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Mit Skepsis im Aufwind

Die Hashrate im 1-Jahres-Verlauf. Quelle wieder mal blockchain.info

Die Bitcoin Charts der Woche: Wir zeigen Ihnen in Zahlen und Kurven, was in in der Bitcoin-Welt passiert ist. Ob der Kursverlauf, die Mining-Hashrate, die Anzahl der Transaktionen, der Mempool, die Verteilung der Nodes zwischen Core und Classic oder die von den Minern eingenommenen Gebühren: Hier finden Sie die wichtigsten Charts der Bitcoin-Welt.

Im Moment des Schreibens – Freitag, 15. April, 13.10 Uhr – existieren 15.435.025 Bitcoins. Das sind 73,5% der 21 Millionen Bitcoins, die es insgesamt einmal geben wird. Wir sind also schon im fortgeschrittenen Verlauf der Bitcoin-Ausschüttung.

Das nächste Halfing, das die Ausschüttung der Bitcoins halbiert, wird laut bitcoinclock am 11. Juli stattfinden. Es sind also nicht einmal mehr drei Monate, bis die Miner je Block nicht mehr 25, sondern nur noch 12,5 Bitcoins erhalten. Für den Kurs dürfte diese baldige Verknappung des Angebots, so sollte man meinen, eine gute Nachricht sein.

Der Bitcoin Kursverlauf

In der Tat sah diese Woche einen leichten Anstieg des Preises.

Der 7-Tages-Chart für den Euro-Kurs des Bitcoins. Quelle: Bitcoin.de

Der 7-Tages-Chart für den Euro-Kurs des Bitcoins. Quelle: Bitcoin.de

Der Kurs sank Anfang der Woche auf 365 Euro und stieg dann, in kleinen Gänseschrittchen, auf rud 377 Euro. Teilweise waren heute oder gestern auch schon Spitzenpreise von beinah 400 Euro zu sehen. Dieser Anstieg könnte darauf hindeuten, dass nach der langen Phase der ungewöhnlichen Preisstabilität ein Ausbruch nach oben erfolgt. Die Fundamentaldaten dafür stehen gut – der Bitcoin wird immer mehr benutzt, das Halfing rückt näher, und in der Vergangenheit war Stabilität meist ein Vorbote eines Aufstiegs.

Der 30-Tage-Kursverlauf auf bitcoin.de sieht volatiler aus als er ist. Die Schwankungen zwischen 360 und 380 Euro wären in manchen anderen Monaten kaum eine Notiz wert gewesen.

Der 30-Tage-Kursverlauf auf bitcoin.de sieht volatiler aus als er ist. Die Schwankungen zwischen 360 und 380 Euro wären in manchen anderen Monaten kaum eine Notiz wert gewesen.

Wer nun pessimistische Charts sehen will, muss sich das Handelsvolumen der führenden Dollar-Börse Bitfinex im 6-Monats-Verlauf anschauen:

Der Kursverlauf mit Handelsvolumen über 6 Monate auf Bitfinex. Quelle: Bitcoinity.org

Der Kursverlauf mit Handelsvolumen über 6 Monate auf Bitfinex. Quelle: Bitcoinity.org

Fällt Ihnen etwas auf? Ab etwa Anfang März beginnt der Preis ganz sanft zu steigen, während die Volatiltät abnimmt und das Handelsvolumen stark zurückgeht. Folgt man der Volumenanalyse stellt dies einen „müden Preisfortschritt“ dar, in dem die Marktteilnehmer ermüdet sind und es zu raschen Umkehrbewegungen kommen kann. Angebot und Nachfrage sind gering, die Marktteilnehmer wenig engagiert, und die Muster, die entstehen, sind weitgehend unbedeutend. Dies sollte man im Hinterkopf behalten, um sich nicht zu sehr von der vielversprechenden Formation mitreissen zu lassen.

Die Anzahl der Transaktionen

Deutlich positive Signale senden auch die Charts aus, die anzeigen, wie stark der Bitcoin genutzt wird. Nachdem die Anzahl der täglichen Transaktionen am Sonntag mit rund 180.000 den Wochentiefpunkt erreicht hat, markierte der Dienstag mit 240.000 Transaktionen den Höhepunkt. Im Monatsverlauf angeschaut zeigt sich ein klassischer Aufwärtskanal: höhere Tiefs und höhere Hochs.

