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China verhängt Anti-Geldwäsche-Regeln für fast alle Börsen: Große Börsen setzten vorübergehend alle Auszahlungen von Bitcoin aus

"Dragon" von tuchodi via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

China reguliert weiter. Die Zentralbank ruft alle Bitcoin-Börsen zusammen und gibt ihnen Anweisungen. Nachdem ein Fall von Geldwäsche auf einer Altcoin-Börse aufgeflogen ist, verordnen alle Börsen Anti-Geldwäsche-Regeln. Bis diese eingerichtet sind, stoppen die großen Börsen vorübergehend sämtliche Bitcoin-Auszahlungen.

Seit einigen Wochen macht die Chinesische Zentralbank, die PBOC, Ernst mit der Regulierung der Bitcoin-Börsen. Nachdem sie zunächst die drei großen Börsen BTCChina, Huobi und OKCoin untersucht und ihnen verordnet hatte, Handelsgebühren einzuführen und das Margin-Trading (Handel auf Kredit) zu beenden, nimmt sie sich nun wie erwartet das Thema Geldwäsche vor. Und dabei schlägt sie nach einer kurzen Vorwarnung hart zu.

Zunächst begann alles ganz harmlos. Wie cnLedger über twitter berichtet, haben die drei großen Börsen kürzlich zu selben Zeit dieselben Mitteilungen gemacht. In dieser kündigen sie strengere Maßnahmen gegen Geldwäsche an und warnen den User vor Risiken durch Kryptowährungen. Die Ankündigung von huobi ist beispielsweise hier zu finden. Da der Google-Übersetzer sie nicht erkennt, habe ich den Text von der Seite kopiert, mit Google ins Englische und von Hand ins Deutsche übersetzt. Er lautet etwa so:

Werter User,
Um weitere Spekulationen im Bitcoin Markt zu unterbinden und um illegale Pyramidenspiele, Geldwäsche und Geldwechsel durch Bitcoin zu verhindern, werden wir unsere Kunden künftig gründlicher identifizieren und die Überwachung der Herkunft der Gelder und Guthaben verstärken. Im Falle eines verdächtigen Verhaltens werden wir möglicherweise Ein- und Auszahlungen sowie den Handel limitieren, verdächtige Guthaben einfrieren und die relevanten Behörden benachrichtigen.

 

Kurz darauf posteten laut cnLedger die Börsen „CHBTC, BTCTrade, Yunbi etc.“ exakt dieselbe Nachricht. „Zu 99 Prozent von der PBOC verlangt“. Künftig machen wohl sämtliche Börsen Chinas den Nachweis einer ID zur Bedingung für den Handel. Das ist wohl der neue Standard in China.

All das hat den Preis recht ungerüht gelassen. Die Märkte kennen ihr China, das hier und da röhrt und leise droht. Hatten wir schon so oft. Einen Tag später – also heute – trudelte allerdings eine Horrormeldung ein, die den Preis ruck-zuck um etwa 100 Euro abstürzen ließ: Huobi und OKCoin suspendieren Auszahlungen von Bitcoins, bis die Anti-Geldwäsche-Maßnahmen implementiert sind – was mindestens einen Monat dauern wird. Kurz gesagt: Alle Bitcoins auf den großen chinesischen Börsen sind vorübergehend konfisziert; die User stehe unter Generalverdacht.

Krass, oder? Falls die User tatsächlich Bitcoins verkaufen müssen, um im nächsten Monat Geld auszuzahlen, dann bedeutet das nichts gutes für den Kurs.

Passend zu all dem enthüllte etwa zur selben Zeit ein Anwalt aus Beijing einen Geldwäschevorfall auf der Altcoin-Börse BTER. 8BTC berichtet:

Die Verdächtigen sind aus Bingyang, einer kleinen Stadt in der Guanxi Provinz, die berüchtigt für Internet-Betrug ist. Es gibt hier eine konstante Nachfrage nach Geldwäsche. Nachdem er sich online selbst informiert hatte, hat Xu, ein Geldwäscher, herausgefunden, wie er Geld durch Bitcoin-Börsen waschen kann. Xu verbündete sich mit Xiao, der wiederholt Online-Betrug begangen hat. Sie haben in zwei Aufträgen zusammen insgesamt 5,424 Millionen RMB (~790.000 US-Dollar) gewaschen.“

Dabei wurde die Börse BTER genannt. Die beiden Fälle ereigneten sich Mitte 2014.

Um die lebendige Szene der chinesischen Bitcoin- und Altcoinbörsen vollständig zu regulieren, hat die PBOC nach der Konsultation der drei großen Bitcoin-Börsen neun weitere Börsen getroffen. CHBTC, BTCTrade, HaoBTC, Yunbi, Yuanbao, BTC100, Jubi, Bitbays, Dahonghuo wurden von der Zentralbank in Beijing eingeladen.

Dort hat die PBOC ihnen erklärt, welche rechtlichen, regulatorischen und technischen Risiken im Bitcoin-Handel liegen und ihnen eröffnet, welche Vorgaben die Börsen umsetzen müssen: Kein Margin Trading, Beachtung aller Gesetze zu Geldwäsche, Devisenhandel, Steuern und Werbung. Die Pressemitteilung der PBOC zu dem Treffen schließt mit den Worten, dass bei Zuwiderhandlung die Schließung der Börsen droht, womit die Zentralbank sich laut 8BTC nun deutlich harscher als bei den vorangegangenen Mitteilungen äußert.

