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Unglaublich optimistisch – aber nicht immer konsistent

Die Ergebnisse unserer Urlaubsumfrage sind da! Wie alt sind Bitcoiner? Wofür werden Bitcoins verwendet? Welche andere Kryptowährung kann Bitcoin ablösen? Diese und weitere Fragen haben viele von euch beantwortet – und wir haben die Resultate aufbereitet.

Zunächst verdient ihr, liebe Leser, mal wieder ein „Dankeschön“. Mehr als 200 von euch haben bei den 10 Umfragen, die ich vor einer Woche gepostet habe, mitgemacht. Die Ergebnisse fallen zum Teil so aus, wie zu erwarten war, sind zum Teil aber auch überraschend. Die wichtigsten davon präsentiere ich euch in allerlei bunten Diagrammen:

Euer Alter

Beginnen wir mit euch. 187 von euch haben die Frage, wie alt Sie sind, beantwortet. Das Ergebnis ist nicht unbedingt eine Überraschung, aber es ist im Vergleich mit dem Rest der Bevölkerung von Deutschland doch recht interessant:

umfrage8

Wie zu erwarten, sind die meisten Bitcoiner im Alter zwischen 30 und 40. Nimmt man noch das nächste Jahrzehnt, 40-50 Jahre, hinzu, deckt diese Altersspanne bereits mehr als 62 Prozent der Teilnehmer ab. Erst danach kommen mit etwa 17 Prozent die 20-30-Jährigen. Unter 20 ist kaum jemand, was vielleicht bedeutet, dass Bitcoin eine gewisse Reife verlangt – aber nicht zuviel, da die über 60-Jährigen ebenso rar vertreten sind. Falls es möglich ist, ein Durchschnittsalter aus diesen Daten herauszulesen, würde es 39 Jahre betragen.

Diese Altersverteilung unterscheidet sich deutlich von der Altersstruktur der deutschen Bevölkerung:

umfrage9

Den geringsten Unterschied findet man bei den 20-30- und den 50-60-Jährigen. Diese sind in einer nahezu identischen Proportion unter den Lesern dieses Blogs wie auch unter den Bundesbürgern insgesamt vertreten. Bei den anderen Gruppen ist die Differenz jedoch himmelschreiend.

Wofür ihr Bitcoin nutzt

Nun – und wofür verwendet Ihr Bitcoins? Unter den Bitcoin-Umfragen ist dies die Frage aller Fragen. Meine Antwortmöglichkeiten waren zugegebenermaßen etwas phantasielos, aber ich hoffe, sie decken die häufigsten Anwendungen ab. Die Ergebnisse:

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Die mit Abstand meisten von euch kaufen sich Bitcoins und sparen sie in Erwartung eines Anstiegs des Preises. Wenn wir das Trading auf Bitcoin- und Altcoinbörsen dazunehmen, haben wir bereits mehr als 60% der Anwendungen. Mit rund 22 Prozent nimmt das Experimentieren mit der neuen Technologie noch eine relativ große Rolle ein, während das Einkaufen im Internet mit 14 Prozent eher ein Nischenthema zu sein schein. Das Erwerben von illegalen Dingen – mit einer der Gründe, weshalb Bitcoin und Kryptowährungen so umstritten sind – ist mit gerade mal 2 Prozent sehr weit abgeschlagen auf dem hintersten Platz.

Wir können diese Resultate nun mit den Ergebnissen einer Studie vergleichen, die im vergangenen Jahr von Forschern der Universität Münster durchgeführt wurde. Der besseren Übersicht wegen habe ich die Ergebnisse in dasselbe Format wie die eben präsentierten gewurstelt. Die Statistiker unter euch dürften sich die Haare raufen, aber ich denke, die Relationen bleiben erkennbar:

umfrage7

Was fällt auf? Vielleicht, dass die Art zu fragen oft schon die Antwort vorgibt. Die Hälfte der Teilnehmer dieser Studie waren Leser des Bitcoinblogs, doch die Rolle des Tradings und Investierens ist deutlich kleiner, während das Shoppen hier zur häufigsten Nutzung des Bitcoins gekürt wird. Warum das so ist, ist mir ein Rätsel.

Der Preis in einem Jahr

Laut der aktuellsten Umfrage sparen die meisten von euch Bitcoins also in Erwartung eines Preisanstiegs. Dies spiegelt sich auch in euren Prognosen des Bitcoin-Preises im September 2017 wieder:

umfrage1

Fast die Hälfte von euch ist also „vorsichtig optimistisch“ (500-800 Euro). Ein gutes Drittel gibt mit 800-1200 eine optimistischere Prognose ab. Zählt man die beiden ersten Plätze zusammen, kommt man auf mehr als 75% von 214 Stimmen. Auf dem dritten Platz landete mit 19 Stimmen die doch etwas gewagte Prognose, dass Bitcoin 1.200 bis 2.000 Euro wert sein wird.

