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Swisscoins: So dubios, dass sogar OneCoiner warnen?

Wenn es um MLM-Coins wie OneCoins, Swisscoins oder Giracoins geht, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Heute habe ich Grund für beides. Die gute Nachricht ist, dass immer energischer vor diesen Coins gewarnt wird. Eine dieser Warnungen kommt dabei von recht überraschender Seite.

Letztens war so ein Moment, in dem mir wieder klar wurde, wo Kryptowährungen in der Öffentlichkeit stehen. Eine Cousine hat von einer Freundin einer Freundin erzählt, die auch mit virtuellen Währungen zu tun hat. Die besagte Frau habe mit der virtuellen Währung schon viel Geld verdient.

Nach einem kurzen Moment der Freude klingelten bei mir alle Alarmglocken. Ich habe gefragt, ob die Freundin der Freundin alle andere davon zu überzeugen versucht, auch in diese Währung zu investieren. Meine Cousine nickte. Dann habe ich gefragt, ob die Währung zufällig OneCoin heißt. Meine Cousine nickte nochmal, und ich habe nach einem Stück Holz gesucht, in das ich reinbeissen kann.

Für jeden, der sich für OneCoins, Swisscoins oder Giracoins interessiert, weil ein Bekannter sie dazu überreden will, in diese Kryptowährungen zu investieren, da sie bestimmt der neue Bitcoin wird, habe ich, als jemand, der sich seit mehr als 3 Jahren mit Kryptowährungen beschäftigt, einige Ratschläge:

  • Jagen Sie die Person aus Ihrem Haus
  • Warnen Sie alle gemeinsamen Freunde vor dieser Person
  • Reden Sie nie wieder mit ihr

„Ich weiß von nichts, aber ich gebe dir Investment-Ratschläge, weil ich dafür Geld bekomme“

Ernsthaft! Solche Modelle wie OneCoins, Swisscoins oder Giracoins nennt man Multi-Level-Marketing (MLM), und sie führen dazu, dass sich Leute von ihrer schlechtesten Seite zeigen. In der Regel trifft man Personen, die von Kryptowährungen (oder anderen Dingen) keine Ahnung haben, aber so tun, als wären sie Experten, weil sie eine Provision dafür einheimsen, wenn sie anderen ein Produkt aufschwatzen. Ob sie den Wert dieses Produktes beurteilen können, spielt offenbar keine Rolle.

MLM-Systeme bedeuten, dass ich eine Provision bekomme, wenn ich Sie dazu überrede, etwas zu kaufen oder in etwas zu investieren. Teilweise bekomme ich sogar noch eine Provision, wenn Sie später anderen Leuten ein Investment aufschwatzen. Einige Leute haben mit OneCoin auf diese Weise bereits Millionen von Euro gescheffelt, und viele andere versuchen, MLM-Coins wie OneCoin, Swisscoin oder Giracoin weiterhin zu bewerben.

Die Tatsache ist jedoch, dass NIEMAND, den ich kenne und der sich mit Kryptowährungen auskennt, auch nur das geringste von OneCoin, Swisscoin und dem brandneuen Giracoin hält. Sowohl der Cointelegraph als auch news.bitcoin.com halten OneCoin offenbar für Betrug oder ein Pyramidenspiel, und auch die Bitcoin-Community auf reddit ist ziemlich eindeutig in ihrem Urteil.

Damit sind ausnahmsweise Kryptowährungs-Fans und Behörden auf einer Seite. So hat die belgische Finanzaufsicht erst im Juli vor OneCoin gewarnt; chinesische Behörden sollen angeblich bereits Leute im OneCoin-Umfeld festgenommen haben, und die deutsche BaFin ermittelt ebenfalls bereits. Auch die Stiftung Warentest warnt vor OneCoins und Swisscoins, und selbst eine Bloggerin aus dem MLM-Umfeld nennt die Info-Veranstaltungen von OneCoin eine „Schmierenkomödie“ und konstatiert, dass die ersten Werber bereits beginnen, Webseiten zu putzen, um strafrechtlichen Konsequenzen zu entgehen.

Also, lieber Leser, falls Sie es sich überlegt haben – lassen Sie es bleiben.

MLM-Anwälte mögen Swisscoin nicht, weil Swisscoin keine MLM-Anwälte beauftragt hat

Meine Erfahrungen mit den OneCoin-Anhängern habe ich gemacht, nachdem ich im Sommer 2015 einen sachlichen, aber kritischen Artikel über OneCoin geschrieben habe. Die vielen offenen Fragen und Warnsignale waren schon vor mehr als einem Jahr nicht zu übersehen.

In der Folge liefen fast jeden Tag Kommentare von OneCoin-Jüngern an. Meine Fragen hat keiner beantwortet – ich denke, niemand von ihnen hatte das dafür notwendige Wissen – aber jeder dieser Brüder und Schwestern fühlte sich berufen, dieselbe Marketing-Masche herabzuleiern, um seinen Ref-Link an den Mann zu bringen.

Ein Beispiel für diese etwas fragwürdige Art, Investmentratschläge zu geben, ist Florian Pürner mit seinem coin-blog.de. Florian Pürner teilt hier, so die Dachzeile, sein „Wissen über Finanzen, Kryptowährung und Networkmarketing“. Tatsächlich macht er aber überwiegend Werbung für OneCoin. Ich finde, dass Pürner die Leser sowohl über seine wahren Intentionen als auch über (die längst bekannten) Risiken eines OneCoin-Investments im Dunkeln hält.

