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Europol und Experten gegen Bitcoin und Cybercrime

Das Foto unter der Pressemitteilung wirft Fragen auf. Hat Europol Humor? Oder schauen Polizisten einfach nur zu viele Hollywood-Filme?

Eine Sicherheitsfirma prophezeit, dass die Hackerpocalyse die Welt überrollt und nennt Bitcoin den Motor des Cybercrimes. Europol stellt derweil eine Arbeitsgruppe auf, um Geldwäsche durch Kryptowährungen zu verfolgen. Beginnt jetzt der Cyberkrieg – oder wird einfach nur einmal mehr Panik verbreitet?

Um große, klingende Töne sind die Analysten von Cybersecurity Ventures nicht verlegen. In einem jüngst erschienenen Bericht zum Cybercrime unter dem dramatischen Titel „Hackerpocalypse“ prophezeien die Experten ein düsteres Zeitalter des Cyberanarchie voraus:

Volkswirtschaften werden erschüttert werden. Autos und Flugzeuge werden crashen. Nationen werden Krieg führen. Die Stromversorung wird zusammenfallen. Unternehmen werden untergehen. Reputationen werden ruiniert. Regierungsgeheimnisse werden enthüllt. Milliarden von Identitäten werden gestohlen. Billiionen von Dollar werden wegggenommen. Zetabytes an Daten werden beschädigt. Das ist es, worauf die Hacker schießen.

„Der dritte Weltkrieg ist unterwegs, und er ist cyber.“

Die Kosten, die der Cybercrime verursacht, werden laut dem Bericht im Jahr 2021 sechs Billionen Dollar erreichen (in Zahlen: 6.000.000.000.000!!) , die Angriffe aus dem Netz werden häufiger, heftiger und hinterhältiger, mit dem steigenden Datenvolumen und dem aufkommenden Internet-der-Dinge wird die Angriffsfläche immer größer, und die Regierungen haben keine adäquate Antwort auf die neue Bedrohung. Kurzum:  „Der dritte Weltkrieg ist unterwegs“, und er ist, um eine nette Formulierung des Berichts unübersetzt wiederzugeben: so richtig „cyber“.

Die Rolle von Bitcoin und anderen Kryptowährungen wird in dem Bericht nur kurz gestreift. Das Urteil, das die dünnen Absätze abgeben, ist jedoch eindeutig:

Der Auftsieg von Bitcoin und anderen Kryptowährungen hat es ermöglicht, Geld sicher und einfach zu verlangen und anonym zu überweisen […]. Dies hat einen dramatischen Einfluss auf die Anzahl und Art von Cybercrime-Gelegenheiten. Es ist der Motor des Cybercrime, und es wird die Kriminalität weiterhin ermöglichen und verstärken.

Solange es den Cyberschurken möglich ist, weitgehend risikolos bezahlt zu werden, werden sich die Angriffe fortsetzen. Um der „Epidemie“ Herr zu werden, so der Bericht, müssen Organisationen ihre Verteidigung verbessern. Der beste Schutz gegen digitale Erpresser – nutzen sie nun Ransomware oder DdoS-Angriffe – ist in der Tat ein gutes Sicherheitskonzept. Wenig Hoffnung setzen die Experten auf die Polizei, solange diese auf Cybercrime-Vorfälle noch oft genauso reagieren wie auf gestohlene Fahrräder. („Sie werden im Cyberspace angegriffen? Warten Sie, wir schicken einen Streifenwagen vorbei.“)

Europol und Interpol möchten gemeinsam digitale Geldströme tracken

Europol, die zentrale europäische Polizeibehörde, teilt die Ansicht der Analysten, dass die Polizei noch nicht ausreichend auf die Konfrontation mit Hackern vorbereitet ist – und dass digitale Währungen das Problem mit dem Cybercrime verschlimmern.

„Es gibt einen klaren Konsens, dass digitale Währungen die Gefahr von Geldwäsche und Terrorfinanzierung bergen,“ so die Behörde in einer Pressemittelung. Digitale Umgebungen bieten ein hohes Maß an Anonymität und ein sehr geringes der Nachverfolgbarkeit, was viele der Risiken beseitigt, die im analogen Leben damit verbunden sind, Geld zu waschen oder den Terrorismus finanziell zu unterstützen.

Europol, Interpol und das Basel Institute on Governance „sind besorgt über die Ernsthaftigkeit dieser Bedrohungen und bemerken die steigende Nutzung dieser neuen Art von Währungen.“ Die drei Institutionen gehen daher eine Partnerschaft ein, um Geldwäsche durch digitale Währungen entschiedener zu bekämpfen.

In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe wollen die Institutionen nun Informationen darüber sammeln, wie digitale Währungen für Geldwäsche genutzt werden, und diese Informationen analysieren, austauschen und Kriminalermittlern zur Verfügung stellen. Darüber hinaus wird die Arbeitsgruppe Workshops veranstalten und ein Netzwerk von Praktikern und Experten bilden. Vermutlich ist dies aber nicht viel mehr als Schadensbegrenzung. Wenn überhaupt.

Was meint ihr? Übertreiben die Analysen und Europol? Und haben die Ermittler eine Chance, die Anonymität im Cyberspace zu brechen?

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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15 Kommentare zu Europol und Experten gegen Bitcoin und Cybercrime

  1. Ich liebe es, wenn sie Angst bekommen.

  2. Jede Technik und fast jeder praktische Gegenstand kann zweckentfremdet werden. Auch das tägliche Küchenmesser kann zu einer Mordwaffe werden. Euro und USD sind vom Prinzip auch keine Waffen, werden aber ebenfalls missbraucht um damit illegale Dinge zu bezahlen. Wer etwas gegen Bitcoin oder digitale Währungen hat wird immer einen Grund finden – dieser Generalverdacht ist jedoch fragwürdig.

