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Litecoin-Roundtable beschließt, SegWit zu aktivieren

Round Table. Bild von Julie Gibbons via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Die wichtigsten Vertreter der Litecoin-Commuity setzen sich zusammen, um sich zu einigen, was man nun mit SegWit macht. Die Einigung könnte interessante Erkenntnisse für Bitcoin erbringen, auch wenn man sich nicht zuviel neues Wissen erhoffen sollte.

Ein häufig gemachter Fehler ist es, anzunehmen, dass Kryptowährungen dezentral regiert werden müssten, da sie dezentral einen Konsens darüber finden, welche Historie von Transaktionen gültig ist. Tatsächlich hat das eine mit dem anderen jedoch prinzipiell nichts zu tun. Deutlich demonstriert wird dies durch die nun erzielte Einigung, SegWit bei Litecoin zu aktivieren.

Nachdem Litecoin das SegWit-Drama von Bitcoin importiert hat, blieb die Community einige Monate lang im Ungewissen, ob das eigentlich für Bitcoin geschriebene Protokoll-Upgrade bei der kleineren, „leichteren“, Kryptowährung aktiviert werden würde. Für einige Zeit sah es so aus, als sträubten sich die Miner auch hier. Nachdem jedoch F2Pool begonnen hatte, für SegWit zu minen, waren die SegWit-Verweigerer plötzlich in der Minderheit.

Die letzten beiden Wochen waren für Litecoin Fans ein echter Krimi. Der Altcoin wurde nicht nur zum technischen, sondern auch und vor allem zum sozialen Labor für Bitcoin. Die Entwickler drohten mit der User-aktivierten Softfork (UASF); BitMain produzierte eine neue von Litecoin-Miner und verzögerte die Auslieferung, während „zufälligerweise“ zur selben Zeit die Hashrate von Litecoin als auch von AntPool für Litecoin in die Höhe schoss, was zu Spekulationen Anlass gab, dass BitMain-Boss Jihan Wu seine Marktmacht nutzt, um SegWit auch bei Litecoin zu blockieren; derweil erklärte Jiang Zhuor von LTC1BTC, dass die sich SegWit verweigernden Pools AntPool, ViaBTC und LBT1BTC fortlaufend unter DoS-Angriffen stehen, er sich diesem Zwang verweigern würde und ein UASF in Wahrheit nicht von Usern, sondern ausschließlich von Entwicklern ausginge.

Ein Ende des Dramas brachte der Litecoin-Roundtable, auf dem sich vor allem die Miner trafen, um darüber zu diskutieren, wie man den Konflikt aus der Welt schafft. Das Ergebnis wurde am Wochenende in einem Medium Post mitgeteilt. Es besteht auf vier Beschlüssen: Erstens werden sich die Teilnehmer des Roundtables an die Beschlüsse halten. Zweitens sollten Protokoll-Upgrades nicht einseitig durch Miner oder Entwickler, sondern im Konsens und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der User implementiert werden. Drittens werden sowohl UASF als auch DoS-Angriffe einstimming verurteilt. Viertens – und das ist entscheidend – beschließen die Teilnehmer des runden Tisches einstimmig, SegWit als Softfork zu aktivieren, und die Größe der Blöcke zu erhöhen, wenn es einmal so weit kommt, dass die Blöcke dauerhaft zu mehr als 50 Prozent voll sind.

Gezeichnet wurde der Beschluss von den Minern BatPool, BitMain, BW.com, CHBTC.com, F2Pool, LTC1BTC und Easy Mining Tech, dem Entwickler Charlie Lee, den Börsen Okcoin und Huobi sowie den Unternehmen Collinstar Capital und Innosilicon Tech. Zusammen dürften diese Firmen und Personen die notwendige Macht und Autorität aufbringen, um eine reibungslose Aktivierung von SegWit auf Litecoin zu gewährleisten.

Für Bitcoin dürfte dies technisch interessant werden, da man lernen wird, wie die SegWit-Aktivierung abläuft und welche Möglichkeiten dies bietet. So könnte etwa Litecoin danach zum Labor werden, um das Lightning-Netzwerk sowie Schnorr-Signaturen zu erkunden. Ökonomische und soziale Erkenntnisse sind jedoch nicht zu erwarten.

Zum einen, weil es bei Litecoin aufgrund der zu mehr als 95 Prozent leeren Blöcke kaum einen wirklichen Grund gibt, SegWit-Transaktionen zu benutzen, und man daher kaum erfahren wird, wie viel Kapazität die Softfork bringt. Zum anderen, weil der Weg des Runden Tisches die Chance verspielt, zu erfahren, ob eine UASF funktionieren kann, welche für SegWit auf Bitcoin den lange erwarteten, aber weiterhin weit entfernten Durchbruch hätte bringen können.

Mit dem Roundtable geht die Litecoin Community lediglich jenen Schritt des Konsens hinter verschlossenen Türen, den Bitcoin bereits vor mehr als einem Jahr mit dem Hongkong Roundtable versucht hat. Politisch könnte die Aktivierung von SegWit auf Litecoin also lediglich zeigen, dass bei anderen Kryptowährungen jener Weg gangbar ist, der bei Bitcoin versucht wurde, aber gescheitert ist.

