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Bitcoins auf Chinas Börsen weiter eingefroren – Regulierung durch Zentralbank nimmt Gestalt an

Beijing Syline, Bild von Dimitris Argyris via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die großen Bitcoin-Börsen Chinas verlängern die Auszahlungssperre von Bitcoins, und ein Direktor der Zentralbank (PBOC) erklärt, wie er den Bitcoin-Markt regulieren will: Mit Beobachtung, Überwachung, Lizenzen, Negativlisten – und Blockchain-Technologie.

Es gibt zwei neue Nachrichten zur Regulierung von Bitcoin in China, die vermutlich einen Beitrag dazu geleistet haben, dass der Preis in den letzten zwei Tagen um 50-70 Euro gefallen ist. Beide Nachrichten machen klar, dass der florierende Bitcoinmarkt Chinas nicht so einfach aus den Fängen der Chinesischen Zentralbank (PBOC) entkommt.

Wir beginnen mit der Nachricht der Börsen. Die drei großen chinesischen Börsen, OkCoin, Huobi und BTCChina, sowie die kleinere Börse CHBTC, haben simultan eine identische Mitteilung veröffentlicht. Hier die Nachricht von OKCoin. Sie informiert die User, dass die Phase, in der Auszahlungen in Bitcoin blockiert sind, verlängert wird. (Da die google-Übersetzung der Nachricht etwas verwirrend ist, habe ich sie noch durch weitere Online-Translater gejagt: Systran, FreeTranslation und eTranslater.ro).

OKCoin kündigt an, die Phase zu verlängern, in der sie Meldung über die illegale Nutzung von Bitcoins machen. Die Börse wiederholt, dass die nationalen Gesetze sowie sämtliche Vorgaben der Regulierung bezüglich Geldwäsche, Börsen-Management, Payment und Settlement beachtet werden müssen. Um dies zu gewährleisten, entwickelt und erweitert OkCoin aktiv Systeme, um diese Vorgaben durchzusetzen. Außerdem diskutiere man mit anderen Branchenvertretern, um gemeinsam Standards für selbstregulierende Lösungen zu erarbeiten. Sobald man die Genehmigung der Regulierer habe, könnten wieder Auszahlungen vorgenommen werden.

Anders ausgedrückt: Die am 8. Februar verhängte Auszahlungssperre von Bitcoins von chinesischen Börsen, die eigentlich nur einen Monat andauern sollte, wird auf unbestimmte Zeit verlängert. Es ist nicht bekannt, wie viele Bitcoins auf den chinesischen Börsen feststecken, aber es dürften schon einige Tausend oder Zehntausend sein. Die chinesische Zentralbank PBOC hat sämtliche Bitcoins auf den Börsen einfrieren lassen, bis diese regulatorische Bestimmungen erfüllen, die möglicherweise gar nicht zu erfüllen sind.

Pressekonferenz der Zentralbank zur Bitcoin-Regulierung

Eine Tweet-Serie von @cnLedger heute morgen erweitert das Bild deutlich. Es gab eine Pressekonferenz mit Zhou Xuedong, einem Direktor der Chinesischen Zentralbank PBOC, der offenbar leitend mit der Regulierung von Bitccoin beauftragt ist.

Zhou sagte, kurzfristig müsse man klare Regeln für Börsen schaffen, eine Negativ-Liste schreiben und Risiken reduzieren und mildern. Er fordert die Regulierer zwar auf, eine nachsichtige Haltung an den Tag legen, die Börsen derzeit nicht zu verbieten und eine Periode der Beobachtung eilzuleiten. Kurzfristig sei es jedoch essenziell, dass man Regeln aufstelle und die Börsen überwache.

Danach, so Zhou, müsse man die langfristige Gestalt der Regulierung bilden. Dafür sollten sich die Regulierer mit virtuellen Währungen wie Bitcoin sowie der Unternehmensführung von Bitcoin Börsen beschäftigen. Man könnte eine kleine Anzahl qualifizierter Bitcoin-Börsen per Lizenz erlauben oder experimentelle Pilotprojekte starten.

