Das neue Allzeithoch: Erst der Auftakt?

Hurra! Neues Allzeithoch in Dollar! Damit ist es offiziell. Die Medien berichten, aber wie eine Blase fühlt es sich noch nicht mal an. Ist es möglich, dass die Blasen der dritten Reward-Ära noch vor uns liegen?
In Euro hat Bitcoin das alte Allzeithoch vom Winter 2013 – 850 Euro – schon seit einiger Zeit geknackt. Gestern hat der Preis nun auf Bitstamp mit 1.220 Dollar auch ein neues Dollar-Allzeithoch erreicht.
Damit ist es offiziell: Noch kein Mensch der Welt hat damit Verlust gemacht, Bitcoins zu kaufen und einfach nur zu halten. Nicht in Deutschland, nicht in China, nicht in den USA. Selbst dann, wenn er auf der Spitze einer Blase gekauft hat!
Natürlich geht das durch die Medien. 30-40 deutsche Zeitungen, Magazine und Zeitschriften berichten. Die Presseagentur DPA hat eine Mitteilung herausgegeben, die sogar die Wormser Zeitung erreicht hat. Als Grund für den tollen Preis nennt sie Spekulationen, dass der Bitcoin-ETF genehmigt wird, eine allgemeine Sorge vor politischen Unsicherheiten in den USA und Europa sowie Kapitalkontrollen in China.
An dieser Stelle wird es Zeit für ein Kompliment: Die Medien berichten mittlerweile neutral über Bitcoin als Finanzprodukt und wissen auch, worum es geht. Anstatt dass immer nur an Silk Road und Mt. Gox erinnert wird, wie vor ein bis zwei Jahren, erklärt die Pressemitteilung jetzt geradezu fachkundig:
Der Bitcoin ist eine digitale Währung, die im Internet entstanden ist. Sie ist seit 2009 im Umlauf. Bitcoins werden in komplizierten Rechen-Prozessen auf den Computern der Nutzer erzeugt. Sie beruhen auf der so genannten Blockchain-Technik: Dabei werden alle Bitcoin-Transaktionen auf allen beteiligten Rechnern gespeichert, in Blocks zusammengefasst, die jeweils mit sämtlichen vorangegangenen Transaktionen verkettet sind. Ein zentrales Register wie in einer Zentralbank entfällt damit.
Danke. Was man aber noch hinzufügen sollte, unbedingt, zu diesen möglichen oder unmöglichen Gründen, warum der Bitcoin nun ein neues Allzeithoch erreicht hat, ist das Halving. Genau genommen ist es das einzige, was wirklich zählt.
Falls ihr es nicht wisst: Die Fördermenge von Bitcoin durch die Miner ist durch das Protokoll reguliert. Die Miner erzeugen, alle zusammen, nur eine bestimmte Menge Bitcoins ungefähr alle zehn Minuten. Dieser Betrag halbiert sich etwa alle 4 Jahre. Zuerst waren es 50, dann 25, und seit Sommer 2016 sind es 12,5. Es kommen im Lauf der Zeit immer weniger frische Bitcoins auf den Markt.
Volkswirtschaftlich sollte das wie der Ölpreisschock in den 70ern wirken. Damals hatten die OPEC-Staaten die Fördermenge um 5 Prozent gekappt. Der Ölpreis stieg sofort rapide an und verdrei- bis vervierfachte sich im Lauf der folgenden Jahre. Und das bei einer Kappung von 5, und nicht, wie bei Bitcoin, von 50 Prozent!
Natürlich kann man Öl nicht mit Geld vergleichen, und natürlich sagen vergangene Kurse nichts darüber aus, wie sich zukünftige Kurse verhalten werden. Es könnte immer ganz anders kommen. Aber wenn wir uns anschauen, was der Bitcoin-Preis nach dem ersten Halving gemacht hat, und wir uns vorstellen, er macht dasselbe nochmal, dann wird es schwindelerregend.

Quelle: Bitcoincharts.com
Also: Bis zum ersten Halving im Herbst 2012 lag das Allzeithoch bei 30 Dollar, und der Kurs wanderte seitwärts bei etwa 10 Dollar. Unmittelbar vor und nach dem Halving ist erst mal gar nichts passiert. Die Fördermenge sank, aber der Preis blieb gleich. Dann, im März 2013, begann er zu steigen. Irgendwann passierte er die alte Marke von 30 Dollar. Kurz darauf sprang er auf 260, und nach einem Zwischenstopp auf einem Boden von etwa 100 Dollar, schoß er im November auf über 1.250. Kurz: der Preis hatte sich um zwei Zehner potenziert. Von 10 auf 100 auf 1000.