Die Anzahl der täglichen Transaktionen im 30-Tages-Chart. Quelle wie so oft: blockchain.info

Die Anzahl der täglichen Transaktionen im 30-Tages-Chart. Quelle wie so oft: blockchain.info

Dieses Muster wiederholt sich auch beim Blick auf den 1-Jahres-Chart. Nach einem Rücksetzer Ende Februar, als die Anzahl der Transaktionen nach dem Abflauen des mutmaßlichen Spam-Angriffs deutlich zurückging, baut sich nun erneut ein ansteigender Trend auf.

anzahltx1jahr

Allerdings scheint die maximale Anzahl täglicher Transaktionen Ende Februar an eine Kapazitätsdecke gestoßen zu sein. Das Limit der Blockgröße von 1 MB reduziert die maximale Anzahl von Transaktionen auf 2,5-3,5 je Sekunde. Eine genauere Schätzung ist nicht möglich, da Transaktionen je nach Aufbau verschiedene Größen haben. Klar ist jedoch, dass der sich hier abzeichnende Aufwärtstrend über kurz oder lang an eine Grenze stoßen wird.

Der Mempool

Wenn mehr Transaktionen im Netzwerk unterwegs sind, als in den Blöcken bestätigt werden, bleiben die Transaktionen im MemPool, also im Arbeitsspeicher der einzelnen Knoten, hängen und warten darauf, endlich in die Blöcke zu kommen. Der Mempool ist damit ein solider Indikator, um anzuzeigen, ob Bitcoin überlastet ist.

Die Größe des Mempools in Megabyte. Es fällt auf, dass er sich zwischen dem 12. und 15. April niemals ganz geleert hat. Quelle: Tradeblock.com

Die Größe des Mempools in Megabyte. Es fällt auf, dass er sich zwischen dem 12. und 15. April niemals ganz geleert hat. Quelle: Tradeblock.com

Und tatsächlich scheint der Mempool am Ende dieser Woche etwas angeschwollen zu sein. Seit dem 12. April wurde er niemals vollständig geleert und war stets über 2 MB. Die Spitze von 12 MB sowie das anschließende Absinken auf gut 2 MB zeigen jedoch, wie rasch sich der Mempool füllen und leeren kann. Derzeit steht er bei gut 10 MB.

Ebenfalls interessant ist eine weitere Mempool-Statistik von Tradeblock: Die der eingehenden Transaktionen je Sekunde.

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Wie zu sehen ist, gehen pro Sekunde 2-4 Transaktionen ein, was zwischen 170.000 und 340.000 Transaktionen am Tag entspricht. Damit arbeitet das Bitcoin-Netzwerk momentan an den Grenzen seiner Kapazität. Konsequenzen wird dies allerdings erst haben, wenn der Mempool dauerhaft nicht geleert wird. Dies scheint momentan noch nicht der Fall zu sein.

Die Gebühren

Die Arbeit an der Kapazitätsgrenze muss jedoch nicht unbedingt ein Schaden sein, da erst die Knappheit des Platzes auf der Blockchain einen Gebührenmarkt erweckt, durch den sich die Miner finanzieren können. Langfristig führt kein Weg daran vorbei, dass die Gebühren das Einkommen der Miner stellen.

Der folgende Chart veranschaulicht, wie sich die täglich eingesammelten Transaktionsgebühren im Verlauf der letzten 12 Monate entwickelt haben:

Ein weiterer brillanter Chart von Blockchain.info: Die täglichen Transaktionsgebühren in Dollar.

Ein weiterer brillanter Chart von Blockchain.info: Die täglichen Transaktionsgebühren in Dollar.

Schon Ende 2015 sind die Gebühren in Dollar gestiegen, weil sowohl der Preis als auch die Anzahl der Transaktionen angezogen haben. Seit Januar sind die Einnahmen der Miner durch die Gebühren noch einmal um den Faktor 2-3 gestiegen. Mit derzeit rund 50 Bitcoin am Tag machen die Gebühren jedoch nur die Einnahmen von ca. 20 Minuten aus. Das entspricht etwa 1,3 Prozent des Gesamteinkommens der Miner. Selbst nach dem Halfing wird es mit 2,6 Prozent eine nahezu unbedeutende Rolle in der Finanzierung des Minings einnehmen. Um einen signifikanten Anteil am Einkommen der Miner zu haben, müsse sowohl die Anzahl der Transaktionen als auch die Gebühren um den Faktor 10-30 steigen.

Die Hashrate

Die Hashrate ist die Gesamtzahl der Operationen, die die Miner ausführen, um Blöcke zu finden. Nachdem sie bis Anfang Februar noch stark gewachsen ist, hat sie einen vorläufigen Höhepunkt bei fast 1,4 Milliarden Gigahashes gefunden. Aufgrund des Blocksize-Dramas, das sich im Februar zugespitzt hat, haben wohlviele Miner neue Investitionen gescheut, weshalb die Hashrate weitgehend stagniert hat oder gesunken ist. Erst seit Anfang April ist wieder ein Aufwärtstrend zu beobachten, der in dieser Woche mit fast 1,5 Milliarden Gigahash in einem neuen Allzeithoch gemündet ist.

