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Verstritten, aber verkettet: die Bitcoin-Szene nach dem Blocksize-Streit

Der Blocksize-Streit ist eskaliert. Grund ist nicht die Technologie, sondern Politik und Ideologie. Wenn man es sich genauer anschaut, wundert man sich, dass der Streit noch nicht weiter eskaliert ist.

Größere Blöcke? Wachstum? Dezentralisierung? Der Streit um die Blocksize ist verwirrend. Ist Classic ein Angriff – oder will Core den Bitcoin daran hindern, zu wachsen? Ist Gavin Andresen ein Handlanger von Coinbase? Oder will Blockstream Transaktionen „offchain“ bringen, um daran zu verdienen? Ist alles nur ein Irrtum – oder böse Absicht? Egal wo man steht – man kann nur etwas falsches sagen.

Der Blocksize-Streit hat zur Bildung zweier Lager geführt, die sich spinnefeind gegenüberstehen. Beide Seiten spielen fortlaufend auf der Klaviatur sozialer Medien und entzünden Wut, Zorn und Verachtung. Die eine Seite gräbt alles, was auch nur im Ansatz dunkel ist, aus der Vergangenheit der Kernentwickler aus, während die andere Seite jeden, der auch nur daran denkt, das Blocklimit anzuheben, als Idioten oder Saboteur verunglimpft. Vernünftige Diskussionen sind längst nicht mehr möglich, der Streit wurde zum Selbstläufer.

Worum aber geht es genau? Oft wird gesagt, um Technologie. Dies ist aber nur eine Seite der Wahrheit. Denn ohne Politik und Ideologie wäre die Debatte schon längst beendet. Wenn wir genau hinschauen, was alles in den Streit hineinfließt, müssen wir uns sogar wundern, dass die Debatte noch nicht vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist. Angesichts der Umstände geht alles erstaunlich friedlich, zivil und rational vor. Aber beginnen wir ganz vorne …

Warum ist die Blockgröße überhaupt so kritisch?

Wer wirklich verstehen will, warum die Blocksize so haarig ist, sollte sich zunächst vergegenwärtigen, was Bitcoin wirklich ist: Ein Netzwerk, das nichts anderes macht, als einen Konsens zu erhalten.

Der ganze Wahnsinn – die Knoten, die jede einzelne Transaktion validieren und speichern, die Miner, die die Energie einer Großstadt in kryptographische Rätsel pumpen – hat nur einen einzigen Zweck: zu gewährleisten, dass jedes Mitglied im Netzwerk in jedem Moment dieselben Informationen darüber hat, wer wann wem was überwiesen hat. Das ist der Konsens. Solange er steht, lebt Bitcoin, wenn er bricht, stirbt Bitcoin. Alles andere ist Beiwerk.

Wer dies verstanden hat, dürfte auch verstehen, weshalb die Blockgröße für die Entwickler eine kritische Variable ist. Sie ist DIE zentrale Zahl für die Belastung des Systems. Je größer die Blöcke, desto mehr Transaktionen, die die Knoten validieren und speichern müssen, und desto größer die Datenlast, die durch das Netzwerk geht. Wenn sich die Blöcke aufblähen, kann dies das ganze System aus dem Gleichgewicht bringen, zentralisieren und sprengen.

Das Manager-und-Ingenieur-Problem

Aus Perspektive eines Ingenieurs ist das Limit, das die Grenze von Blöcken auf 1 MB begrenzt, beruhigend. Es sagt, dass nur eine begrenzte Menge an Transaktionen durch das System gehen und dass die Blockchain nur um eine bestimmte Anzahl Megabyte am Tag wachsen kann.

Für User und Unternehmen ist das Limit jedoch beunruhigend: Es begrenzt das Wachstum, oder, besser gesagt: Das Potenzial auf Wachstum. Und dieses ist das Grundversprechen, in das die meisten Leute investiert haben. Bitcoin mag mit einer begrenzten Größe der Blöcke sicher funktionieren; die Welt erobern wird die Kryptowährung so aber nicht. Wenn die Kapazität so bleibt, wie sie derzeit ist – und daran wird vorerst auch Segregated Witness nichts gravierendes ändern – bleibt Bitcoin aus ökonomischer Perspektive irrelevant.

