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Bitcoin-Firmen stiften 1,2 Millionen Dollar für Protokoll-Entwicklung: Für Vielfalt der Implementierungen und gegen Zensur

Der Topf voll Gold ist dort, wo man ihn findet. Bild von Robert Couse-Baker via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Ein von Bitcoin.com und BitMain initiiertes und von bislang 39 Bitcoin-Unternehmen unterzeichnetes „Statement“ kündigt an, die Bitcoin-Entwicklung mit 1,2 Millionen Dollar zu fördern. Es geht einher mit Prinzipien, die zur gemeinsamen Basis werden sollen, um den Spalt zu schließen, der die Bitcoin-Community derzeit teilt.

Mit Neutralität können sich die Initiatoren des „Statements“ nicht schmücken. Bitcoin.com, die Firma von Roger Ver, mined bereits mit Bitcoin Unlimited, und BitMain hat mehrfach damit gedroht, den alternativen Bitcoin-Client in ihren Mining-Centern zu verwenden. Die beiden Firmen bilden schon seit mehreren Monaten eine Art Ost-West-Achse gegen die Dominanz von Bitcoin Core. Mit einem Förderprogramm für die Bitcoin-Entwicklung und einem klaren Statement für Vielfalt unterstreichen sie diese Position nun.

Die Idee, 1,2 Millionen Dollar in einen Topf zu werfen, um damit die Entwicklung des Bitcoin-Protokolls zu finanzieren, ist natürlich lobenswert. Bisher wird die Bitcoin-Protokoll-Entwicklung zu sehr kleinen Teilen vom MIT und zu großen Teilen von der Firma Blockstream finanziert. Indem Blockstream mehr als 10 Bitcoin Core Entwickler anstellt, kann die Firma ihre Vision der Bitcoin Entwicklung recht gut durchsetzen. Mit dem Förderprogramm soll nun also eine Gegenkraft zu Blockstream entstehen.

Das Statement, das die Bekanntgabe des Förderprogramms begleitet und von zahlreichen Bitcoin-Firmen unterschrieben wurde, ist an der Oberfläche ein starkes Bekenntnis zur Vielfalt der Bitcoin Implementierungen. Die „fünf Prinzipien“, auf deren Basis wir „beginnen können, den tiefen Spalt zu schließen, der unsere noch junge Community und Wirtschaft geteilt und abgelenkt hat“, sollten an sich breite Unterstützung finden. Für sich sind sie jedoch Vorwürfe an unter anderem Blockstream.

Die Vorwürfe sind längst bekannt, seit langem diskutiert, und man könnte sich jetzt endlos darüber streiten, ob sie wahr sind oder falsch:

  • So verlangt das Statement, dass „keine spezifische Implementierung des Bitcoin-Protokolls beanspruchen kann, die offizielle Version von Bitcoin zu sein“ – und spielt darauf an, dass einige Blockstream-Mitarbeiter andere Implementierung als Core ablehnen (geht aber nicht darauf ein, dass in der Regel der Konsens der Knackpunkt ist).
  • Ferner verlangt es, dass „kein Team von Entwicklern die Autorität hat, Entscheidungen für die gesamte Community zu treffen“ – und meint damit, dass die aktuelle Core-Mannschaft im Blocksize-Streit richtungsweisende Entscheidungen getroffen hat, die die gesamte Community tragen muss.
  • Schließlich fordert das Statement „die Community auf, Zensur abzulehnen“ – und impliziert damit, dass auf r/bitcoin, bitcointalk und in der Bitcoin-Mailingliste zensiert wird und dass die Core-Entwickler bzw. Blockstream diese Zensur stillschweigend tolerieren.

Insgesamt bekennen sich die Unterzeichner des Statements mit diesem jedoch klar zur Vielfalt von Implementierungen und Entwickler-Teams. Da in jedem Team eine soziale Dynamik Druck auf die Konformität der Meinungen ausübt, stellt die Förderung von mehreren unabhängigen, konkurrierenden oder zusammenarbeitenden, Teams tatsächlich einen wichtigen Schritt gegen geistige Uniformität dar. Mehr Entwicker, mehr Entwickler-Teams, mehr Implementierungen, mehr Meinungen, mehr Innovationen, weniger Zensur – wer möchte dem widersprechen?

Im Prinzip niemand. Tatsächlich aber wittert nicht nur Slush von Slush’s pool hinter dem Statement  eine „versteckte Agenda von Bitcoin Unlimited“:

Der Goldtopf, so die Mutmaßung, ist in Wahrheit ein Investment in Bitcoin Unlimited, das sich als Initiative für Vielfalt tarnt. Ob der Verdacht gerechtfertigt ist oder nicht, wird sich erst zeigen, wenn die Mittel vergeben werden. Neben Core-Entwicklern, die weder bei Blockstream noch beim MIT beschäftigt sind, kommen dafür nicht nur die Entwickler von Bitcoin Unlimited in Frage, sondern auch die Teams von BTCD, einer Bitcoin-Implementierung in Go, und Bcoin, einem Clienten in Javascript.

Wie die Mittel verteilt werden, ist derzeit noch nicht bekannt. Das Statement verspricht jedoch, alle „Entwicklungen und Updates“ vollkommen transparent auf der neu gegründeten Seite bitcoindevelopmentgrant.com mitzuteilen.

Bitcoin.com und Bitmain haben Bitcoin-Unternehmen weltweit gebeten, das Statement zu unterschreiben. Mit Blockchain.info, XAPO, Shapeshift, BTER, Mycelium, Purse, Airbitz, HaoBTC, BW.com, Jaxx, Anx, Lamassu sind einige der größten Unternehmen der Bitcoin-Wirtschaft dem Aufruf gefolgt. Persönlich unterschrieben haben Brian Armstrong, Jeff Garzik, Fred Ehrsam und weitere Persönlichkeiten, darunter am überraschendsten der Core-Entwickler Luke JR, der bei Blockstream beschäftigt ist.

Abgesehen davon fällt jedoch vor allem auf, dass zahlreiche große Unternehmen auf dieser Liste fehlen. Von einer wirtschaftlichen Mehrheit kann nicht die Rede sein. Dies mindert aber nicht den Gewinn, den eine solche Initiative sowohl finanziell als auch inhaltlich für das Bitcoin-Universum darstellen kann.

Über Christoph Bergmann (2796 Artikel)
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3 Kommentare zu Bitcoin-Firmen stiften 1,2 Millionen Dollar für Protokoll-Entwicklung: Für Vielfalt der Implementierungen und gegen Zensur

  1. Mir kommt es so vor als wäre Blockstream einfach das non plus ultra..deren Arbeit wird uns in Zukunft noch überzeugen.

  2. „Persönlich unterschrieben … der Core-Entwickler Luke JR, der bei Blockstream beschäftigt ist.

    Luke jr ist freiberuflicher Mitarbeiter und somit gegenüber Blockstream zu nichts verpflichtet. Luke jr konnte bei Satoshi Roundtable auch ein 2 MB Hardfork unterschreiben. Von Greg Maxwell wurde er zwar als „Dipshit“ bezeichnet, ansonsten steht es ihm frei, einen Hardfork zu programmieren.

  3. Wow. Das ist ja mal ein guter Artikel. War schön eure Seite besucht zu haben.

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