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OpenBazaar, Kinder, Hacker und Online-Shops

Eine Roadmap für OpenBazaar, eine wohltätige Ransomware, ein Hack, einige neue Akzeptanzstellen: Die Bitcoin News der Woche fassen zusammen, was in dieser Woche geschehen ist.

Um ehrlich zu sein, gab es schon mal spannender Bitcoin-Wochen als diese. Dies zeigt sich auch im Kurs: Er startete bei 392 Euro, erreichte einen Spitzenwert von 405 und spazierte dann wieder auf 399 herunter und ist jetzt bei 400 oder 401 Euro. Sehr ruhig, recht langweilig.

Der Bitcoin-Kurs vom 6. bis zum 13. Mai. Quelle: Bitcoin.de

Der Bitcoin-Kurs vom 6. bis zum 13. Mai. Quelle: Bitcoin.de

Anders sieht die Lage allerdings aus, wenn man die GBTC genannten Anteile des Bitcoin Investment Trusts anschaut. Jeder GBTC entspricht 0,1 Bitcoin. Die Anteile sind nur begrenzt verfügbar und werden auf OTCMarkets gehandelt. Sie sind mehr oder weniger Bitcoins, aber ohne Wallet und Schlüssel, sondern so, wie Investoren Geldanlagen kennen. Aus irgendeinem Grund haben sie sich vor einiger Zeit vom echten Bitcoin-Kurs gelöst.

Der 1-Monats-Chart des GBTC bei Yahoo Finance

Der 1-Monats-Chart des GBTC bei Yahoo Finance

Wie hier zu sehen ist, steht ein GBTC bei mehr als 70 Dollar, was bedeutet, dass die Investoren dem Bitcoin einen Wert von mehr als 700 Dollar (~610 Euro) zuweisen. Er wird damit rund 60 Prozent über dem Marktpreis gehandelt. Weshalb das so ist, ist schwer zu sagen. Ein negatives, bärisches Signal lässt sich in jedem Fall schwerlich hineinlesen.

Schwer ist es auch, zu behaupten, dass in dieser Bitcoin-Woche allzuviel passiert ist. Wir haben eine Roadmap von OpenBazaar, einen Hack, der zeigt, wie wenig die Nutzerdaten von Webseiten „für Erwachsene“ wert sind, sowie eine Ransomware, die das tut, was laut Alligatoh hilft, den Ruf zu verbessern: Sie denkt an die Kinder.

OpenBazaar-Entwickler legen Roadmap vor

OpenBazaar ist das vielleicht spannendste Software-Projekt im Bitcoin-Raum. Die Entwickler nutzen Multi-Sig-Bitcoin-Transaktionen sowie ein P2P-Netzwerk, um einen dezentralen, freien Marktplatz zu bilden. Das ambitionierte Projekt war beim ersten Release schon weiter, als erwartet und wurde sehr positiv aufgenommen, ist aber immer noch heftig beta. Dies macht die Roadmap, die die Entwickler nun veröffentlicht haben, umso interessanter.

Zunächst schreiben die Entwickler jedoch, dass das Ziel von OpenBazaar – jedem Menschen freien Handel zu ermöglichen – nicht mit einem Sprint und nicht in 1-2 Jahren zu erreichen ist, sondern viel Zeit brauchen wird. Die Roadmap zeigt „laufende Verbesserungen“, „kurzfristige Maßnahmen“ (bis zu drei Monate), mittelfristige Ziele (3-12 Monate) sowie langfristige Pläne (mehr als 12 Monate).

Wer darauf gehofft hat, die fehlende Tor-Unterstützung sei ein kurzfristiges Ziel, wird enttäuscht sein. OpenBazaar ist nicht Tor-kompatibel und daher nicht der perfekte Ort für illegale Geschäfte, den sich manch einer gewünscht haben mag. Kurzfristig stehen Verbesserungen des Marktplatzes an, um mit zentralisierten Plattformen wie Amazon oder Ebay konkurrieren zu können: So sollen etwa die Suche nach Angeboten, das Listing, die Moderation und das Reputationssystem optimiert werden.

Die vielleicht massivste Änderung ist mittelfristig die Implementierung des Interplanetary File Systems (IPFS). Dieses erlaubt es, die Nutzerdaten auf viele verschiedene Knoten zu verteilen, was es ermöglicht, einen Shop online zu haben, wenn man selbst offline ist. Das IPFS verbessert zudem die Privatsphäre der Nutzer erheblich.

Erst danach – also frühestens in einem Jahr – sollen die langfristigen Verbesserungen entwickelt werden. Dazu gehört neben einer neu gebauten Suchfunktion sowie einer Bitcoin-Wallet auch die Kompatibilität mit Tor.