Im Prinzip haben wir hier den klassischen Konflikt zwischen Ingenieur und Manager: Der eine möchte, dass jede Änderung des Systems ausführlich getestet wird und dass dem System nichts abverlangt wird, was es möglicherweise nicht tragen kann; der andere meint dagegen, dass ein System unbedingt die Bedürfnisse des Marktes bedienen muss. Jeder hält die Position des anderen für unverantwortlich, da sie das System zerstören kann – entweder, weil es zuviel tragen muss, oder weil es am Markt vorbei arbeitet.

Recht haben dabei beide Seiten, und jedes Unternehmen, das zu einseitig entscheidet, wird über kurz oder lang gegen die Wand fahren. Daher gibt es in funktionierenden Unternehmen Prozesse, die die Abstimmung zwischen Ingenieur und Kundenberater regulieren.

Wer entscheidet? Wer soll, wer darf entscheiden?

An sich ist die Frage leicht zu beantworten, wer Bitcoin „regiert“. Wenn die Kryptowährung „existiert“, dann als Code-Repository auf GitHub, und die einzigen, die den Code verändern können, sind die Entwickler. Sie sind diejenigen, die sich seit Jahren intensiv mit ihm beschäftigen; sie wissen, wie man etwas ändert, ohne dass dabei das ganze Ding in die Luft fliegt. Wenn sie sich gegen etwas entscheiden, haben sie ihre Gründe.

Andererseits ist Bitcoin aber mehr als „nur“ einige zehntausend Zeilen Code. Bitcoin ist ein lebendiges Netzwerk von Minern, Knoten, Nutzern und Unternehmen – ein Ökosystem rund um eine neue Währung. Um zu funktionieren, muss Bitcoin einen Wert haben, und diesen Wert bekommt er nicht durch Code, sondern durch User und Unternehmen. Bitcoin ist, wie jede soziale Software, ein Hybrid aus Code und Mensch.

Daher sollten sich beide Seiten zusammenraufen um einen Entscheidung zu treffen, die für beide Parteien in Ordnung ist. Das ist nicht immer leicht, aber die Welt beweist jeden Tag, dass das Ingenieur-und-Kundenberater-Problem zu lösen ist. Warum klappt das aber nicht beim Bitcoin? Die Gründe liegen in Open Source und der Ideologie.

Open-Source: Du kannst mich nicht zwingen, freiwillig etwas zu tun, was ich nicht will

Bitcoin ist Open Source. Dies bedeutet nicht nur, dass der Quellcode offenliegt, sondern auch, dass sich die Entwicklung deutlich von kommerziellen Softwareprojekten unterscheidet. Die Entwickler sind von keinem Unternehmen angestellt und erhalten kein Geld von Usern, sondern investieren ihre Zeit freiwillig in die Verbesserung des Codes.

Wer Lust hat, macht mit, wer nicht will, der lässt es. Niemand kann den Entwicklern befehlen, was sie zu tun haben. Wenn sie sagen, „Wir wollen diese Änderung nicht einbringen, da wir sie für unverantwortlich halten,“ – und das machen sie – gibt es keinen, der sie dazu zwingen kann. Es ist Ok, dafür bezahlt zu werden, etwas zu tun, was man nicht vollständig unterstützt. Aber in seiner Freizeit und unbezahlt etwas tun zu sollen, was man nicht möchte, ist eine Beleidigung.

Solche Konflikte und Meinungsverschiedenheiten über Richtungsentscheidungen gibt es im Open Source Raum zuhauf. In der Regel werden diese Konflikte durch eines der wundervollsten Prinzipien von Open Source gelöst: Wer nicht einverstanden ist, dem steht es frei, ein neues Projekt zu beginnen. Kann eine Partei die Änderungen, die ihr am Herzen liegen, nicht durchsetzen, forkt sie den Code und baut ihre eigene Version. Meinungsverschiedenheit bringt im Open-Source-Biotop Vielfalt hervor.

