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AntPool erzeugt ersten Bitcoin Unlimited Block

"Ant" von Samantha Henneke via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der größte Mining-Pool der Welt macht nach langen Ankündigungen ernst und schürft einen Bitcoin Unlimited Block. Allerdings ist die Sache noch nicht ganz eindeutig …

Man kann viel über Jihan Wu sagen, den Mitbegründer von BitMain, dem mit Abstand wichtigsten Produzenten von Asic-Miner und von AntPool, dem größten Bitcoin-Mining-Pool der Welt. Was man nicht über Jihan Wu sagen kann, ist, dass er seine Taten nicht ankündigt.

Jihan Wu hat in der Vergangenheit immer wieder, gerne per twitter, seinen Ärger darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Bitcoin Core Entwickler seiner Meinung nach die Vereinbarung von Hongkong gebrochen haben. Damals, in einer Zeit, in der ein Konsens aller Teile des Bitcoin-Ökosystems noch denkbar war, hatten sich einige Core-Entwickler und die wichtigsten Miner Chinas in Hongkong getroffen und den sogenannten Konsens von Hongkong vereinbart. Diesem zufolge sollten die Miner keine anderen Bitcoin-Clienten außer Core benutzen und SegWit aktivieren, während die beteiligten Core-Entwickler eine Hardfork mit einer Erhöhung der Blocksize veröffenlichen würden. Ob und wie das alles zu verstehen ist, wer zuerst das Abkommen gebrochen hat und ob es überhaupt jemals gültig war, ist eine Sache, über die schon wesentlich klügere Menschen als ich sehr lange diskutiert haben.

Fakt scheint aber zu sein, dass es zwischen den Core-Entwickler und den chinesischen Minern – die von Jihan Wu vertreten werden – nicht zum besten steht. Nachdem Wu, der vielleicht der einflussreichste Mensch im Bitcoin-Mining ist, schon in der Vergangenheit mehrfach seinen Unmut kundgetan hat, hat er gestern Abend wohl seinen Worten erstmals Taten folgen lassen: Sein Mining-Pool AntPool hat erstmals Blöcke mit dem Bitcoin-Unlimited-Tag gemined. Damit nimmt AntPool nach langer Neutralität Stellung in einer aktuellen Abstimmung der Bitcoin-Miner.

Seit Mitte November läuft eine große Wahl der Miner über den zukünftigen Weg der Skalierbarkeit von Bitcoin. Auf der einen Seite steht SegWit, das aktiviert wird, wenn 95 Prozent der Miner zustimmen. SegWit markiert, um das mal überspitzt auszudrücken, den Plan, die Blocksize nur ein bißchen zu erhöhen und die Grundlagen zu schaffen, um „offchain“, etwa mit dem Lightning-Netzwerk, zu skalieren. Bitcoin Unlimited hingegen steht für den Plan, das Ökosystem – vor allem die Miner – darüber entscheiden zu lassen, wie groß die Blöcke sein dürfen, und jedes übergeordnete Limit der onchain-Kapazität zu beseitigen.

Während sich die Zustimmung zu SegWit auf einige wenige Mining-Pools (BTCC, BitFury, Slush, BitClub) erschöpft, entscheiden sich zunehmend mehr Pools für die Option Bitcoin Unlimited. Allen Nachteilen zum Trotz, wie der bisher mangelnden Unterstützung durch das Ökosystem (durch Börsen etc.) sowie der ebenfalls mangelhaften Unterstützung durch die Entwickler-Community. Bisher standen beide Optionen bei 20-30 Prozent der Hashrate, wodurch für beide Varianen der Skalierung zwar eine signifikante Unterstützung da war, aber jede noch sehr weit von der Aktivierung entfernt war.

Die beiden größten Mining-Pools der Welt – AntPool und F2Pool – haben sich bisher zurückgehalten. Sie haben weder für SegWit noch für Bitcoin Unlimited gestimmt. Die meisten Beobachter waren der Überzeugung, dass die beiden Pools das wollen, was vielleicht eine Mehrheit des Ökosystems will – Bitcoin Core UND größere Blöcke (größer, als durch SegWit) – und dass sie deswegen auch nach Ablaufen der Frist von „3 Monaten nach Veröffentlichung von SegWit“ darauf gehofft haben, dass die Core-Entwickler noch den Code für die erwartete Hardfork liefern.

Gestern abend scheint AntPool nun entschieden zu haben, dass dies nicht mehr passieren wird. Zumindest hat der Pool zwei Bitcoin Unlimited Blöcke in Folge gemined, was als sehr klares Zeichen dafür zu verstehen ist, dass AntPool sich nicht mehr durch den sogenannten „Konsens von Hongkong“ gebunden fühlt, exklusiv mit Bitcoin Core zu minen. Sollte AntPool dauerhaft Bitcoin Unlimited minen, würde dies bedeutet, dass der alternative Client auf knapp 40 Prozent Miner-Support kommt – und damit nicht nur etwa gleichauf mit SegWit wäre, sondern deutlich darüber.