Die Hashrate im 1-Jahres-Verlauf. Quelle wieder mal blockchain.info

Die Hashrate im 1-Jahres-Verlauf. Quelle wieder mal blockchain.info

Insgesamt zeigt sich also ein durchwegs nach vorne drängendes Bild in dieser Woche: Der Preis, die Anzahl Transaktionen, die Hashrate – alles steigt. Nachdem die letzten Monate eher pessimistisch und von der Unsicherheit geprägt waren, ob eine Hard Fork den Bitcoin in zwei Teile spaltet, scheint der Markt nun zurück zu verhaltenem Optimismus gefunden zu haben.

Core vs. Classic

Der Grund für diesen neuen Optimismus liegt wohl auch darin, dass der Blocksize-Streit zwar nicht beendet ist, aber sich immer klarer abzeichnet, dass sowohl Miner als auch Knoten das Risiko einer Hard Fork scheuen. Schauen wir uns abschließend noch zwei Charts zu diesem Thema an:

Die Hashrate, die für Bitcoin-Classic stimmt, verharrt bei etwa 5 Prozent. Quelle: NodeCounter

Die Hashrate, die für Bitcoin-Classic stimmt, verharrt bei etwa 5 Prozent. Quelle: NodeCounter

Um diesen Chart zu verstehen, muss man wissen, dass Bitcoin Classic auf 2 MB Blöcke forken wird, wenn 750 von 1.000 Blöcken ein Einverständnis zu Classic enthalten. Nachdem die ersten Pools wie Slush und F2Pool die Miner wählen ließen, welche Version von Bitcoin sie bevorzugen, schnellte die Anzahl der Classic-Blöcke im März auf bis zu etwa 70 an. An manche Tagen verzeichnete Classic sogar einen Anteil an der Hashrate von rund 10 Prozent. Seitdem stagniert der Wert jedoch und verharrt bei rund 5 Prozent. Nicht viel anders sieht es bei den Knoten aus.

Bitcoin Classic wird von etwa 30 Prozent der Knoten betrieben. Dieser Wert stagniert jedoch. Quelle wieder nodecounter.

Bitcoin Classic wird von etwa 30 Prozent der Knoten betrieben. Dieser Wert stagniert jedoch. Quelle wieder nodecounter.

Rund 30 Prozent der gut 7.000 Knoten sind Classic-Knoten (orangene Kurve), die eine Hardfork auf 2 MB Blöcke unterstützen. Hingegen hält Bitcoin Core weiterhin beinah zwei Drittel oder 4.500 Knoten (blaue Linie). Damit stellt die Partei „Big Blocks“ bzw. „Hard Fork“ sowohl bei Minern als auch Nodes nur eine Minorität. Die Chance, dass es in absehbarer Zukunft zu einer Hardfork kommt, ist demnach gering. Falls überhaupt, stellt Classic ein Backup-Programm dar, das zum Einsatz kommen kann, wenn die Skalierbarkeits-Pläne von Core scheitern.

Was wir jetzt haben, mag für Investoren nicht die perfekte Lösung sein, da die Weigerung der Core-Entwickler, die Blocksize zu erhöhen, de fakto dem Eingeständnis gleichkommt, dass Bitcoin nicht skalieren kann und keine Konkurrenz zu PayPal oder Kreditkarten ist. Auf der anderen Seite haben wir aber die Aussicht auf Stabilität und die Gewissheit, dass Bitcoin nicht einfach so, mir nichts, dir nichts, geändert werden kann. Für Investoren, die einen sicheren Hafen suchen, könnte dies mehr wert sein als die Skalierbarkeit.

Und mit diesem optimistischen Ausblick beenden wir die Bitcoin-Charts der Woche.

Über Christoph Bergmann (2801 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

6 Kommentare zu Mit Skepsis im Aufwind

  1. „die Weigerung der Core-Entwickler, die Blocksize zu erhöhen“

    Mit Verlaub, Herr „Pragmatiker“, Unwahrheiten bringen uns nicht weiter. Was soll diese permanente Hetze gegenüber den Core-Entwicklern?

    • Sie meinen, weil SegWit die Blocksize erhöhen wird? Mag sein. Aber wenn Sie mich fragen, ändert dies nichts daran, dass die vergangenen Monate gezeigt haben, dass Bitcoin nicht skalieren kann / darf / soll / will — und darum ging es mir

    • Warum Hetze? Es gibt definitiv keinen Termin für eine Erhöhung der Blocksize.
      Weiters ist Blockstream zu keinem Kompromiss bereit – überhaupt keinen.