Wohl in vorauseilendem Gehorsam hat BTCChina seine Börse BTCC Pro für chinesische Bürger geschlossen bzw. die Ein- und Auszahlung von Chinesischen Yuan (CNY) gestoppt. BTCC Pro ist eine Plattform für Trading mit Hebel vor allem für Nicht-Chinesen. Wer CNY auf der Börse hat, soll diese bis zum 11. Februar abheben. Wer dies später machen will, soll bitte Bitcoins kaufen stattdessen diese auszahlen. Der eigenliche Markt von BTCC ist hingegen nicht betroffen.

 

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13 Kommentare zu China verhängt Anti-Geldwäsche-Regeln für fast alle Börsen: Große Börsen setzten vorübergehend alle Auszahlungen von Bitcoin aus

  1. Wieder mal eine kurzfristige Panik. An der fundamentalen Stärke des Bitcoins ändert dies gar nichts. Langfrisitg ist die Regulierung sogar positiv, weil sie die „Anrüchigkeit“ von Kryptowährungen reduziert. Seit der Einführung der Handelsgebühren in China wissen wir auch, dass China keinen übergroßen Einfluss auf den Bitcoin hat.
    => Kaufen, wenn die Kanonen donnern ….

  2. @Christian: Generell sehe ich die zunehmende Regulierung auch positiv. Rechtssicherheit ist für den Handel mit Bitcoins insbesondere für die BigPlayer unabdingbar. Und das Schmuddelimage ist für den Bitcoin Gift. Aber im Fall von China sehe ich nicht die Motivation, den Bitcoin „salonfähig“ zu machen, sondern durch Willkür den Marktpreis gezielt zu manipulieren.
    Aber whatever: Der Bitcoin scheint tatsächlich an grundsätzlicher Stärke in den letzten Jahren gewonnen zu haben.

    • @Sebastian Ich schließe mich deinem Kommentar absolut an, denn auch ich habe den Eindruck, dass alles, was in China gerade mal wieder im Bereich des Bitcoinhandels passiert, nur dem Ziel dient, den Marktpreis willkürllich zu manipulieren. Für welchen Zeitraum das dieses Mal gelingt, bleibt abzuwarten, aber China hat schließlich auch in der Vergangenheit diesbezüglich leider schon mehrfach einen langen Atem bewiesen.

  3. In China wurde bestimmt wieder ne Börse gehackt und sie verkaufen ein paar btc 😀

  4. Bitcoin wird erwachsen 🙂 , hat jemand etwas anderes erwartet?

  5. Leider zeigt dieser drastische Schritt wieder einmal, dass ein dezentrales System, wie der Bitcoin durch Zentralisierung bei den Exchanges immer noch sehr angreifbar ist. Höchste Zeit für dezentrale Börsen und Marktplätze!

    • Bitcoin bleibt immer angreifbar, da jeder Staat das Internet und dessen Inhalte in seinem Land kontrollieren kann, wie ja genau China zeigt. Freiheit im Internet gibt es immer nur, soweit der Staat das zulässt.

      • So einfach ist das nicht, weil große Teile der Inhalte verschlüsselt durchs Netz geschickt werden und der Staat die verschlüsselten Inhalte nur begrenzt identifizieren oder gar entschlüsseln kann. D.h. der Staat müsste letztendlich das Web nur ganz dicht machen um dies verhindern zu können.
        Würde ein Staat dies tun, wären die meisten heutigen Unternehmen nicht mehr überlebensfähig, womit dann auch der Staat nicht mehr überlebensfähig wäre.
        Sehr gut sieht man dies am Beispiel China, wie China einst das Web quasi vollständig überwacht hat und mit der zunehmenden unabdingbaren Liberalisierung mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat wie andere Industrieländer auch und kann die vollkommene Überwachung längst nicht mehr umsetzen.

  6. governmentsuckshardfcknjealousdumbfcks // 10. Februar 2017 um 11:45 // Antworten

    Die Zeit wird immer reifer für Bitsquare 🙂 Da werden sich die ganzen Regulators noch umsehen haha

    • Deshalb sollte man diese Regulierungen auch mit einem gesunden Maß an Gelassenheit betrachten.
      Meiner Meinung nach wird eine Regulierung den Kurs von Bitcoin nachhaltig positiv beeinflussen und größere Investoren sowie Unternehmen erst dazu bewegen in Bitcoin zu switchen.
      Und Jene die vor Regulierungen flüchten wollen, werden Wege finden, u.a. Bitsqare, Nighttrader, usw.

  7. Wie viel Geld wird in China jährlich außer Landes geschafft?
    Welcher Anteil davon in Bitcoin? Die Antwort auf diese Fragen dürfte einen Hinweis geben, wie groß die Angst der CN-Regierung vor einem Durchbruch der Innovation Bitcoin ist. Warum? Ich schätze den Bitcoin-Anteil aller Geldtransfers ins Ausland vergleichsweise gering ein, vielleicht im einstelligen Prozentbereich. Wenn China für diesen kleinen Anteil Aufwand treibt, um ihn zu verhindern, dann muss der Bammel davor, dass sich dieser Anteil ziemlich schnell vergrößert, ausgeprägt sein. Auf staatlicher Ebene sind die Phasen Ignorieren und Auslachen (=Schlechtmachen) vorbei, es beginnt die Phase Bekämpfen. Wer sich nun das Ende eines Gandhi Zitats ansieht und bisher noch keine Bitcoins hat, der (oder die) sollte heute abend mal nicht die Zeit vor der Flimmerkiste verplempern, sondern alles in die Wege leiten, damit sich dies ändert. Nie volles Risiko, 10-100€ kann jeder verschmerzen.

    • Kann mich deinem Kommentar nur anschliessen!
      Je mehr Länder und Menschen den Bitcoin entdecken, desto mehr werden sich Staaten bemühen Bitcoin zu unterminieren.

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