Der dritte und vierte Block von AntPool in dieser Folge wurde allerdings von AntPool USA gemined und trug keine Bitcoin Unlimited Flagge. Ob dies auf ein noch fehlendes Update der US-Server von AntPool zurückgeht, oder ob dies darauf hindeutet, dass AntPool vorerst nur einen Schuß vor den Bug von Core abgeben wollte, ist derzeit noch schwer zu sagen.

Es lohnt sich in jedem Fall, die Versionen der Blöcke in den kommenden Tagen genauer anzuschauen.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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22 Kommentare zu AntPool erzeugt ersten Bitcoin Unlimited Block

  1. Es wird immer deutlicher, dass einige Miner nicht im Interesse des Bitcoinnetzwerks handeln, sondern aktiv an der (Zer-)Störung von Bitcoin beteiligt sind. Die ökonomischen Anreize sind aus dem Gleichgewicht geraten. Miner sollten lediglich das Netzwerk sichern, es aber nicht politisch mitgestalten. Vielleicht bietet UASF (User actives soft fork) ja die Möglichkeit, den Nodes und damit ALLEN Nutzern wieder mehr Macht zu geben und die Miner in die Schranken zu weisen.

  2. @Christoph: „Kongkong“ Vertipper 😉

    @Paul
    Leider zeichnet sich eher seit Monaten ab, dass die Core Entwickler nicht im Interesse des Netzwerks agieren, sondern wohl eher im Interesse des Arbeitgebers Blockstream. Eine Hardfork mit einer leichten Vergrößerung der Blöcke (wie damals vereinbart) hätte alle „fremden“ Hardfork Möglichkeiten aus der Welt geräumt.
    Und das ganze Netzwerk basiert bereits auf den Minern und deren Hashpower. Natürlich wollen diese mitgestalten und nicht nur ein paar Entwickler ihr Spielchen spielen lassen. Es gibt meiner Ansicht nach keine Alternative zu PoW durch Miner, denn selbst wenn Du eine IP Adresse als „Node“ bezeichnen willst, kann ich Dir auf Anhieb 1000+ „Nodes“ auf einem System aufstellen, die alle als eigenständige Nodes mit jeweils eigener IP agieren würden. Mit IPv6 wird das Ganze dann komplett obsolet, da man potenziell Millionen an Nodes erstellen könnte…

  3. Core blockiert eine nchhaltige Skalierung.

    Die Verbesserung durch SegWit ist marginal und nicht nachhaltig. Nach kurzer Zeit wäen die Blöcke wieder voll.

    Lightning ist nicht verfügbar. Es wird auch noch lange nicht verfügbar sein. Es gibt keinen Nachweis, dass Lightning überhaupt funktioniert – ich habe meine Zweifel. Ebensowenig ist nicht klar, ob die Nutzer überhaupt Lightning wollen. Solange meine Bitcoins sich in einem offenen Channel befinden, gehören sie nicht mir. Seit Jahren predigen wir: deine Bitcoins gehören nur dir, wenn sie in deinem Wallet sind und nur du den Schlüssel hast …

    Ich verstehe sehr gut, wenn sich die Miner gegen eine Blockade wehren. Das hat nichts mit Zerstörung zu tun.

    • Es ist wahr, dass das es sehr ungewiss ist, ob Lightning Network angenommen wird und es nicht Vaporware sein wird.

      > Solange meine Bitcoins sich in einem offenen Channel befinden, gehören sie nicht mir. Seit Jahren predigen wir: deine Bitcoins gehören nur dir, wenn sie in deinem Wallet sind und nur du den Schlüssel hast

      Dies ist jedoch nicht akkurat. Deine Schlüssel gehören immer noch dir. Das Lightning Network ist lediglich Payment Channels on steroids. Wenn ein Channel geschlossen wird, hast du wieder volle Kontrolle über deine Coins.

      • Ist nur teilweise wahr. Wenn man über einen Payment-Channel etwas bekommt, sind die Coins in der Transaktion und nicht „im“ privaten Schlüssel. Cold Wallet geht nicht.

  4. gier frisst hirn

  5. Bitcoin ist schon ’ne geile Daily Soap

  6. Bitcoin ist doch nicht der Name des Clienten auf dem es laeuft, sondern seine Eigenschaften.

    …und wenn die Rechnungsstelle(MIner) ein gewichtigere Stimme hat als die Mehrheit der User, wo ist dann bitte das Neue an dem bitcoin-Geld?

  7. Hier eine aktuelle graphik der user software verteilung:

    http://luke.dashjr.org/programs/bitcoin/files/charts/software.html

  8. Ich sehe den Christoph Bergman, Roger Ver und Jihan Vu und den r/btc vor Freude springen. Euere Freude dürfte aber nicht lange halten den die gesamte Community wird zurückschlagen mit UASF. Euere Zentralisierungsversuche werden durch die Nodes demnächst abgewehrt.

    • „… die gesamte Community wird zurückschlagen“ Sind wir hier ieigentlich m Kindergarten?

      Zum Glück gibt es die oben genannten Herren. Die zeichnen sich nämlich durch konstruktive Diskussionen auf vernünftigen Niveau aus ….

