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AirBnB kauft ChangeTip-Personal und möchte vielleicht Userprofile durch Blockchain verewigen

AirBnB kauft die Manpower eines hoffnungsvollen Bitcoin-Startups, verzichtet aber auf den Code. Während das Bitcoin-Tipping damit vielleicht gefloppt ist, plant AirBnB Gerüchten zufolge, die Blockchain zu einer Art Schufa der Sharing Economy zu machen. Die einen finden’s prima, die anderen gruselig.

ChangeTip war eine dieser Geschäftsideen, die zu schön sind, um wahr zu sein. Man eröffnet ein Konto, verbindet seine Accounts bei sozialen Medien damit, um anschließend auf Facebook, Reddit, Twitter und Youtube sogenannte „Tips“, also Trinkgelder, zu verteilen. Guter Kommenar? Hier, ein paar bits. Geiler Song auf Youtube? Kauf dir von meinen Bitcoins einen Kaffee. Usw.

Gute Idee, hat aber nicht gezündet

Die Geschäftsidee ist, wie gesagt, schön, und auch richtig nett umgesetzt. Nur hat sie leider nie ernsthaft abgehoben. Es gab kurzzeitig eine ChangeTip-Manie auf reddit, die teilweise auch auf Subs ausgestrahlt hat, die nichts mit Bitcoins zu tun hatten. Aber auf Facebook und Youtube, den beiden eigentlich hoffnungsvollsten Netzwerken, hat ChangeTip nie gezündet. Dabei könnte es so gut sein … eine Mutter schickt ihrer Tochter, die im Ausland studiert, per Facebook 20 Euro; Fans von einer Musikgang schauen die Videos ihrer Stars auf Youtube und geben pro view ein paar cents … klingt gut, aber es hat nicht wollen sein.

Ein Grund dürfte sein, dass ChangeTip datenschutztechnisch ein Eisberg ist, der auf die Titanic wartet. Nicht nur, dass man seine Konten bei den sozialen Medien auf ChangeTip zusammenführt – man verbindet sie auch noch mit seinen Bitcoin-Adressen. Viel transparenter und gläserner geht es nicht.

Trotz dieses Problems und eines schwer bis gar nicht nachvollziehbaren Geschäftsmodells hat ChangeTip Ende 2014 ein Founding von 3,5 Millionen Dollar erhalten. Um einzuschätzen, ob das Wachstum des Startups den Erwartungen gerecht wurde, muss man kein Experte sein. Ein Blick auf Reddit reicht, um zu erkennen, dass das Tiping nicht nur nicht häufiger geworden ist, sondern fast ganz zum Erliegen kam.

Das ultimative Profil für die Sharing-Economy?

Nachdem also das Projekt nicht das gewünschte Wachstum ausweisen konnte, haben die Investoren wohl die Menschen hinter dem Projekt verkauft. AirBnB, die Plattform für Privat-Kurzzeit-Vermieter, hat die Mehrheit der Mannschaft von ChangeTip gekauft. Laut mehrere Quellen war AirBnB schon länger auf der Suche nach Blockchain-Startups, um zu erkennen, was die Technologie für ihre Plattform tun kann.

Was genau AirBnB nun vorhat, ist nicht genau bekannt. Man weiß lediglich, dass es nichts mit ChangeTip und vermutlich auch nichts mit Bitcoin zu tun hat. Nathan Blecharczyk, Mitgründer und Technik-Boss von AirBnB, erzählte vor kurzem immerhin, dass die Blockchain AirBnB helfen könnte, die User-Profile mit anderen Firmen zu teilen: „Die Frage ist, ob es einen Weg gibt, die User-Reputation zu exportieren und durch sie anderswo Zugang zu erhalten und damit die Sharing Economy erblühen zu lassen.“ Mit anderen Worten: AirBnB möchte die Reputation seiner Unser ineine unveränderbare Form gießen und als ultimatives Profil für die Sharing-Economy verkaufen.

Die Blockchain soll also (viellleicht) zur Schufa der Sharing-Economy werden. Sie vergisst kein Urteil, und wer einmal einen Akku-Schrauber beschädigt zurückgebracht hat, als Fahrer bei BlaBlaCar eine schlechte Bewertung erhalten hat oder einfach nur an einen schlecht gelaunten Handelspartner kam, wird niemals wieder eine Wohnung über AirBnB leihen und auch kein Carsharing betreiben dürfen – oder dafür einen Risikoaufschlag zahlen müssen. Die einen sagen, genau das hat der Sharing-Economy zum Durchbruch gefehlt, während es die anderen ziemlich gruselig finden.

Am Tipping selbst hat AirBnB in jedem Fall kein Interesse. ChangeCoin, die Firma hinter ChangeTip, sucht weiterhin nach einem Käufer für ihr geistiges Eigentum – also dem Code und der Marke von ChangeTip. Bis dahin kann man die Plattform weiterhin benutzen. Für ihre Macher war sie aber nur eine Durchgangsstation.

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6 Kommentare zu AirBnB kauft ChangeTip-Personal und möchte vielleicht Userprofile durch Blockchain verewigen

  1. Ich wüsste nicht, wozu man hierfür eine Blockchain braucht. Es gibt ja kein Double-Spending. Im Prinzip kann jeder irgendwelche Aussagen publizieren wie z.b. „Der X hat meine Wohnung zerstört.“. Die Aussagen sind alle unabhängig.

    Sowas kann man als P2P-Netz implementieren aber wozu als Chain?

    • Buzzword-buzzer // 18. April 2016 um 23:09 // Antworten

      Ist halt ein Buzzword. Wenn Bitcoin den Ausbruch aus der Nische schon nicht geschafft hat, soll jetzt halt wenigstens die Chain richten.
      Vor nem jahr waren auch sidechains. Openbazaar oder das lightning network als gamechanger im Spiel und heute? Was ist eigentlich aus Neo&Bee geworden.

    • Ich glaube, die Idee ist, dass die Blockchain die Userprofile dezentral speichert, also keine einzelne Firma, wie Facebook oder eben AirBnB, die Profile fälschen kann bzw. diese durch einen Hack gefälscht werden können.
      Außerdem – um so etwas durchzuführen, braucht man ohnehin ein gemeinsames Format und eine gemeinsame Datenbank. Da könnte man doch auch eine Blockchain benutzen …

      • Name required // 19. April 2016 um 16:10 //

        Für jeden halbwegs intelligenten Menschen ist eine derartige Nutzung der Daten-Super-Gau und der Anfang eines dezentralen Polizeistaates. Da sieht man wieder, wie Firmen AirBnB und Uber zu den Menschenrechten stehen, ja die Sharing-Community im Allgmeinen. Für Musik bezahlen? Nee, wieso, wenn der Musiker so blöd ist, sein Werk zu veröffentlichen …

  2. Man könnte doch die Daten einfach top verschlüsseln, somit besteht das Problem Polizeistaat nicht ?

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