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Bitcoin-Preis > 500 Euro!

"Happy" von Carmela Nava via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Schön, schön, schön: Der Bitcoin-Preis steigt und steigt und steigt, und am Wochenende hat er die 500-Euro-Marke geknackt. Zum letzten Mal gab es das im Februar 2014. Wir jubeln, aber versuchen auch, Erklärungen zu finden. 

Was gibt es noch zu sagen? Ein Blick auf den Bitcoin-Chart reicht eigentlich. In den letzten zwei Wochen ging der Kurs steil nach oben, von 400 Euro auf 450 auf 475 und schließlich, am vergangenen Wochenende, auf 500 Euro. Und weil das noch nicht genug ist, stieg der Preis gleich weiter auf derzeit 516 Euro.

Der Kursverlauf im 7-Tages-Chart. Quelle: Bitcoin.de

Der Kursverlauf im 7-Tages-Chart. Quelle: Bitcoin.de

Bitcoin wurde so oft für tot erklärt, und der lange, lange Bärenmarkt, der von Dezember 2013 bis November 2015 angehalten hat, hat die ganze Bitcoin-Wirtschaft niedergedrückt. Als der Kurs fast das ganze Jahr 2015 um einen Tiefpunkt von etwa 200 Euro herum mäandert ist, sah es aus, als würde man niemals wieder das Allzeithoch vom ersten Dezember 2013 erreichen, als der Bitcoin-Kurs auf 850 Euro gestiegen war.

Nun sieht alles viel optimistischer aus. 200 Euro war der Boden, und wer bei ihm entschlossen zugegriffen hat, darf sich jetzt, nur 8 Monate später, über einen saftigen Gewinn von gut 150 Prozent freuen. Wer dagegen während des frühen Bärenmarktes, zu Preisen jenseits der 600 Euro gekauft und eisern gehalten hat, darf langsam Hoffnung schöpfen, dass sich sein Investment doch noch und trotz Allem auszahlt.

Bitcoin-Kurs im 3-Jahres-Verkauf. Wenn man genau hinschaut, kann man einen Punkt im Februar 2014 identifizieren, zu dem der Preis noch über 500 Euro lag.

Bitcoin-Kurs im 3-Jahres-Verkauf. Wenn man genau hinschaut, kann man einen Punkt im Februar 2014 identifizieren, zu dem der Preis noch über 500 Euro lag.

Um einen ähnlich hohen Preis wie derzeit zu finden, müssen wir lange zurückschauen. Ein Tagesdurchschnitt von mehr als 500 Euro kam auf bitcoin.de zum letzten Mal im Februar vor – 2014. Damit sind wir jetzt auf einem 26-Monats-Hoch angekommen!

Und warum?

Ja, das ist die große Frage. Man kann natürlich sagen, der Preis steigt, weil es mehr Käufer als Verkäufer gibt. Damit liegt man genauso wenig falsch, wie wenn man sagt, ein Thermometer zeige tiefere Werte an, weil die Temperatur sinke. Die eigentliche Frage – warum gibt es mehr Käufer als Verkäufer – wird damit aber nur verschoben. Warum also?

Alles, was ich habe, sind ein paar Ideen.

Die Tischtennis-Hypothese

Unter Hobby-Tischtennisspielern reicht es in der Regel, keinen Fehler zu machen, um zu gewinnen. Man muss nicht anschneiden oder schmettern, sondern einfach nur fehlerfrei abwarten, bis der andere den Ball ins Netz oder ins Aus schlägt. Auch Bitcoin muss im Prinzip nichts machen, um zu gewinnen, außer da zu bleiben und zu warten, bis die „normalen“ Währungen scheitern. Und da noch jede „normale“ Währung bisher abgewertet wurde, passiert das ganz von alleine. Es ist kein Zufall, dass der Beginn dieser Rally mit einer Abwertung des chinesischen Yuan zusammenfiel.

Alles, was Bitcoin derweil tun muss, ist zu demonstrieren, dass er funktioniert. Und das macht er, seit mehr als 7 Jahren. Und mit jedem Monat, in dem er das beweist, wird er stärker.