Insgesamt fällt ein Optimismus ins Auge, der in dieser Form bei kaum einem anderen Anlageobjekt zu finden sein wird. Mehr als 95 Prozent von euch setzt darauf, dass Bitcoin in einem Jahr mehr wert sein wird als heute. Dies illustriert die folgende Statistik:

umfrage2

Wie wird Bitcoin die Welt verändern?

Die Frage, wie Bitcoin die Welt verändern wird, hat eine gewisse Inkonsistenz eurer Antworten hervorgebracht. Während wir eben gesehen haben, dass rund 60 Prozent von euch Bitcoin zum Investieren und Traden verwenden und über 95 Prozent auf einen höheren Preis setzen, spielt die Antwort „Muahaha! Ich werde unermesslich reich“ nun plötzlich eine sehr geringe Rolle. Vielleicht lag es an meiner Formulierung.

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Nicht besser wird es aber, wenn wir uns die Top-Antworten anschauen. In der Frage, wie ihr Bitcoin benutzt, war die Antwort „im Internet bezahlen“ mit 20 Prozent eher marginal. Bei der Frage, wie Bitcoin die Welt verändert, war das Shoppen und Bezahlen nun hingegen ganz vorne. Das Mikropayment fürs Internet ist die wichtigste Auswirkung des Bitcoins, gefolgt von einem „echten globalen Handel“ (was ja auch Bezahlen bedeutet) und der digitalen finanziellen Privatsphäre (bei der es ebenfalls ums Bezahlen geht).

Sagen wir es so: Während ihr selbst Bitcoin vor allem als Wertspeicher verwendet, meint ihr, dass für die Welt seine Funktion als Zahlungsmittel am wichtigsten ist. Interessant, oder?

Die gesellschaftlichsumwälzenden Auswirkungen – die Banken sterben aus, nie wieder Hyperinflation, Staaten können keine Steuern einziehen – spielen für euch der Umfrage zufolge ebenfalls eine Rolle, allerdings eine kleinere.

Braucht Bitcoin mehr Anonymität?

Bei dieser Frage votiert ihr klar für mehr Privatsphäre. Mehr als 70 Prozent von euch meinen, dass Bitcoin anonymer sein sollte.

umfrage4

Da der Umfrage zufolge von euch so gut wie niemand Bitcoin nutzt, um illegale Dinge zu kaufen, scheint ihr ein weniger pragmatisches, als vielmehr ideologisches bzw. prinzipielles Interesse an digitaler Privatsphäre zu haben. Weil der Bitcoin bereits ein relativ hohes Maß an Privatsphäre ermöglicht (bzw. dessen Erreichen erlaubt), scheint ihr diese Privatsphäre auch über die Fähigkeit von Polizisten zu stellen, Kriminelle zu fassen.

Wird eine andere Kryptowährung Bitcoin vom Thron stoßen?

Obwohl mehr als 70 Prozent von euch mit der Anonymität des Bitcoins unzufrieden sind, vertrauen etwa ebenso viele darauf, dass Bitcoin die wichtigste Kryptowährung bleibt:

umfrage3

Die überraschenden Antworten finden wir danach. An zweiter Stelle ist die Vermutung, dass „ein anderer Altcoin“ den Bitcoin ersetzen wird, wobei nicht ganz klar ist, ob dieser andere Altcoin erst noch entstehen muss oder ob es ihn bereits im Biotop der Altcoins gibt. Klarer ist die dritthäufigste Antwort, nämlich dass ein von Staaten und Banken gebauter Coin zur dominanten Kryptowährung werden wird. Es scheint also auch unter den Lesern dieses Blogs ein gewisses Vertrauen darauf zu geben, dass Banken oder Staaten „Geld“ weiterhin am besten können. Oder spricht hier der Pessimismus, dass sich ein freies, dezentrales Geld leider niemals durchsetzen kann? Dass die große Masse der Leute den Banken und Staaten folgen will, selbst wenn sie eine Alternative haben?

Den heute populärsten Altcoins – Monero, Ethereum, Ripple – geben hingegen nur wenige von euch eine echte Chance. Ripple bekommt gar keine, Ethereum sechs und Monero zehn Stimmen (von 201).

Hardfork oder Softfork?

Zuletzt präsentiere ich noch die Antworten auf die Frage nach einer Hardfork oder Softfork. Diese Umfrage dreht sich um die schon seit langem tobende Blocksize-Debatte. Während vor gut einem Jahr noch eine Mehrheit für eine Erhöhung der Blocksize votiert hat, sind nun die meisten dafür, den Weg von Softforks, SegWit und Lightning zu gehen, den Core vorgeschlagen hat.

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Eine „Hardfork um jeden Preis“ hat unter diesen Umständen offensichtlich nur wenig Potenzial. Nur etwa 13 Prozent sind für eine Hardfork ohne begleitende Softforks und offchain-Scaling-Konzepte wie Lightning. Nicht viel weniger – 9 Prozent – sind von der Debatte so ermüdet, dass sie sich einem Altcoin zugewandt haben. Wie die Frage zuvor gezeigt hat, bleibt der Bitcoin aber, trotz allem, derzeit unangefochten die Nummer 1 im Krypto-Universum.