Diese Ransomware denkt an die Kin-dadada-dadada

Ransomware, also Software, die deinen Rechner befällt, deine Daten verschlüsselt und dein Geld will, um sie wieder zu entschlüsseln, ist leider eine der verbreitetsten Bitcoin-Anwendungen, die immer mehr Leuten einen nicht ganz so positiven Erstkontakt mit Bitcoins beschert.

Eine relativ junge Inkarnation der Ransomware, CryptMix, versucht sich nun mit Kinderliebe schön zu pinseln. Die Malware infiziert Rechner über eine Spam-Email, die auf eine Webseite verlinkt. Wer dem Link folgt, fängt sich ein Exploit-Kit und damit die Ransomware ein. CryptMix verlangt ein ungewöhnlich hohes Lösegeld – 5 Bitcoin – und droht dem User, den Betrag zu verdoppeln, wenn er nicht innerhalb von 24 Stunden bezahlt. Zum Trost verspricht die Malware, die bezahlten Bitcoins an eine Wohltätigkeitsorganisation für Kinder zu spenden. An welche, verrät sie allerdings nicht.

Soll man das glauben?

Daten von 40 Millionen User für weniger als 1 Bitcoin

Und wir bleiben bei den „dunklen“ Nachrichten. Fling.com, das „weltbeste soziale Netzwerk für Erwachsene“, wurde gehackt. Dabei wurden die Daten von 40 Millionen User gestohlen. Ein Hacker stellt diese Daten auf einem Darknet-Marktplatz zum Verkauf. Laut Hackread beträgt der Preis lediglich 0,645 Bitcoin – also nicht mal 300 Euro.

Die Daten enthalten die Adresse, Nutzername, Geburtsdatum, IP und Passwort. Weshalb sie so günstig sind, könnte eine Antwort von fling.com selbst erklären: Laut einem Unternehmenssprecher gehen die Daten auf ein Leak von vor 5 Jahren zurück – sind also unter Umständen extrem alt. Zudem konnte das Unternehmen von den zur Voransicht bereitgestellten 101 E-Mail-Adressen nur 61 bestätigen.

Dennoch zeigt dieser Vorfall nicht nur, dass keine Webseite sicher ist – sondern auch, dass deine Daten gar nicht so viel wert sind, wie man denken könnte.

Nee, oder: Firma kündigt „Quantenmining“ an

Bevor wir uns den angenehmen Nachrichten zuwenden, habe ich noch eine etwas dubiose News. Coinfaq bringt angeblich Quanten-Computer ins Bitcoin Mining und beschleunigt damit Miner um das 4.000fache. Wer will, kann schon jetzt Anteile fürs Cloud-Mining kaufen.

Aha. Das, was die Geschichte zeigt, ist vor allem, wie sich Nachrichten im Internet verbreiten: Bezahle ein Presseportal dafür,  deine Pressemitteilung an alle Redaktionen zu verteilen, verbinde zwei abgefahrene Begriffe, die kaum ein Mensch versteht (Kryptowährungen + Quantencomputer), und schon landet deine Pressemitteilung ungeprüft in zahlreichen renommierten Magazinen.

Wer auch nur einen Hauch darüber weiß, wie Bitcoin-Mining funktioniert und wo Quantencomputer derzeit stehen, kann nur den Kopf schütteln. Wer wie Coindesk ein wenig nachforscht, erfährt zudem, dass Palantir Industries – laut Pressemitteilung Besitzer von Coinfaq – jede Verbindung abstreitet, und dass eine google-Suche nach dem Gründer von Coinfaq, angeblich ein Industrieveteran, zu keiner anderen Seite als Coinfaq führt.

Besser ist es, ihr gebt eure Bitcoin für andere Dinge aus.

Neue Akzeptanzstellen

Zum Abschluss der Bitcoin-News der Woche habe ich noch einige bisher unerwähnte Akzeptanzsstellen:

Wein und Spirituosen

Sekt, Wein und Gebranntes gibt’s im Online-Shop des fränkischen Weinguts Dahms. Das Weingut ist zwar eine der allerersten Akzeptanzstellen in Deutschland überhaupt, hat aber erst vor kurzem einen ordentlichen Online-Shop eingerichtet. Dort kann man nun bequem und natürlich mit Bitcoin Getränke bestellen, die für Wahrheit und Frohsinn sorgen.

