von der “Presse” im Allgemeinen? Ich habe zusammengesucht, was ein einfaches googeln hervorgebracht hat. Finde es aber auch etwas seltsam, dass die amerikanischen Firmen außen vor bleiben. Banken wurden ja genannt. Dass Putin auftauchen muss, weil ein Freund von ihm verwickelt ist, aber keine westlichen Politiker ist in der Tat seltsam.

      • Nattydraddy // 8. April 2016 um 3:20 //

        Natürlich ist es “Neutraler Journalismus”.
        Müll rein -> Müll raus. Neutraler gehts nicht. Wie Christoph Bergmann selbst schreibt, hat er nur “zusammengesucht, was ein einfaches googeln hervorgebracht hat”. Dabei kommt halt so etwas heraus:
        “Unter den Personen, die in Briefkastenfirmen verwickelt wurden, sind zahlreiche Staatsoberhäupter. Etwa Wladimir Putin (indirekt)…”
        Was soll mir dieser Satz sagen?
        Putin wurde indirekt in Briefkastenfirmen verwickelt.
        Wer hat Putin in eine Briefkastenfirma verwickelt?
        “Putin auftauchen muss, weil ein Freund von ihm verwickelt ist”
        Verwickelt das ganze. Kann man das entwickeln?
        Putin wurde in Briefkastenfirmen entwickelt.
        ?!?

  4. Das ist mir auch aufgefallen. Videos zu dem Thema zeigen Putin, obwohl er in den Papers nicht ein einziges Mal genannt wird.

    • Nattydraddy // 9. April 2016 um 22:13 // Antworten

      Wer weiß, wer in den Panama Papers genannt wird? Es an Personen festzumachen bringt uns aber nicht weiter. Ansonsten wären die reichen US-Amerikaner die demokratischen der Welt. Ein Millardär wie Donald Trumb ist bestimmt nicht in den Panama Papers. Warum hat der noch reichere William Buffet mal vorgerechnet: Er muss weniger Steuern zahlen als einer seiner Angestellten, obwohl er jährlich das tausendfache verdient.

  5. “Etwa Wladimir Putin (indirekt)..” Einer in Putins Umkreis steht auf der Liste. Christoph, bedeutet das, dass wenn einer Deiner Freunde, oder jemand aus Deinem Umkreis, einen Laden, eine Bank ausraubt, oder sonst wie ein Verbrechen begeht, dass Du darin verwickelt bist? Wenn Du diese Frage mit Ja beantworten kannst, dann kannst du gerne den Satz so stehen lassen, aber sonst wäre es im Sinne vom objektivem Journalismus diesen Satz umzuschreiben, oder zu erklären. So wie es da steht, greift es nur einen Medienhype auf und hat nichts informatives

    • Alles klar, Sie haben recht. Ich verstehe zwar nicht, weshalb so viele Menschen im Namen des lauteren Journalismus Putin verteidien (der zwar hier nicht immer korrekt repräsentiert werden mag, aber im Verhältnis zu Demokratie und Pressefreiheit wirklich fragwürdig ist) — aber ich gebe Ihnen recht, dass dieser Satz in meinem Artikel eine Falschaussage unkritisch wiedergekäut hat und deswegen zu Recht am Pranger steht. Ich habe ihn aus dem Artikel gestrichen.

      • Danke Christoph. Es geht nicht um Putin. Da könnte auch Dein Name stehen. Es ist nur so, dass momentan ein Medienhype um Putin gebildet wird (aus welchen Gründen auch immer). Es werden sehr offensichtlich Informationen verbreitet, die entweder schlecht recherchiert, komplett aus dem Kontext gerissen, oder gar falsch sind. Rein objektiv gesehen darf das nicht sein, ob es nun Putin, Merkel oder Christoph ist.

      • Ja, ich verstehe + ärgere mich, dass ich auch darauf reingefallen bin. Es gab ja auch die berühmten Tagesschau-Bilder von Putin auf einem internationalen Treffen, mutterseelenalleine am Tisch, isoliert von allen anderen etc. – obwohl nur seine Tischpartnerin am Buffet war.

        Danke für den Hinweis auf jeden Fall. Man sollte sich, unabhängig wie man Putin findet, nicht zu Falschaussagen / Tendenziositäten hinreissen lassen

      • Gerne 🙂 Das sehe ich auch so.

  6. Steuern sind Raub!

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