Dennoch darf man gespannt sein, wie die SegWit-Aktivierung auf Litecoin abläuft. Und wer weiß – womöglich wird die Demonstration der technischen Möglichkeiten, die SegWit eröffnet, den Druck auf die Bitcoin-Miner erhöhen, die SegWit-Blockade aufzugeben.

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12 Kommentare zu Litecoin-Roundtable beschließt, SegWit zu aktivieren

  1. +1

  2. Eine Spitzfindigkeit: Niemand kann im Voraus beschließen, SegWit zu aktivieren. Man kann aber beschließen, dass man versucht, es zu aktivieren. Die Aktivierung selbst kann niemand garantieren.

    Von daher würde ich solchen Treffen kleinerer Grüppchen, die niemals das gesamte Netzwerk vertreten können, keinerlei größere Bedeutung beimessen.

    Schön allerdings ist zu sehen, dass SegWit hier von einem Großteil der Industrie unterstützt wird.

  3. Hi, was ist mit Moonbeam? Wäre das nicht besser?

    • Leider Nein, Moonbeam selbst ist ein zentralisierter Zahlungsdienstleister und somit musst du ihm vertrauen – Das neue beim Bitcoin-Geld ist, das du niemandem vertrauen musst, das Netzwerk enthaelt und erzeugt das Vertrauen,durch die regeln nach dem es funktioniert(consensus-regeln)…

      Dazu brandneu von heute, Eric Lombrozo(core Entwickler)erklaert nochmal Segwit und holt dabei WEIT aus(erklaert seine Sicht auf Bitcoin), sehr informativ.

      Eric Lombrozo on Segwit :

      • Vielen Dank für den Link, in der Tat sehr informativ, am Anfang vor allem für neue User ein bisschen Geschichte der Soft Forks etc…

        An alle, die hier meine Befürchtung weniger großer Hubs im Lightning Network, um die man kaum herumkommt, negiert oder sogar ins Lächerliche gezogen haben, bitte genau zuhören ab 27:23: https://youtu.be/204Ql6LDsW0?t=27m32s

        Effektiv kann jeder Miner „seinen“ Block durch die Aufnahme eigener komplexer SegWit Transaktionen immer auf knapp 4MB aufblähen, ohne dass er großartig Transaktionsgebühren verliert.

        Auch danach, über die ganzen Vorzüge von SegWit für Smart Contracts und andere Applikationen hört sich eher danach an, dass die Blocks noch voller werden und einem Normaluser nur bleibt, einen möglichst großen Payment Channel mit einem großen Hub zu eröffnen, da jede OnChain Transaktion fast unbezahlbar wird, wenn die Blocksize nicht wächst.

        Zum Schluss finde ich seine Meinung zu ASICboost und Open Source interessant.

      • Nachtrag zu Moonbeam:
        Es ist kein zentralisierter Zahlungsdienstleister, sondern eine Art Clearing Protokoll zwischen zentralisierten Dienstleistern wie Börsen, Wallet Anbieter (bei denen Du keine Kontrolle über Deine Keys hast) und Payment Dienstleistern und hat eigentlich nicht mehr viel mit Bitcoin zu tun, nutzt diesen nur noch als Settlement und Backup, falls der Empfänger keinen Channel aufmachen kann.

        Wenn Du z.B. 1 BTC von Bitcoin.de zu Coinbase durchführst, eröffnet Bitcoin.de einen (OnChain multisig) Payment Channel zu Coinbase.com (nicht an Deine Bitcoin Adresse, sondern die zentrale von Coinbase) mit z.B. 10 BTC (falls Transaktionen von weiteren Usern erwartet werden) und signiert diesen zuerst mit der Balance 10 BTC für Bitcoin.de. Diese Balance wird dann umgehend upgedatet auf 9 BTC Bitcoin.de und 1 BTC Coinbase.com. Coinbase weist dieses Guthaben Deinem virtuellen Account in Ihrer Datenbank zu. Wenn ein anderer User von Bitcoin.de wieder Geld an einen Coinbase.com Account schickt, wird die Balance entsprechend aktualisiert und die Transaktion wieder von beiden Seiten signiert. Mit der letzten Signatur kann der Channel jederzeit von beiden Seiten geschlossen werden. Empfohlen werden 24 Stunden, um den Channel zu schließen.

        Für den normalen Bitcoin User, der selbst Kontrolle über seine Schlüssel haben will, bringt es keinerlei Vorteile, es sei denn man bezahlt mehrmals Täglich über einen zentralisierten Dienstleister wie Bitpay und könnte einen Channel zu diesem aufbauen. Der einzige Vorteil wäre, dass die Blockchain vielleicht sogar erheblich entlastet wird, denn viele Zahlungen dürften auf wenige große Hubs zurückgehen, die dann nur noch wenige Channels bräuchten. Mit Bitcoin hat das aber wie gesagt nicht mehr viel zu tun, sondern eher mit klassischem Clearing zwischen Banken.

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