    • Woher kommt dieser Hass nur? Kann man keine konstruktive Diskussion mehr erwarten? Von solchen „Meinungen“ bin ich auch gerne bereit wegzuforken, auch wenn ich immer noch auf einen sinnvollen Konsens glaube…

  9. Ich bin mir sicher, die Community wird mit noch höheren Gebühren zurückschlagen!
    Noch sicherer bin ich mir, dass der Höhenflug von Dash erstmal weiter Bestand haben wird.

  10. Hat sich eigentlich einer mal die Mühe gemacht das ökonomisch durchzukalkulieren?

    Was nützt es mir wenn der Node billig ist, ich aber für die Transaktionsgebühren aber jedes Jahr eine neue HDD für den Node kaufen kann ?

    Oder bei einer weiter steigenden Marktkapitalisierung vom BTC muss auch das Netzwerk weiter wachsen (ein wenig träumerei) bei einer MKP von sagen wir mal 100 MRD und aktueller Netzwerkleistung lohnt sich es das Netzwerk anzugreifen und den BTC vorher zu shorten.

    Das muss halt alles im Verhältnis bleiben und mit 1-2 MB Blöcken wird das schwer ( allerdings erst wenn der Block Reward nur noch aus Fees besteht, wir haben also noch etwas Zeit )

    Daher verstehe ich auch die BU Leute weil Core so tut als wäre durch Segwit und LN alles gesagt und man für die Zukunft gerüstet, was aber nur dann stimmt wenn ich mir 2028 für die Transaktionsgebühren pro Überweisung nen ganzen Node kaufen kann sofern ich die Onchain machen will/muss.

  11. Bitcoin wird scheitern. Und zwar am Faktor Mensch. Grosse Gruppen neigen bei Entscheidungen in denen es kein eindeutiges richtig-falsch gibt immer zu Polarisierung und schliesslich offenem Konflikt. Und genau das ist es was wir gerade sehen.

    Irgendwann, eventuell noch nicht 2017, wird Bitcoin forken und wieder forken und wieder forken. Solange bis jeder Hans und Kunz „seine“ Bitcoin-Version verwirklicht sieht.
    Dies wird dann jedoch auch das Ende Bitcoins als werthaltiges Gut sein. Bitcoin und Kryptowährungen im allgemeinen werden dennoch Umbrüche bringen und ganze Branchen erschüttern bzw gleich ganz abschaffen. Nur als Investment werden diese dann eben nicht mehr gesehen werden.

    Der Faktor Mensch hat zugeschlagen mit all seiner Dummheit und seiner Tendenz zur Verteufelung des Gegenübers. Wir gegen Sie. BigBlocker gegen SmallBlocker. Hutus gegen Tutsis.

    • Ja, Menschen neigen leider dazu, aus allem eine „Entweder-Oder“-Story zu machen. Einen klaren Feind zu haben, den man verteufeln kann, macht das Denken halt erheblich einfacher —

  12. Stichwort Ressourcen, eine Limitierung durch Ressourcen kann ich bislang nicht Ansatzweise erkennen. Die Kosten für Festspeicher um z.B. die Blockchain zu sichern, sinken nicht weniger stark als die Anzahl der Tx steigen. Auch die Bandbreite stellt kein Problem dar, auch diese wächst schneller als der Bedarf der mit einer wachsenden Blockchain entsteht.
    Da wird der Teufel bereits an die Wand gemalt, obwohl Niemand den Teufel hat bislang gesehen.

    • Das einzige, das ich als relevante knappe Ressource ansehe, ist die Zeit, die man fürs Starten eines Nodes benötigt. Aber wenn das Ding eh die ganze Zeit auf einem virtuelle Server oder als Kleincomputer in einer Ecke stehen und laufen soll, ist auch das Problem im Grunde begrenzt …

  13. ..ihr vergesst die zeit, die bloecke brauchen um sich im gesammten netzwerk auszubreiten(geladen und validiert zu werden)

    • Auch dies stellt bislang keinerlei Probleme dar. U.a. sei zu erwähnen, dass in ca. 2 bis 3 Jahren eine mobile Bandbreite von 1 GByte / sek. verfügbar sein wird.

      • Kleine Korrektur: 1 Gbit/s sind realistisch, das sind 0,125 GB/s.
        Dennoch in meinen Augen irrelevant, da zum Einen die Bandbreite in Mobilfunknetzen stark eingeschränkt wird und niemand einen Full Node auf einem Smartphone benötigt. Und zwar egal, ob wir bei 1MB Blöcken bleiben, oder 1GB Blöcke bekommen würden… In ersterem Fall wird der Bitcoin nur für sehr große Werte bezahlbar bleiben, die man eher selten mobil benötigt, in letzterem Fall reicht ein Thin Client vollkommen aus, um tägliche Geschäfte abzuwickeln. Und in Rechenzentren, in denen Full Clients stehen könnten, kann man heute schon 10 Gbit/s oder gar 100 Gbit/s bekommen, das ist nicht der Flaschenhals.

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