Nun berichtet Florian Pürner, dass die Rechtsanwaltskanzlei Schulenberg und Schenk vor dem Swisscoin warnt. Der Partner dieser Hamburger Kanzlei, Herr Schenk, hat sich offenbar mit Swisscoin beschäftigt. Pürner schreibt:

Herr Schenk fand bei der Recherche heraus, dass die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Firma Swisscoin eine Kopie einer anderen Firma war, die er selbst erstellt hatte. Inhaltlich eine Urheberrechtsverletzung. Er bemängelte ebenfalls, dass Swisscoin nicht in der Lage oder unwillens war für Geld für die rechtliche Absicherung auszugeben.

Ist das nicht süß? Um die ganze Ironie zu verstehen, muss man wissen, dass die Firma OneCoin Geld dafür ausgegeben hat, dass Schulenberg und Schenk ein Gutachten über das Vertriebsmodell geschrieben hat. Das Ergebnis war, dass dieses legitim ist. Auch wir haben schon Kontakt mit der Kanzlei Schulenberg und Schenk gehabt, da wir etwa ein halbes Jahr nach Erscheinen unseres Artikels über OneCoin eine Abmahnung bekommen haben, durch die wir von Schulenberg und Schenk aufgefordert wurden, diese und jene Aussage zu unterlassen. Auch Markus Miller von Geopolitical Biz hat es wohl für diesen Artikel erwischt.

Nun warnt also Schulenberg und Schenk vor dem OneCoin-Konkurrenten. Es ist nicht so, dass diese Warnung ungerechtfertigt wäre. Man sollte die Finger von Swisscoin lassen, da es schlichterdings keinen Grund gibt, in diese Kryptowährung zu investieren. Dass diese Warnung aber von Leuten wie Pürner und Schenk kommt, ist Ironie vom feinsten.

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8 Kommentare zu Swisscoins: So dubios, dass sogar OneCoiner warnen?

  1. > Swisscoins: So dubios, dass sogar OneCoiner warnen?

    Ist ja offensichtlich Konkurrenz 😉

  2. Artur Gilles // 29. August 2016 um 13:12 // Antworten

    Swisscoin good, OneCoin bad?
    oder umgekehrt?
    😀

    Der Wolf warnt das Schaf vor dem Löwen!

  3. Raphael Klessinger // 29. August 2016 um 14:20 // Antworten

    In diese Kategorie fallen sicherlich auch noch einige andere Protagonisten. Ich hätte ich mir von dem Artikel allerdings etwas mehr erwartet. Wir versuchen selbst durch Aufklärung und Wissensvermittlung in Sachen Crypts die Menschen auf sachlicher Ebene abzuholen und ihnen damit die Fähigkeiten an die Hand zu geben, Krypts von solchen Systemen zu unterscheiden. MLM-Netzwerke sind – richtig eingesetzt und mit einem ehrlichen Produkt versehen – ein sehr starker Motor für den Aufbau einer Company. Nicht mehr und nicht weniger. Genauso wie sich Crypts zu extrem effizientem Wertetransfer und für andere Dinge eignen. Wenn jemand dieses Tool missbraucht, ist das eine spezifische Sache der entsprechenden Firma und nicht des Systems selbst. Gab noch einige andere Punkte, die ich mitunter auch etwas polemisch finde. Ich hätte mir eine etwas differenziertere Darstellung gewünscht.
    Ansonsten geh ich aber absolut d´accord. Diese Systeme schaden dem gesamten Kryptowährungsmarkt und müssen ausgesondert und eliminiert werden.

    • Hallo, ja, teilweise ist der Artikel vielleicht zu polemisch. Ich selbst finde das Werkzeug der Affiliate LInks sowohl als Blogger als auch für Werbetreibende vollkommen in Ordnung – auch wenn ich im Coinforum immer wieder erlebe, dass die Leute Dinge bewerben, nicht weil sie sie gut finden, sondern weil es einen Affiliate-Link gibt. Bei den meisten MLM-Systemen, die ich bisher kennengelernt habe, war das Produkt hinter dem Vertrieb weitgehend irrelevant, weshalb es mir schwer fällt, darüber viel gutes zu sagen.

      • Die allgemein negative Konnotation zu MLM-Systemen ist vollkommen ok. Denn ganz egal ob hinter einem solchen System ein Fake- oder seriöses Produkt(sortiment) steht, arten diese Systeme immer in Sekten- bzw besser: Psychokultstrukturen aus. Das ist praktisch systemimmanent, da nach der üblicherweise am Anfang starken Wachstumsphase, durch die die ersten Teilnehmer im Zeitverlauf exponentiell profitieren, das Wachstum genau aufgrund dieser exponentiellen Funktion relativ schnell sehr stark abflacht. (Es kann nunmal kein unendliches Wachstum mit endlichen Ressourcen geben.) Normalerweise würde dies dazu führen, dass das System in negatives Wachstum abrutscht und sukzessive vollkommen zusammenbricht. Das liegt natürlich weder im Interesse des Produktherstellers, noch im Interesse der bereits von der Struktur profitierenden Teilnehmer. Die einzige Möglichkeit für diese, diesen unerwünschten Prozess nun aufzuhalten, besteht in (Psycho-) Manipulationen, die der untersten Schicht suggerieren, sie könnten doch noch was vom Kuchen abhaben. Das stimmt natürlich nicht, weswegen sich diese Manipulationen immer weiter verschärfen müssen, damit diese unterste Schicht bei der Stange bleibt und die Realität nicht erkennen kann. Voila – eine weitere Sekte, irgendeine Abart des Gottes Mammon anbetend, ist geboren.

    • Was sind Crypts?

  4. Na das war mal gut zu lesen, herrlich. Danke.

  5. Da ist ein Rechtschreibfehler…:
    „… Und ich habe nach einem Holzstück gesucht um sie zu erschlagen…“

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