Weiter schlägt Zhou eine „Negativ-Liste“ für Chinesische Börsen vor. Diese beinhaltet Bestimmungen, was Börsen nicht dürfen. Und zwar dürfen sie nicht:

  • Margin Trading anbieten
  • den Markt mit 0-Prozent-Gebühren oder gefälschtem Handelsvolumen manipulieren
  • Anti-Geldwäsche-Gesetze verletzen
  • Regularien des Währungshandels missachten
  • Fiatgeld durch Bitcoin beim Kauf von Gütern ersetzen
  • Steuern hinterziehen
  • unwahr werben oder an Ponzi-Spielen teilnehmen
  • eine Finanzdienstleistung wie Kredite oder Aktienhandel ohne Lizenz anbieten

Bei den letzten Punkten ist nicht ganz klar, ob Zhou meint, dass sich die Börsen an diese Regeln halten sollen oder ob sie verhindern sollen, dass ihre Kunden diese Regeln brechen. Dies würde die „Negativ-Liste“ zu einer Art Sperrliste machen, wie sie auch Forscher des BITCrime-Projekts vorschlagen — wenn auch mit deutlich weiterem Umfang: Wie sollen die Börsen verhindern, dass ihre Kunden Güter mit Bitcoins kaufen, an Ponzi-Spielen teilnehmen oder auf unlizensierten Plattformen Kredite vergeben?

Schließlich kommt Zhou noch auf die Miner zu sprechen. Vom Gesichtspunkt der Verhinderung von Geldwäsche, so der Direktor, sei vor allem der „Downstream“ wichtig – die Auszahlung von Bitcoin und Fiatgeld. Dies könnte bedeuten, dass die Miner – zumindest derzeit – nicht reguliert werden.

Zugleich geht Zhou noch einen interessanten Schritt weiter: Er erwägt, Blockchain-Technologie zu nutzen, um die Ströme von Bitcoin und Fiatgeld zu regulieren. Dazu könnte man die Daten von Börsen synchronisieren, um Geldwäsche und illegale Transaktinen zu identifizieren.

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14 Kommentare zu Bitcoins auf Chinas Börsen weiter eingefroren – Regulierung durch Zentralbank nimmt Gestalt an

  1. Ist doch gar nicht schlimm.

    Kurzfristig bleibt es bei einer Verknappung des Angebotes, da die Bitcoin weiter eingefroren sind. Verknappung führt zu höheren Preis.

    Langfristig kommen wir sowieso nicht an einer Regulierung vorbei, wenn Bitcoin in Zukunft viel särker genutzt werden soll. Vor allem in China hatte man den Eindruck, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht, was für das weltweite Vertrauen in die Bitcoin-Technlogie eher schädlich war. Ich bin froh, dass z.B. das Handelsvolumen jetzt wesentlich realistischer ist als früher – las man doch ständig in der Presse, dass in China über 90 Prozent aller Bitcoin-Transaktionen abgewickelt werden.

    • In der Tat muss ich eingestehen, dass die Chinesischen Regulierer scheinbar ziemlich kompetent an die Sache herangehen und scheinbar wissen, wovon sie reden. Wenn ich mir da unsere Internetausdrucker wie Günther Oettinger ansehe und „Neuland“ Floskeln wie „das Internet darf kein rechtsfreier Raum bleiben“, bin ich wirklich positiv überrascht und hoffe, dass meine Euphorie nicht getrübt wird. Schade, dass niemand unseren ehemaligen EU-Kommissar für Digitalwirtschaft zu Bitcoin oder gar allgemein Cryptowährungen befragt hat.

      • Man könnte vermuten, dass China Bitcoin und Bitcoin-Miner vor allem als Exportgut ansieht …

      • Ja, dahin wollen sie die örtliche Bitcoin-Wirtschaft wahrscheinlich lenken: Zum Devisenbringer. Andererseits sorgen sie sich um die Konkurrenz zur eigenen Währung und wollen scheinbar verbieten, den Bitcoin innerhalb Chinas als Währung zu nutzen. Es bleibt spannend und ich überlege immer ernsthafter, ob ich nicht Chinesisch lernen sollte, aber dieses Ziel scheint mir (noch) unerreichbar…

      • Name required // 8. März 2017 um 14:55 //

        China sieht bitcoin vermutlich eher als Chance, denn Bedrohung. Denen ist doch sowieso der US-Dollar als maßgebliche Weltwährung ein „Dorn im Auge“ und vielleicht wird bitcoin also als „Mittel zum Zweck“ verstanden, dies zu ändern.

        Bitcoin als Weltreservewährung bzw. „Weltindex“ wäre ja grundsätzlich auch keine schlechte Sache.

      • @Name required
        Man darf wohl noch träumen… Aber dazu müssten wir die Skalierbarkeit auf ganz andere Level hieven!
        Andererseits könnten gefährliche Zeiten drohen, wenn die US-Regierung realisieren sollte, dass der Dollar als weltweite Leitwährung abgelöst werden könnte…

  2. Seht ihr: Zentralisierung ist gar nicht schlimm…

    • In diesem Beitrag geht es um Regulierung, um die Bitcoin und andere Cryptowährungen nicht herumkommen werden. Zumindest nicht in Staaten, die ihr Bankwesen regulieren, oder es zumindest versuchen.