Jede Halfing-Ära hatte bisher ihre Blasen, Crashs und Böden, ihre Bullen und Bärenmärkte. Bisher lief es so ab, dass erst eine kleine Blase kam, relativ früh, auf die ein kurzer Bärenmarkt folgte, und darauf eine große, mächtige Blase, deren Platzen einen jahrelangen Bärenmarkt einleitet.
Es ist interessant, sich den Kurs exponentiell anzuzeigen.
Das ist der Chart von BitStamp, von Ende 2012 bis Anfang 2017. Es ist, mehr oder weniger, die Geschichte der zweiten Reward-Ära, die Mitte 2016 endet, und in der pro Block 25 Bitcoin ausgeschüttet wurden. Auf der rechten Seite sehen Sie den Preis, so skaliert, dass ein exponentielles Wachstum sichtbar wird. Im Jahr 2013 gab es zwei exponentielle Sprünge, im April und um November. Dabei steigt der Preis nicht linear, sondern um Potenzen. Bei beiden Sprüngen zieht das Handelsvolumen – die grünen und roten Säulen – deutlich an.
Geschichte wiederholt sich nicht. Es ist möglich, dass Bitcoin bei einem Wert von etwa 1.000 Euro sein Limit ausgeschöpft hat. Dass sich, falls überhaupt, ein lineares Wachstum fortsetzt, und dass die Zeit der exponentiellen Sprünge, wie sie die Blasen der vorhergegangenen Reward Ären vorgeführt hatten, vorbei ist. Kann sein, wäre vielleicht auch wünschenswert.
Es muss aber nicht so sein. Wir wissen es nicht, denn es hat noch niemals zuvor ein solches Geld gegeben. Daher wissen wir auch nicht, wie die Welt auf es reagieren wird.
Yeeeeeehaw!
Es heißt übrigens ‘halving’ und nicht ‘halfing’.
Halfing ist ein Ort in Bayern.
Danke. Passiert mir dauernd.
Es gibt eigentlich keinen sinnvollen Grund, warum der Preis bei 1000 Dollar verharren oder wieder signifikant darunter sinken sollte, außer er würde verboten. Aber das kann sich kein Staat leisten. Dann wäre er von dieser Entwicklungschance abgehängt.
Wenn man jetzt bedenkt, dass nur ein minimaler Bruchteil der Menschheit Bitcoin derzeit kennt und noch weniger ihne besitzen/benutzen, dann wird das Ausmaß des Potentials ersichtlich. Wovon man sich verabschieden muß ist allerdings die Idee der schnellen Zahlungsfunktion. Aber BTC als Wertespeicher ähnlich Gold, dessen Werte man relativ (!!) schnell weltweit übertragen kann, ist doch auch schon was. Die (schnelle) Bezahlfunktion kann BTC nur übernehmen, wenn deutliche Änderungen am Protokoll vorgenommen würdem. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.
Aber für den besonders schnellen Wertetransfer gibt es ja auch noch andere Coins. Z.B. LTC. Das digitale Silber …
Naja, BTC steckt wirklich noch in den Kindernschuhen. Das Lightning Network wird diese Probleme sofort lösen. Läuft schon eine Alpha 🙂
Lightning Network mag ich nicht.
Sehe ich mittlerweile etwas anders. Wenn sich eine Technologie nicht weiterentwickelt, wird sie mittelfristig durch eine andere ersetzt. Das droht dem Bitcoin leider…
Kennt jemand noch Yahoo? Oder gar Altavista? MySpace? Tripod / Geocities? Napster? Audiogalaxy? IRC? ICQ? eDonkey? eMule?
Klar, einige der letztgenannten Protokolle haben sich gehalten, aber fristen ein sehr nischenhaftes Dasein. Erstgenannte Firma ist gerade am Zerstückeln, die zweite dürften die meisten Leser wohl gar nicht mehr kennen. Alle oben genannten waren Marktführer und hatten Millionen User.
Falls Bitcoin die Skalierbarkeit (wie auch immer) nicht in den Griff bekommt, folgt auf das ATH irgendwann auch ein ATL und eine neue, bessere Technologie setzt sich durch.
Als Kommentar statt Email:
Am Sonntag kommt im DLF eine knapp halbstündige Sendung über die Blockchain.
