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China kontrolliert Börsen – zweiter Preisrutsch drückt Preis auf 720 Euro

Beijing Patrol, via flickr.com: Lizenz: Creative Common

Was für eine Achterbahnfahrt. Vor kaum einer Woche stand der Preis noch bei über 1000 Euro, jetzt darf man froh sein, wenn er nicht unter 700 Euro fällt. Schuld an diesen Turbulenzen ist vermutlich die Chinesische Zentralbank, die es diesmal ernst meint mit der Regulierung der Börsen.

Es hätte so schön sein können. Aber wie so oft, folgt auf die Party der Kater und auf den Höhenrausch der Absturz. Bitcoin war auf mehr als 1.000 Euro, aber wie es aussieht, war diese Höhe so fragil, dass ein leichtes Pusten der Chinesischen Volksbank ausreichte, um das Kartenhaus einstürzen zu lassen. Ein Banker in China wirft einen Sack Reis um, und die ganze Welt denkt, Bitcoin wäre kaputt.

Aber beginnen wir mit dem, was wirklich passiert: Den Aktionen der Chinesischen Volksbank, kurz PBOC, People’s Bank of China. Die geht nämlich dieses Mal über bloße Ankündigungen hinaus und beginnt, wirklich zu regulieren. Während die EU und die USA der Regulierung einen jahrelangen Prozess der Gesetzgebung voranstellen, schickt die Zentralbank Chinas kurzerhand Mitarbeiter zu den drei großen Chinesischen Börsen — BTCChina, Huobi und OKCoin –, die ab dem 11. Januar „Feld-Inspektionen“ durchführen.

„Das Ziel ist, festzustellen, ob die Börsen, auf denen Bitcoin und Litecoin gehandelt wird, den Gesetzen und Regeln gerecht werden, unter anderem hinsichtlich der Geldwäsche und der Regulierung von fremdem Börsen und Plattformen,“ so die Ankündigung der PBOC Beijing, wo OKCoin und Huobi sind. Konkreter wird die PBOC Shanghai, dem Sitz von BTCChina (kurz BTCC): „Hauptsächlich geht es darum, zu kontrollieren, ob BTCC 1) über die standesgemäßen Reichweite hinaus operiert und Kredite vergibt, Zahlungen prozessiert oder fremde Währungen tauscht, 2.) den Markt manipuliert, 3.) alle Anti-Geldwäsche-Gesetze beachtet und 4.) Löcher in der Sicherung von Guthaben hat.“

Per twitter kommentiert BTCC, dass „alles gut“ sein. „Nur ein Treffen“.

Genauer, so BTCC, in einer fünfteiligen Twitter-Nachricht:

1/ Eine Gruppe von Regulierern, bestehend aus dem Shanghaier Zweig der PBOC, dem Büro für Finanzangelegenheit von Shanghai und anderen regierungsnahen Agenturen besuchte BTCC

2/ Während des Besuchs haben wir frühere Diskussionen fortgesetzt und Details über unser Geschäftsmodell und unsere Operationen geteilt.

3/ Wir erwarten, dass noch weitere Treffen in dieser Woche folgen werden.

4/ Alle Operationen von BTCC sind normal und wir werden weiterhin aktiv mit den Regulierern zusammenarbeiten, um konform mit den Regeln zu bleiben.

5/ Bis dahin fordern wir unsere Kunden auf, Nachrichten, die über den Besuch spekulieren, mit einer rationalen und vorsichtigen Perspektive zu begegnen.

Und Bobby Lee, Geschäftsführer von BTCC, twitterte, dass er sich freut, dass er endlich offen über diese Dinge reden kann:

Auch das chinesische Bitcoin-Portal 8BTC versucht, beruhigend auf die Community einzuwirken: „Diese Nachricht sollte nicht dahingehend missverstanden werden, dass China Bitcoin verbietet oder eine Razzia bei Börsen macht. Es ist ein starkes Signal, dass die Regierung von China den Markt regulieren möchte.“ Allerdings sind alle drei großen chinesischen Börsen, so 8BTC, dafür bekannt, „Handelsvolumen zu fälschen und zu große Hebel anzubieten.“ Daher gebe es die Möglichkeit, „dass die drei Börsen eine Geldstrafe erhalten oder den Betrieb aussetzen müssen, bis sie allen Gesetzen und Regularien gerecht werden.“ Wenn die PBOC vorhabe, die Börsen zu guten Praktiken zu zwingen, sei dies ein begrüßenswerter Zug.