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8 Kommentare zu Unglaublich optimistisch – aber nicht immer konsistent

  1. Das Ethereum als letzte Position eingestuft wurde finde ich falsch, hier liegt eine manipulation vor xD

    • Es wäre eine Manipulation Ether als Geld zu verwenden. Geht natürlich. Es als Treibstoff für „Smart Contracts“ zu deklarieren hat auch den Vorteil, bei der Geldregulierung nicht so sehr reguliert zu werden.

      Es ist aber nicht „Sound Money“. Wenn eine DAO gehackt wird und der Kurs von Ether um die Hälfte mitfällt, ist Ether bestenfalls „Valid Money“.

  2. Herzlich willkommen zurück aus dem Allgäu!
    Wobei, lebst du nicht eh schon bei Ulm?
    Am Schluß bei den Fragen „Braucht Bitcoin mehr Anonymität“ & „Hard- oder Softfork“, ist mir die Skalierung nicht ganz klar. Zeigt Sie individuelle Stimmen an?

    Beispiel: „Nur etwa 13 Prozent sind für eine Hardfork ohne begleitende Softforks und offchain-Scaling-Konzepte“. Auf der Skala sehe ich ca. 22. 22 Stimmen käme hin, obwohl beschämend wenig. Ich schätze mal, kaum einer hat SegWit und Lightning Network ganz verstanden. Für Sidechains gibt es noch nicht mal ein funktionierendes Konzept. Wieso will die Mehrheit SegWit, wenn Sie es nicht versteht? Das ist wie bei „TheDAO“ Disaster.

    Nicht viel weniger will sowohl Softfork als auch Hardfork. Zu SegWit würde ich aber keine Blocksizelimiterhöhung empfehlen. Vielmehr erscheint SegWit geeignet, eine Blocksizelimiterhöhung zu gefährlich zu machen (wegen der Witness-, also Signaturdaten).

    • Danke. Ja, ich lebe bei Ulm, das ist beinah Allgäu, aber nicht ganz, und vom Allgäu an der Grenze zu Österreich eine gute Stunde Autofahren entfernt.

      Die Diagramme sind möglicherweise etwas konfus geraten. Ich habe sie aufgrund der Stimmen gemacht, die Prozentzahlen zum Teil noch mal aus der Tabelle ausgerechnet, um darüber zu schreiben.

      Bei der Hardfork/Softfork-Sache liegst du beinah richtig – 23 Stimmen sind für eine Hardfork. Ich denke mal, die Frage war etwas unscharf gestellt. Warum sollte man auch dafür sein, bloß über die Blocksize zu skalieren, wenn es auch zusätzlich anderer Wege (offchain) gibt? Daher könnte man sagen, dass 90 Personen für eine Blocksize-Hardfork und 73 dagegen sind.

      Mit dem Einwand, dass kaum jemand Lightning, Segwit und Sidechains verstanden hat, gebe ich dir recht. SegWit mag ja ganz sinnvoll sein, für Sidechains gibt es wie du sagst noch nicht mal ein Konzept, und Lightning ist zwar im Konzept brillant, aber noch nicht vollständig durchdacht und ich habe ernste Zweifel, dass es in der Realität jemals mehr als eine Nische wird, wenn ich mir anschaue, wie Multisig faktisch am fehlenden Interface gescheitert ist (bzw. zu einer krassen Zentralisierung durch BitGo geführt hat).

      Ich denke mal, das Thema ist einfach abgelatscht, durch, und tröpfchenweise wirkt halt die Zensur auf r/bitcoin und bitcointalk, wo nur die eine Perspektive auf das Thema gestattet ist. Ob die geänderte Stimmung nun ein Produkt aus „Zensur wirkt“ ist oder aus „Vernunft setzt sich durch“ ist sehr schwer zu sagen.

  3. Für vergleichnde Daten weil ich noch die Studie der sba Research verlinken:
    https://www.sba-research.org/wp-content/uploads/publications/TheOtherSideOfTheCoin_FC16preConf.pdf

    Hier ein zusammenfassender Bericht dazu:
    http://m.futurezone.at/digital-life/wie-bitcoin-nutzer-ticken/203.794.949

  4. Sehr interessant die Auswertung!

  5. Bitcoin ist echt ein Wert der Überbewertet scheint, auch wenn die Zentralbanken der Welt fluten, so findet man immer eine Zentralbank die etwas weniger Flutet oder gar überhaupt nicht. Es gibt viele Länder in der Welt. Aber physisches Gold und Silber ist fast noch besser als Bitcoin, weil Bitcoin halt auch virtuell sind oder täusche ich mich da? Bitcoin auch physisch, als Präge-Münze möglich?

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