Die Welt verändern – Visionen und Wahrheiten aus der Blockchain-Entwicklung http://www.deutschlandfunk.de/die-welt-veraendern-visionen-und-wahrheiten-aus-der.740.de.html?dram:article_id=378079
Name required // ”Es gibt eigentlich keinen sinnvollen Grund, warum der Preis bei 1000 Dollar verharren oder wieder signifikant darunter sinken sollte, außer er würde verboten”
Selbst bei einem Verbot würde nicht viel passieren außer dass der Preis zwischenzeitlich um ein paar Hundert EUR sinken würde (wegen paar Angsthasen die zunächst verkaufen) bis die Mehrheit merkt ohh der Preis bleibt irgendwann stehen, kurz danach steigt er wieder bis wieder alle anfangen zu kaufen wie zuvor.
Die Staaten bluffen also was Verbot angeht weil sie genau wissen dass sie dem Bitcoin an sich nichts tun können. Diesen letzten ‘Bluff-Joker halten sie ständig in der Hand in der Hoffnung die schlafende Masse noch davon abzuhalten voll auf Bitcoin zu steigen. Nur Börsen können sie regulieren. Die Nutzer aber umgehen auch diese. Siehe China.
Es ist so wie wenn z.B. ein Staat dem Bürger sagen würde du darfst nicht mehr in DEIN GARTEN ein Apfel von deinem Baum pflücken. Schriftlich können die ja sowas beschließen. Es aber durchzusetzen bräuchten sie z.B. in Deutschland ca. 80 Mio Polizisten (genau soviel wie EInwohner) die vor jedem Garten stehen und aufpassen um dieses Gesetz durchzusetzen.
Unmöglich
Das gleiche bei Bitcoin. Ein Verbot bleibt nur auf Papier stehen weil sie es nicht durchsetzen können. Eine dezentrale Sache kann niemand durch Verbote einschränken. Siehe Musikindustrie und Mp3. Der Staat hat bei Downloads aufgegeben weil er nicht Millionen User einsperren kann.
Urheberrechte und damit verbundene MP3 Kopien sind für den Staat grundsätzlich nicht zu vergleichen mit Geldgeschäften.
Zudem ist Bitcoin leider zu transparent, als dass man es trotz Verbot weiterhin nutzen könnte, ohne eine Strafverfolgung zu riskieren.
Kein Staat wird es sich erlauben, Bitcoin zu verbieten. Das Internet wurde auch nicht verboten – außr vielleicht in Nordkorea. Und Bitcoin ist vom Innovationsgehalt mit dem Internet zu vergleichen.
Gerade WEIL Bitcoin nur semitintransparent sit, wird er sich durchsetzen – im Gegensatz zu Monero und anderen Kryptowährungen, die Verschleierung zum Hauptmerkmal erklären.
Es it wie immer: if you cant’t beat ’em, join ’em.
Guter Artikel!
Kleine Anmerkung: Gegenüber einer bestimmten Währung hat der Bitcoin noch kein neues ATH gemacht: GOLD!
Es wird aber bald so weit sein. In ein paar Jahren sehen wir Kurse, die heute noch fast niemand für möglich hält. Das Entscheidenene ist aber nicht der abstrakte Kurs, sondern die Kaufkraft bzw. die Wertspeicherfunktion. Und diesbezüglich wird es nichts besseres geben als Bitcoin – vor Gold, Silber, Aktien, Immobilien. Buy and hold!
Kann es sein, dass gerade Karnevalssaison ist?
Habt ihr am 26.02.17 um 13:45 mal auf den Kurs geschaut?
Ich konnte es nicht glauben und hab sicherheitshalber mal einen Screenshot gemacht =)
“Es ist interessant, sich den Kurs exponentiell anzuzeigen. […] Im Jahr 2013 gab es zwei exponentielle Sprünge, im April und um November. Dabei steigt der Preis nicht linear, sondern um Potenzen.”
Das ist ziemlich verwirrend formuliert, finde ich. Einmal ist der zweite Chart nicht exponentiell dargestellt, sondern genau im Gegenteil, mit einer logarithmischen Skalierung auf der y-Achse. Exponentielles Wachstum wird im Chart dadurch in Form einer Geraden sichtbar. Entsprechend sind die beiden “Sprünge” auch keine exponentiellen, sondern superexponentielle Bewegungen. Der Kurs hat sich während seiner ganzen Geschichte von der Tendenz her exponentiell verhalten, d.h. selbst wenn sich der scheinbar lineare Anstieg in den letzten eineinhalb Jahren so fortsetzt, ergibt das in der Realität exponentiell steigende Kurse. Dieser Effekt tritt übrigens bei allen sachwertähnlichen Anlagegütern auf, wenn der Preis in Fiatgeld gemessen wird. Bei Bitcoin ist der Zuwachsfaktor allerdings schon besonders krass.