Beim Bitcoin dagegen sind Forks nicht schöpferisch, sondern zerstörerisch. Eine Fork hinterlässt nicht zwei Versionen der Bitcoin-Software, sondern zwei Währungen, die nicht kompatibel sind. Wer einmal versucht hat, tatsächlich durchzudenken, was es bedeutet, wenn sich Bitcoin in zwei Blockchains spaltet, weiß, dass eine Fork keine vernünftige Option sein kann. Der Bitcoin kettet verschiedene Parteien mit verschiedenen Interessen und Absichten an eine Währung, womit er ironischerweise an den Euro erinnert.

Der Bitcoin verbindet Manager und Ingenieure, ohne dass es ein Regelwerk gibt, um kooperativ Entscheidungen zu treffen, und ohne dass die Option besteht, dass eine Partei aussteigt. Kann so etwas überhaupt gut ausgehen?

Dezentralität über alles!

Die Verkettung von Managern und Ingenieuren trägt in sich schon genügend Konfliktpotenzial. Verschärfend kommt hinzu, dass der Streit um die Blocksize fast von Anfang an ideologisch aufgeladen war. Denn dass der Bitcoin eine Währung ohne Politik ist, bedeutet nicht, dass es nicht um Politik geht. Ganz im Gegenteil.

Die Kernentwickler haben ihr (verständliches) technisches Unbehagen an größeren Blöcken vor allem mit dem Hinweis auf die „Dezentralität“ gerechtfertigt: Wenn die Blöcke wachsen, wächst der Zentralisierungsdruck auf den Bitcoin; größere Blöcke erschweren das Betreiben eines Knotens und erhöhen die Latenz beim Mining. Und Dezentralität – das ist alles, was der Bitcoin hat; alles, was ihn von PayPal unterscheidet, seinen Wert sichert und alles, was ihn zensurresistent macht. Ohne Dezentralität ist der Bitcoin nichts.

Dezentralität ist allerdings eine Eigenschaft, die schwer zu greifen ist. Ab wann ist das Netzwerk dezentral? Bei 1000 Knoten? Bei 10.000 Knoten? Wwas bedeutet die Zentralisierung des Minings sowie die Zentralisierung der Entwicklung bei Core? Und kann man abwägen? Ist es besser, möglichst viele Leute Teil an einer möglichst dezentralen Währung haben zu lassen – oder ist es besser, einem kleinen Kreis eine absolut dezentrale Währung zu schenken?

Solche Fragen bleiben leider unbeantwortet. Die Kernentwickler, die größere Blöcke ablehnen, sowie ihre Anhänger, haben sich jedoch von Anfang an zu den Hütern eines Kults der reinen Dezentralisierung gemacht. Ihnen zufolge ist schlicht alles, was die Dezetralität verringern kann, kategorisch abzulehnen. Größere Blöcke sind damit nicht eine Sache der technischen Machbarkeit, sondern ein Verstoß gegen die Prinzipien des Bitcoins. Eine solche Meinung basiert nicht auf rationalen Argumenten, sondern auf einem diffusen, weltanschaulichen Gefühl, das sich Argumente als Gefäß sucht.

Die Diskurse zur Dezentralität, die eigentlich geführt werden müssen, um diesen Nebel zu durchdringen und um Technologie von Politik zu scheiden, haben leider niemals auf breiter Flur stattgefunden. Das Ergebnis ist, dass die Anhänger der größeren Blöcke auf eine Wand von Argumenten stoßen, die sie nicht verstehen können, da sie nicht als Diskussionsbeitrag vorgebracht werden, sondern als Ausdruck einer Meinung. Gleichzeitig verletzen die Big Blocker die ethischen Prinzipien der Small Blockers und scheinen unfähig, diese zu würdigen oder auch nur zu verstehen.