  3. Paul, du hast etwas überlesen:

    -Fiatgeld durch Bitcoin beim Kauf von Gütern zu ersetzen ist ab jetzt in China verboten.


    ..meinst du diese Art von „Regulierung“?

    • Seihe meinen zweiten Kommentar oben…
      Klar, China fürchtet eine Parallelwährung und gerade bei der restriktiven Geldpolitik in China wäre diese nicht vereinbar. Ich will hier auch nicht die Politik in China loben, allerdings muss ich zugestehen, dass sich Leute dazu äußern, die scheinbar Ahnung haben. Und bei uns?

  4. governmentsuckshardfcknjealousdumbfcks // 8. März 2017 um 17:04 // Antworten

    tzia.. dezentrale Börsen.. mal sehen wie lange es noch dauert bis es eine dezentrale Börse gibt. Die zbs. funktioniert wie Poloniex (nur eben als client).

    Bitsquare gibt es schon, aber ist halt nicht sehr benutzerfreundlich.

    • Es gibt leider noch nicht die Technologie eine völlig dezentrale und private Börse zu bauen. Es scheint so, als würden sich die beiden Eigenschaften aussschließen.

      Das Hauptproblem ist, dass das Orderbook geheim gehalten werden muss, ohne dass dies zu Lasten der Dezentralisierung geht. Sobald die Order öffentlich sind, kann Frontrunning betrieben werden. (http://kaykurokawa.blogspot.de/2015/06/front-running-decentralized-exchanges.html) Hier wird das Problem ganz gut beschrieben. Bitshares und Augur haben momentan dieses Problem. Es gibt Ansätze, das Orderbook auf solch eine Weise zu verschlüsseln, dass man immer noch Order matchen kann, wie zum Beispiel (http://www.eecs.harvard.edu/~cat/cs/crypto-market/papers/crescenzo_privacy.pdf). Das geht allerdings auf Kosten der Dezentralisierung. Konkret müsste man einen oder mehrere Leute ernennen, die das Orderbook verwalten. Diese können kryptographische Beweise erstellen, dass sie beim Matching nicht betrügen. Falls sie doch betrügen, könnten sie einen initialen Deposit verlieren. Das würde funktionieren, ist dann aber leider nicht ganz so dezentral, wie man das gerne hätte.

      Ich habe das Bitsquares Whitepaper noch nicht gelesen, da ich eher in der akademischen Welt unterwegs bin, aber beim Überfliegen vermute ich, dass es Probleme mit Frontrunning haben könnte. Ein normales Orderbook wird von einem Thread bearbeitet, auf das Orderbook bei Bitsquares greifen mehrere Personen zeitgleich zu.

      • Ich glaube, das Problem ist viel pragmatischer. Selbst wenn es technisch möglich wäre, so etwas zu bauen – ich bin sicher, es geht – ist die Frage, wer den Kundensupport und das Marketing macht …Und ich glaube, ohne beides kommt man nicht besonders weit … ist die alte Linux vs Windows Frage. Nach einiger Zeit Linux finde ich es eine Zumutung, mal einen WIndows-Computer benutzen zu müssen, weil Windows eine der größten System-Bremsen und Speicher-Fresser überhaupt ist. Aber dennoch ist Mining und Spielen mit Linux fürchterlich kompliziert / gar nicht möglich. Und der Support … vielleicht antwortet jemand in einem Forum, vielleicht nicht …

      • Was wenn das Order Book nicht geheim gehalten werden muss? Z.B.: Ich kaufe Bitcoin per SEPA-Überweisung, dann bin ich selbst bei einem geheimen Order Book nicht mehr annonym. Zumindest nicht für den Verkäufer.
        Aber angenommen ich kaufe/verkaufe Bitcoin nicht gegen Euro, sondern gegen Token. Und zwar Token, die nur dem Zweck dienen, sie gegen Fiat Geld zu tauschen. Da gäbe es die Möglichkeit für jede Währung wie Eur, Usd etc. einen eigenen Token herauszugeben. Und zwar nicht per Transaction – nein sie werden neu gemined!
        Noch nie zuvor verwendete Token, deren Wert nur für den Besitzer erkenntlich ist. Realisiert werden kann dies durch cameo-hashes die ohne den Wert zu kennen bestätigt werden können.

        Was meint Ihr dazu? Sinnvoll?

        MfG.,
        BIOS

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