      Und die Zensur in den Foren ist noch ein ganz eigenes Thema!

      • Nattydraddy // 16. April 2016 um 4:13 //

        Es gibt einen Termin für eine Erhöhung der Blocksize, nur lautet der: frühestens Mitte 2017. Und der Termin setzt auch einen Patch von Bitcoin Core Mitte 2016 voraus. So wurde es zumindestens auf dem asiatischen Roundtable abgemacht.

        Wenn dieser Beschluss nicht durchgeführt wird, weil z. B. Bitcoin Core keinen Patch für einen Hardfork liefert, dann könnten die Miner auf Bitcoin Classic wechseln. Anscheinend werden sie es nur nicht wollen.

        Anders sieht es aus, wenn das Lightning Netzwerk kein Erfolg wird. Vom Lightning Netzwerk haben die Miner eh nichts, dementsprechend könnten sie ihre Meinung zu Bitcoin Classic wechseln. Je nachdem, welchem Bitcoin-Lager sie mehr zutrauen. Nur weil auf Reddit soviele Bitcoin-User für Bitcoin Classic sind, haben sie noch lange keine Mehrheit. Die Zensur bei BitcoinTalk ist natürlich nervend. Die Verschwörungstheorien der Blockstream-Hasser auf Reddit/r/btc aber auch.

      • Es gibt keinen festen Termin für eine Blocksize-Erhöhung. Geplant ist das Schreiben einer HArdfork, die unter anderem und eventuell eine Erhöhung der Blocksize vorsieht, und nur dann in eine neue Core-Version kommt, wenn sie zuvor einen starken Konsens findet. Was bedeutet, dass eventuell ein Veto eines Core-Entwicklers ausreicht, um es zu verhindern.

        Wie viele User nun für Classic oder Core sind, ist nicht zu beantworten. Was ich jedoch weiß, ist, dass zumindest noch vor einem halben bis ganzen Jahr mehr als 80 Prozent der USer, egal wo man gefragt hat, ob hier im Blog, auf bitcointalk, reddit, coinforum etc, für eine Erhöhung der Blocksize waren. Seitdem haben wir etwas, was meiner Meinung nach eine Mischung aus Zensur und Propaganda ist – Sie werden auf reddit oder bitcointalk dieselben 10-15 User finden, die rund um die Uhr mit hoher Aggressivität Core verteidigen und Classic anprangern und die immer wieder selben Narrative ins Feld führen – was dazu geführt hat, dass das Lager Small Blocks mehr Unterstützung hat. Das ist nun aber meine Interpretation ohne Anspruch auf Korrektheit. Mir ist dabei klar, dass auf r/btc auch eine gewisse Manipulation abläuft.

        Es kann sein, dass ich falsch liege – und ich frage mich das auch öfters – und dass der von Classic propagierte Weg der falsche ist und Cores Weg, die Blöcke klein zu halten und durch komplizierte, aber clevere Methoden zu skalieren, richtig ist. Kommt wohl darauf an, ob man die Blockgröße mit HTML oder der Bandbreite vergleicht. Wie auch immer – es lässt sich gerade nichts ändern, wir folgen dem Weg von Core, ob ich es mag oder nicht, spielt dabei keine Rolle, und ich hoffe auch, dass dieser Weg gelingt.

        Und, zu den Blockstreamhassern: ich bin absolut kein Freund von Verschwörungstheorien. Aber wenn man jedem, der die Szenerie um Blockstream und die Core-Entwicklung zumindets in der Theorie problematisch findet, unterstellt, ein Verschwörungstheoretiker zu sein, machen wir genau dasselbe, was die Presse und manche Politiker machen, um abweichende Meinungen kleinzuhalten. Mit anderen Worten: wir manipulieren, indem wir Kritiker zu Spinnern abstempeln. Kritik an Blockstream, kritische Fragen zu möglichen INteressenskonflikten, sollten klar von Verschwörungstheorien unterschieden werden.

        So … ich hoffe, das war jetzt nicht zu meinungslastig, und ich freue mich auf Diskussionen —

  2. Technische Informationen zu erklären und deren Bedeutung zu analysieren. Genau dass macht den Wert dieses Blogs aus. Dass dabei die eigene Meinung nicht zu kurz ist nicht verkehrt. So werden die Kommentare nicht selten zu einem lesenswerten Update des Artikels… Zum Thema kann ich nur sagen Treffer versenkt… Bei mir läuft wieder Core ohne dass sich an den Gründen ihn nicht zu nutzen was geändert hat

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