Herzlich willkommen im Streit der Ideologien.

Wer größere Blöcke will, will Transaktionen zensieren

Ungünstigerweise hängt die Dezentralität auf nicht minder verworrene Weise mit der Zensurresistenz und Pseudonymität des Bitcoins zusammen. Die Kernentwickler beanspruchen für sich, als Hüter der Dezentralisierung den Bitcoin vor Zensur zu schützen.

Die Argumentation geht dabei wie folgt: Wer die Blöcke soweit erhöht, dass nur noch wenige Leute Knoten betreiben können, kann über die „Big Nodes“ Transaktionen zensieren bzw. kann in einer Kooperation zwischen mächtigen Minern und mächtigen Knoten Leute daran abhalten, Bitcoin zu benutzen, eine generelle, an die Identität gebundene Eintrittskarte verlangen oder White- oder Blacklists führen, die definieren, welche Adressen (keine) Transaktionen schicken dürfen.

David Chaum, Erfinder von DigiCash, hat einmal gesagt, die Qualität des kryptographischen Algorithmus könnte entscheiden, ob wir in Zukunft in einer freiheitlichen Gesellschaft oder in einer Diktatur leben. Analog dazu sagen die Befürwörter der kleinen Blöcke, dass die Blocksize entscheidet, ob Bitcoin ein gläsernes Geld der Kontrolleure und Tyrannen wird oder das pseudonyme Geld der freien Menschen bleibt.

Es geht damit um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft der Freiheit als Ganzes. Damit ist es nur ein kleiner Schritt, um diejenigen, die größere Blöcke fordern, zu denjenigen zu erklären, die wollen, dass das Experiment eines freien Geldes scheitert. Dass die Protagonisten der Big-Blocks-Bewegung in dieser Beziehung etwas vorbelastet sind, macht die Geschichte nicht unbedingt einfacher: Mike Hearn tritt nicht nur vehement für größere Blöcke ein, sondern hat auch schon öffentlich über Whitelists nachgedacht; Gavin Andresen, Mit-Initiator von Classic, hat sich bereits 2010 mit einem Subunternehmen der CIA getroffen; und Coinbase, das Unternehmen, das am lautesten auf größere Blöcke pocht, ist mit eine der Firmen, die KYC und AML im Bitcoin-Raum am genauesten nehmen (muss).

Gleichzeitig ist auch diese Debatte eher emotional als rational. Ist es nicht auch eine Form von Zensur, wenn man das Blocklimit so klein hält? Ist eine weite Verbreitung nicht der beste Schutz vor Zensur? Wer sagt, dass größere Blöcke tatsächlich eine zentralisierende Wirkung haben, die den Zensur-Möglichkeiten, die ein Kartell der Miner bereits heute hat, noch etwas hinzufügt? Und woher weiß man, ab welcher Blockgrenze Zensur möglich wird?

Dass solche Fragen unbeantwortet – ja, sogar un-diskutiert – bleiben, zeigt erneut, dass sich die Debatte weniger um rationale Argumente oder Technologie dreht, als vielmehr um Emotionen und Ideologie. Sobald das Argument möglicher Zensur auf dem Tisch liegt, geht es nicht mehr um einen Diskurs, sondern um die Gesinnung. Wer es nicht ernst nimmt, entpuppt sich als Feind der Freiheit. An eine rationale Diskussion ist nicht mehr zu denken, wenn man einen großen Bogen um jede Position machen muss, die in eine Richtung geht, die als unfreiheitlich gilt.

No Fork: Du darfst mich nicht zwingen, eine bestimmte Software zu benutzen

Wenn Sie denken, mit dem bisherigen seien alle Herde von Streit und Zank erklärt, befinden Sie sich im Irrtum. Neben der Ablehnung von Zensur stehen viele Bitcoiner mit beiden weltanschaulichen Füßen auf dem Boden liberaler Theorie. Liberal bedeutet, dass der Markt und nicht der Staat „es“ (=alles) richten soll, und dass das freie, ungezwungene Handeln der Individuen zu bevorzugen ist vor der Verkollektivierung der Individuun durch eine übergeordnete Planstelle.