Der Bedarf

Bitcoin ist Spekulation, aber nicht nur. Es gibt einen Bedarf nach einer zensurresistenten, pseudonymen und dezentralen Online-Währung. Wer und was und wofür mit Bitcoins macht, ist aufgrund der pseudonymen Natur unserer Lieblingswährung schwer zu sagen. Sind es chinesische Millionäre, die ihr Vermögen außer Landes schaffen wollen? US-Amerikaner, die im Internet Glückspiele spielen wollen? Osteuropäer, die in Westeuropa etwas bestellen wollen, aber deren Kreditkarte nicht akzeptiert wird? Gastarbeiter, die Geld in ihre Heimat schicken? Drogendealer, die Bitcoin für ihre Ware akzeptieren? Die Opfer von Hackern, die mit Bitcoin ein Lösegeld für Ransomware oder ein Schutzgeld gegen DDoS-Angriffe bezahlen müssen?

Wer auch immer Bitcoins wofür benutzt, und welche Grafiken man auch immer verwendet – es gibt einen steigenden Bedarf, den Bitcoin als das zu verwenden, als was ihn Satoshi Nakamoto entwickelt hat: als dezentrales digitales Bargeld.

Beweisstück A: Die Anzahl der täglichen Transaktionen wächst rasant. Quelle: Blockchain.info

Beweisstück A: Die Anzahl der täglichen Transaktionen wächst rasant. Quelle: Blockchain.info

Beweisstück B: Auch das vom Bitcoin-Netzwerk täglich prozessierte Dollar-Volumen wächst kontinuierlich. Quelle: erneut blockchain.info

Beweisstück B: Auch das vom Bitcoin-Netzwerk täglich prozessierte Dollar-Volumen wächst kontinuierlich. Quelle: erneut blockchain.info

Das Halving

Eine Verknappung des Angebots führt zu einem Steigen des Preises. So hat die OPEC, die Organisation Erdölexportierender Länder, mit einer Drosselung der Ölförderung reagiert, nachdem ein Anstieg der Produktion von Rohöl den Ölpreis gedrückt hat. Der Preis reguliert das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Beim Bitcoin ist nun in etwa einem Monat eine erhebliche Drosselung des Angebots zu erwarten. Das Halving wird die Belohnung halbieren, die die Miner etwa alle 10 Minuten erhalten, wenn sie einen Block finden.

Das Halving passiert alle 210.000 Blöcke. Am 28. November 2012 sank die Belohnung erstmals von den ursprünglichen 50 Bitcoin je Block auf 25 Bitcoin. Einen unmittelbaren Einfluss auf den Preis hatte dies nicht: der Kurs blieb stabil und begann erst zwei Monate später, im Januar 2013, spürbar zu steigen.

Bitcoin-Kurs auf Bitcoin.de von September 2012 bis Ende Januar 2013. Quelle: Bitcoincharts.com

Bitcoin-Kurs auf Bitcoin.de von September 2012 bis Ende Januar 2013. Quelle: Bitcoincharts.com

Wenn wir noch etwas weiter herauszoomen – bis April 2013 – sehen wir eine Verfünffachung des Preises. Und wenn wir schließlich ein ganzes Jahr herauszoomen – bis Dezember 2013 – steigt der Preis um das mehr als 50-fache.

Ende März steht der Preis bereits bei 50 Euro ...

Ende März steht der Preis bereits bei 50 Euro …

Und weitere 8 Monate später ist der Wahnsinn in vollem Gange.

Und weitere 8 Monate später ist der Wahnsinn in vollem Gange.

Das zweite Halving wird bei Block 420.000 geschehen. In dem Moment, in dem ich das schreibe, wurden 415.033 Blöcke gefunden. Das bedeutet, uns trennen weniger als 5.000 Blöcke vom zweiten Halving. Wenn man davon ausgeht, dass alle zehn Minuten ein neuer Block auftritt, wird sich das Angebot an neuen Bitcoins in gut 30 Tagen halbieren. In den ersten Juli-Wochen werden je Block nur noch 12,5 anstatt 25 Bitcoin ausgeschüttet.