Raumduft

Ein guter Geruch ist manchmal die halbe Miete. Wer die Nase seiner Gäste becircen will, kann dies durch einen Aroma-Cube machen. Diese Kiste verteilt Gerüche nach Wahl im Raum. Zu kaufen kann man dieses Deo für die Wohnung im Online-Shop von arome-cube. Auch mit Bitcoins.

Schmuck

Ketten, Armbänder, Ohrringe, Ringe – solche Schmuckstücke gibt es bei Mujajama. Der niederländische Online-Shop für Schmuck liefert auch nach Deutschland aus und akzeptiert Bitcoins.

Ein Hotel in Wien

Wer nach Wien reist, kann nun direkt in einem Hotel mit Bitcoins bezahlen. Das Hotel Schani akzeptiert die Kryptowährung an der Bar sowie im Hotelshop, bald soll auch die Zahlung der Zimmer mit Bitcoins möglich sein. Während das Buchen von Hotelzimmern mit Bitcoins ǘber Plattformen schon lange möglich ist, ist Schani eines der ersten Hotels im deutschsprachigen Raum, das Bitcoin selbst akzeptiert.

Coming soon: Passwortmanager

Der beliebte Passwortmanager LastPass hat auf twitter angekündigt, dass Bitcoin auf der Road Map stehe. Vielleicht kann man also schon bald sein Abo für LastPass mit Bitcoins verlängern.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

4 Kommentare zu OpenBazaar, Kinder, Hacker und Online-Shops

  1. Nattydraddy // 13. Mai 2016 um 14:59 // Antworten

    Der Bitcoin Investment Trust „GBTC wird damit rund 60 Prozent über dem Marktpreis gehandelt. Weshalb das so ist, ist schwer zu sagen. Ein negatives, bärisches Signal lässt sich in jedem Fall schwerlich hineinlesen.“
    Der Bitcoin Investment Trust „GBTC“ hat 4 Sterne bekommen im Morningstar Rating:
    http://www.otcmarkets.com/common/showMorningstarReport?symbol=GBTC&secId=250763&isIq=false
    Dementsprechend auch ein MarketCap von über 100 Millionen $*!

    Wenn ich etwas vom Liberalismus gelernt habe, dann dass sich Menschen irren können, aber der freie Markt nie. Um über $100 Millionen zu kriegen, muss man schon was anzubieten haben. Nur was (außer Pump & Dumb)?

    Klärt mch bitte auf!
    Sonst wäre ich noch Kommunist, weiha! Aber Karl Marxs Kapitalismus-Analyse ist die einzige, die ich kenne. Alle anderen deklarieren den freien Markt als „naturgegeben“.

    • Marx, Laotse – du hast ja einen hübschen Bildungskanon :=)

      ich finde das auch rätselhaft. Ich vermute, weil der GBTC eine der wenigen Möglichkeiten ist, in Bitcoins zu investieren, ohne Bitcoins zu benutzen / zu haben. trotzdem seltsam.

  2. Zum einen finden ich es sehr erschreckend wenn von Langeweile gesprochen wird weil sich die Volatilität beim BTC beruhigt! Das ist einfach ein gutes Zeichen für Anleger und Investoren Vertrauen zu fassen! Das sollte auch der Autor langsam verstehen! Schlimm genug, daß auf Bitcoin.de der Kurs der letzten 48 Stunden angezeigt werden….

    Warum GBTC über dem Äquivalent des tatsächlichen BTC-Kurses liegt?

    Weil der GBTC einfach vom Handling ist und der Kurs nachvollziehbar in USD angezeigt wird!

    Will heißen: Schnell rein und schnell raus!

    Wer will schon aufwändig ein „Wallet“ anlegen das man auch einfach „Konto“ nennen könnte?
    Niemand will warten bis eine Transaktion nach einer Ewigkeit abgewickelt ist!

    Ganz einfache Dinge die den BTC hindern von den Investoren im großen Stil entdeckt zu werden!

    Ich prognostiziere Kurse von deutlich über 10.000,- Euro für einen Bitcoin in den nächsten 5 Jahren oder eben den Untergang.

  3. Der GBTC-Kurs ist teilweise deshalb soviel höher, weil GBTC als Altersvorsorge-Produkt gilt und deshalb steuerbegünstigt ist. Damit kann man ungefähr 20-30% des Unterschieds begründen.

    Der Rest geht wahrscheinlich darauf zurück, dass die meisten Menschen keinen blassen Schimmer haben, wie Bitcoin funktioniert und wie man Bitcoins kauft/speichert. Das fällt mir immer wieder in den Kommentaren zu Mainstream-Artikeln auf.
    Da viele dann aber anscheinend doch das Gefühl haben, dass da Gewinne winken könnten, kaufen sie halt den Fonds.

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