Eine der heiligen Kühe liberaler Theorie ist das Konzept der negativen Freiheit. Dieses besagt, dass Freiheit nicht bedeutet, etwas tun zu können, sondern lediglich, dass man zu nichts gezwungen wird, was man nicht tun will. Wenn ein Staat den Reichen nimmt, um den Armen ein würdevolles Leben zu ermöglichen, bleibt dies ein Diebstahl an den Reichen und eine Verletzung ihrer Freiheit, da sie gezwungen werden, den Armen gegen ihren Willen zu helfen. Ebenso verhält es sich mit der Hardfork: Wenn Classic sagt, dass Bitcoin ab sofort 2 MB Blöcke transportieren kann, dann müssen alle, die einen alten Client haben, updaten, um weiterhin am Netzwerk teilzunehmen. Um es mehr Leuten zu ermöglichen, Bitcoins zu benutzen, zwingen wir diejenigen, die das System aufrechterhalten, eine höhere Datenlast zu tragen.

Das ist genau die Art von Zwang, die Liberale ablehnen. Daher ist eine Hard Fork, auch jenseits der zahlreichen technischen Horror-Szenarien, etwas, das prinzipiell abzulehnen ist. Eine Hardfork mag manchmal notwendig sein, aber sie ist immer Zwang und verstößt immer gegen die liberale Konzeption von Freiheit.

Wenn eine Diskussion zu Streit und Technologie zu Politik wird …

Wir haben also ein relativ überschaubares technologisches Problem (größere Blöcke, ja oder nein? Wenn ja, wie groß?), das aber an einen verschwommenen, jedoch ideologisch aufgeladenen Begriff der Dezentralisierung andockt und über diesen politische Gebiete wie die Zensurresistenz und die Privatsphäre erreicht.

Die Folgen lassen sich seit rund einem Jahr aufs Lebhafteste begutachten: Es herrscht ein digitaler Bürgerkrieg, es gibt DDoS-Angriffe, Angriffe auf die Personen, fortlaufende Propaganda für jede Seite. Die digitalen Räume, in denen die Bitcoin-Szene zusammenkommt, sind längst stark zensiert, und die Charaktere, die in ihnen blühen, sind die Trolle.

Man kann nur hoffen, dass Bitcoin in Zukunft wieder das ist, was es sein sollte: Ein Geld, das sich der Politik und Ideologie entzieht.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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11 Kommentare zu Verstritten, aber verkettet: die Bitcoin-Szene nach dem Blocksize-Streit

  1. Ich habe wirklich selten einen derart guten Artikel gelesen. Gratuliere!

  2. Ein Libertärer // 24. Mai 2016 um 7:31 // Antworten

    „Wenn Classic sagt, dass Bitcoin ab sofort 2 MB Blöcke transportieren kann, dann müssen alle, die einen alten Client haben, updaten, um weiterhin am Netzwerk teilzunehmen. Um es mehr Leuten zu ermöglichen, Bitcoins zu benutzen, zwingen wir diejenigen, die das System aufrechterhalten, eine höhere Datenlast zu tragen.

    Das ist genau die Art von Zwang, die Liberale ablehnen.“
    –> das ist nicht richtig. Es ist eine freie Entscheidung des Users ob er den Client updated order nicht. Ein Zwang wird nicht ausgeübt.