Falls auch nur eine Chance besteht, dass das zweite Halving einen ähnlichen Einfluss auf den Kurs hat, wie das erste, wäre es töricht, jetzt keine Bitcoins zu kaufen. Aber dies ist – natürlich – Spekulation. Geschichte wiederholt sich in der Regeln nicht. Dass der Preis steigt, könnte zeigen, dass viele Leute darauf spekulieren, dass das zweite Halving ähnliche Effekte wie das erste hat. Aber dies selbst wiederum ist reine Spekulation.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
Das Bitcoinblog wird von Bitcoin.de gesponsort, ist inhaltlich aber unabhängig und gibt die Meinung des Redakteurs Christoph Bergmann wieder ---

11 Kommentare zu Bitcoin-Preis > 500 Euro!

  1. Klasse Beitrag,, weiter so

  2. Klaus Schmidt // 6. Juni 2016 um 14:25 // Antworten

    Ich habe eine weitere Theorie: Der bevorstehende BREXIT!
    Sollte GB tatsächlich die EU verlassen, würde das eine Erschütterung für die gesamte Weltwirtschaft bedeuten. Alternativ-Währungen, wie BTC sind dann immer gefragt. Es ist doch kein Zufall, dass der Kurs so rapide und steil ansteigt, weniger als einen Monat vor dem 23. Juni.
    Wenn ich Recht habe, wird der Kurs kurz nach dem 23. Juni – vorrausgesetzt die Briten stimmen für den Verbleib in der EU – wieder fallen.

  3. Sehr schöne Rekapitulation des Kursverlaufs.

    Vom Halving Day selbst sollte man sich keinen Kusanstieg versprechen. Aber die Verknappung des Angebots in Folge des Halving könnte einen spürbaren Effekt haben.

    Allerdings könnte durch das Halving auch deutlich werden, dass die Miner auf lange Sicht ihre Einnahmen zum Betrieb ihrer Mining-Hardware vollständig aus den TX-Fees beziehen müssen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

  4. Geschichte wiederholt sich. Türkischstämmige Abgeordnete im Bundestag sollen gemäß eines Schleimers ihre reinrassige türkische Abstammung belegen. Hatten wir 1933-1945 schon einmal.
    Der daraus resultierende Bruch und der BREXIT dürften sich ebenso im BTC – Kurs wiederspiegeln wie das Halving, das nun mal ein Halving bleibt.

  5. Super dargestellt, kurzfristig spielt natürlich Psychologie eine große Rolle, langfristig ist das 21-Millionen-Limit und die (immer verzweifelnder werdende) Politik der großen Notenbanken die entscheidende Rolle.

  6. mögen die Spiele beginnen,

    nächster Halt 600€ 😀 😀 😉 😉

  7. Bitcoin lebt nur solange wir daran glauben. Wir wissen nämlich alle, dass solch eine Währung die Zukunft ist und so lasset uns in einer neuen und viel besseren Zukunft leben.

  8. Lieber Herr Bergmann,
    Sie haben in ihrem Aufsatz über den Ethereum den Bitcoin als das ‚digitale Gold‘ klassifiziert.
    Damit haben Sie den Nagel wohl ziemlich genau getroffen. Richtig ist auch ihre Aussage, dass alle Fiat-Papierwährungen die die Weltgeschichte gesehen hat bei nominal 0 geendet sind, Daran ändert weder Lord Keynes etwas noch ein großmäuliger Herr Draghi noch getunte US Statisken etwas.
    Jeder kann ja ein paar der gewonnenen Bitcoins in den physischen „gelben Dreck“ aka Gold investieren. Selbstverständlich wird der in Not geratene ‚Staat‘ irgendwann beides verbieten.
    Aber dann haben wir eh‘ andere Probleme…

  9. Der Chart lässt kaum Raum für Zweifel. Die passenden News wie die stetige Abwertung des Yuan, Grexit und die weiterhin konsequent selbstzerstoerische Notenbankpolit lässt auch für die nahe Zukunft grosses Kino erwarten. Zurücklehnen und geniessen 🙂

  10. Benjamin Bitcoin // 7. Juni 2016 um 15:42 // Antworten

    Der Preis wird die nächsten Monate noch gewaltig steigen, das ist erst der Anfang.

  11. forexlegend // 9. Juni 2016 um 10:01 // Antworten

    „Geschichte wiederholt sich in der Regeln nicht.“ Dabei ist es beim Trading eigentlich andersrum: Basierend auf der History eines Charts versuchen Trader den zukünftigen Wert zu ermitteln. Und beim Bitcoin machen es viele jetzt genauso: Sie erwarten alle einen Wertanstieg, und kaufen eher. Was am Ende den preis rasant nach oben hiefen wird.
    Alles natürlich Spekulationsblasen zu Anfang… aber das wird sich nie vermeiden lassen.
    Natürlich werden wieder Angebot und Nachfrage den Preis wieder korregieren.

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