Das Newsportal spekuliert noch über eine andere Möglichkeit. „Laut China Stocks, einem Magazin der offziellen Medien, hält die PBOC die Kommunikation mit den drei Börsen aufrecht, um die Möglichkeit zu diskutieren, eine dritte Partei als Verwalter einzuschalten“ (third party custodian). Hierfür gibt es allerdings noch keine offiziellen Verlautbarungen. Ein solches Vorgehen würde bedeuten, „dass sowohl die Börsen als auch die Investoren ein Treuhandkonto (custodial account) bei dem Institut haben, das das Settlement der Transaktionen der Börsen übernimmt, wodurch die Geldströme die Börsen umgehen und verhindert wird, dass die Börsen die Kundengelder für andere Zwecke verwenden.“Es wäre nicht das erste Mal, dass die PBOC solche Maßnahmen einsetzt, um etwa P2P-Kreditplattforme zu regulieren.

Der Markt reagiert, trotz allem, wenig erfreut. Genau genommen waren die letzten 24 Stunden ein Schlachtfest, in denen der Kurs in vier bis fünf Einbrüchen um fast 150 Euro gefallen ist. Das Vertrauen, dass die chinesischen Börsen den Regularien entsprechen, scheint eher gering zu sein, wie auch die Märkte möglicherweise annehmen, dass ein gemäß chinesischen Regeln regulierter Bitcoin ungefähr ein Drittel weniger wert ist als ein unregulierter Bitcoin.

Vielleicht steht hinter dem Crash auch die Frage, ob die PBOC die Treuhand-Lösung durch eine dritte Partei nicht nur auf Yuan-Überweisungen, sondern auch auf Bitcoin-Transaktionen anwenden will, dass also, wie es bereits bei diversen Dollar-Börsen geschieht, eine dritte Partei für Ein- und Auszahlungen von Bitcoins sowie deren Speicherung verantwortlich ist. Dieses Verfahren stellt bereits jetzt eine kaum mehr hinnehmbare Zentralisierung dar. Sollte sich eine Institution unter Kontrolle der Zentralbank Chinas tatsächlich zum Treuhänder über Bitcoin-Transaktionen erheben, könnte dies in der Tat Grundwerte der Kryptowährung angreifen.

Aber derzeit besteht noch kein Anlass, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

 

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3 Kommentare zu China kontrolliert Börsen – zweiter Preisrutsch drückt Preis auf 720 Euro

  1. ChartAnalyst // 12. Januar 2017 um 21:38 // Antworten

    An den meisten Preisbewegungen (egal ob Bitcoin, Gold, Forex etc.) sind weder irgendwelche Banken noch diverse Nachrichten als alleinige Verursacher auszumachen. Das Ganze ist vielmehr eine Manifestation der menschlichen Psyche (selten auch das Resultat fehlerhafter Eingaben/Algorithmen).

    Bei einem Crash werden alle Charttechnischen Widerstände wie Butter zerschnitten und der Preis läuft einem langfristigen Tiefpunkt entgegen. Das sehe ich beim Bitcoin nun überhaupt nicht. Ein (schneller) Rücksetzer auf 600-650 Euro ist (Stand heute) noch im absolut normalen Bereich. Das nennt man Kurskorrektur. China hin oder her.

    Für alle „Zocker“, die emotionale Probleme bei Kursbewegungen haben empfehle ich sich mit Moneymanagement zu beschäftigen oder das eine oder ander Buch in die Hand zu nehmen, z.B. „Tradingpsychologie“ von Norman Welz.

    • Kann mich dem Kommentar nur anschliessen. Die Korrektur war schon längst überfällig.
      Jetzt sollten wir erstmal eine schöne Range für ne Weile haben. Könnte sogar wieder auf die 650 Dollar Marke rutschen. Aber ich bin mir sicher, dass viele nur noch darauf warten ein paar Bitcoins wieder „preiswert“ zu erwerben.
      Die Regulierung ist eigentlich etwas gutes: Durch den Leverage wurde beim Preis wohl zu viel spekuliert! Ausserdem sollen ja einige Bots ihr Unwesen getrieben haben …durch nicht vorhandene Kauf-und Verkaufsgebühren konnten die Bots einfach verkaufen und kaufen und Gewinne schäffeln. So habe ich das aus anderen Quellen verstanden.

      Ach ja, den Tweet von BTCC „all good! Just meeting!“ sollte man anders verstehen. Es knallte bestimmt am Tisch. Gerade am Forex Markt wird heftig mit dem Hebel (Leverage) gehandelt. Dadurch kann man mit „wenig“ Kapital eine Menge Bewegung am Markt vornehmen.
      Bei Bitcoin-Börsen darf dieser ruhig fehlen!

  2. Ich denke wenn Bitcoin fällt wird die Nr 2 – Ethereum rapide aufsteigen. Es lohnt sich damit jetzt zu spekulieren.

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