  3. Volker Nowarra // 24. Mai 2016 um 8:57 // Antworten

    merci vielmal! So schön ausgeglichen, ohne einen Standpunkt einzunehmen – wunderbar professionell… Obwohl ich in früheren Artikeln meine, gelesen zu haben, dass Du für 2MB Blöcke bist?
    Wenn ich die reddit oder slack Kommentare so lese, beschleicht mich immer das Gefühl, dass bestimmte Leute den Bitcoin einfach nur jetzt oder schnell „monetisieren“ wollen (also ihren return on invest pflegen) – und dafür braucht man die grössere Blocksize. Interessant finde ich dann, wie die Entwickler dagegen halten (oben genannte Gründe).
    Inzwischen ist der Bitcoin so fundamental an unseren Werten diskutiert, dass ich denke, es ist ein gross angelegtes soziologisches Experiment 🙂

    • Ja, ich bin für größere Blöcke, versuche meine Meinung hier aber so gut es geht zurückzuhalten, und stattdessen nur Fakten und Ideen zu liefern, damit ihr euch eure eigene Meinung bildet. Ich hoffe, das klappt einigermaßen.

      Der Return of Investment ist sicherlich mit ein Grund für die Anhänger größerer Blöcke. Ist ja auch nicht verwerflich – die meisten Leute investieren in den Bitcoin in der Hoffnung, dieser werde ein verbreitetes Zahlungsmittel. Wenn diese Hoffnung sich mangels Kapazität gar nicht erfüllen kann, selbst wenn die Menschen wollten, ist dies ein verständlicher Grund, besorgt zu sein (sowohl um sein Investment als auch um die gesellschaftliche Vision des Bitcoins).

      Andere Gründe sind, dass der Bitcoin nicht ein Spielzeug der Reichen sein soll, um große Vermögen schnell und heimlich zu transportieren, sondern der Allgemeinheit gehören und auch in Entwicklungsländern benutzbar sein sollte.

      Allgemein finden auch viele, dass die Zensur, mit der die Foren der Small Blocker XT, Classic und Unlimited totschweigen, Grund genug ist, um diese Partei nicht zu unterstützen. Wie kann man einem Team von Entwicklern und deren anhängern eine zensurresistente Währung anvertrauen, wenn diese selbst eine Zensur in sozialen Medien unterstützen oder zumindest stillschweigend tolerieren und mittragen?

      Etc. Genervt sind Leute auch davon, dass sich die Bitcoin-Entwicklung ideologisch radikalisiert hat und dass mit dem Ausstieg / Rauswurf von Gavin Andresen und Mike Hearn so etwas wie eine politische Säuberung stattfand (um das mal zu überspitzen). Oder dass eine Firma, Blockstream, einen so deutlichen Einfluss auf die Bitcoin-Entwicklung hat und auch ganz offen für kleine Blöcke eintritt. Und so weiter.

      Es gibt Dutzende Gründe, für die eine oder andere Seite zu sein, und letzten Endes läuft es auf eine Mischung aus Sympathie, Ideologie und Ansicht über ein Seit nicht exakt ausformulierbarer Probleme (Blocksize, Zentralisierung, Hardfork) hinaus. Ich denke gerade aber, Core hat einen Weg vorgelegt, und wir sollten dem auf jeden Fall eine Chance geben, anstatt aus Prinzip dagegen zu kämpfen. Wenn es schiefgeht, gibt es immer noch Classic, und wenn die Miner und Knoten zu doof sind, um zu wechseln, gibt es andere Kryptowährungen. Dann werden einige Leute viel Geld verlieren, aber das ist dann selbstverschuldet. Ich hoffe aber, es kommt nicht so weit.

      In dem Sinne – ja, Bitcoin ist nicht nur ein technisches, sondern ein soziologisches Experiment, das nun nicht nur um Geld, sondern auch um die Entscheidungsfindung in einem dezentralen System geht.

  4. Sehr guter Artikel. Vielen Dank dafür. 🙂

  5. CPU-Geschwindigkeit und Internetbandbreiten steigen seit Jahren exponentiell. Sowohl Plattenspeicher als auch Hauptspeicher werden von Jahr zu Jahr billiger und schneller.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass wenn wir jahrelang mit einer Blockgröße von 1MB arbeiten konnten, es jetzt nicht möglich sein soll auf 2MB zu wechseln.

