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Russland: Localbitcoins durch Gerichtsbeschluss geblockt

Was nicht gefällt, wird gerne mal blockiert. Typisch russisch-diktatorisch? Oder im Vergleich zu Deutschland einfach nur die ungeschicktere Art, etwas aus der Welt zu schaffen? Bild "Policeman" von Evgeniy Isaev via flickr.com. Lizenz: creative commons

Die IP-Adresse von Localbitcoins, dem internationalen P2P-Marktplatz für Bitcoins, wird in Russland seit kurzem geblockt. Der Marktplatz versucht sich dem zu widersetzen, indem er den Usern empfiehlt, Tor und VPNs zu benutzen.

Geht Russland nun entschieden gegen Bitcoin vor? Mit einem recht radikalen Schritt versucht eine Behörde, den Handel mit Bitcoins über localbitcoins zu unterbinden.

Der „Föderale Dienst für die Aufsicht im Bereich der Kommunikation, Informationstechnologie und Massenkommunikation“ hat vor kurzem die Webseite des Marktplatzes in seine schwarze Liste aufgenommen. Diese Behörde, auch Roskomnadzor genannt, beaufsichtigt in Russland Massenmedien und kann Internetseiten blockieren, die, wie localbitcoins, Informationen beinhalten, die in Russland verboten sind. Laut Russblacklist.net, einem Verzeichnis der in Russland blockierten Webseiten, wurde localbitcoins am 9. September geblockt, nachdem das Bezirksgericht St. Petersburg dies im Juli angeordnet hatte.

Ob dies zu einem Rückgang des Handels führt, ist bislang noch nicht zu sagen. Fakt ist jedoch, dass die Woche vom 3. bis zum 10. September das bisher höchste Handelsvolumen auf localbitcoins Russland sah.

localbitcoinsrussia

Dieser Chart von coin.dance zeigt das wöchentliche Handelsvolumen von localbitcoins in Rubel. Es erreichte in der vergangenen Woche einen bisherigen Rekord von mehr als 240 Millionen Rubel, was etwa 3,5 Millionen Euro entspricht. Dass auf dem Marktplatz lediglich etwa 5.800 Bitcoins den Besitzer gewechselt haben, zeigt, dass einige Russen bereit sind, einen Aufschlag für Bitcoins zu bezahlen und im Durchschnitt 590 Euro hinzulegen.

Der Grund für diesen auch außerhalb Russlands oft bezahlten Aufschlag für local-bitcoins ist vermutlich derselbe, der auch zur IP-Blockade geführt hat: Der finnische Marktplatz ist mit die anonymste Art und Weise, mit Bitcoins zu handeln. Localbitcoins ist eher ein Verzeichnis von Personen, die anbieten, lokal Bitcoins gegen Bargeld zu wechseln, als ein echter Marktplatz wie Bitcoin.de. Eine Identitäts-Verifikation findet nicht statt, was den Vorteil hat, dass der Name prinzipiell in keine Datenbank eingeht und jede Form der Blockchain-Analyse an eine natürliche Grenze stößt. Dass dies Kontrollstaaaten wie Russland ein Dorn im Auge ist, versteht sich von selbst.

Die Blockade von der Obrigkeit missgefälligen Webseiten ist in Russland nichts neues. Der Roskomndazor hat bereits Anfang 2015 bitcoin.org, das russische Bitcoin-Forum btcsec.com, das Bitcoin-Wiki bitcoin.it, die russische Community-Seite coinspot.io sowie die Börse indacoin.com geblockt. Laut Russblacklit sind diese Seiten weiterhin blockiert.

Es dürfte für viele Russen demnach eher normal sein, mit Internet-Blockaden umzugehen. Die Entscheidung der Roskamndazor sei, so localbitcoins auf seinem russischsprachigen Blog, „für uns und für dich sehr überraschend“ gekommen. Schließlich hat Moskau trotz jahrelangen, nicht umgesetzter Drohungen, Bitcoins zu verbieten und den Handel mit ihnen hart zu bestrafen, in den vergangenen Monaten einen eher sanften Kurs angedeutet.

In der Hoffnung darauf, dass ein Umgehen der Blockade keine schweren rechtlichen Konsequenzen haben wird, empfiehlt localbitcoins seinen Kunden, VPN (virtuelle private Netzwerke) oder das Anonymisierungsnetzwerk Tor zu benutzen, um dennoch Zugriff auf die Webseite zu haben. Allerdings werden diejenigen Russen, die die von localbitcoins (auf der geblockten Webseite) gepostete Anleitung zur Einrichtung solcher Instrumente lesen können, diese vermutlich bereits beherzigt haben.

Dennoch zeigt sich localbitcoins mit dieser Empfehlung erstaunlich widerspenstig. In Deutschland reagierte der finnische Marktplatz wesentlich unterwürfiger auf den Druck der Aufsicht und hat bereits Ende 2014 aufgegeben. Der Grund liegt in der Regulierung durch die BaFin, die es potenziell erlaubnispflichtig macht, sich als Bitcoin-Händler in einem öffentlichen Verzeichis zu bewerben. Deutschland dürfte damit auch nach der IP-Blockade in Russland das weltweit einzige Land sein, in dem ein Handel über localbitcoins nicht möglich ist.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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1 Kommentar zu Russland: Localbitcoins durch Gerichtsbeschluss geblockt

  1. Ähm statt Localbitcoins würde ich Openledger bzw Bitsquare nutzen, in Verbindung mit Shadowcoin.. Lasst die Dummen, dumm sein 😀

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