    • Sehe ich ähnlich. Grundsätzlich ist ja gegen Strafverfolgung nichts einzuwenden, wenn denn eine Straftat vorliegt. Was aber viele rechtschaffende Bitcoiner stören dürfte, ist genau dieser Generalverdacht. Und durch Formulierungen wie Bitcoin sei „anonym“ oder gar der „Motor für Cybercrime“, kommt von vornherein ein seltsamer Zungenschlag in die Debatte.

  3. Seit über tausenden Jahren gibt es Krieg zwischen den Nationen, gezahlt vom Steuerzahler und mit Hilfe von Geldmengenausweitung. Und jetzt ist der Bitcoin schuld. :)))))

  4. Ich finde nicht, dass die Analysen und Europol hier übertreiben. Sie haben das Potential von Bitcoin voll erkannt. Ich hatte einen ähnlichen Aha Effekt als ich das erste Mal von Silk Road hörte. Die Bitcoin Technologie bietet nunmal bislang ungeahnte neue Möglichkeiten. Natürlich kann man sich Sorgen wegen Bitcoin machen, vielleicht zurecht. Natürlich kann man an eine grosse Zukunft für Bitcoin glauben, gerade darum.

    • Meinungen sind eine Sache, Fakten eine andere. Besitzen sie selber denn digitale Assets?

    • Vor Bitcoin wurden illegale Dinge per Kreditkarte online bezahlt (ja, man konnte und kann sich illegitim Merchant Accounts bei vielen Acquirern gegen entsprechenden Obulus (10-20%) „besorgen“… Western Union, Perfect Money, WebMoney oder Liberty Reserve waren meist die alternativen Zahlungsmöglichkeiten, letzeres wurde irgendwann durch die US Behörden geschlossen.
      Mittlerweile sind die meisten „Apotheken“, „Uhrenhändler“ etc. auf Bitcoin umgestiegen, ja. Allerdings ist das eine Frage der Kosten (CC) bzw. der steigenden Akzeptanz von Bitcoin. LR, WMZ etc. konnte man sich auch vor Bitcoin problemlos „besorgen“.

      Digitale Währungen werden kommen, egal ob mit oder ohne legalen Status (in letzterem Fall eben verzögert). Ich finde Bitcoin genial, obwohl der Ansatz schon recht alt ist (Christoph hat dazu auch schon einen Artikel verfasst, kann gerne verlinkt werden), allerdings ist es aber doch nicht ganz anonym und jeder kann alle Transaktionen einsehen und eventuelle Verknüpfungen bilden. Ansätze wie Monero finde ich daher noch spannender und kryptographisch zwar noch weniger verständlich (ich habe mehrere Stunden gebraucht, um Dinge wie Ringsignaturen zu verstehen), aber je mehr sich die Menschen ihrer allgegenwärtigen Überwachung bewusst werden, werden sie zu diesen Alternativen „greifen“.

  5. Analysen müssen analysieren. Europol braucht eine Existenzberechtigung. Wenn das Thema groß genug ist, als unüberschaubar darstellt wird, nur nur Experten lösen können, dann können die Aufträge kommen und das Geschäft und Profit für beide wachsen. Das kann man auch Arbeitsplatzsicherung nennen. Wo viel Dunkelheit, da auch viel LICHT.

  6. Shadowcoin+Bitsquare/openledger = Was laberscht du 😀

  7. Das System der Bitcoin Technologie der Überweisungen ist ja auch wie perfekt gemacht zum Geld zu waschen und illegale Geschäfte zu bezahlen! Oder ist das nicht richtig, es ist eine fast perfekt Anonymität bei Überweisungen. Richtig so, das muss aufhören, Anonymität bei Überweisungen muss abgeschafft werden !!!

    • An den entscheidenen Übergabepunkten, den Exchanges, ist Bitcoin und auch alle anderen Kryptowährungen nicht anonym. Dort wird Kryptowährung nur in Zentralbankgeld gewechselt und überwiesen nach einer vollständigen Indentifizierung des Kontoinhabers. Bis dahin braucht bei Verdacht eigentlich nur der Spur gefolgt werden, die jede Transaktion hinterlässt. Politisch kann man ja gegen Bitcoin & Co. sein.

      • konrad, den Troll über Dir kannst Du getrost ignorieren. Wer seine „Meinung“ mit drei Ausrufezeichen unterstreicht, trollt.

        Korrekt, aktuell kommt man ohne Exchange Punkte nicht herum. Das liegt schlicht an der fehlenden Akzeptanz / Wissen / zu hohem Aufwand bei Kryptowährungen zusammen. Bei (angenommen) steigender Akzeptanz sind diese Exchanges überflüssig, was man mittlerweile im Darknet auch beobachten kann, wo jemand (gegen Bitcoin, zuletzt auch Monero) große Mengen bestellt und diese gestückelt auch wieder gegen eine Kryptowährung verkauft. Aktuell kann er dafür noch keine Brötchen kaufen (oh wait, Edeka liefert gegen Bitcoin), aber das wird sich (wahrscheinlich) ändern, sobald die Öffentlichkeit wahrnimmt, dass jede Transaktion aktuell ca. 2-3% Gebühren verschlingt (auch Bargeld verursacht Kosten durch den Abtransport).

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