  6. Jens Sauerwald // 24. Mai 2016 um 16:38 // Antworten

    Es ist mittlerweile Mai, hier werden noch die Probleme aus dem März gewälzt. *gähn*

  7. Alles viel zu Schwarz-Weiß gedacht, denn eine Blockgrößenerhöhung von 2MB ändert an der Dezentralität rein gar nix, würde aber einen Kompromiss möglich machen, zumal mit diversen Maßnahmen, z.B. ThinBlocks die Problematik entschärft werden kann.

    Dezentralität wie sie von Bitcoin Core als Totschlagargument genutzt wird, widerspricht sich allein schon im Verhalten von Bitcoin Core, die durch ihr kompromissloses Verhalten die Machtkarte spielen und die Entwicklung faktisch zentralisieren.

    Darüber hinaus beschließen sie Entscheidungen unter Beisein der Goodwill-Partner über die Köpfe der Kritiker hinweg.

    Dann lässt sich Bitcoin Core von den chinesischen Minern quasi nach deren Gutdünken beeinflussen und zu Reaktionen auf Patenten hinreißen, so dass das ohnehin bereits durch China massiv dominierte Mininggeschäft auch weiterhin in fester zentraler chinesischer Hand bleibt.

    Dezentral wäre es, die Entwicklung auf mehrere alternative Entwicklerteams zu verteilen und den Nutzer entscheiden zu lassen.
    Dezentral wäre es, wenn Entscheidungen nicht mehr nur durch wenige Entwickler und chinesische Miner, sondern durch einen breiteren Konsens zustandekommen würden. Es kann nicht sein, dass nur weil Jemand nicht die eigene Ideologie verfolgt, man einfach gar nicht mehr einlädt.

  8. Ganz schöne Zusammenfassung, allerdings finde sehe ich zwei Punkte anders.

    Warum kann man denn Bitcoin nicht forken? Ich finde bisher immer noch kein schlüssiges Argument dagegen.
    Die Mehrheit entscheidet doch einfach wo es langgeht und der Rest kann sein eigenes Bier machen oder eben mitmachen ?

    Und wieso ist ein Hard Fork ein Zwang ? Die, die den Kurs nicht mitmachen möchten, können sich doch einfach gegen Bitcoin entscheiden und ihr Bitcoin#2 weiter betreiben, ohne Blocksize Erhöhung oder eben mit ?
    Ich sehe da vielmehr ein künstliches Hemmniss und die Leute haben von Anfang an bei Bitcoin Angst vor Forks, weil sie nicht wissen was dann passiert.
    Aber Angst vor Entwicklung und Wandel bedeutet Stillstand und somit Tod.

    • Genauso sehe ich es auch. Die Angst vor Veränderung führt zur Lähmung und verhindert eigentlich die positive Wirkung einer offenen Entwicklung, welche bislang noch nicht zum Tragen gekommen ist.

      D.h. im Grunde ist der Bitcoin in seinem Verhalten nicht von einer zentralen geschlossenen Anwendung zu unterscheiden, solange die Entwicklung zentralisiert bleibt und kein Entwicklerteam eine Fork wagt.

      Ich würde es begrüßen wenn Classic einfach eine Fork durchführen würde und sich Beispielsweise mit BitPay, Coinbase und diversen Tauschbörsen zusammenschließen würde. Dann denke ich würde der Wettbewerb erst beginnen und es einen Schub der Entwicklungen geben wo Ideologien dann eben keinen Platz mehr finden.

      • Nattydraddy // 29. Mai 2016 um 14:45 //

        „Ich würde es begrüßen wenn Classic einfach eine Fork durchführen würde“

        Dann müssen sie sich aber beeilen. CSV (checksequenceverify) ist schon bei 40%, bei 95% wird der Fork aktiviert.
        CSV:
        https://github.com/bitcoin/bips/blob/master/bip-0112.mediawiki

        Damit werden wir Transaktionen haben, die erst später in die Blöcke geminded werden. Wenn ein Fork dazwischen kommt, könnten Transaktionen ungültig werden. Damit sind die betreffenden Bitcoins vernichtet:(

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